Der Dollar im Banne der Fed

19. April 2016
Der Dollar im Banne der Fed
Im letzten Jahr gab es für die Dollar-Prognosen nach oben kaum Grenzen. Höhere Fed-Zinsen waren der Garant für das Glück
der Dollar-Bullen. Sechs Monate später ist die erste Zinserhöhung in den USA Tatsache und die Liebe zum Dollar abgekühlt. Was
geblieben ist, ist der Einfluss der Zinserwartungen auf den Greenback.
Im letzten Dezember hat die Fed die Zinswende eingeläutet
und erstmals seit fast zehn Jahren ihren Leitzins angehoben. Weitere Zinserhöhungen im Quartalsrhythmus galten
am Markt als gegeben. Da der Rest der Welt von Zinserhöhungen weit entfernt ist, war ein starker Dollar "die" sichere Wette an den Finanzmärkten. Ein Rückgang der Aktienkurse um 10% und ein fallender Ölpreis haben jedoch
genügt, um die Stimmung zu drehen. Man sprach plötzlich
nicht mehr von Zinserhöhungen, sondern von Negativzinsen auch in den USA. Dies bekam dem Dollar nicht gut.
Handelsgewichtet verlor er seit Ende Januar 8% an Wert.
Nach der Erholung der Aktienkurse sind Negativzinsen kein
Thema mehr. Zinserhöhungen werden aber am Markt in
absehbarer Zukunft gemäss den Fed Fund-Futures keine
mehr erwartet. Der Treibstoff für einen höheren Dollar ist
damit verloren gegangen.
Zustand der US-Wirtschaft spricht für höhere Zinsen
Euphorie und Depression wechseln an den Finanzmärkten
rasch. Das gilt auch für die Erwartungen betreffend der
Geldpolitik der Fed. Aus unserer Sicht sind die Zinserwartungen zu tief gesunken. Wir erwarten im Juni die nächste
Anhebung des Leitzinses um 0.25%, gefolgt von einer
weiteren Erhöhung um 0.25% im zweiten Halbjahr. Die USWirtschaft zeigt zwar Schwächen, insbesondere im Industriesektor. Auch der Absatz von langlebigen Konsumgütern
wie neuen Autos kommt nach dem Rekordjahr 2015 ins
Stocken. Auf der anderen Seite strotzt der Arbeitsmarkt vor
Stärke und die Zahl der offenen Stellen ist so hoch wie
noch nie. Die Wirtschaft nähert sich in ihrem Zyklus langsam dem Top, was sich nicht zuletzt in einem steigenden
Inflationsdruck ausdrückt. Die Fed tut gut daran, die Zinsen
weiter zu erhöhen, um die Kontrolle über die Inflation zu
behalten.
"Graduell" heisst graduell und nicht "nie"
"Graduell" ist das Zauberwort in der Kommunikation der
Fed. Damit lassen sich Janet Yellen und ihre Kollegen alle
Optionen in der Geldpolitik offen. Die meisten FedVertreter lassen aber keinen Zweifel daran, dass sie die
Zinsen weiter anheben wollen. Janet Yellen hat auch nichts
anderes gesagt, obwohl ihre letzten Äusserungen von den
Finanzmärkten anders interpretiert wurden. Die Fed will
höhere Zinsen, um beim nächsten Wirtschaftsabschwung
wieder Spielraum für Zinssenkungen zu haben. Zudem
können die aktuell tiefen Inflationserwartungen plötzlich
kippen. Ein unerwünschter Renditesprung nach oben wäre
die Folge.
Handelsgewichteter Wert des US-Dollar
Zinserhöhung im Juni hilft vorübergehend dem Dollar
Wir gehen wie erwähnt davon aus, dass die Fed am 15.
Juni den nächsten Zinsschritt vornehmen wird. Im Vorfeld
wird die Zinsdiskussion im Markt angeregter verlaufen als in
den letzten Wochen. Dies wird den Dollar vorübergehend
wieder stärker ins Schaufenster stellen. Das Aufwertungspotenzial hält sich jedoch in Grenzen. Eine Euphorie für den
Greenback wird die Fed nicht mehr auslösen, da Zinserhöhungen in den USA nicht mehr das „historische“ Ereignis
sind, als welches sie im letzten Herbst glorifiziert wurden.
Prognosen
USD/EUR
CHF/USD
19.4.16
In 3 Monaten
In 12 Monaten
1.1328
1.08 - 1.13
1.10 - 1.15
0.9636
0.96 – 1.01
0.95 – 1.00
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