Die US-Wirtschaft zeigt Nehmerqualitäten

21. Juli 2016
Die US-Wirtschaft zeigt Nehmerqualitäten
Der Dollar hängt am Tropf der Erwartungen an die Zinspolitik der Fed. Allen internationalen Hindernissen zum Trotz orientiert
sich die US-Notenbank in erster Linie am Zustand der US-Wirtschaft. Diese hat in den letzten Wochen deutliche Zeichen der
wiedererlangten Stärke gezeigt.
Die US-Wirtschaft hat in den Wintermonaten gelahmt. In
der Industrie fehlten die Aufträge aufgrund des Investitionsstopps im Rohstoffsektor. Der Export litt unter dem Anstieg
des Dollars um 25% seit Mitte 2014 und der Schwäche der
chinesischen Wirtschaft. Enttäuschende Wachstumsraten
von nur etwas mehr als 1% pro Quartal und ein Stottern
der Jobmaschinerie waren die Folge. Im zweiten Quartal hat
die Wirtschaft neuen Schwung geholt. Mit den höheren
Rohstoffpreisen wittert die Industrie Morgenluft und der
Dollar hat sich dank dem gemächlichen Zinserhöhungstempo der Fed stabilisiert.
Die Fed wird reagieren
Die guten US-Daten stehen im Widerspruch zur aktuellen
Geldpolitik der Fed. Vor dem Hintergrund des Brexits lässt
sich die Fed Zeit mit weiteren Zinserhöhungen. Gemäss den
Finanzmärkten ist der nächste Zinsschritt erst im Herbst
2017 zu erwarten. Janet Yellen gibt sich ebenfalls zurückhaltend und betont die vorsichtige Vorgehensweise. Wenn
sich der Reigen der positiven Daten aus der Wirtschaft
fortsetzt, wird die Fed aber nicht zögern und die Zinsen
noch in diesem Jahr weiter erhöhen.
Handelsgewichteter Wert des US-Dollar
Dynamik in der US-Wirtschaft nimmt zu
Die erste Schätzung für das BIP-Wachstum im zweiten
Quartal wird am 29. Juli veröffentlicht. Erwartet wird ein
Zuwachs zwischen 2.5% und 3.0%. Im Winter sparten die
Konsumenten angesichts der unsicheren Wirtschaftslage
die höheren Einkommen lieber als dass sie das Geld mit
vollen Händen ausgaben. In der Zwischenzeit hat die Stimmung gedreht und das Geld sitzt lockerer. Der private Konsum hat deshalb deutlich zugelegt. Auch die vorausschauenden Wirtschaftsindikatoren wie die Auftragseingänge in
der Industrie oder im Dienstleistungssektor befinden sich
auf einem guten Niveau. Dies lässt für den Herbst eine
solide Konjunktur erwarten.
Inflationsdruck steigt, zwar langsam aber stetig
In den USA von einer unmittelbar drohenden Inflationsgefahr zu sprechen, wäre vermessen und falsch. Auch die
Inflationserwartungen sind immer noch tief. Die Kerninflation ohne den direkten Einfluss der Energie- und Nahrungsmittelpreise ist aber in den letzten Monaten von 1.5%
auf 2.3% gestiegen und liegt damit über dem Inflationsziel
der Fed von 2%. Die tiefe Arbeitslosenrate beeinflusst zunehmend die Lohnentwicklung. Die Stundenlöhne steigen
um 2.6% an. Vor einem Jahr lag dieser Wert noch bei 2%.
Die Fed wird sich davon nicht beunruhigen lassen. Es zeigt
ihr aber, dass das von ihr angestrebte Ziel von mehr Inflation auf gutem Weg ist.
Höhere Fed-Zinsen helfen vorübergehend dem Dollar
Wir gehen davon aus, dass die Fed in diesem Jahr noch
einen Zinsschritt vornehmen wird. Dies wird den Dollar
vorübergehend wieder stärker ins Schaufenster stellen. Das
Aufwertungspotenzial hält sich aber in Grenzen. Eine Euphorie für den Dollar wird die Fed nicht mehr auslösen.
Prognosen
USD/EUR
CHF/USD
21.7.16
In 3 Monaten
In 12 Monaten
1.1034
1.09 - 1.14
1.10 - 1.15
0.9850
0.96 – 1.01
0.95 – 1.00
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