Aktienmarkt 2007: Dax hängt die Welt

Ökonomische Rahmenbedingungen – 1. Quartal 2016
Einige Überraschungen und Rekorde
prägten das Jahr 2015
Das Börsenjahr 2015 lässt sich mit einer
stürmischen See vergleichen. Auf haushohe
Wellenkämme – der Dax stand im April bei
fast 12400 Punkten – folgten tiefe Wellentäler, als der Dax im Spätsommer wieder auf
rund 9300 Punkte herunterrauschte. Zum
Jahresende hat sich das deutsche Börsenbarometer schließlich bei 10743 Punkten stabilisiert. Bezogen auf den Jahresanfang entspricht dies im Dax noch einer Steigerung
von 9,5%, wobei der Euro Stoxx (+3,8%)
und der Dow Jones Index (-2,2%) schlechter
abschnitten. Fast jeder Monat hielt eine neue
Überraschung bereit: Die Schweizer Nationalbank gab die Bindung zum Euro auf, die
Rentenmärkte brachen zeitweise ein, Chinesische Aktien stiegen rasant und fielen ebenso dramatisch, Griechenland stand kurz vor
einem Austritt aus der Eurozone, China wertete die Währung ab, die Volatilität an den
Aktienmärkten stieg auf den höchsten Wert
seit 2008, Wachstumssorgen in China breiteten sich aus, der Abgasskandal belastete VW
schwer, die Rohstoff- und Aktienmärkte brachen ein, die EZB kündigte weitere Lockerungsmaßnahmen an, der Ölpreis fiel unter
40 US-Dollar und die Fed verschob aufgrund
der globalen Konjunktursorgen im Sommer
die erste Zinserhöhung seit 2004. Obwohl
die EZB im Dezember schließlich eine weitere Kürzung des Einlagenzinssatzes auf
-0,3%, die Verlängerung des Anleihekaufprogrammes (QE) bis März 2017 und eine
Ausweitung der zum Kauf zugelassenen
Wertpapiere auf regionale sowie Kommunalanleihen beschloss, reagierten die Börsen
enttäuscht. Die Marktteilnehmer hatten zudem eine Aufstockung der monatlichen Anleihekäufe erwartet.
Highlights

Moderate Wachstums- und niedrige Inflationsraten werden u.E. bestehen bleiben.

Trotz einem intakten Aufwärtstrend am
Aktienmarkt gehen wir von einer hohen
Schwankungsintensität aus.

Highlights im 1. Quartal 2016: Geldpolitik, Konjunktur und Währungspolitik in
China, Ölpreisentwicklung.
Aktien
31.12.2014
31.12.2015
in %
DAX
Euro Stoxx
MSCI Welt in EUR
9805,55
3146,43
1412,95
10743,01
3267,52
1530,27
9,6%
3,8%
8,3%
Anleihen (Zinsen)
in Bp
Bundesanleihen (10J) 0,54%
US-Treasuries (10J)
2,17%
0,63%
2,27%
Wechselkurse
EUR/USD
EUR/CHF
9
10
in %
1,21
1,20
1,09
1,09
-10,2%
-9,5%
Nach einem so turbulenten Börsenjahr stellt
sich jetzt nun die Frage, wie es im neuen
Jahr weitergeht? Moderate Wachstumsraten
und (noch) niedrige Inflationsraten werden
das konjunkturelle Umfeld in den Industrieländern weiterhin prägen. Darüber hinaus
wird sich unserer Meinung nach die hohe
Volatilität 2016 fortsetzen. Im Folgenden
gehen wir deshalb auf die Kernfragen ein,
die u. E. das neue Jahr bestimmen können.
Haben wir den vorläufigen Höchststand
der Aktienmärkte bereits 2015 gesehen?
Zum Jahresende lagen nun die Aktienmärkte
der Industrienationen deutlich unter ihren
(Allzeit)-Höchstständen, die 2015 erreicht
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wurden. Die längste Aufwärtsphase seit dem
2. Weltkrieg hält nun schon 7 Jahre an. Eine
Rally am Aktienmarkt hört jedoch nicht
grundlos auf. Momentan sprechen die meisten Faktoren für eine intakte Entwicklung:
Erstens liegen die globalen Wachstumsraten
in einem soliden Bereich, obwohl sie (teilweise) enttäuscht haben. Eine Rezession in
den Industrieländern ist aus heutiger Sicht
aber in weiter Ferne. Wir gehen von einem
moderaten globalen Wachstum in Höhe von
3,3% aus. Zweitens werden unseres Erachtens die Unternehmensgewinne in den USA
in diesem Jahr wieder anziehen. Die negativen Effekte durch den starken US-Dollar und
der Verfall der Unternehmen im Energiesektor durch den niedrigen Ölpreis werden 2016
möglicherweise ausklingen. In der Eurozone
und Japan wird das solide Wirtschaftswachstum durch die ultralockere Geldpolitik gestützt. Drittens gehen wir nicht von einer aggressiven Zinserhöhungsphase durch die Fed
aus. Eine moderate Entwicklung der Zinsen,
in Abhängigkeit der konjunkturellen Lage
und des Arbeitsmarktes, unterstützt eher den
Aktienmarkt. Viertens sind Aktien zwar
nicht mehr günstig bewertet, aber noch nicht
überbewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis
(KGV) des MSCI Welt Index beträgt 16,6,
verglichen mit dem langfristigen Durchschnitt von 17,6. Das KGV im Dax liegt sogar „nur“ bei 13.
Zinszyklus 1994, Aktienmarkt indexiert, 4.2.94 = 100
Quelle: Bloomberg, FG&W
Welchen Einfluss wird eine straffere
Geldpolitik in den USA haben?
In Amerika ist nun die längste Ära der Nullzinspolitik zu Ende. Am 16.12.2015 erhöhte
die Fed den Leitzins um 25 Basispunkte auf
0,25 bis 0,5%. Dieser Schritt wurde an den
Finanzmärkten erwartet, nachdem die Notenbank im September noch aufgrund der
globalen Konjunktursorgen gezögert hatte.
Allerdings ist unserer Meinung nach der
Zeitpunkt des ersten Zinsschritts weniger
bedeutend, als das Tempo der folgenden
Zinsanhebungen. Janet Yellen hat dabei bekräftigt, dass die zukünftige Zinsentwicklung
maßgeblich von den Konjunkturaussichten
abhängt. Die vom Markt implizierte Wahrscheinlichkeit deutet auf maximal 4 Zinserhöhungen im nächsten Jahr hin.
Die Furcht vor dem „Schreckensgespenst“
Zinserhöhung sollte jedoch diesmal geringer
ausfallen. Die Fed hat bereits seit einigen
Monaten die Kapitalmärkte allmählich vorbereitet. Somit ist ein großer Unsicherheitsfaktor über die weitere Gestaltung der Geldpolitik aus dem Weg geräumt. In der Vergangenheit wurde weder der 1. Zinsschritt
noch der Zinserhöhungspfad von der amerikanischen Zentralbank kommentiert.
Wie werden die Börsen diesmal auf steigende Zinsen reagieren? Dabei kann ein Blick in
die Vergangenheit helfen. „Die Geschichte
wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich“,
hat bereits Mark Twain festgestellt. Wir haben deshalb die letzten Zinserhöhungszyklen
der Fed von 1994 und 2004 analysiert und
verglichen. Die Auswirkungen auf die Aktienmärkte fielen dabei recht unterschiedlich
aus. 1994 hat die Zinserhöhungsphase mindestens zeitweise den Aktienmarkt negativ
beeinflusst, obwohl die Kurse sich innerhalb
der ersten 12 Monate wieder erholen konnten
(vgl. Chart: Zinszyklus 1994). Im Gegensatz
dazu konnte die straffere Geldpolitik 2004
den Aufwärtstrend am Aktienmarkt nicht
stoppen. Im weiteren Verlauf sind sowohl
die Kurse in den USA als auch in Deutschland rund 10-15% gestiegen (vgl. Chart:
Zinszyklus 2004, Seite 3). Diese Beispiele
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verdeutlichen, dass die Auswirkungen einer
Zinserhöhung auf den Aktienmarkt dann gering ausfallen bzw. zu vernachlässigen sind,
wenn ein solides Wirtschaftswachstum zugrunde liegt (vgl. 2004). Hatte eine Zinssteigerung vorwiegend das Ziel, die wachsende
Inflation zu bekämpfen, dann waren die
Auswirkungen auf Aktien eher negativ zu
sehen (vgl. 1994).
Zinszyklus 2004, Aktienmarkt indexiert, 30.6.04 = 100
Quelle: Bloomberg, FG&W
In der aktuellen Situation gehen wir davon
aus, dass Aktien nur unter folgenden 2 Szenarien signifikant leiden werden: Wenn die
Inflation in den USA plötzlich erheblich ansteigt oder wenn die Fed die Zinsen zu
schnell anhebt. Da beide Szenarien eher unwahrscheinlich erscheinen und sich die amerikanische Konjunktur in einer robusten Verfassung befindet, werden unserer Meinung
nach die Aktienmärkte nicht nennenswert
unter einer (moderaten) Zinserhöhungsphase
leiden.
werden kann. Die Herausforderungen sind
groß: Abbau des Verschuldungsgrades (Kreditblase), Beseitigung der Immobilienkrise,
Reduktion der Überkapazitäten im Industriegütersektor und Vermeidung eines Kollaps
im Bankensektor. Unserer Meinung nach haben die chinesische Regierung und Zentralbank noch weiteren Handlungsspielraum, um
die Wirtschaft und das Bankensystem zu
stützen. Darüber hinaus hat China hohe
Währungsreserven (3,5 Trillion US-Dollar),
eine sehr geringe Staatsverschuldung (40%
im Verhältnis zu BIP) und profitiert von den
niedrigen Energiekosten.
Die fallenden Rohstoffpreise sowie politische und wirtschaftliche Krisen haben vor allem Brasilien, Russland und Südafrika in eine tiefe Rezession gestürzt. Insbesondere
hängen diese rohstoffexportierenden Länder
von der Nachfrage aus China ab. Darüber
hinaus schadet eine Zinserhöhung in den
USA den Schwellenländern, deren Währung
an den US-Dollar gebunden ist. Diese vielen
Unsicherheitsfaktoren werden unserer Ansicht nach dazu führen, dass auch im neuen
Jahr die Aktienmärkte der Schwellenländer
schlechter abschneiden als die Börsen der
Industrienationen (vgl. Chart: Unterperformance der Schwellenländer seit 2010).
Unterperformance der Schwellenländer seit 2010
Können die Schwellenländer ihre Krisen
überwinden?
Ob China seinen wirtschaftlichen Abschwung aufhalten bzw. verlangsamen kann,
wird auch in diesem Jahr einen großen Einfluss auf die Finanzmärkte haben. Wir rechnen zwar weiterhin mit fallenden Wachstumsraten, gehen aber davon aus, dass eine
sog. „harte Landung“ in China vermieden
Quelle: Bloomberg, FG&W
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Sehen wir in 2016 Deflation oder Inflation?
Welche Anlageentscheidungen bestimmen das neue Jahr?
Die von vielen Ökonomen gefürchtete Inflation aufgrund der expansiven Geldpolitik der
Industrieländer in den vergangen Jahren hat
sich nicht bewahrheitet. Vielmehr liegt die
Inflationsrate vielerorts gerade einmal knapp
über 0. Obwohl die Ölpreisentwicklung bei
der Berechnung der Kerninflationsrate nicht
berücksichtigt wird, hat der Verfall der
Energiepreise Auswirkungen auf nahezu alle
Preise, da die Input-Kosten für die meisten
Güter deutlich gesunken sind. Wenn der Effekt der niedrigen Energiepreise in diesem
Jahr abnimmt, sollte die Inflationsrate wieder
leicht ansteigen (vgl. Chart: Inflationserwartungen zeigen moderate Erholung an). Ein
moderater Anstieg wäre auch aus Sicht der
Kapitalmärkte wünschenswert, da dann die
Sorgen vor einer Deflation abnehmen.
Wie bereits zuvor erläutert, gehen wir davon
aus, dass der Aufwärtstrend am Aktienmarkt
noch nicht zu Ende ist. Dennoch kann insbesondere kurzfristig die Schwankungsintensität deutlich steigen, wie bereits im Jahr 2015
gesehen. Allerdings lässt die sog. Marktbreite nach. D.h., die Anzahl der Aktien, die eine
positive Marktentwicklung tragen, nimmt ab.
Somit wird die Auswahl von Aktien aussichtsreicher Unternehmen bzw. Sektoren
auch in diesem Jahr eine bedeutende Rolle
spielen. Welcher Auslöser die Märkte
schließlich negativ beeinflusst, ist aus heutiger Sicht unklar. Mögliche Risikofaktoren
sind vor allem eine zu stark steigende Inflation, eine zu restriktive Geldpolitik (vor allem in den USA), ein Crash am Markt für
Hochzinsanleihen, eine enttäuschende Konjunkturentwicklung in China oder geopolitische Ereignisse. Auch wenn sprichwörtlich
in der Regel „politische Börsen kurze Beine“
haben, stehen im Jahr 2016 wichtige Entscheidungen bevor, wie z.B. die USPräsidentschaftswahlen und die Entscheidung von Großbritannien hinsichtlich der
Zugehörigkeit zur Europäischen Union. Darüber hinaus verlieren die etablierten Parteien
in Europa immer mehr an Boden. Insbesondere sind die radikaleren Parteien in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal im Aufwind und könnten den Reformfortschritt dort
bremsen.
Bezogen auf den Rentenmarkt erwarten wir
in diesem Jahr weiterhin niedrige bzw. leicht
steigende Zinsen. Die Geldpolitik wird sowohl in Europa als auch Japan expansiv
bleiben und sich in Amerika nur sehr langsam normalisieren. Sollte jedoch die Inflation stärker als erwartet zunehmen, könnten
die Anleihezinsen negativ darauf reagieren.
Inflationserwartungen zeigen moderate Erholung an
Quelle: Bloomberg, FG&W
Allerdings wäre ein Anstieg der Inflation
aufgrund höherer Lohnabschlüsse für den
Kapitalmarkt eher negativ zu beurteilen, da
zum einen die Margen der Unternehmen sinken und zum anderen die Zentralbanken zum
stärkeren Handeln gezwungen werden. Wir
gehen insbesondere in den USA von steigenden Löhnen aus, auch wenn der Effekt durch
eine noch hohe Anzahl von Kurzarbeitern
begrenzt ist.
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Redaktionsschluss: 4. Januar 2016
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