Lebenszeichen

„Jetzt gehörst du zu uns“ –
Übergangsrituale von einem Lebensabschnitt
in den anderen
Lebenszeichen
Von Ulrike Burgwinkel
03.04.2016
O-Ton:
Na ja, beim Abi, da war man halt "reif" für die Prüfung, aber ob man da schon erwachsen war? Ich weiß ja nicht... Auf alle Fälle gab es damals so eine kleine Feier in
der Aula mit Zeugnisübergabe, natürlich hat der Schulchor dabei gesungen, und ja,
das Repertoire zum Besten gegeben. Ich hab da selbst ein paar Mal mitgesungen und
es war immer ganz schön und sehr stimmungsvoll. Dann noch ein paar Reden und
abends der Abiball und das war’s. Heute ist das, glaube ich, etwas anders, da wird ein
großer Aufwand gemacht und ich kenn das von den Jüngeren, dass es da so Motto
Shows gibt usw. Das finde ich ja schon etwas übertrieben und etwas vom dem entfernt, was man so als Ritual empfinden würde.
O-Ton Hitchcock:
Wo ich so richtig dazu gehört hab, ja vielleicht Erstkommunion, aber das weiß ich gar
nicht mehr, Firmung? Da war viel Aufregung damals, da war der Bischof da, na ja,
jetzt gehöre ich voll und ganz zur Kirche. Aber erwachsen, nee hab ich mich damals
eigentlich nicht gefühlt. Das war später. Das waren 2 Ereignisse: einmal der Tod meines Vaters, da war ich gerade 18 und noch entscheidender eigentlich war das: die
Geburt meines ersten Sohnes. Als Mutter, glaube ich, ist man dann endlich komplett
erwachsen.
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Übergangsrituale von einem Lebensabschnitt in den anderen
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Von Ulrike Burgwinkel
03.04.2016
O-Ton Winfired:
Das war meine erste eigene Wohnung, und der große Schritt begann, als ich endlich
eine eigene Waschmaschine hatte und meine Wäsche nicht mehr meiner Mutter bringen musste.
O-Ton Elke:
Wir waren die erste Konfirmandengruppe, damals in Bayern, in Oberfranken, die mit
einem weißen Kleid in die Kirche gehen durfte. Die Kirche war voll, mit unzähligen
Birken geschmückt, innen, außen. Es war eben dieses Gefühl, erstmal so wirklich
wahrgenommen zu werden und als Fast-Erwachsene wahrgenommen zu werden und
du wurdest auf einmal gesiezt, das war auch was ganz Besonderes niemals vor der
Konfirmation.
Sprecher:
Ein Ritual ist eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, feierlich-festliche Handlung mit
hohem Symbolgehalt. Sie wird häufig von bestimmten Wortformeln und festgelegten Gesten
begleitet und kann religiöser oder weltlicher Art sein. Initiation bezeichnet die Einführung eines Außenstehenden oder Anwärters in eine Gemeinschaft.
O-Ton Beate West-Leuer:
Früher war das Leben relativ strukturiert, die einzelnen Lebensabschnitte waren vorgegeben. Heute sieht das ganz anders aus. Das Leben ist viel komplexer geworden in
unserer Gesellschaft. Es laufen unterschiedliche Initiationsriten nebeneinander ab.
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„Jetzt gehörst du zu uns“ –
Übergangsrituale von einem Lebensabschnitt in den anderen
Lebenszeichen
Von Ulrike Burgwinkel
03.04.2016
Sprecherin:
Beate West-Leuer arbeitet als psychodynamische Therapeutin und Coach. Häufig kommen
Menschen mit Beratungsbedarf in genau solchen entscheidenden Übergangsphasen und
Wendepunkten des Lebens zu ihr.
O-Ton Beate Katrin Bauer:
Wir haben einmal das biographische, das private, dann haben wir ganz unterschiedliche Initiationsphasen im Beruflichen- das kann sich kreuzen. Auf der einen Seite werde ich gerade vielleicht junge Mutter, auf der anderen Seite im Beruf steht aber an,
dass ich befördert werde. All das hat mit Initiationen zu tun vielfältigster Natur und in
der Regel wird das heute intuitiv von den jungen Erwachsenen beantwortet, ohne
dass die eine vorgegebene gesellschaftliche Hilfe von außen bekommen.
SprecherIn:
Katrin Bauer ist Kulturanthropologin beim Landschaftsverband Rheinland. Ihr fällt eine Öffnung und Erweiterung der alten, altbewährten Traditionsriten auf.
O-Ton Katrin Bauer:
Da gibt es eine ganz breite Palette an Ritualen, die heute aktuell sind, die so das Erwachsensein markieren. Ich glaube, dass das heute sehr individuell ist, dass das ein
Unterschied ist zu früheren Jahrzehnten, dass heute jeder so sein Ritual hat, was er
sich selber aussucht, das sagt: so, jetzt bin ich erwachsen. Die klassischen sind natürlich immer noch sowas wie Konfirmation, wie Abitur, aber es gibt auch neue Rituale, wie z.B. denke ich da an die Liebesschlösser in Köln an der Brücke, die eine Be© Westdeutscher Rundfunk Köln 2016
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Übergangsrituale von einem Lebensabschnitt in den anderen
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Von Ulrike Burgwinkel
03.04.2016
ziehung markieren. Auf jeden Fall sind es immer so Rituale, die an Punkten gemacht
werden, die einen Übergang markieren.
Sprecher:
Diese Initiationsriten dienen als Erinnerungshaken und sind eine feste Konstante in der
Menschheitsgeschichte. Wie alles andere in der Menschheitsgeschichte ändern auch sie
sich mit der Zeit, in allen Kulturen. Manche allerdings bleiben bestehen, gehören dann eher
zur Folklore oder gelten als anachronistisches Überbleibsel aus vergangener Zeit.
Sprecherin:
Die festliche und streng reglementierte Einführung der jungen Mädchen in die Wiener Gesellschaft beim Debütantinnenball mag als ein solches Ereignis herhalten; es findet seine
Entsprechung in der „Quinceanera“. Zum 15. Geburtstag wird südamerikanischen Teenagern ein großes Fest ausgerichtet, sie bekommen unverhältnismäßig große Geschenke: eine Reise, ein Auto
Sprecher:
Die Jungs haben es da schon etwas schwerer. Sie möchten, müssen zu ihrer Gruppe finden,
die sich manchmal benimmt wie ein Rudel, dazu gehört, sich und den Anderen Loyalität
beweisen – bis zur Selbstaufgabe. Blutsbrüderschaften gibt es tatsächlich auch heute noch,
bekräftigt mit Schwüren ewiger Treue. Seltsamerweise halten sich diese extrem virilen Rituale. Um sich Respekt zu verschaffen und anzukommen in einer „peer-group“ mit kleinkriminellem Zuschnitt, können ein Autoklau und eine Spritzfahrt bis der Tank leer ist, schon ausreichen. Bei den Yakuza, der japanischen Version der italienischen Mafia, muss es dann schon
Mord und Totschlag sein, gekrönt durch jeweils eine weitere Tätowierung bis zur Ganzkörperverzierung. Bei der Bundeswehr, dem SEK oder anderen Männerbünden gibt es ebenso
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03.04.2016
Zugehörigkeitsprüfungen in der Form von Mutproben. Bei Burschenschaftlern gilt der
Schmiss, den man sich bei der Mensur, dem Fechtkampf mit ungeschütztem Gesicht, zugezogen hat, als Erkennungszeichen.
In vielen archaischen Kulturen spielten Prüfungen eine wesentliche Rolle. Trennung von der
Gemeinschaft, körperliche und geistige Schwächung, unter Umständen sogar konkrete körperliche Verletzung, wie z.B. Aushebeln eines Zahns, Penisinzision, Tattoos gehörten dazu. Diese Unterwerfung unter ein traumatisierendes und möglicherweise lebensbedrohliches
Ritual diente als Brandzeichen: Du gehörst zu uns und kommst auch nicht mehr von uns los.
Sprecherin:
In friedlicheren Stammesgesellschaften, wie den Trobiandern, untersucht von Ethnologen
wie Bronislaw Malinowski, sind Erntefeier-Tänze konstitutiv für die Gemeinschaft oder zum
Beispiel „Kula“, ein rituelles Geschenketauschen mit geringem materiellem, aber hohem sozialen Wert. Die symbolische Handlung bestärkt den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe
und verpflichtet wechselseitig. Das Ritual selbst ist besonders hervorgehoben aus dem Alltag durch
spezielle Kostüme,
durch ausgewählte Musik und Tänze plus symbolischer
Handlung: insofern gibt es „Kula“ auch bei uns.
Sprecher:
Als sozialpsychologisch hochinteressante Passage gilt die Pubertät, die Schwelle vom Jugendlichen zum Erwachsenen. Die liturgischen Riten der drei christlichen Kirchen sind deswegen genau an dieser Schwelle platziert. Nicht nur das Alter der Anwärter ist ähnlich. Bar
Mitzwa: Einstritt ins erwachsene Gemeindeleben, häufig mit Anlegen der Tefillin, der Gebetsriemen, Lesung aus der Thora in hebräischer Sprache, Kiddusch: Imbiss für die Gemeinde in der Synagoge . Firmung, bedeutet Festigung: Festmesse, Predigt des Bischofs,
Bekräftigung des Glaubensbekenntnisses, Salbung mit Chrisam, duftendem Öl, Segnung.
Konfirmation: gleich Bekräftigung, Festgottesdienst, Predigt, Bekräftigung des Glaubensbekenntnisses, Handauflegen, Segnung.
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03.04.2016
O-Ton Ilona (changeyouthinking):
Heute gibt es nach langer Zeit mal wieder ein Make-up-Tutorial von mir ich weiß ja,
das ganz viele von Euch so im Alter von 13 bis 15 sind und in dem Alter hat man ja
immer die Firmung und Konfirmation. Ich hab’s in Rosa-Tönen gehalten und relativ
natürlich, ich finde halt diese rosa Farben ganz passend für die Kirche und am Ende
gibt’s dann noch mein persönliches Konfirmations-Outfit. Ich hatte ja letztes Jahr Konfirmation.
O-Ton Pfarrer Horlitz:
Konfirmation bedeutet, Begleitung der Jugendlichen auf dem Weg zum Erwachsenwerden in Fragen der Religion und des Glaubens. Die ist nach wie vor sehr beliebt
und ganz viele Jugendliche in der Gemeinde gehen zum Konfirmandenunterricht und
viele auch, so habe ich den Eindruck, nicht nur, weil die Eltern das wollen.
Sprecherin:
Konfirmanden-Unterricht im Gemeindehaus der Neanderkirche in Hochdahl. 18 Jugendliche
im Alter von durchschnittlich 14 Jahren treffen sich 1x die Woche, anderthalb Jahre lang.
Pfarrer Volker Horlitz begleitet und leitet sie. Ein Besuch im Biotop
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Von Ulrike Burgwinkel
03.04.2016
O-Ton Pfarrer Horlitz:
Ein Schwerpunkt ist natürlich auch das soziale Lernen. In der Gruppe gemeinsam etwas machen, sich als Gruppe finden und nicht nur mit dem Freund, der Freundin etwas unternehmen, sondern auch zum Teil ertragen können, dass Andere mit dabei
sind, mit denen man nicht so dick befreundet ist, dass man die so stehen lassen kann
in ihrer ganz besonderen Art.
In der Kirche mache ich Mut, auf dem Weg weiter zu gehen und sich in der Gemeinde
in irgendeiner Weise zu betätigen, entweder indem man Gruppen besucht oder indem
man selbst Mitarbeiter wird an irgendeinem Punkt innerhalb der Gemeinde.
O-Ton Collage Konfirmanden:
Ich glaub kaum, dass sich irgendwas großartig verändert, aber ich mach‘ das hauptsächlich, weil es ein schönes Fest ist und um in die Gemeinde aufgenommen zu werden. Kleid hab ich schon, aber mit den Haaren, da hab ich keine Ahnung.
weil es ein schönes Fest ist und um vollständig in die Gemeinde aufgenommen zu
werden.
Es gibt Geld geschenkt.
Ich weiß das von meinem Bruder, wie das bei der Konfirmation abgeht und ich finde
das auch total schön, dann ein Mitglied der Kirche zu sein, weil: ich kenn‘ sehr viele,
die in der Kirche tätig sind.
Man fühlt sich ein bisschen erwachsener, aber man isses halt nicht. Ich lass mich
konfirmieren, weil halt schon die gewissen Erwartung in der Familie liegt, aber auch
aus persönlichem Interesse, an Geschenken etc.
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Von Ulrike Burgwinkel
03.04.2016
Ich bin hier, weil ich finde, das ist ein wichtiges Ereignis im Leben, meine Eltern wollten auch, dass ich hierhin gehe und halt auch wegen den Geschenken.
Ich hab das mit der Konfirmation jetzt eher so gemacht, weil ich auch mal neue Leute
kennenlernen wollte. Wir haben halt Jahre überlegt: soll ich jetzt Konfirmation machen
oder nicht, weil ich war auch nicht getauft.
Ich bin hier, weil erstens meine Eltern das wollten und ich auch, weil mir das auch
sehr viel Spaß macht, neue Freunde kennen zu lernen, Geschenke zu bekommen.
Also, die Konfi-Fahrt hat uns alle noch ein bisschen mehr zusammengebracht, vorher
waren das immer so abgeteilte Gruppen/ und das finde ich auch ziemlich cool.
O-Ton:
An der Schwelle zum Erwachsenwerden ... ist es aufregend...geht die Post ab... ist es
komisch...Zeit einen Moment innezuhalten...steht die Jugendweihe...einmalig und unwiederholbar: die Jugendweihe.
Sprecher:
Sie trat an die Stelle der religiös motivierten Rituale in der DDR. Der Startpunkt ins Erwachsenenleben war markiert durch allerlei Zeremonien und traditionell etwas später platziert als
die kirchlichen Konkurrenzveranstaltungen. Nach nur kurzzeitigem Verschwinden im Vereinigungsrausch findet sie wieder verstärkt Befürworter und Anhänger, so zum Beispiel in Berlin-Brandenburg, wo sich ein gemeinnütziger Verein der Kultivierung der Jugendweihe verschrieben hat.
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Von Ulrike Burgwinkel
03.04.2016
O-Ton:
Ich habe Euch ein Buch mitgebracht, ein leeres Buch, weil das Leben wie ein aufgeschlagenes Buch vor Euch liegt, in dem noch viele Seiten leer sind. Wir geben Euch
heute einen Stift in die Hand. Schreiben müsst Ihr allerdings selbst.
O-Ton Heike:
Alleine in Urlaub fahren: selbst organisiert, ich mit 2 Jungs, 3 Wochen durch England.
Ohne jegliche Unterstützung. Wir haben vorher immer geguckt: wo können wir übernachten, Jugendherbergsausweis besorgt und angeschrieben, Route festlegen. Das
war einfach eine ganz tolle Erfahrung. Wirklich so, ja, den Tag selbst zu gestalten und
selbst zu entscheiden, aber auch nicht nur das Entscheidenwollen und – dürfen, sondern auch das Entscheidenmüssen: was will ich essen, will ich in der Jugendherberge
kochen, esse ich das, was es da gibt. Es reift und man reift. Wenn ich an so eine
Schwellenerfahrung denke, dann ist es dieser Sommer und den möchte ich auch nicht
missen. Erwachsener gefühlt? Ich glaube, ich war erwachsener dadurch.
O-Ton Barbara:
Als ich mein Abitur gemacht habe, haben sich meine Eltern getrennt. Wir mussten das
Haus verkaufen und ich bin mit meiner Mutter zusammengezogen. Das war so ein
Schritt: meine Mutter war am Tiefpunkt ihres Lebens angelangt und ich habe die Verantwortung für sie übernehmen müssen. Ich war noch ein junges Mädchen und das
war das erste Mal, dass ich Verantwortung für jemand anders übernehmen musste.
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03.04.2016
O-Ton Karin:
Es gab eine Situation, wo ich gemerkt habe: jetzt ändert sich doch drastisch was in
meinem Leben, das war als Kind und zwar, als ich in die Schule kam. Auf einmal
musste man auf Kommando still sitzen und musste sich irgendwelche Sachen in den
Kopf kloppen. Die Schultüte war noch toll, da hab ich noch gedacht: das wird jetzt super. Jetzt habe ich noch ältere Geschwister, die Schulerfahrung hatten und ich hatte
auch die leise Ahnung: so toll wird es, glaube ich, nicht.
O-Ton Franko:
Abifeier? Das war die 68er Generation. Unsere Abifeier bestand darin, dass wir
abends wortlos unsere Zeugnisse hingeworfen bekamen praktisch und das war’s. Die
Abifeier ist praktisch ins Wasser gefallen. Ja vielleicht war so ein Punkt, aber das ist
wahrscheinlich ein bisschen doof, wenn ich das so sage, als ich meine Promotionsurkunde in der Hand hatte. Das war für mich so ein besonderes Ereignis. Ich dachte:
jetzt hast Du wirklich was erreicht. Es war eine Feier, wo der Dekan eine Rede hielt
und einem gratulierte und viele Doktoranden hatten ihre Eltern eingeladen/ es war
einfach so eine würdige Atmosphäre und ne schöne Feier.
O-Ton Katrin Bauer:
Ganz wichtig sind Symbole, aber auch Handlungen bei Übergängen.
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Von Ulrike Burgwinkel
03.04.2016
Sprecherin:
Die Kulturanthropologin Katrin Bauer betont nicht nur, wie enorm wichtig zeremonielle Handlungen für die Passage von einem Lebensabschnitt in den nächsten sind. Heute könne keine
gesellschaftliche Institution alleinige Deutungshoheit beanspruchen und vorschreiben, welches Initiationsritual wann vorzunehmen sei.
O-Ton Katrin Bauer:
Das ist ganz wichtig für einen Selber, dass dieser Übergang eben auch bewusst wird,
dass man sagt: ok, jetzt trete ich über, jetzt bin ich vielleicht etwas Neues, jetzt habe
ich in einen neuen Zustand erreicht, eine neue Rolle, deswegen wird die durch Rituale
markiert.
Für den Einen kann z.B. das erste Auto was ganz Besonderes sein, der Moment, wo
man die Schlüssel in die Hand nimmt vielleicht, dass man denkt: boah, jetzt bin ich
erwachsen. Oder wenn man den Führerschein gemacht hat. Für den Anderen ist es
aber vielleicht trotzdem noch die Kommunion, wo einem bewusst wird: so jetzt trete
ich in eine andere Gruppe ein, jetzt gehöre ich zu den Gruppe der.
Sprecherin:
Es wird allerdings nicht nur individuell verhandelt. Neben der Gruppe, den Vorgesetzten oder
den Eltern mischen die Medien den Ritualmarkt kräftig auf, und zwar global. Internet, TVSerien, Filme und social media präsentieren zumeist äußerst professionelle Initiationsrituale.
Die heißen dort natürlich nicht so. Vorbildhaft wirken sie trotzdem bei der Planung der ganz
eigenen individuellen Hochzeit, Wohnungseinweihung, Abiturfeier, beim runden Geburtstag
oder dem Abschied aus dem Berufsleben. Bachelor-Partys und Junggesellinnenabschiede in
Verkleidung und mit heftigem Alkoholkonsum sind erst in den letzten Jahren aus den USA
zu uns herübergeschwappt.
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03.04.2016
O-Ton Katrin Bauer:
Da gibt es z.B. ein Übergangsritual, was relativ neu ist: die Baby-Party, oder „BabyShower“. Bevor man das erste Kind bekommt, machen die Freunde eine Feier, ein
Fest für einen. Das ist ein Ritual, das ist aus den USA zu uns gekommen eben durch
Serien. Man sieht, dass ein gesellschaftliches Bedürfnis da ist, dass es anscheinend
irgendwie da eine Phase gibt der Unsicherheit, wo eben ein Ritual greift. Diese Babyparty beschreibt nämlich auch sehr schön einen Übergang zwischen: ich bin schwanger, aber noch nicht Mutter. Ich bin aber nicht mehr, „normal“ ist jetzt das falsche
Wort, aber ich bin eben jetzt in einem anderen Zustand. In dem Moment, wo das Kind
da ist, muss ich eine vollkommen andere Rolle einnehmen, die ich auch mein Leben
lang nicht mehr loswerde.
Sprecherin:
Nach dem Babyshower folgt als nächstes Initiationsritual zumindest im Rheinland das „Pinkeln-Lassen“ des Neugeborenen, will sagen: der frischgebackene Vater lädt seine Kumpels
zum fröhlichen Betrinken ein. Dann kommt die Taufe bei religiös gebundenen Eltern, respektive die Beschneidung bei jüdischen Jungen und nach 2-3 Geburtstagen ist es Zeit für den
dänischen „Schnullerbaum“. Eltern, Kinder und Erzieher sowie ein Baumkletterer feiern mit
einer Party im Park den Eintritt ins Kindergartenalter mit dem Abschied vom Schnuller: der
wird hoch oben in besagtem Baum aufgehängt.
Sprecher:
Die Symbolik ist jetzt nicht sehr hintergründig, dafür aber ist der Ritus äußerst kindgemäß
und etabliert sich gerade erst. Taufkleid, Hochzeitskleid, Ehering sind schon eher gängige
Praxis. Im privaten sind es familiäre Gepflogenheiten, die zum Ritual geronnen sind: An Silvester muss es Feuerzangenbowle und Feuerwerk geben, beim Zubettgehen wird immer
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03.04.2016
eine Geschichte vom Seehund Ottokar vorgelesen, es gibt einen Gute-Nacht-Kuss und Licht
aus. Küssen erst beim dritten Date oder samstags gern und immer wieder Pfannkuchen zu
Mittag. So gibt es tausenderlei verschiedene Arten und Weisen, die kleinen Übergänge im
Alltag zu ritualisieren. Das Immergleiche hat etwas Verlässliches und gibt Sicherheit. Beate
West-Leuer.
O-Ton Beate West-Leuer:
Viele Firmen haben immer die gleichen Rituale für Beförderungen, für Austritt aus
dem Berufsleben. Es ist ganz wichtig für die Menschen so eine Rückversicherung in
einer Gemeinschaft, wo ich mich drauf verlassen kann.
Sprecherin:
Manchmal erkennt man aber die Rituale gar nicht als solche. Im Berufsleben bedeutet ein
Schritt in der Karriere oder ein Arbeitgeberwechsel den Übergang von einer Position in eine
andere – wie auch immer diese finanziell oder kompentenzmäßig ausgestattet ist. Ein Beispiel:
O-Ton Beate West-Leuer:
Ich übernehme zum ersten Mal eine Führungsposition, dann ist heute landläufig anerkannt, dass ich dann so etwas wie einen Mentor bekomme und dieses Mentoring ist
nichts anderes als das, was wir ursprünglich bei den frühen archaischen Formen in
den Initiationsriten hatten, wo es immer einen älteren Mann, eine ältere Frau gab, die
mich begleitet hat. Im Privaten gibt es das natürlich auch: bei der Taufe gibt es immer
noch Paten, die mir helfen sollen, das Kind im Sinne der Gemeinschaft auf dem Weg
zu begleiten.
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03.04.2016
Sprecherin:
Wenn Beate West-Leuer die Teilnehmer eines ihrer Weiterbildungskurse zum psychodynamischen Coach verabschiedet, wird selbstverständlich ein Zertifikat aus besonderes geprägtem Büttenpapier überreicht, und es gibt einen kleinen Umtrunk. Damit wird bekräftigt und
bestätigt, dass man es geschafft hat, dass man stolz sein kann auf die eigene Leistung.
O-Ton Beate West-Leuer:
Jede Form von Statuspassagen, jede Form von Übergang von einer Phase in die
nächste, jede Initiation hat immer auch einen gewissen Prüfungscharakter und es
geht darum, dass hier dokumentiert wird, auch äußerlich dokumentiert wird: hier hat
jemand was geleistet. Hier hat jemand eine Prüfung bestanden. Hier hat jemand Mut
gezeigt, Wissen erworben, hier hat jemand mehr Kompetenzen und das wird selbstverständlich in die Gemeinschaft, in die Gruppe, oder in den Arbeitsalltag integriert,
indem man das gemeinsam mit den Anderen feiert.
Sprecher:
Die Feier selbst, aber auch die Fotos von dem Ereignis, das Zertifikat oder die Urkunde funktionieren als Erinnerungshaken. All diese Schwellen haben diesen besonderen Charakter,
man kann sie wie Perlen an einer Kette für sein Leben auffädeln.
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03.04.2016
O-Ton Beate West-Leuer:
Und damit kriegt unsere ganze Identität bestimmte Rasterungen oder dadurch entsteht das Narrativ unserer Identität, weil wir gucken ja zurück auf unser Leben und
haben da bestimmte Anker, an denen wir uns entlanghangeln und dann sagen wir:
das bin ich.
Sprecher:
Von der Adoleszenz zum jungen Erwachsensein braucht man eine gewisse innere Sicherheit, so dass man sagen kann: ja, das bin ich.
O-Ton Beate West-Leuer:
Dann hat man ein Stück „Ich-Funktionen“ für sich gewonnen, günstiger Weise ist man
da sicher. Man hat ein Stück Impulskontrolle, man weiß, dass man denken kann, man
ist in der Lage, andere Menschen einzuschätzen, man antizipiert: was will jemand von
mir, was will ich von ihm? Man hat Autonomie erworben und kann sich als autonomer,
unabhängiger junger Erwachsener dann auch auf andere Menschen einlassen. Das
ist die Vorbedingung, um so etwas wie Liebesbeziehungen mit einem anderen Menschen einzugehen.
Sprecherin:
Ein weiterer wichtiger Übergang zum Erwachsenwerden liegt etwas später im Leben. Es ist
die Entscheidung, eine Familie zu gründen und damit Verantwortung für die nächste Generation zu übernehmen. Eine gewisse Schwellenangst kommt hier häufiger vor. Rituale sind
nicht unbedingt Begleiter der Entscheidung selbst, wohl aber der Folge-Erscheinungen.
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03.04.2016
Sprecher:
Die Frage, wann man denn wohl erwachsen ist, ob es ein Konzept gibt für „Erwachsensein“
in unserer Gesellschaft, und an welchen Initiationsriten dieser Zustand denn nun festzumachen ist, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Rechte nimmt Jeder für sich in Anspruch
beim Älterwerden; Pflichten gehören aber zweifelsfrei auch dazu. Das Eine ist ohne das andere nicht zu haben.
O-Ton Beate West-Leuer:
Die Vorstellung, dass es so etwas wie ein fein ausformuliertes, verschriftlichtest für Alle präsentes Konzept gibt, ich glaube, das gibt es nicht. Es gibt so eine Basisannahme, dass man dann erwachsen ist, wenn man bereit ist, in dieser Gesellschaft Leistung zu erbringen.
Sprecher:
Lebenskünstler, Spätpubertierende oder Ichlinge könnten demnach altersmäßig erwachsen
sein, aber nicht willig oder fähig zu beispielsweise Bedürfnisaufschub, Leistungsbereitschaft,
Übernahme von Verantwortung. Kurz: Pflichten. Verlockend klingt das auch nicht wirklich.
Katrin Bauer
O-Ton Beate West-Leuer:
Erwachsensein hat damit zu tun, Verantwortung zu übernehmen. Für sich Selber, vielleicht dann auch für andere, für seine Gedanken, für seine Taten auch einzustehen.
Das ist eine Bedeutung; ob man das immer will? Das ist einen schwierige Sache. Also
wenn man sich gerade irgendwie Mode ansieht z.B., da vermeiden wir das ja, älter zu
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03.04.2016
werden oder erwachsen zu werden. Da haben wir genau den gegenteiligen Trend, der
junge, der jugendliche Körper ist der attraktive Körper. Wenn man zu H&M geht, da
sehen sie 14-15jährige genauso wie Rentnerinnen, die da einkaufen, weil es eben
sich alles gewandelt hat. Wir haben nicht mehr diese festgefahrenen Lebensphasen,
aber trotzdem wird eben Jugendlichkeit als das A und O propagiert.
Sprecherin:
Äußere Kennzeichen der Festgefahrenheit in der Jugendlichkeit sind für jeden sichtbar, mitunter peinlich und Anlass zum Fremdschämen; das „innere Kind“ hingegen ist unsichtbar,
aber äußerst lebendig. Es meistert Übergänge, übersteht Initiationen und überschreitet
leichtfüßig alle Schwellen.
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