Lösung 1

D-MATH/D-PHYS
Prof. G. Felder
Funktionentheorie
HS 2007
Lösung 1
1. Gegeben sind die Funktionen
f : C → C,
und
g : C → C,
z 7→
z 7→ |z|
exp(−1/z 4 ), z 6= 0,
0,
z = 0.
a) Bestimme die Mengen der Punkte z ∈ C, in welchen die obigen Funktionen
die Cauchy-Riemann Gleichungen erfüllen.
b) Bestimme die Mengen der Punkte z ∈ C, in welchen die obigen Funktionen
komplex differenzierbar sind.
a,b) Die Funktion f : z 7→ |z| ist im Ursprung nicht reell differenzierbar, erfüllt
dort also die C-R-Gleichungen nicht und ist dort auch nicht komplex differenzierbar. Wäre f in z 6= 0 komplex differenzierbar, dann auch f 2 , und folglich
z 7→ f 2 (z)/z = z, da z 7→ 1/z auf C \ {0} holomorph ist. Da die komplexe Konjugation nirgends komplex differenzierbar ist, folgt nun dasselbe für f .
Insbesondere erfüllt f auch die C-R-Gleichungen nirgends.
Die Funktion g ist auf der offenen Menge C \ {0} offensichtlich komplex differenzierbar, erfüllt dort also auch die C-R-Gleichungen. Im Ursprung erfüllt g die
C-R-Gleichungen:
g(0 + t) − g(0)
t→0
t
−t−4
e
= lim
t→0
t
−4
4e−t t−5
= lim
= 0,
t→0
1
ux (0) + ivx (0) = gx (0) = lim
und ähnlich
−4
g(0 + it) − g(0)
e−t
uy (0) + ivy (0) = gy (0) = lim
= lim
t→0
t→0
t
t
= 0.
Allerdings ist g im Ursprung unstetig (und somit weder reell total differenzierbar
– also kein Widerspruch zum Satz aus der Vorlesung – noch komplex differenzierbar): Für ε → 0 gilt g(ε(1 + i)) = exp(−1/(ε · (1 + i))4 ) = exp(1/(4ε4 )) → ∞.
Bitte wenden!
2. a) Bestimme den Konvergenzradius der Potenzreihe
X nn
zn.
n!
n≥1
b) Bestimme für jedes α ∈ R den Konvergenzradius Rα der Potenzreihe
X
fα (z) :=
nα z n .
n≥1
a) Wir verwenden das Quotientenkriterium:
n
an n n
(n + 1)!
n
1
=
·
=
= (1 + 1/n)−n → ,
an+1 n+1
n! (n + 1)
n+1
e
n → ∞,
denn (1 + 1/n)n = exp(n log(1 + 1/n)) = exp(+1 + O(n−1 )) → exp(1) = e.
Also ist der Konvergenzradius R = 1/e.
b) Es gilt stets
α 1/n
1/Rα = lim sup |n |
n→∞
log n
= lim exp α ·
n→∞
n
= 1,
denn log(n)/n → 0 für n → ∞.
3. Sei f eine analytische Funktion auf einer offenen Teilmenge G ⊂ C.
Zeige: Ist |f | lokal konstant, so ist auch f lokal konstant.
Beweis: Ist |f | in der Umgebung eines Punktes konstant 0, so ist dort auch
f konstant Null. Wir dürfen also voraussetzen, dass |f | lokal konstant ist und
nirgends verschwindet.
Wir zeigen, dass die partiellen Ableitungen von f = u + iv verschwinden, was
impliziert dass f lokal konstant ist. Nach Voraussetzung gilt |f |2 = u2 + v 2 =:
C 6= 0. Durch Ableiten nach x (bzw. nach y) erhalten wir die Gleichungen
2uux + 2vvx = 0
2uuy + 2vvy = 0
Einsetzen der C-R-Gleichungen, Kürzen und Umordnen der zweiten Gleichung
liefert
uux − vuy = 0
vux + uuy = 0
Dies ist ein homogenes lineares Gleichungssystem für die partiellen Ableitungen
(ux , uy ) von u mit Determinante det = u · u − (−v · v) = u2 + v 2 6= 0. Also verschwinden die partiellen Ableitungen von u. Wegen der C-R-Gleichungen
verschwinden auch die partiellen Ableitungen von v, wie gewünscht. Q.E.D.