13 | 2015 - Deutscher Industrie

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Inhaltsverzeichnis
Editorial ............................................................................................................................................................... 2
Die Illusion von Wettbewerbsfähigkeit in Europa ................................................................................................. 2
Wirtschafts- und Währungsunion ................................................................................................................... 3
„EU-Krisenländer“ mehrheitlich auf Erholungskurs .............................................................................................. 3
Erweiterung ......................................................................................................................................................... 3
Beitrittsprozess mit Montenegro geht weiter ........................................................................................................ 3
Recht .................................................................................................................................................................... 4
Binnenmarktforum 2014: Verbleibende Hürden beseitigen, neue Möglichkeiten erkennen....................... 4
Kurz notiert ......................................................................................................................................................... 5
DIHK: Auslandsinvestitionen deutscher Unternehmen auf dem Höchststand................................................ 5
Zypern hebt Kapitalverkehrskontrollen auf............................................................................................................. 6
Seychellen werden 161. WTO-Mitglied ................................................................................................................... 6
Termine ................................................................................................................................................................ 6
Sitzungen der EU-Institutionen ................................................................................................................................. 6
Veranstaltungen der IHK-Organisation.................................................................................................................... 6
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Editorial
Die Illusion von Wettbewerbsfähigkeit in Europa
Euro-Schwäche mit großen
Schattenseiten
Dr. Alexander Schumann, Chefvolkswirt des
Deutschen Industrie- und Handelskammertags
(Foto: Heiko Laschitzki)
Der Euro hat in den letzten Monaten gegenüber anderen Währungen
deutlich an Wert verloren - allein im Vergleich zum US-Dollar um fast
ein Viertel. Das hilft der Exportwirtschaft und macht die Eurozone auch
für Touristen von außerhalb attraktiver. Doch wie lange trägt dieser
Wettbewerbsvorteil, der nicht auf innovativen Produkten oder gestiegener Effizienz beruht?
Die Industrie sorgt sich zunehmend um die Wechselkursentwicklung: In
der aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage nennen mittlerweile 18 Prozent
der Betriebe den schwankenden Wechselkurs als Geschäftsrisiko – im
Herbst 2014 waren es noch elf Prozent. Und das, obwohl die Exportwirtschaft ja erstmal profitiert. Aber Schwankungen in dieser Größenordnung sind Gift für die Planungen der Unternehmen. Und Vorleistungen, die deutsche Betriebe importieren müssen, verteuern sich durch
den schwachen Euro zusehends. Gerade der Ölpreisrückgang wird
dadurch teils wieder aufgehoben, weil Öl auf dem Weltmarkt in USDollar bezahlt wird.
Ein niedriger Wechselkurs darf deshalb nicht die Illusion einer höheren
Wettbewerbsfähigkeit erzeugen. Eine schwache Währung entspricht
meist einer schwächeren Konjunktur. Investoren schenken derzeit der
Dynamik in anderen Ländern mehr Vertrauen – insbesondere in den
USA.
Zudem darf es nicht zu einem Wettlauf um die schwächste Währung
kommen. Ein Abwertungswettlauf zugunsten der eigenen Exportwirtschaft bringt nichts, weil andere Länder immer mitziehen können. Zwar
hat die Europäische Zentralbank in Anbetracht der aktuell sehr niedrigen Inflationsraten ein Interesse an höheren Importpreisen durch einen
schwächeren Euro. Allerdings darf sie die Euro-Schwäche selbst auf
keinen Fall als Ziel verfolgen. Schon jetzt senken auch andere Länder
die Zinsen oder verzögern den Ausstieg aus der Niedrigzinsphase – eine
gefährliche Spirale. Deshalb sollte die EZB bei einer Normalisierung der
Preisentwicklung rasch aus der Niedrigzinspolitik aussteigen – und
damit letztlich auch wieder den Euro stärken.
Ihr
Alexander Schumann
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Wirtschafts- und Währungsunion
„EU-Krisenländer“ mehrheitlich auf Erholungskurs
DIHK veröffentlicht
Euro-Reform-Monitor
Wie ist es aktuell um die bisherigen "Krisenstaaten" der Eurozone bestellt? In seinem "Euro-Reform-Monitor" skizziert der DIHK die Reformpolitik und den Stand der Haushaltssanierung in Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Portugal, Spanien und Zypern.
Die Bestandsaufnahme der bereits unternommenen und der geplanten
Schritte sowie der bislang erzielten Ergebnisse liest sich erfreulich:
Erstmals seit 2007 sollen alle Länder der Eurozone wieder wachsen.
Auch die Haushaltslage entspannt sich zusehends.
Lediglich die politische Entwicklung in Griechenland habe zuletzt wieder Zweifel an einer stabilen Erholung geschürt, heißt es in der Übersicht, die der DIHK mit Unterstützung der Deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) zusammengestellt hat.
Demnach zahlen sich die Anstrengungen etlicher Staaten zur Haushaltssanierung und zur Steigerung ihrer Wettbewerbsfähigkeit immer
stärker aus. Positiv stechen laut DIHK die reformfreudigen Volkswirtschaften Spanien, Portugal und vor allem Irland hervor, allerdings kämen die Schwergewichte Frankreich und Italien "bisher nicht recht vom
Fleck".
Das Risiko eines Überschwappens der Krise in Griechenland auf andere
Länder ist nach Einschätzung des DIHK insgesamt deutlich geringer als
noch vor einigen Jahren. Die Eurozone sei in einer stabileren Verfassung als 2012; die Wettbewerbsfähigkeit habe sich verbessert, die
Stabilisierungsmechanismen zeigten Wirkung.
Alles in allem rechnet der DIHK für die Eurozone mit einem Wachstum
von 1,2 Prozent im laufenden Jahr.
(Si/DS/bö)
Erweiterung
Beitrittsprozess mit Montenegro geht weiter
Zwei weitere Verhandlungskapitel geöffnet
Am 30. März 2015 haben sich die Verhandlungsführer der EU und
Montenegros auf die Öffnung von zwei neuen Verhandlungskapiteln
geeinigt. Das Kapitel 16 - „Steuerwesen“ - und das Kapitel 30 - „Außenbeziehungen“ - sollen geöffnet werden.
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Von den 35 festgelegten Kapiteln wären damit 18 zur Verhandlung
geöffnet. Zwei Kapitel wurden bereits vorläufig abgeschlossen. Montenegro wird aufgefordert, seine Rechtsvorschriften im Einklang mit
der europäischen Gesetzgebung zu gestalten sowie entsprechende
Verwaltungskapazitäten aufzubauen.
Für Kapitel 16 seien insbesondere Angleichungen in den Bereichen
Mehrwertsteuer, Verbrauchsteuern und direkte Besteuerung notwendig.
Es solle zudem ein genauer Zeitplan für die vollständige Angleichung
an den EU-Besitzstand bis zum Zeitpunkt des Beitritts vorgelegt werden. Montenegro solle auch über angemessene Verwaltungskapazitäten
und die erforderliche Infrastruktur bei den Finanzämtern verfügen, um
die Durchsetzung, Erhebung und Kontrolle im Bereich Steuern zu gewährleisten. Weitere Maßnahmen betreffen den Ausbau der IT-Systeme
der Steuerverwaltung. In Kapitel 30 sollen die internationalen Abkommen im Einklang mit der EU-Gesetzgebung gebracht werden.
Im Juni 2012 waren die Beitrittsverhandlungen mit Montenegro begonnen worden.
(bö)
Recht
Binnenmarktforum 2014: Verbleibende Hürden
beseitigen, neue Möglichkeiten erkennen
Ergebnisse der Workshops
präsentiert
Zu einem echten „Marktplatz Europa“ will Elzbieta Bienkowska, Kommissarin für Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMUs, den
Binnenmarkt entwickeln. Dazu sollen weitere Hürden abgebaut, aber
auch stärker die Möglichkeiten, die der Binnenmarkt für Unternehmen
und Bürger künftig schaffen soll, ins Visier genommen werden. Dieses
Fazit hat Kommissarin Bienkowska auf der Abschlussveranstaltung zum
„Binnenmarktforum 2014“ am 26. März in Riga gezogen.
Die Veranstaltung diente dazu, die Ergebnisse der 2014 in der EU
durchgeführten Workshops zu verschiedenen Binnenmarktthemen zu
präsentieren und zu diskutieren. In einer Reihe von Veranstaltungen in
der gesamten EU war im Vorfeld evaluiert worden, wo Unternehmen
noch auf regulatorische oder tatsächliche Hindernisse bei ihrer grenzüberschreitenden Tätigkeit in den folgenden Bereichen stoßen:
−
Binnenmarkt für Dienstleistungen
−
Digitaler Binnenmarkt
−
Anerkennung beruflicher Qualifikationen
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−
Crowdfunding in der EU
−
Öffentliches Auftragswesen
−
Rechte am geistigen Eigentum.
In mehreren Diskussionsrunden wurden die identifizierten Hindernisse
sowie mögliche Reformen erörtert. Dabei stand unter anderem der
Zugang zu reglementierten Berufen im Fokus, der in den Mitgliedstaaten sehr unterschiedlich geregelt ist. Die Kommission kritisiert schon
lange, dass diese Beschränkungen weder notwendig noch zeitgemäß
seien. Daher hat sie im vergangen Jahr einen Evaluierungsprozess angeregt, in dessen Zusammenhang alle Vorschriften, die den Berufszugang regeln, von den Mitgliedstaaten erfasst sowie auf ihren Sinn und
ihre Verhältnismäßigkeit überprüft werden sollen. Für jede Berufszugangsregelung sollen die Mitgliedstaaten klären, ob sie beibehalten
werden kann, geändert oder sogar abgeschafft werden muss. Die Berichte der Mitgliedstaaten werden für Anfang 2016 erwartet.
Das Programm der Veranstaltung kann hier eingesehen werden, die
Rede von Kommissarin Bienkowska ist hier nachzulesen.
(bw)
Kurz notiert
DIHK: Auslandsinvestitionen deutscher Unternehmen auf dem Höchststand
Fast die Hälfte aller befragten Unternehmen der jüngsten DIHK-Studie
investiert in diesem Jahr im Ausland. Im Fokus stehen dabei vor allem
EU-Staaten, China und Nordamerika. Die DIHK-Studie zu Auslandsinvestitionen erscheint jährlich; noch nie zuvor hatten so viele Unternehmen Bestrebungen vermeldet, im Ausland zu investieren. Aus Sicht
des DIHK ist es bedenklich, dass für einen wachsenden Anteil an Unternehmen die hohen Produktionskosten im Inland ein Grund für die verstärkten Investitionen im Ausland sind. 23 Prozent der befragten Unternehmen, die im Ausland investieren, nennen Kostengründe als Motiv. Das bedeutet Investitionsverzicht und zumindest mittelfristig weniger Beschäftigung an heimischen Standorten, so der DIHK.
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Zypern hebt Kapitalverkehrskontrollen auf
Zypern hat mit Wirkung vom 6. April 2015 die letzten Kapitalverkehrskontrollen aufgehoben. Die Kapitalkontrollen waren im Frühjahr 2013
eingeführt worden, um den Finanzsektors Zyperns im Zuge der Bankenkrise zu stabilisieren. Zypern hatte sich im Frühjahr 2013 mit dem IWF
und den europäischen Geldgebern auf ein Anpassungsprogramm geeinigt.
Seychellen werden 161. WTO-Mitglied
Ab dem 26. April 2015 wird die WTO 161 Mitglieder zählen: Nachdem
die Nationalversammlung der Seychellen Ende März einstimmig das
WTO-Beitrittsprotokoll ratifiziert und Präsident James Michel die Beitrittsurkunde an einen WTO-Vertreter übergeben hat, werden die Seychellen nach einer einmonatigen Frist automatisch zu einem vollwertigen Mitglied der Welthandelsorganisation. Der Inselstaat hatte sich
bereits 1995 um eine Mitgliedschaft beworben, der Bewerbungsprozess
konnte jedoch erst 2014 mit dem Ende der Beitrittsverhandlungen und
der offiziellen Zustimmung der WTO-Mitglieder abgeschlossen werden.
Termine
Sitzungen der EU-Institutionen
13.04. - 17.04.2015
Agenda zu den Sitzungen der EU-Institutionen
13.04. - 17.04.2015
Miniplenarwoche des EP
01.01. - 30.06.2015
lettische Ratspräsidentschaft
Veranstaltungen der IHK-Organisation
29.04.2015
IHK Ostwestfalen zu Bielefeld: „Mittelstandsbörse
Niederlande“
Ansprechpartner: Jens Heckeroth, Tel.: 0521/554-250
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Verantwortlich für die Endredaktion: Daphne Grathwohl (gw)
Ansprechpartner für die einzelnen Beiträge: bö= Alexandra Böhne; Si= Heiko Schwiderowski; DS= Dr. Dirk Schlotböller; bw= Dr. Bettina Wurster