Volkswirtschaft Rohstoffe: Energiepreise runter, Metallpreise

Makro Research
Volkswirtschaft Rohstoffe
November / Dezember 2016
Energiepreise runter, Metallpreise rauf
Rückblick: Die heterogene Seitwärtsbewegung an den Rohstoffmärkten hält an. Zwar gingen die Energierohstoffpreise in den vergangenen Wochen stark in die Knie, weil begründete Zweifel darüber aufkamen, ob die Ölproduzenten tatsächlich eine Produktionskürzung werden umsetzen können. Dafür verteuerten sich die Industriemetalle recht kräftig. Gründe hierfür waren solide Konjunkturdaten
und eine verbesserte Wirtschaftsstimmung. Auch ein schwächerer Außenwert des US-Dollar dürfte eine Preisstütze gewesen sein.
Futurespreis am
09.11.16
Veränderung in % Veränderung in % Veränderung in %
ggü. Vorwoche
ggü. Vormonat
ggü. Vorjahr
Rohstoffpreisentwicklung
Einheit
Energie
WTI
$/bbl
44,8
-1,2
-10,1
2,1
Brent
$/bbl
46,0
-1,9
-11,5
-2,6
Erdgas
Edelmetalle
Gold
$/MMBtu
2,6
-6,1
-17,9
14,0
$/Feinunze
1301,0
-0,6
4,2
19,6
Silber
$/Feinunze
18,7
0,1
7,7
29,8
Platin
$/Feinunze
1008,7
0,7
5,2
10,3
Palladium
Industriemetalle
Kupfer
$/Feinunze
660,0
4,0
-1,1
10,6
$/t
5222,3
6,3
9,7
5,0
Nickel
$/t
11218,5
9,1
10,5
17,5
Aluminium
$/t
1726,5
0,1
3,6
14,9
Zink
$/t
2465,3
2,1
6,5
51,8
Blei
Agrar
Mais
$/t
2113,3
3,4
2,3
28,3
USc/ bushel
350,3
1,2
3,1
-4,5
Weizen
USc/ bushel
410,3
-1,8
3,9
-18,2
Soja
USc / bushel
993,5
1,7
3,8
13,7
Kaffee
USc/lb
165,6
1,6
11,9
40,6
Kakao
$/t
2487,0
-8,2
-10,7
-22,5
Quelle: Bloomberg, DekaBank. Hinweis: Der Futures- Preis bezieht sich auf den jeweils nächsten generischen Futures- Kontrakt (zumeist 1 Monat Laufzeit).
Ausblick: Wir sind allerdings nicht der Meinung, dass dies die Trendwende hin zu deutlich steigenden Industriemetallpreisen gewesen
ist. Vielmehr scheinen die gestiegenen Preise eher die Diskussion darüber loszutreten, stillgelegte Produktionskapazitäten wieder in
Betrieb zu nehmen. Eine nennenswerte Anspannung an den Industriemetallmärkten ist unserer Meinung nach also nicht in Sicht. An
den Edelmetallmärkten dürften die erhöhten Preisniveaus nach der US-Wahl nicht lange anhalten. Auch wegen der anstehenden nächsten Zinserhöhung der US-Notenbank Fed rechnen wir hier eher wieder mit leichten Abwärtstendenzen.
Die wichtigsten Prognosen und Revisionen
Inhalt
Energiepreise runter, Metallpreise rauf
1
Rohstoffe im Überblick
2
Rohöl Brent / WTI
3
Gold
4
2016
2017
(Jahresdurchschnitt) (Jahresdurchschnitt)
Revision
Gold
1140 €
1260 $
1160 €
1230 $
–
Brent
40 €
45 $
53 €
56 $
–
WTI
43 $
55 $
–
Quellen: Bloomberg, Prognosen DekaBank
1
Makro Research
Volkswirtschaft Rohstoffe
November / Dezember 2016
Rohstoffe im Überblick
Bloomberg Rohstoffind. (Jan. 2011 = 100)
Quellen: Bloomberg, DekaBank
Nettopositionierung* der Spekulanten
* in Tsd. Kontrakten, Managed Money
Quellen: CFTC, ICE, LME, Bloomberg, DekaBank
Tops und Flops der letzten vier Wochen*
■ Im Fokus: Die heterogene Seitwärtsbewegung an den Rohstoffmärkten hält an.
Zwar gingen die Energierohstoffpreise in den vergangenen Wochen stark in die
Knie, weil begründete Zweifel darüber aufkamen, ob die Ölproduzenten tatsächlich eine Produktionskürzung werden umsetzen können. Dafür verteuerten sich
die Industriemetalle recht kräftig. Gründe hierfür waren solide Konjunkturdaten
und eine verbesserte Wirtschaftsstimmung. Auch ein schwächerer Außenwert des
US-Dollar dürfte eine Preisstütze gewesen sein. Die Zuversicht hat auch unter den
spekulativ orientierten Industriemetallmarktteilnehmern zugenommen, denn sie
(Managed Money) haben ihre Netto-Long-Positionen bei den Industriemetallen
deutlich ausgeweitet und haben damit zu den Preisanstiegen beigetragen. Wir
sind allerdings nicht der Meinung, dass dies die Trendwende hin zu deutlich steigenden Industriemetallpreisen gewesen ist. Vielmehr scheinen die gestiegenen
Preise eher die Diskussion darüber loszutreten, stillgelegte Produktionskapazitäten
wieder in Betrieb zu nehmen. Eine nennenswerte Anspannung an den Industriemetallmärkten ist unserer Meinung nach also nicht in Sicht. An den Edelmetallmärkten dürften die erhöhten Preisniveaus nach der US-Wahl nicht lange anhalten. Auch wegen der anstehenden nächsten Zinserhöhung der US-Notenbank Fed
rechnen wir hier eher wieder mit leichten Abwärtstendenzen. Die spekulativ orientierten Marktteilnehmer haben bei den Edelmetallen in der Tendenz NettoLong-Positionen abgebaut.
■ Perspektiven: Die Entwicklung der Rohstoffpreise wird langfristig vom Zusammenspiel zwischen physischem Angebot und Nachfrage bestimmt. Bis vor ein
paar Jahren wurden die Rohstoffmärkte stark durch die steigende Rohstoffnachfrage in den Schwellenländern aufgrund des wirtschaftlichen Aufholprozesses
dominiert. Die bis zur Finanzkrise deutlich gestiegenen Preise haben damals eine
Investitionswelle im Rohstoffsektor losgetreten. In dieser Zeit wurden die Produktionskapazitäten bei vielen Rohstoffen sogar so spürbar ausgeweitet, dass nicht
nur die steigende Nachfrage problemlos bedient werden kann, sondern zunehmend Überkapazitäten bei der Rohstoffproduktion entstanden sind. Die Folge
war ein einige Jahre lang herrschender Abwärtstrend der Rohstoffpreise, der
nunmehr zu einem Ende gekommen sein dürfte. Das inzwischen niedrige Preisniveau bewirkt, dass die Investitionstätigkeit abgebremst wird. In Verbindung mit
der anhaltenden Zunahme der globalen Rohstoffnachfrage dürften die Rohstoffpreise längerfristig wieder steigen. Die Anlageklasse Rohstoffe eignet sich als
Beimischung in einem breit gestreuten Portfolio. Allerdings muss beachtet werden, dass bei Investitionen in Rohstoffe starke Preisschwankungen auftreten können.
Wichtige Daten im Überblick
Rohstoffe
DJUBS
DJUBS
DJUBS
DJUBS
* Veränderungsrate in %
Energie
Industriemetalle
Edelmetalle
Agrar
Stand*
08.11.2016
33,0
107,6
177,8
57,1
Veränderungsraten in %
ggü. Vormonat
ggü. Vorjahr
-13,2
-22,1
7,5
14,0
2,9
18,2
3,5
5,4
* Indexpunkte (Originalindex); Quellen: Bloomberg, DekaBank
Quellen: Bloomberg, DekaBank
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Volkswirtschaft Rohstoffe
November / Dezember 2016
Rohöl Brent / WTI
Ölpreis der Sorte Brent (je Barrel)
■ Im Fokus: Wie gewonnen, so zerronnen. Von Mitte September bis Mitte Oktober
stieg der Ölpreis noch kräftig aufgrund der Erwartung, dass sich die OPEC zusammen mit wichtigen Nicht-OPEC-Produzenten auf eine Produktionsbeschränkung einigen wird. Seit Mitte Oktober allerdings mehren sich die Zweifel daran
und der Ölpreis fällt. Die OPEC-Mitglieder sind bislang daran gescheitert, die geplante Kürzung auf die einzelnen Mitgliedstaaten zu verteilen. Zu viele wollen eine Ausnahmeregelung für sich in Anspruch nehmen, wie zum Beispiel der Iran,
Libyen, Nigeria, Venezuela oder der Irak. Am Ende blieben fast nur noch SaudiArabien und ein paar andere Golfstaaten übrig, die die Kürzung schultern müssten und dies erscheint mehr als fraglich. Wir rechnen daher für den weiteren Jahresverlauf mit Ölpreisen weitgehend unterhalb von 50 US-Dollar je Barrel.
■ Prognoserevision: –
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
Nettopositionierung der Spekulanten*
* in Tsd. Kontrakten, Managed Money, Rohölsorte Brent
Quelle: ICE, Bloomberg, DekaBank
■ Perspektiven: Der globale Ölmarkt wird von einem Überangebot dominiert. Das
weltweite Ölangebot ist sowohl in den Nicht-OPEC-Ländern (insbesondere in den
USA) als auch in den OPEC-Ländern bis Ende 2015 stark ausgeweitet worden –
stärker als die globale Ölnachfrage gestiegen ist. Dieses Überangebot wird inzwischen reduziert, aber vorerst nicht komplett abgebaut. Die Ölfördermenge in den
USA geht seit Jahresbeginn zurück. Denn ein Teil der US-Ölproduktion, der mit
der technologieintensiven und teuren Methode „Fracking“ gewonnen wird, ist
durch den Ölpreisverfall unwirtschaftlich geworden. Investitionen in neue Fracking-Projekte werden aufgeschoben. Die Anzahl der aktiven US-Ölbohranlagen
ist von 1600 Ende 2014 auf zeitweise unter 400 gefallen. Der Tiefpunkt ist erreicht worden. Allerdings sorgt der technische Fortschritt dafür, dass aus bestehenden Anlagen immer mehr Rohöl entnommen werden kann. Daher wird die
Ölproduktion in den USA in viel geringerem Ausmaß gedrosselt, als es die Verringerung der Ölbohranlagen hätte vermuten lassen. Außerdem verteidigen die
OPEC-Länder mit allen Mitteln ihre Marktanteile und weiten seit Mitte 2014 ihre
Ölförderung aus. In der Summe dürfte sich die globale Angebotsentwicklung in
2017 nur langsam abschwächen. Erst wenn die hohen Lagerbestände ein Stückweit abgebaut worden sind, können die Ölpreise auch wieder nennenswert steigen.
OPEC Produktion (Mio. Barrels pro Tag)
Wichtige Daten im Überblick
Rohöl (Preis je Barrel)
Brent (EUR)
Brent (USD)
WTI (USD)
Prognose DekaBank
Brent (EUR)
Brent (USD)
WTI (USD)
08.11.2016
41,8
46,0
45,0
In 3 Monaten
48
53
52
vor 1 Monat
46,5
51,9
49,8
In 6 Monaten
51
55
54
vor 1 Jahr
44,2
47,4
44,3
In 12 Monaten
56
58
57
Quelle: Bloomberg, Prognosen DekaBank
Quelle: EIA, DekaBank.
3
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Volkswirtschaft Rohstoffe
November / Dezember 2016
Gold
Gold (Preis je Feinunze)
■ Im Fokus: Bereits in den Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl reagierte der
Goldpreis auf steigende Chancen für Donald Trump mit einer Verteuerung. Der
deutliche Preissprung nach der Wahl von Donald Trump dürfte allerdings nicht
lange anhalten. Denn diese ersten Reaktionen der Verunsicherung erachten wir
als kurzlebig. Vielmehr wird die Weiterführung der US-Leitzinsanhebungen bereits
Ende 2016 und auch in 2017 den Goldpreis drücken, ausgehend von einer
schwachen Goldnachfrage. Wie die jüngsten Zahlen vom World Gold Council
zeigen, neigte die globale Nachfrage auch schon im dritten Quartal dieses Jahres
zur Schwäche: Im Vergleich zum Vorjahr sanken die Schmucknachfrage (-21 %),
die Münz- und Barrennachfrage (-36 %) und die Zentralbankkäufe (-51%). Lediglich die Nachfrage aus dem Bereich ETFs war ordentlich, auch wenn hier die Zuflüsse deutlich geringer ausfielen als noch in der ersten Jahreshälfte. Das globale
Goldangebot stieg im dritten Quartal um 4 % im Vorjahresvergleich an.
Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank
■ Prognoserevision: –
Nettopositionierung der Spekulanten*
■ Perspektiven: Gold gilt weltweit als Krisenwährung. Entsprechend steigt der
Goldpreis in Krisenzeiten in der Regel stark an. Üblicherweise sinkt er wieder,
wenn eine Krise abflaut. Im Gefolge der Finanzmarktkrise und der Zuspitzung der
Staatsschuldenkrise in Europa verzeichnete Gold dank stetiger kräftiger Preisanstiege starke reale (also inflationsbereinigte) Gewinne. Die europäische Staatsschuldenkrise hat an Brisanz und damit an Bedeutung für den Goldpreis verloren.
Zudem hat die US-Notenbank Fed ihren Leitzinserhöhungszyklus gestartet. Allerdings wird dies weltweit nur langsam wieder zu höheren Renditen führen, denn
das Tempo der Zinsanhebungen in den USA ist sehr zögerlich. Zudem werden die
anderen großen Notenbanken (EZB, Bank of England, Bank of Japan) der Fed
erstmal nicht folgen. Im Zuge dessen wird Gold zunächst seitwärts tendieren, bevor es im kommenden Jahr wieder – in moderatem Tempo – an Wert verlieren
wird. Stützend wirkt, dass die Notenbanken in vielen Schwellenländern ihre
Goldbestände zur Diversifizierung der Währungsreserven weiterhin aufstocken.
Diese Entwicklung hat den Goldmarkt in den vergangenen Jahren strukturell verändert, da zuvor die Notenbanken weltweit über lange Zeit per Saldo als Goldverkäufer aktiv waren. Zudem verlagert sich die physische Goldnachfrage stärker
von Nordamerika und Europa nach Asien, insbesondere wegen des steigenden
Wohlstands der dortigen Bevölkerungen. Auf lange Sicht trauen wir dem Goldpreis nicht viel mehr als einen Inflationsausgleich zu.
* in Tsd. Kontrakten, Managed Money
Quellen: CFTC, Bloomberg, DekaBank
Physisches Angebot und Nachfrage*
Wichtige Daten im Überblick
* in Tonnen
Edelmetalle
Gold (EUR je Feinunze)
Gold (USD je Feinunze)
Silber (EUR je Feinunze)
Silber (USD je Feinunze)
Prognose DekaBank
Gold (EUR je Feinunze)
Gold (USD je Feinunze)
08.11.2016
1.158,69
1.277,05
16,73
18,45
in 3 Monaten
1.150
1.265
vor 1 Monat
1.122,44
1.253,41
15,60
17,42
in 6 Monaten
1.170
1.250
vor 1 Jahr
1.014,17
1.088,93
13,73
14,74
in 12 Monaten
1.160
1.190
Quellen: Word Gold Council, DekaBank
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Makro Research
Volkswirtschaft Rohstoffe
Autor
Dr. Dora Borbély
Tel.: (0 69) 71 47 - 5027
E-Mail: [email protected]
Herausgeber
Dr. Ulrich Kater (Chefvolkswirt)
Tel.: (0 69) 71 47 - 2381
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Redaktionsschluss : 09.11.2016
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