USA: Aufwärtstrend bei der Jahresteuerung der Kernrate

Makro Research
Volkswirtschaft Aktuell
Donnerstag, 14. April 2016
USA: Aufwärtstrend bei der Jahresteuerung der Kernrate unterbrochen
‡ Der Verbraucherpreisindex ist im März um 0,1 % gegenüber dem Vormonat (mom) gestiegen. Die Jahresteuerung (yoy) sank
von 1,0 % auf 0,9 %. Klammert man Energie- und Nahrungsmittelpreise aus, dann stieg die Kernrate um 0,1 % gegenüber
dem Vormonat. Die Kern-Inflationsrate sank von 2,3 % auf 2,2 %. Es ist der erste Rückgang seit Mai 2015.
‡ Die heutigen Preisdaten dürften die geldpolitischen Tauben in ihrer Einschätzung bestärken, dass zeitnahe Inflationsrisiken
nicht bestehen und deshalb ein gradueller Leitzinserhöhungspfad angemessen ist.
1. Die Inflationsrate der Verbraucherpreise ist im März von 1,0 % auf 0,9 % gefallen (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,9 %). Im Vormonatsvergleich stieg der Verbraucherpreisindex um 0,1 % (Bloomberg-Umfrage: 0,2 %; DekaBank:
0,1 %). Klammert man die Preisentwicklungen der Bereiche Lebensmittel und Energie aus, dann nahm der Preisindex in der
Kernrate um 0,1 % gegenüber dem Vormonat zu (Bloomberg-Umfrage: 0,2 %; DekaBank: 0,1 %). Die Jahresveränderungsrate sank von 2,3 % auf 2,2 % (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 2,3 %). Dies ist der erste Rückgang der Inflationsrate seit
Mai vergangenen Jahres.
2.
Die Preisstatistik wird üblicherweise in vier Bereiche unterteilt: Energie, Nahrungsmittel, Mieten und Kern-
Kernrate. Im März stiegen die Energiepreise insbesondere im Bereich Benzin gegenüber dem Vormonat an. Wir hatten hier
mit einem geringen Preiszuwachs gerechnet. Im April dürfte der Energiepreisanstieg noch stärker ausfallen. Denn die Preisdynamik von Benzin hielt bislang an und das Saisonmuster ist für April weit weniger günstig ausgeprägt. So wurde von dem
Preisanstieg im März durch die Saisonbereinigung ein Großteil abgezogen. Für April ist dieser Abzug durch die Saisonbereinigung deutlich kleiner. Der Preisindex für Nahrungsmittel sank aus unserer Sicht erwartungsgemäß gegenüber dem Vormonat. Allerdings hatten wir mit einem etwas weniger stark ausgeprägten Rückgang gerechnet. Auffallend ist die Preisentwicklung bei Mieten. Die Preisdynamik der beiden gewichtigsten Teilbereiche (tatsächliche und kalkulatorische Mieten) entsprach
nahezu exakt unseren Prognosen. Allerdings gab es im Bereich Hotel einen ungewöhnlichen Preisabschlag. Möglicherweise
könnte hierfür das relativ frühe Ostergeschäft verantwortlich gewesen sein. Größere Überraschungen gab es auch innerhalb
der Kern-Kernrate. So blieb der von uns erwartete positive Rückpralleffekt im Bereich Bildung und Kommunikation aus. Hingegen war der Preisrückgang im Bereich Bekleidung weniger ausgeprägt als von uns erwartet. In Summe glichen sich die Überraschungen innerhalb der Kern-Kernrate aus.
Verbraucherpreise*
Teilkomponenten der Kerninflation*
6
5
Prognose
5
Prognose
4
4
3
3
2
2
1
1
0
-1
0
-2
05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17
Preisindex (insgesamt)
ohne Lebensmittel und Energie
-1
05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17
ohne Lebensmittel, Energie und Mieten
*Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in Prozent
*Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in Prozent
Quelle: Bureau of Labor Statistics; Prognose: DekaBank
Quelle: Bureau of Labor Statistics; Prognose: DekaBank
Mieten
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Monatliche Preisentwicklungen in ausgewählten Teilbereichen*:
Gewicht**
100
14,0
8,2
5,8
Jan 16
0,03
0,01
-0,21
0,33
Feb 16
-0,17
0,16
0,18
0,14
Mrz 16
0,09
-0,20
-0,49
0,22
6,8
3,0
3,8
-2,76
-4,76
0,46
-5,95
-13,04
-0,37
0,95
2,19
-0,17
Mieten
tatsächliche Mieten
kalkulatorische Mieten
33,2
7,7
24,2
0,30
0,29
0,25
0,28
0,31
0,25
0,17
0,29
0,21
Kern-Kernrate
Alkoholische Getränke
Wohnnebenkosten
Haushaltswaren (und Dienste)
Bekleidung
Transport (ohne Energie)
Medizinische Versorgung
Freizeit / Erholung
Bildung und Kommunikation
46,0
1,0
1,2
4,2
3,1
12,2
8,4
5,7
7,1
0,28
0,46
0,24
-0,12
0,58
0,14
0,48
0,18
0,04
0,28
0,23
0,11
0,02
1,62
0,11
0,51
0,21
-0,14
0,00
-0,04
0,37
-0,15
-1,12
0,02
0,11
0,23
0,02
Verbraucherpreise (insgesamt)
Nahrungsmittel
daheim
auswärts
Energie
Benzin
Energie Haushalte
*Veränderung gegenüber dem Vormonat in Prozent; **Stand: Ende des Vorjahres
Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank
3.
Aus Sicht der Fed ist der Deflator der privaten Konsumausgaben (ohne Lebensmittel und Energie) das wichtigste Inflationsmaß. Mit Hilfe der Verbraucherpreise lässt sich abschätzen, dass der Deflator im März um 0,07 % gegenüber dem
Vormonat ansteigen und dessen Inflationsrate zwischen 1,5 % und 1,6 % liegen und damit leicht abnehmen dürfte. Nach
dem rasanten Anstieg der Inflationsrate in den vergangenen Monaten dürfte dieser Rückgang aus Sicht mancher
FOMC-Mitglieder ein Entspannungssignal und eine Bestätigung des bisherigen extrem vorsichtigen Straffungskurses sein. Zumal auch in den Folgemonaten keine überschießende Inflationsentwicklung droht. Somit gehen wir weiterhin davon aus, dass die nächste Leitzinserhöhung (man kann auch von der Leitzinswende 2.0 sprechen) erst im September erfolgen
wird.
4.
Unserer Einschätzung nach sind mit den heutigen Inflationszahlen die mittelfristigen Inflationsrisiken jedoch nicht geringer geworden. Verschiedene FOMC-Mitglieder haben zuletzt betont, dass aus ihrer Sicht ein überraschendes Überschießen der
Inflation kein größeres makroökonomisches Risiko wäre. Demnach wäre die Fed in der Lage, in solch einem Fall die Leitzinsen
rascher anzuheben als derzeit erwartet. Unserer Einschätzung nach haben die Finanzmarktturbulenzen seit Mitte vergangenen Jahres gezeigt, dass die Fed keine Möglichkeit hat, die Leitzinsen rasch (bspw. bei jedem Meeting um
25 Basispunkte) anzuheben. In solch einem Szenario wären es nicht die Leitzinserhöhungen selbst, die die Wachstumsdynamik der US-Wirtschaft zum Erliegen bringen würde, sondern die wahrscheinlich damit einhergehenden sehr stark ausgeprägten
Finanzmarktturbulenzen. Aus heutiger Sicht lässt sich nicht mit Gewissheit prognostizieren, ob, wann und in welchem Ausmaß Inflationssorgen die Kapitalmärkte belasten werden. Aber es erscheint derzeit unwahrscheinlich,
dass die Fed denkbare Inflationssorgen zeitnah so deutlich dämpfen könnte, ohne eine erneute US-Rezession einzuleiten.
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Donnerstag, 14. April 2016
PCE-Deflator (ohne Lebensmittel und Energie)*
PCE-Deflator (ohne Lebensmittel und Energie)*
0,28
0,26
0,24
0,22
0,20
0,18
0,16
0,14
0,12
0,10
0,08
0,06
0,04
0,02
0,00
2,6
Prognose
2,4
mittelfr. Inflationsziel
2,2
Prognose
2,0
1,8
1,6
1,4
1,2
1,0
0,8
Mrz 15 Mai 15 Jul 15 Sep 15 Nov 15 Jan 16 Mrz 16
07
08
09
10
11
12
13
14
*Veränderung gegenüber dem Vormonat in Prozent
*Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in Prozent
Quellen: Bureau of Economic Analysis, Prognose DekaBank
Quellen: Bureau of Economic Analysis, Prognose DekaBank
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Autor:
Rudolf Besch
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