USA: Warten auf höhere Inflationsraten

Makro Research
Volkswirtschaft Aktuell
Donnerstag, 16. Juni 2016
USA: Warten auf höhere Inflationsraten
‡ Der Verbraucherpreisindex ist im Mai um 0,2 % gegenüber dem Vormonat angestiegen. Die Jahresteuerung sank von
1,1 % auf 1,0 %. Klammert man Energie- und Nahrungsmittelpreise aus, dann stieg die Kernrate um 0,2 % gegenüber dem
Vormonat. Die Kern-Inflationsrate nahm von 2,1 % auf 2,2 % leicht zu.
‡ Mit dem gestrigen Zinsentscheid der Fed wurde nochmals deutlich, dass das Themenfeld „Inflation“ derzeit nicht die wichtigste Baustelle für die FOMC-Mitglieder ist. Angesichts einer zunehmenden Lohndynamik und dem zögerlichen Verhalten der
Fed nehmen mittelfristig die Inflationsgefahren zu.
1. Trotz höherer Energiepreise ist die Inflationsrate der Verbraucherpreise im Mai von 1,1 % auf 1,0 % gesunken
(Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 1,1 %). Der Preiszuwachs gegenüber dem Vormonat betrug 0,2 % (Bloomberg-Umfrage
und DekaBank: 0,3 %). Hauptgrund für die etwas geringere Preisdynamik ist ein Rückgang im Bereich Lebensmittel. Klammert
man die Bereiche Lebensmittel und Energie aus, dann nahm der Preisindex in der Kernrate um 0,2 % gegenüber dem Vormonat zu (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,2 %). Die Jahresveränderungsrate stieg leicht von 2,1 % auf 2,2 % (BloombergUmfrage und DekaBank: 2,2 %).
2.
Die Preisstatistik wird üblicherweise in vier Bereiche unterteilt: Energie, Nahrungsmittel, Mieten und Kern-
Kernrate. Im Mai stiegen die Energiepreise etwas schwächer als von uns erwartet. Angesichts der hohen Preisvolatilität in diesem Bereich ist die Überraschung aber nicht auffallend hoch. Hingegen hatten wir mit einem Rückgang des Preisindex für Nahrungsmittel nicht gerechnet. Stärker als von uns erwartet fiel die Preisentwicklung im Bereich Mieten aus. Mit 3,4 % wurde
hier die höchste Inflationsrate seit September 2007 erreicht. Innerhalb der Kern-Kernrate gab es aus unserer Sicht mehrere
überraschende Preisentwicklungen. So sanken bereits zum dritten Mal in Folge die Preise im Bereich Haushaltswaren (und
Dienste) und im Bereich Bildung und Kommunikation hatten wir ebenfalls mit einem, wenn auch geringen, Preisanstieg gerechnet. Sehr deutlich und kräftiger als von uns erwartet nahmen die Preise im Bereich Bekleidung gegenüber dem Vormonat
zu.
3.
Aus Sicht der Fed ist der Deflator der privaten Konsumausgaben (ohne Lebensmittel und Energie) das wichtigste Inflationsmaß. Mit Hilfe der Verbraucherpreise lässt sich abschätzen, dass der Deflator im Mai um 0,16 % gegenüber dem Vormonat angestiegen sein dürfte. Ohne Revisionen ergäbe sich hieraus ein geringfügiger Anstieg der Inflationsrate im Rundungsbereich zwischen 1,6 % und 1,7 %.
Verbraucherpreise*
Teilkomponenten der Kerninflation*
6
5
5
Prognose
Prognose
4
4
3
3
2
2
1
1
0
-1
0
-2
05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17
Preisindex (insgesamt)
ohne Lebensmittel und Energie
-1
05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17
ohne Lebensmittel, Energie und Mieten
*Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in Prozent
*Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in Prozent
Quelle: Bureau of Labor Statistics; Prognose: DekaBank
Quelle: Bureau of Labor Statistics; Prognose: DekaBank
Mieten
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Monatliche Preisentwicklungen in ausgewählten Teilbereichen*:
Gewicht**
100
14,0
8,2
5,8
Mrz 16
0,09
-0,20
-0,49
0,22
Apr 16
0,41
0,18
0,13
0,24
Mai 16
0,22
-0,20
-0,49
0,21
6,8
3,0
3,8
0,95
2,19
-0,17
3,45
8,06
-0,35
1,25
2,26
1,45
Mieten
tatsächliche Mieten
kalkulatorische Mieten
33,2
7,7
24,2
0,17
0,29
0,21
0,28
0,35
0,30
0,36
0,36
0,35
Kern-Kernrate
Alkoholische Getränke
Wohnnebenkosten
Haushaltswaren (und Dienste)
Bekleidung
Transport (ohne Energie)
Medizinische Versorgung
Freizeit / Erholung
Bildung und Kommunikation
46,0
1,0
1,2
4,2
3,1
12,2
8,4
5,7
7,1
0,00
-0,04
0,37
-0,15
-1,12
0,02
0,11
0,23
0,02
0,13
0,17
0,53
-0,38
-0,25
0,06
0,32
0,34
0,05
0,09
-0,06
0,56
-0,26
0,80
-0,12
0,35
0,03
-0,11
Verbraucherpreise (insgesamt)
Nahrungsmittel
daheim
auswärts
Energie
Benzin
Energie Haushalte
*Veränderung gegenüber dem Vormonat in Prozent; **Stand: Ende des Vorjahres
Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank
4.
Mit dem gestrigen Zinsentscheid der Fed wurde nochmals deutlich, dass das Themenfeld „Inflation“ derzeit
nicht die wichtigste Baustelle für die FOMC-Mitglieder ist. So sind zwar die Inflationsraten (CPI, PCE und dessen Kernrate)
weiterhin unterhalb des Fed-Ziels von 2 % und auch die marktbasierten Inflationserwartungen im historischen Vergleich niedrig. Aber beides wäre wohl kein Hinderungsgrund gewesen, dieses Mal die Leitzinsen anzuheben. Geldpolitisch (noch) spannender wird es, sobald die Gesamtinflationsrate oberhalb von 2 % notiert bzw. sich diesem Niveau rasch annähert. Diese Phase
könnte bereits in den Monaten August / September beginnen. Entscheidend hierfür ist die Energiepreisentwicklung. Sollte diese in der zweiten Jahreshälfte ihrem üblichen saisonalen Muster entsprechend nur leicht fallen, würden negative Basiseffekte
vom vergangenen Jahr bei der Inflationsrate wegfallen. Im Falle von Energiepreisanstiegen käme es sogar zu einem kräftigen
Anstieg der Inflationsrate. Zurzeit deuten aber die Future-Kontrakte für Benzinpreise eine zeitnah schwächere Energiepreisentwicklung an. Für den grundsätzlichen Inflationstrend, der üblicherweise von den Kernraten besser vorgezeichnet wird, ist hingegen die Lohnentwicklung bedeutsamer. Der bekannteste Lohnindikator sind die durchschnittlichen Stundenlöhne. Diese sind
zwar zurzeit leicht ansteigend. Aber mit einer Jahresrate von 2,5 % lassen sich hieraus zeitnah kaum übertriebene Inflationsentwicklungen herleiten. Weniger bekannt als die durchschnittlichen Stundenlöhne ist der Lohnindikator der regionalen Fed
Atlanta. Dieser Lohnindikator hat einen deutlich engeren Zusammenhang mit dem Auslastungsgrad am Arbeitsmarkt. Im Mai
erreichte die Jahresveränderungsrate dieses Indikators ein Niveau von 3,5 % und mithin ein neues zyklisches Hoch. Zwar ist
auch dieses im historischen Vergleich nicht überragend hoch. Der Vergleich mit früheren Leitzinserhöhungszyklen zeigt
aber, dass ein geldpolitisches Gegensteuern im Falle einer inflationstreibenden Lohndynamik vermutlich zu spät
käme.
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Lohnentwicklung* und Leitzinspfad im Vergleich
5,5
7,00
5,0
6,00
4,5
5,00
4,0
4,00
3,5
3,00
3,0
2,00
2,5
1,00
2,0
1,5
0,00
98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16
Atlanta Fed Measure of Wage Growth (l.S.)
effektive Fed Funds Rate (r.S.)
*Jahresraten, gleitender 3-Monatsdurchschnitt, in Prozent
Quellen: Federal Reserve of Atlanta, Federal Reserve Board DekaBank
Autor:
Rudolf Besch
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