Die große Wende in der Geldpolitik

Wirtschaft aktuell im Unterricht vom 17.12.2015
Die große Wende in der Geldpolitik
1. Kompetenzen
Die Schülerinnen und Schüler sollen ...
1. die Stellung sowie die generellen Aufgaben von Notenbanken in modernen Volkswirtschaften ermitteln.
2. sich Umfang und Zielsetzung der aktuellen Zinsentscheidung der USamerikanischen Notenbank (Fed) erschließen.
3. anhand des Beispiels die Interdependenzen der Handlungen der Akteure im internationalen Wirtschaftsgeschehen analysieren.
2. Aufgaben
1.
Erklären Sie die Begriffe „Inflation“ und „Deflation“. Arbeiten Sie heraus,
inwieweit diese bei zu hohen Quoten langfristig als problematisch bewertet
werden.
2.
Erschließen Sie sich die Stellung sowie die grundlegenden Aufgaben von Notenbanken in modernen Volkswirtschaften.
3.
Geben Sie die aktuelle Entscheidung der US-Notenbank (Fed) wieder. Benennen Sie ihre wesentlichen Zielsetzungen.
4.
Erläutern Sie den Einfluss derartiger Entscheidungen auf die Finanzmärkte.
Setzen Sie sich mit den konkret denkbaren Auswirkungen auseinander.
5.
Erörtern Sie exemplarisch die Interdependenz der Handlungen der Akteure im
globalen Wirtschaftsgeschehen. Setzen Sie sich hierzu mit den internationalen
Wirkungen der Entscheidung einer nationalen Notenbank auseinander.
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Wirtschaft aktuell im Unterricht vom 17.12.2015
Die große Wende in der Geldpolitik
Die US-Notenbank nimmt nach sieben Jahren Abschied von der Nullzins-Politik.
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In einer historischen Entscheidung hat die US-Notenbank (Fed) den Leitzins
angehoben. Er soll künftig in einer Bandbreite von 0,25 Prozent bis 0,5 Prozent
schwanken. Die Spanne der Zinsen zuvor war mit 0,0 bis 0,25 Prozent vorgegeben,
was meist einfach als Nullzins bezeichnet wurde.
Viele Ökonomen und Investoren haben diesen Schritt sehnlichst erwartet. Sie fühlten
sich nicht mehr wohl in einer Welt, in der die Kapitalmärkte vor allem von niedrigen
Notenbankzinsen getrieben werden. Oft war die Befürchtung zu hören, die Kurse
seien verzerrt und kein Spiegelbild der wirtschaftlichen Verhältnisse. Entsprechend
nervös waren die Investoren vor der Entscheidung.
Die erste Zinserhöhung seit der Finanzkrise signalisiert in den Augen der Amerikaner
aber auch, dass ihre Wirtschaft endgültig die Intensivstation verlassen hat und wieder
gesund wird. Die Fed hatte den Zins vor sieben Jahren als Reaktion auf die
Finanzkrise von einem Prozent auf das Niveau nahe null gesenkt und dort belassen.
Die letzte Zinserhöhung hatte im Jahr 2006 stattgefunden.
Bis zuletzt war der Zinsschritt bei Ökonomen umstritten. Zwar herrschte weitgehende
Einigkeit, dass die niedrige Arbeitslosigkeit von fünf Prozent für eine Anhebung
spricht. Aber die hartnäckig niedrige Inflation sprach dagegen. Die Fed signalisierte
in der Verlautbarung zu ihrer Entscheidung, dass sie die Preisentwicklung 2016 sehr
genau beobachtet und, wenn sie sich anders als erwartet entwickelt, die Geldpolitik
überdenken will.
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Die Fed erwartet offiziell, dass die Inflation „mittelfristig“ wieder die gewünschte
Marke von zwei Prozent erreicht. Sollte dieses Ziel außer Reichweite geraten, würde
sie ihre Geldpolitik anpassen, sagte Yellen, also langsamer die Zügel anziehen. Sie
deutete vorsichtig an, dass sie daher 2016 schon etwas Auftrieb bei der Inflation sehen
will - aber genauer wollte sie sich auch auf mehrfache Nachfragen von Journalisten
nicht äußern. „Wir lassen uns nicht auf einen einzelnen Wert festlegen“, betonte sie.
Mit dem Zinsschritt setzt die zweite Phase der Normalisierung der Geldpolitik in den
USA ein. Gleichzeitig mit der Nullzins-Politik hatte die Notenbank im Dezember
2008 ein gewaltiges Programm zum Ankauf von Zinspapieren gestartet, das in drei
Schüben ablief und im Oktober 2014 endete. In der Zeit blähte die Fed ihre
Bilanzsumme von deutlich unter einer Billion Dollar auf 4,5 Billionen auf. Die
Amerikaner haben sich damit den Ruf als die fleißigsten Gelddrucker der Welt
eingehandelt. Tatsächlich entspricht die Bilanzsumme rund einem Viertel des
Bruttoinlandsprodukts. Japan liegt bei dieser Kennzahl aber weit höher, auch die
Euro-Zone hatte zwischenzeitlich einen deutlich größeren Prozentsatz erreicht, und
selbst die Briten bewegten sich eine Weile oberhalb dieses Werts. […]
Quelle: Wiebe, F., Handelsblatt print, Nr. 244, 17.12.2015, 28
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