Makro Research Volkswirtschaft Rohstoffe März / April 2017 Rohstoffpreise auf Orientierungssuche Rückblick: An den Rohstoffmärkten herrschte in den vergangenen Wochen ein wenig Orientierungs- bzw. Richtungslosigkeit. Nennenswerte Nachrichten, die deutliche Preisausschläge in die eine oder in die andere Richtung zur Folge gehabt hätten, gab es nicht. Die spekulativ orientierten Marktteilnehmer sind dennoch deutlich optimistischer geworden. Sie setzen wohl auf die stabile globale Wirtschaftsentwicklung und anhaltend positive Konjunkturüberraschungen. Allerdings schlagen sich diese bislang nicht in einer überraschend starken Rohstoffnachfrage nieder. Und solange das nicht der Fall ist, dürften Rohstoffe eher günstig bleiben. Zudem herrscht Furcht vor Protektionismus, was Unsicherheit mit sich bringt. Daher konnten die Edelmetallpreise trotz der bevorstehenden USZinserhöhung zulegen. Futurespreis am 06.03.17 Veränderung in % Veränderung in % Veränderung in % ggü. Vorwoche ggü. Vormonat ggü. Vorjahr Rohstoffpreisentwicklung Einheit Energie WTI $/bbl 52,9 -2,1 -0,2 47,3 Brent $/bbl 55,5 -0,8 -0,5 43,2 Erdgas Edelmetalle Gold $/MMBtu 2,9 8,1 -4,5 74,8 $/Feinunze 1234,3 -1,9 0,3 -2,9 Silber $/Feinunze 17,8 -2,8 0,9 13,8 Platin $/Feinunze 990,6 -4,6 -2,3 0,4 Palladium Industriemetalle Kupfer $/Feinunze 767,9 -2,1 -0,8 36,4 $/t 5907,8 -0,3 1,3 17,3 Nickel $/t 10944,0 -0,5 5,2 17,4 Aluminium $/t 1884,8 -0,8 3,6 19,0 Zink $/t 2770,0 -1,2 -0,8 49,4 Blei Agrar Mais $/t 2248,3 -0,4 -4,4 20,4 USc/ bushel 375,5 4,2 3,2 5,9 Weizen USc/ bushel 440,8 5,3 4,3 -3,1 Soja USc / bushel 1032,8 2,2 -0,3 18,6 Kaffee USc/lb 141,3 1,5 -2,0 18,9 Kakao $/t 1989,0 -1,3 -2,8 -33,7 Quelle: Bloomberg, DekaBank. Hinweis: Der Futures- Preis bezieht sich auf den jeweils nächsten generischen Futures- Kontrakt (zumeist 1 Monat Laufzeit). Ausblick: Der Ausblick für die Rohstoffanleger ist moderat optimistisch. In den kommenden Quartalen dürften die Rohstoffpreise unter Schwankungen leicht steigen, gestützt durch das anhaltende Weltwirtschaftswachstum und steigende Inflationserwartungen. Ein massiver Preissturz erscheint uns ebenso wenig wahrscheinlich wie eine erneute kräftige Rohstoffhausse. Die wichtigsten Prognosen und Revisionen Inhalt Rohstoffpreise auf Orientierungsssuche 1 Rohstoffe im Überblick 2 Rohöl Brent / WTI 3 Gold 4 2017 2018 (Jahresdurchschnitt) (Jahresdurchschnitt) Revision Gold 1100 € 1150 $ 1040 € 1050 $ – Brent 52 € 50 $ 55 € 54 $ – WTI 51 $ 54 $ – Quellen: Bloomberg, Prognosen DekaBank 1 Makro Research Volkswirtschaft Rohstoffe März / April 2017 Rohstoffe im Überblick Bloomberg Rohstoffind. (Jan. 2012 = 100) Quellen: Bloomberg, DekaBank Nettopositionierung* der Spekulanten * in Tsd. Kontrakten, Managed Money Quellen: CFTC, ICE, LME, Bloomberg, DekaBank ■ Im Fokus: An den Rohstoffmärkten herrschte in den vergangenen Wochen ein wenig Orientierungs- bzw. Richtungslosigkeit. Nennenswerte Nachrichten, die deutliche Preisausschläge in die eine oder in die andere Richtung zur Folge gehabt hätten, gab es nicht. Die spekulativ orientierten Marktteilnehmer sind dennoch deutlich optimistischer geworden. Sie setzen wohl auf die stabile globale Wirtschaftsentwicklung und anhaltend positive Konjunkturüberraschungen. Allerdings schlagen sich diese bislang nicht in einer überraschend starken Rohstoffnachfrage nieder. Und solange das nicht der Fall ist, dürften Rohstoffe eher günstig bleiben. Zudem herrscht Furcht vor Protektionismus, was Unsicherheit mit sich bringt. Daher konnten die Edelmetallpreise trotz der bevorstehenden US-Zinserhöhung zulegen. Der Ausblick für die Rohstoffanleger ist moderat optimistisch. In den kommenden Quartalen dürften die Rohstoffpreise unter Schwankungen leicht steigen, gestützt durch das anhaltende Weltwirtschaftswachstum und steigende Inflationserwartungen. Ein massiver Preissturz erscheint uns ebenso wenig wahrscheinlich wie eine erneute kräftige Rohstoffhausse. ■ Perspektiven: Die Entwicklung der Rohstoffpreise wird langfristig vom Zusammenspiel zwischen physischem Angebot und Nachfrage bestimmt. Bis vor ein paar Jahren wurden die Rohstoffmärkte stark durch die steigende Rohstoffnachfrage in den Schwellenländern aufgrund des wirtschaftlichen Aufholprozesses dominiert. Die bis zur Finanzkrise deutlich gestiegenen Preise haben damals eine Investitionswelle im Rohstoffsektor losgetreten. In dieser Zeit wurden die Produktionskapazitäten bei vielen Rohstoffen sogar so spürbar ausgeweitet, dass nicht nur die steigende Nachfrage problemlos bedient werden konnte, sondern zunehmend Überkapazitäten bei der Rohstoffproduktion entstanden sind. Die Folge war ein über mehrere Jahre herrschender Abwärtstrend der Rohstoffpreise, der nunmehr beendet ist. Das niedrige Preisniveau bewirkte, dass die Investitionstätigkeit abgebremst wurde. In Verbindung mit der anhaltenden Zunahme der globalen Rohstoffnachfrage dürften die Rohstoffpreise also längerfristig wieder steigen. Die Anlageklasse Rohstoffe eignet sich als Beimischung in einem breit gestreuten Portfolio. Allerdings muss beachtet werden, dass bei Investitionen in Rohstoffe starke Preisschwankungen auftreten können. Tops und Flops der letzten vier Wochen* Wichtige Daten im Überblick Rohstoffe * Veränderungsrate in % Quellen: Bloomberg, DekaBank DJUBS DJUBS DJUBS DJUBS Energie Industriemetalle Edelmetalle Agrar Stand* 03.03.2017 35,7 117,5 170,1 56,1 Veränderungsraten in % ggü. Vormonat ggü. Vorjahr -4,5 22,1 2,8 23,7 0,6 0,9 -0,1 9,0 * Indexpunkte (Originalindex); Quellen: Bloomberg, DekaBank 2 Makro Research Volkswirtschaft Rohstoffe März / April 2017 Rohöl Brent / WTI Ölpreis der Sorte Brent (je Barrel) Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank Nettopositionierung der Spekulanten* * in Tsd. Kontrakten, Managed Money, Rohölsorte Brent Quelle: ICE, Bloomberg, DekaBank OPEC Produktion (Mio. Barrels pro Tag) ■ Im Fokus: Auch im Februar hielten sich die OPEC-Länder und Russland an ihre Vereinbarung zur Produktionskürzung. Russland ist auf dem Weg, und die OPECLänder haben bereits vollständig die beschlossenen Produktionskürzungen umgesetzt. Das liegt allerdings daran, dass Saudi Arabien sein Soll übererfüllt hat, während andere Länder, insbesondere der Irak, dem Kürzungsziel hinterherhinken. Die Finanzmarktteilnehmer glauben an die preissteigernden Effekte der Produktionsdrosselung. Entsprechend weiteten sie in den vergangenen zwei Monaten ihre Netto-Long-Positionen (Wetten auf steigende Ölpreise) sehr deutlich aus. Dies birgt allerdings die Gefahr von Preisrücksetzern, sollten die spekulativ orientieren Marktteilnehmer ihre Meinung ändern. Unsere Prognose von einer vorübergehenden Delle bei der Ölpreisentwicklung noch in diesem Jahr wird auch durch die Tatsache gestützt, dass die US-Ölförderung weiter deutlich ansteigt. ■ Prognoserevision: – ■ Perspektiven: Der globale Ölmarkt wird noch immer von einem Überangebot dominiert. Daher hält sich der Ölpreis seit geraumer Zeit auf niedrigem Niveau. Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass das Überangebot etwas abgebaut wird. Die Nicht-OPEC-Ölförderung ist seit der zweiten Jahreshälfte 2016 zurückgegangen. Die OPEC-Mitglieder und einige Nicht-OPEC-Länder haben sich zudem im Dezember 2016 darauf geeinigt, in der ersten Jahreshälfte 2017 ihre Ölförderung zu drosseln. Derweil steigt die globale Ölnachfrage weiterhin moderat. Insgesamt wird damit derzeit das Überangebot abgebaut. Es ist allerdings fraglich, in welchem Ausmaß diese Entwicklung im Prognosezeitraum weitergeht. Denn die Auswirkungen der vereinbarten Produktionskürzung zwischen den OPEC- und den Nicht-OPEC-Ländern dürften nur vorübergehender Natur sein. Hinzu kommt, dass Donald Trump angekündigt hat, die Beschränkungen bzw. Auflagen bei der Förderung von fossilen Energieträgern in den USA aufzuheben. Dies spricht dafür, dass die US-Fracking-Produktion nur noch durch den Wirtschaftlichkeitsaspekt begrenzt wird. In diesem Umfeld dürften die US-Fracking-Unternehmen sogar von einem durch die OPEC-Drosselung erzeugten Ölpreisanstieg profitieren. Sie weiten ihre Förderung und damit das Ölangebot aus und dämpfen damit den Ölpreisanstieg. Die Preissetzungsmacht der OPEC am Ölmarkt ist also gering. Einen viel größeren Einfluss auf die mittelfristige Ölpreisentwicklung haben die Produktionskosten der US-Fracking-Unternehmen. Und in diesem Bereich ist der technische Fortschritt enorm. Daher dürfte sich Rohöl im Prognosezeitraum bis Ende 2018 nicht nennenswert verteuern. Wichtige Daten im Überblick Rohöl (Preis je Barrel) Brent (EUR) Brent (USD) WTI (USD) Prognose DekaBank Brent (EUR) Brent (USD) WTI (USD) 03.03.2017 52,9 55,9 53,3 In 3 Monaten 48 50 49 vor 1 Monat 52,7 56,8 53,8 In 6 Monaten 50 51 50 vor 1 Jahr 33,9 37,1 34,6 In 12 Monaten 53 54 53 Quelle: Bloomberg, DekaBank. Quelle: Bloomberg, Prognosen DekaBank 3 Makro Research Volkswirtschaft Rohstoffe März / April 2017 Gold Gold (Preis je Feinunze) ■ Im Fokus: In den vergangenen Wochen verteuerte sich Gold merklich. In USDollar notiert hielt sich der Preis oberhalb von 1200 US-Dollar je Feinunze. Die Anstiege der Inflationsraten, die allerdings in einigen Regionen nicht nachhaltig sein dürften, befeuerten die Aufwärtsbewegung des Goldpreises. Insbesondere erwarten wir, dass in den USA die Zinsanstiege stärker sein werden als der Inflationsanstieg, sodass die Realzinsen im Prognosezeitraum ansteigen werden. Steigende Realzinsen gepaart mit einem stärkeren Außenwert der US-Währung werden unserer Meinung nach die Goldpreisentwicklung stärker beeinflussen als die politische Unsicherheit rund um den neuen US-Präsidenten und die in diesem Jahr anstehenden Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland. Daher erwarten wir unverändert einen leichten Abwärtstrend des Goldpreises. Für europäische Goldanleger werden die Preisrückgänge durch die von uns prognostizierte Abwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar gemildert. Quellen: Bloomberg, Prognose DekaBank ■ Prognoserevision: – Nettopositionierung der Spekulanten* ■ Perspektiven: Gold gilt weltweit als Krisenwährung. Entsprechend steigt der Goldpreis in Krisenzeiten in der Regel stark an. Üblicherweise sinkt er wieder, wenn eine Krise abflaut. Die Finanzmarktkrise und die Staatsschuldenkrise in Europa sind am Goldmarkt abgehakt. Nun stehen neue Themen an. Zum einen ist dies die von den USA ausgehende Zinswende. Sie führt dazu, dass auch im Rest der Welt die Zinsen allmählich wieder zu steigen beginnen. Die Renditen werden zwar nur langsam nach oben gehen, denn das Tempo der Zinsanhebungen in den USA ist sehr zögerlich. Außerdem werden die anderen großen Notenbanken (EZB, Bank of England, Bank of Japan) der Fed vorerst nicht mit Leitzinserhöhungen folgen. Doch mit höheren Zinsen steigen die Opportunitätskosten der Goldhaltung, Gold wird also in Relation zu anderen Anlageklassen unattraktiver. Zum anderen haben die Industrieländer das Thema Deflationssorgen nun hinter sich gelassen, und die Märkte und Analysten beschäftigen sich zunehmend wieder mit dem Thema Inflation. Auch die politischen Risiken werden insbesondere in Europa die Anleger beschäftigen. Dies wiederum dürfte für Gold eher preistreibend wirken. Am Ende wird man am Goldmarkt diese Effekte gegeneinander abwägen. Aus unserer Sicht erscheint es am wahrscheinlichsten, dass der Goldpreis in USDollar notiert moderat fallen wird. Auf lange Sicht trauen wir dem Goldpreis nicht viel mehr als einen Inflationsausgleich zu. * in Tsd. Kontrakten, Managed Money Quellen: CFTC, Bloomberg, DekaBank Physisches Angebot und Nachfrage* Wichtige Daten im Überblick * in Tonnen Edelmetalle Gold (EUR je Feinunze) Gold (USD je Feinunze) Silber (EUR je Feinunze) Silber (USD je Feinunze) Prognose DekaBank Gold (EUR je Feinunze) Gold (USD je Feinunze) 03.03.2017 1.162,11 1.227,31 16,81 17,75 in 3 Monaten 1.100 1.155 vor 1 Monat 1.130,36 1.218,86 16,21 17,49 in 6 Monaten 1.090 1.120 vor 1 Jahr 1.148,51 1.257,12 13,85 15,16 in 12 Monaten 1.040 1.065 Quellen: Word Gold Council, DekaBank 4 Makro Research Volkswirtschaft Rohstoffe Autor Dr. Dora Borbély Tel.: (0 69) 71 47 - 5027 E-Mail: [email protected] Herausgeber Dr. Ulrich Kater (Chefvolkswirt) Tel.: (0 69) 71 47 - 2381 E-Mail: [email protected] Disclaimer Diese Darstellungen inklusive Einschätzungen wurden von der DekaBank nur zum Zwecke der Information des jeweiligen Empfängers erstellt. 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