Grosse Papstrede

Große Papstrede zum Thema Arbeit
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Große Papstrede zum Thema Arbeit
Papst Franziskus bricht eine Lanze für die Sonntagsruhe. Da gehe es nicht nur um ein „soziales Recht“,
sondern „vor allem um eine Dimension des Menschlichen“, sagte er am Samstag bei einer Audienz für die
italienische Sozialversicherungsanstalt INPS. „Gott hat den Menschen zum Ruhen aufgefordert, und er
selbst wollte am siebten Schöpfungstag daran teilhaben! In der Sprache des Glaubens ist das Ausruhen
also gleichzeitig etwas Menschliches und etwas Göttliches. Mit einer Bedingung, allerdings: dass es da
nicht einfach um Ausspannen von der täglichen Mühe geht, sondern um eine Gelegenheit, die eigene
Kreatürlichkeit voll zu leben. Die Notwendigkeit, die Ruhe zu „heiligen“ (vgl. Ex 20,8), verbindet sich
darum mit der Notwendigkeit eines Moments – eines Sonntags –, an dem man sich um das Familienleben,
das kulturelle, soziale und religiöse Leben kümmern kann.“
Die heutige Gesellschaft sei allerdings von „heiklen Gleichgewichten“ gezeichnet, fuhr Franziskus fort;
dazu gehörten Arbeitsplätze-Mangel und Lücken beim Arbeitsschutz. Abweichend von seinem
vorbereiteten Redetext rief der Papst aus: „Wenn man so lebt, wie kann man denn dann mal ausruhen?
Die Ruhe ist das Recht, das wir alle haben, wenn wir Arbeit haben – aber wenn es so viel Arbeitslosigkeit
gibt, soviel soziale Ungerechtigkeit, Schwarzarbeit, prekäre Arbeitsverhältnisse, wie kann ich mich denn
dann ausruhen? Was sagen wir dazu? Wir könnten – das wäre eine Schande! – sagen: Du willst arbeiten?
Na gut! Machen wir einen Deal: Du fängst im September an und arbeitest bis Juli, aber von Juli bis in den
September hinein isst du nicht und ruhst dich nicht aus... So etwas passiert heute! Und es passiert überall
in der Welt, auch hier, sogar in Rom! Ruhen, weil man Arbeit hat. Sonst gibt es nämlich kein Ausruhen...“
Als nächstes Thema knöpfte sich der Papst das Recht auf Sozial- und Rentenversicherung vor. „Du
arbeitest mal eine Weile nicht, und schon hast du keine Gesundheitsversorgung mehr“, sagte er, wieder
abweichend vom Redetext. Und weiter, jetzt wieder wie im Text vorgesehen, zu den
Versicherungsangestellten: „Zu Ihren nicht leichten Aufgaben gehört es, dass es Arbeitslosen und ihren
Familien nicht an den nötigen finanziellen Subventionen fehlt! Machen Sie die Arbeit von Frauen zu einer
Priorität – einschließlich der Mutterschaftshilfen... Schützen Sie die Frauen, die Arbeit der Frauen! Möge
das Recht auf die Rente, ich unterstreiche: das Recht – die Rente ist ein Recht! – das Recht auf die Rente
immer bestehen! Seien Sie sich immer der Würde jedes Arbeiters, dem Ihr Dienst gilt, bewusst!“
Arbeit sei, recht besehen, eine „Fortsetzung des göttlichen Schöpfungswerks in der Geschichte“: Wer für
die Arbeit eintrete, baue mit an Gottes Plan für die Welt. Arbeit sei also nicht nur ein unwichtiges
Rädchen in einem „perversen Mechanismus, der Ressourcen zermalmt, um immer höhere Profite
einzustreichen“. „Vergesst nicht den Menschen – das ist der Imperativ. Den Menschen bewusst lieben,
ihm dienen mit Gewissenhaftigkeit, Verantwortung und Verfügbarkeit. Arbeiten für die, die arbeiten – und
auch für die, die gerne arbeiten würden, aber nicht können. Und das alles nicht als Werk der Solidarität,
sondern als Pflicht der Gerechtigkeit... Die Schwachen unterstützen, damit jeder die Würde und Freiheit
bekommt, ein wahrhaft menschliches Leben zu leben.“
(rv 07.11.2015 sk)
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