Makro Research Volkswirtschaft Aktuell

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Volkswirtschaft Aktuell
Donnerstag, 17. November 2016
USA: Inflation weiter auf dem Vormarsch
‡ Die Inflationsrate der Verbraucherpreise ist im Oktober von 1,5 % auf 1,6 % angestiegen. Klammert man Energie- und Nahrungsmittelpreise aus, dann stieg die Kernrate um 0,1 % gegenüber dem Vormonat. Die Kern-Inflationsrate sank von 2,2 %
auf 2,1 %.
‡ Unser bisheriger Inflationsausblick stammt noch aus der Vor-Trump-Zeit. Mit der Wahl von Donald Trump zum nächsten USPräsidenten haben die Risiken einer stärkeren Inflationsentwicklung in den kommenden Jahren zugenommen.
1. Die Inflationsrate der Verbraucherpreise ist im Oktober von 1,5 % auf 1,6 % leicht angestiegen (Bloomberg-Umfrage
und DekaBank: 1,6 %). Gegenüber dem Vormonat nahm der Preisindex um 0,4 % zu (Bloomberg-Umfrage und DekaBank:
0,4 %). Hauptgrund für die höhere Preisdynamik ist die Energiepreisentwicklung. Klammert man die Bereiche Lebensmittel und
Energie aus, dann nahm der Preisindex der Kernrate um 0,1 % gegenüber dem Vormonat zu (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,2 %). Die Jahresveränderungsrate sank leicht von 2,2 % auf 2,1 % (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 2,2 %).
2.
Die Preisstatistik wird üblicherweise in vier Bereiche unterteilt: Energie, Nahrungsmittel, Mieten und Kern-
Kernrate. Im Oktober stiegen die Energiepreise unseren Erwartungen entsprechend kräftig an. Nahezu unverändert blieben
die Nahrungsmittelpreise. Unterschätzt haben wir die Preisentwicklung im Bereich Mieten. Hier setzte sich die kräftige
Preisentwicklung der vergangenen Monate unvermindert fort. Schwächer als von uns erwartet war jedoch die Preisentwicklung
im Bereich der Kern-Kernrate. Nach einem ausgeprägten Preisrückgang im Bereich Bildung im Monat zuvor, gingen wir hier
von einem positiven Rückpralleffekt im Oktober aus. Tatsächlich sank das Preisniveau in diesem Bereich auch im Oktober, wenn
auch nicht so ausgeprägt wie zuvor.
3.
Aus Sicht der Fed ist der Deflator der privaten Konsumausgaben (ohne Lebensmittel und Energie) das wichtigste Inflationsmaß. Mit Hilfe der Verbraucherpreise lässt sich abschätzen, dass der Deflator im Oktober um 0,14 % gegenüber dem
Vormonat angestiegen sein dürfte. Ohne Revisionen des Deflators dürfte dessen Inflationsrate im Oktober im Bereich von
1,8 % liegen.
Verbraucherpreise*
Teilkomponenten der Kerninflation*
6
5
5
Prognose
Prognose
4
4
3
3
2
2
1
1
0
-1
0
-2
05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17
Preisindex (insgesamt)
ohne Lebensmittel und Energie
-1
05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17
ohne Lebensmittel, Energie und Mieten
*Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in Prozent
*Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in Prozent
Quelle: Bureau of Labor Statistics; Prognose: DekaBank
Quelle: Bureau of Labor Statistics; Prognose: DekaBank
Mieten
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Donnerstag, 17. November 2016
Monatliche Preisentwicklungen in ausgewählten Teilbereichen*:
Gewicht**
100
14,0
8,2
5,8
Aug 16
0,20
0,00
-0,17
0,23
Sep 16
0,29
0,02
-0,10
0,17
Okt 16
0,36
-0,03
-0,16
0,14
6,8
3,0
-0,01
-0,89
2,94
5,76
3,48
6,97
Mieten
tatsächliche Mieten
kalkulatorische Mieten
33,2
7,7
24,2
0,34
0,32
0,28
0,35
0,29
0,36
0,36
0,39
0,30
Kern-Kernrate
Alkoholische Getränke
Wohnnebenkosten
Haushaltswaren (und Dienste)
Bekleidung
Transport (ohne Energie)
Medizinische Versorgung
Freizeit / Erholung
Bildung und Kommunikation
46,0
1,0
1,2
4,2
3,1
12,2
8,4
5,7
7,1
0,20
-0,02
0,23
-0,14
0,19
-0,03
1,04
-0,06
0,05
-0,06
0,34
0,55
0,02
-0,67
-0,12
0,15
-0,09
-0,34
0,00
0,36
0,10
0,13
0,32
0,01
0,02
-0,14
-0,09
Verbraucherpreise (insgesamt)
Nahrungsmittel
daheim
auswärts
Energie
Benzin
*Veränderung gegenüber dem Vormonat in Prozent; **Stand: Ende des Vorjahres
Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank
4.
Unser bisheriger Inflationsausblick stammt noch aus der Vor-Trump-Zeit. Mit der Wahl von Donald Trump zum
nächsten US-Präsidenten haben die Risiken einer stärkeren Inflationsentwicklung in den kommenden Jahren zugenommen. Dieser Interpretation folgten auch die Kapitalmärkte, nachdem der erste Schock bezüglich des unerwarteten Wahlausgangs verdaut war. So stiegen die Inflationserwartungen insbesondere im längeren Laufzeitenbereich sehr deutlich an. Aus
unserer Sicht gibt es vier Gründe, weshalb die Inflationsgefahren unter der Präsidentschaft Trumps zunehmen: Fiskal- und Steuerpolitik, Außenhandelspolitik, Immigrationspolitik und Gesundheitspolitik. Fiskalpolitisch werden vermutlich die Staatsausgaben im Bereich Infrastruktur ausgeweitet. Hinzu käme eine Stimulierung der wirtschaftlichen Dynamik
durch Steuersenkungen (Einkommen und Unternehmen). Der zusätzliche Fiskalimpuls träfe allerdings auf eine nahezu ausgelastete Volkswirtschaft und wäre daher ein gutes Stück preis- und nicht nur wachstumstreibend. Sollte es zu Handelshemmnissen in Folge einer Neuausrichtung der US-Außenhandelspolitik kommen, würden Importe teurer, was ebenfalls inländisch
preistreibend wirkt. Die Ausweisung von möglicherweise bis zu drei Millionen illegalen Immigranten innerhalb kürzester Zeit
würde das bereits knappe Arbeitsangebot weiter verringern, was sich wiederum in einer höheren Lohndynamik widerspiegeln
würde. Die Einführung der Gesundheitsreform unter Präsident Obama sorgte im Bereich Gesundheit für einen preisdämpfenden Effekt. Im Zuge einer Neugestaltung von Obamacare könnte sich dieser Effekt umkehren. An den Kapitalmärkten
überwog bislang die Erleichterung darüber, dass Donald Trump nach der Wahl in den wenigen Aussagen zu seinem wirtschaftspolitischen Kurs eher pragmatisch wirkte. Aus konjunktureller Sicht sind in der Vergangenheit Inflationsgefahren (zuletzt im Bereich der Vermögenspreise) stets die Vorboten einer anschließenden Rezession gewesen. Es wird noch
dauern, bis der wirtschaftspolitische Kurs von Trump abgesteckt und bekannt ist. Auf den ersten Metern dieses Kurses könnte
tatsächlich ein stärkeres Wirtschaftswachstum stehen. Der zweite Teil der Wegstrecke könnte infolgedessen durch eine unerwünscht hohe Inflationsentwicklung gekennzeichnet sein. Nach allen historischen Erfahrungen hätte dann eine Rezession auf
dem letzten Teil der Wegstrecke eine verhältnismäßig hohe Wahrscheinlichkeit.
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USA: Inflationserwartungen Break-Even-Rate (Laufzeit 10 Jahre)
2,0
1,9
1,8
1,7
1,6
1,5
1,4
1,3
1,2
1,1
Jan 16
Mrz 16
Mai 16
Jul 16
Sep 16
Nov 16
Quellen: American Automobile Association, DekaBank
Autor:
Rudolf Besch
Tel.: 069/7147-5468, E-Mail: [email protected].
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