1 Leonardo - Wissenschaft und mehr Sendedatum: 05. Februar 2015 Die Kleine Anfrage: Wie knüpfen Spinnen ihre Netze über Wege hinweg? von Rainer B. Langen Sprecher: Boris Striffler, Spinnenexperte beim Naturschutzbund NABU, kann die Frage in einem Satz beantworten. O-Ton: „Die Radnetzbauenden, die wir kennen, zum Beispiel Kreuzspinnen, die bauen einen waagerechten Faden, indem sie einen ganz feinen Faden aus dem Hinterleib quasi rausschießen und dieser ganz leichte Faden ist ganz einfach zu verdriften und der haftet sich dann irgendwo in der Vegetation an.“ Sprecher: Mit anderen Worten. Sie hängen ihren ersten Faden in den Wind. Wo dieser Faden hängenbleibt, kann das Netz gebaut werden. Mitunter lässt eine Spinne aber auch mehrere Fäden fliegen und sich irgendwo anheften. O-Ton: „Sie nimmt halt dann, was ihr am besten passt. Dieser waagerechte Faden dient wirklich nur als erste Hilfe, um ein Netz aufzubauen. Die Spinne wartet dann, bis dieser Faden irgendwo fest ist.“ Sprecher: Dann krabbelt sie das dünne Seil entlang und zieht einen neuen, dicken Faden hinter sich her. Den dünnen Faden frisst sie auf. Seide ist schließlich ein kostbares Gut für Spinnen. Sie produzieren die Seide in flüssiger Form in Drüsen am Hinterleib. Aus diesen Drüsen ziehen sie den Faden mit den Beinen heraus. Spinnen können Fäden in verschiedenen Stärken herstellen. Wenn sie sich an dem alten, dünnen Faden entlang auf die andere Seite hangeln, ziehen einige Tiere den neuen, festen Faden © Westdeutscher Rundfunk Köln 2015 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. 2 komplett bis auf die andere Seite und krabbeln dann bis zur Mitte zurück, um sich dort herunterzulassen. Andere krabbeln vom Anfang nur bis zur Mitte und lassen sich in der Mitte herunter. In beiden Fällen bilden die Spinnen mit ihrem Faden ein Ypsilon. Am unteren Ende des Ypsilons wird der Faden am Untergrund befestigt. Dann hat das Netz schon drei Speichen. O-Ton: „Es müssen natürlich ein paar mehr Speichen als drei sein.“ Sprecher: Dann klettert sie wieder hoch und zieht vom Mittelpunkt des Ypsilons weitere Fäden nach außen. So entstehen weitere Speichen und ein Rahmen, der das Netz nach außen begrenzt. Die Spinne muss sich ziemlich oft an ihren Fäden entlanghangeln, bis sie genügend Speichen für ihr Radnetz hat. Mit dem Einbau der Speichen nimmt es zum Beispiel eine Kreuzspinne sehr genau. O-Ton: „Die sind super regelmäßig. Man kann wirklich mit dem Geodreieck drangehen und es sind fast immer 15 Grad, die zwischen den Speichen sind.“ Sprecher: Wenn alle Speichen fertig sind, legt die Spinne eine erste breite Spirale von Querfäden über die Speichen, das ist die Hilfsspirale. Der Faden wird auf jeder Speiche wie mit einem Schweißpunkt festangeheftet. Die Hilfsspirale hält das Netzgerüst in Form. Anschließend baut das Tier von außen nach innen hin die eigentliche Fangspirale ins Netz ein. Das ist dann eine engere Spirale, die nur noch wenig Platz zwischen den Fäden lässt. Auf denen haften auch noch Klebetröpfchen, die Beutetiere festhalten, wenn sie ins Netz gehen. Kreuzspinnen sind beim Netzbau ziemlich fix. © Westdeutscher Rundfunk Köln 2015 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. 3 O-Ton: „Unter einer halben Stunde ist so eine Spinne fertig mit dem kompletten Netz.“ Sprecher: Dann kann sie sich am Rand des Netzes auf die Lauer legen. Über einen Signalfaden bekommt sie auf jeden Fall mit, wenn sich ein Beutetier im Netz verfangen hat. Wegen der Beutetiere, von denen sie sich ernährt, hat sie das Netz schließlich gebaut. © Westdeutscher Rundfunk Köln 2015 Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
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