Papst drängt auf Sonntagsruhe

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Papst drängt auf Sonntagsruhe
07.11.2015 | 15:04 | (DiePresse.com)
Der Sonntag diene nicht nur der Entspannung. Der Mensch müsse auch die Möglichkeit
haben, sich um die Familie, Kultur und Religion zu kümmern.
Papst Franziskus drängt auf die Einhaltung der Sonntagsruhe. Da gehe es nicht nur um ein "soziales
Recht", sondern "vor allem um eine Dimension des Menschlichen", sagte er am Samstag bei einer
Audienz für Mitarbeiter der italienischen Fürsorgeanstalt INPS im Vatikan.
"Gott hat den Menschen zum Ruhen aufgefordert, und er selbst wollte am siebenten Schöpfungstag
daran teilhaben. In der Sprache des Glaubens ist das Ausruhen also gleichzeitig etwas Menschliches
und etwas Göttliches", sagte der Papst. Der Sonntag diene nicht nur der Entspannung. Der Mensch
müsse auch die Möglichkeit haben, sich um die Familie sowie um das kulturelle, soziale und religiöse
Leben zu kümmern.
Das Recht auf Ruhe
Die heutige Gesellschaft sei allerdings von "heiklen Gleichgewichten" gezeichnet, wie
Arbeitsplätzemangel und Lücken beim Arbeitsschutz. "Wenn man so lebt, wie kann man denn dann
einmal ausruhen? Die Ruhe ist das Recht, das wir alle haben, wenn wir Arbeit haben - aber wenn es
so viel Arbeitslosigkeit gibt, so viel soziale Ungerechtigkeit, Schwarzarbeit, prekäre
Arbeitsverhältnisse, wie kann ich mich denn dann ausruhen?", fragte der Heilige Vater.
Der Papst plädierte für das Recht auf Sozial- und Pensionsversicherung. "Du arbeitest einmal eine
Weile nicht, und schon hast du keine Gesundheitsversorgung mehr." Wichtig seien auch
Mutterschaftshilfen und Pensionen. "Das Recht auf Pension muss immer bestehen", sagte Franziskus
den Mitarbeitern der Fürsorgeanstalt.
Arbeit sei nicht nur ein "unwichtiges Rädchen" in einem "perversen Mechanismus, der Ressourcen
zermalmt, um immer höhere Profite einzustreichen": "Vergesst nicht den Menschen - das ist der
Imperativ. Den Menschen bewusst lieben, ihm dienen mit Gewissenhaftigkeit, Verantwortung und
Verfügbarkeit. Arbeiten für die, die arbeiten - und auch für die, die gerne arbeiten würden, aber nicht
können. Und das alles nicht als Werk der Solidarität, sondern als Pflicht der Gerechtigkeit", so der
Papst.
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29.11.2015 18:38