Makro Research Volkswirtschaft Aktuell Mittwoch, 16. März 2016 USA: Wer hat Angst vor Inflation? ‡ Der Verbraucherpreisindex ist im Februar um 0,1 % gegenüber dem Vormonat (mom) gesunken. Die Jahresteuerung (yoy) sank von 1,4 % auf 1,0 %. Klammert man Energie- und Nahrungsmittelpreise aus, dann stieg die Kernrate erneut um 0,3 % gegenüber dem Vormonat. Die Inflationsrate stieg auf 2,3 %. Dies ist die höchste Kern-Inflationsrate seit April 2012. ‡ Die heutigen Preisdaten dürften keinen wesentlichen Einfluss auf den heutigen Zinsentscheid der Fed haben. Mittelfristige Inflationsrisiken nehmen allerdings zu. 1. Die Inflationsrate der Verbraucherpreise ist im Februar von 1,4 % auf 1,0 % gefallen (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,9 %). Im Vormonatsvergleich sank der Verbraucherpreisindex um 0,1 % (Bloomberg-Umfrage und Bank: -0,2 %). Klammert man die Preisentwicklungen der Bereiche Lebensmittel und Energie aus, dann stieg der Preisindex in der Kernrate bereits zum zweiten Mal in Folge um 0,3 % gegenüber dem Vormonat (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,2 %). Die Jahresveränderungsrate setzte ihren Aufwärtstrend der vergangenen Monate fort und erreichte mit 2,3 % ihren höchsten Stand seit April 2012 (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 2,2 %). 2. Die Preisstatistik wird üblicherweise in vier Bereiche unterteilt: Energie, Nahrungsmittel, Mieten und Kern- Kernrate. Im Februar sanken die Energiepreise insbesondere im Bereich Benzin sehr deutlich gegenüber dem Vormonat und waren damit hauptverantwortlich für den Preisrückgang insgesamt. Stärker als von uns erwartet war die Preisentwicklung im Bereich Nahrungsmittel. Der Anstieg der Mieten war etwas höher als von uns erwartet, wenn auch nicht auffallend hoch. Die eigentlichen Überraschungen gab es jedoch innerhalb der Kern-Kernrate. Dieser Preisindex stieg zum zweiten Mal in Folge um 0,3 % mom an. Zwei Bereiche waren hierfür verantwortlich. So nahmen die Preise für medizinische Versorgung erneut kräftig zu und der Preissprung im Bereich Bekleidung war der stärkste seit Februar 2009. In den Monaten September bis Dezember 2015 sanken die Preise für Bekleidung sehr deutlich. Daher ist es durchaus möglich, dass es nun zu einer Normalisierung der Preisniveaus gekommen ist. Allerdings lässt sich nicht ausschließen, dass hier in den kommenden Monaten wieder Preisrückgänge gemeldet werden. Verbraucherpreise* Teilkomponenten der Kerninflation* 6 5 Prognose 5 Prognose 4 4 3 3 2 2 1 1 0 -1 0 -2 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 Preisindex (insgesamt) ohne Lebensmittel und Energie -1 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 ohne Lebensmittel, Energie und Mieten *Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in Prozent *Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in Prozent Quelle: Bureau of Labor Statistics; Prognose: DekaBank Quelle: Bureau of Labor Statistics; Prognose: DekaBank Mieten Makro Research Volkswirtschaft Aktuell Mittwoch, 16. März 2016 Monatliche Preisentwicklungen in ausgewählten Teilbereichen*: Gewicht** 100 14,0 8,2 5,8 Dez 15 -0,11 -0,17 -0,36 0,11 Jan 16 0,03 0,01 -0,21 0,33 Feb 16 -0,17 0,16 0,18 0,14 6,8 3,0 3,8 -2,76 -4,77 -0,70 -2,76 -4,76 0,46 -5,95 -13,04 -0,37 Mieten tatsächliche Mieten kalkulatorische Mieten 33,2 7,7 24,2 0,24 0,24 0,25 0,30 0,29 0,25 0,28 0,31 0,25 Kern-Kernrate Alkoholische Getränke Wohnnebenkosten Haushaltswaren (und Dienste) Bekleidung Transport (ohne Energie) Medizinische Versorgung Freizeit / Erholung Bildung und Kommunikation 46,0 1,0 1,2 4,2 3,1 12,2 8,4 5,7 7,1 0,09 -0,08 0,29 0,18 -0,23 -0,07 0,11 0,03 0,09 0,28 0,46 0,24 -0,12 0,58 0,14 0,48 0,18 0,04 0,28 0,23 0,11 0,02 1,62 0,11 0,51 0,21 -0,14 Verbraucherpreise (insgesamt) Nahrungsmittel daheim auswärts Energie Benzin Energie Haushalte *Veränderung gegenüber dem Vormonat in Prozent; **Stand: Ende des Vorjahres Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank 3. Heute Abend steht der nächste Zinsentscheid der Fed an. Die heutigen Preisdaten dürften aber hierbei keine Rolle spielen. Üblicherweise werden makroökonomische Entwicklungen bereits am ersten Tag des zweitägigen Meetings besprochen. Somit dürften die geldpolitischen Entscheidungen bereits gestern getroffen worden sein. Denkbar wären nur Anpassungen im Statement. Wir gehen daher trotz des heutigen Preisschocks nicht davon aus, dass die Fed die Leitzinsen überraschend anhebt. Allerdings würden wir diesen Schritt sehr begrüßen. Bereits die Preisdaten für Januar erhöhten die Wahrscheinlichkeit, dass der unterschwellige Inflationstrend ansteigend ist. Dabei ist ein Überschießen der Inflation nicht unbedingt ein zeitnahes Risiko, sondern kann vielmehr mittelfristig zu einem Problem werden. Der von der Fed präferierte graduelle Leitzinspfad bedeutet, dass ein geldpolitisches Gegensteuern erst sehr spät Wirkung zeigen kann. Berücksichtigt man die üblichen geldpolitischen Wirkungsverzögerungen, könnte die Inflationsrate möglicherweise bis Ende 2020 quasi ungebremst weiter ansteigen. Unterstellt man Entwicklungen der vergangenen Aufschwünge, dann wären Inflationsraten oberhalb von 4 % nicht auszuschließen. Das dann notwendige geldpolitische Gegensteuern der Fed könnte in eine mittelstarke Rezession führen. Autor: Rudolf Besch Tel.: 069/7147-5468, E-Mail: [email protected]. Disclaimer: Diese Informationen inklusive Einschätzungen wurden von der DekaBank nur zum Zwecke der Information des jeweiligen Empfängers erstellt. Die Informationen stellen weder ein Angebot, eine Einladung zur Zeichnung oder zum Erwerb von Finanzinstrumenten noch eine Empfehlung zum Erwerb dar. Die Informationen oder Dokumente sind nicht als Grundlage für eine vertragliche oder anderweitige Verpflichtung gedacht. Auch eine Übersendung dieser Information stellt kein Angebot, Einladung oder Empfehlung dar. 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