14 | 2015 - Deutscher Industrie

14 | 2015
20.04.2015
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20.04.2015
Inhaltsverzeichnis
Editorial ............................................................................................................................................................... 2
Investitionsziel Europa................................................................................................................................................. 2
DIHK-Umfragen .................................................................................................................................................. 3
Europa punktet erneut ................................................................................................................................................. 3
Steuern ................................................................................................................................................................ 4
Deutschland in Steuerrechtsfragen vor EuGH unterlegen................................................................................... 4
Energie ................................................................................................................................................................. 5
EU-Energieminister wollen regionale Zusammenarbeit im Energiebinnenmarkt stärken............................ 5
EU-Kommission beseitigt letzte Hürden für deutschen Offshore-Ausbau ...................................................... 6
Verkehr ................................................................................................................................................................ 6
Transportausschuss zum EFSI: Investitionen nicht losgelöst von EU-Verkehrspolitik tätigen .................... 6
Kurz notiert ......................................................................................................................................................... 7
Nächste Runde der TiSA-Verhandlungen ................................................................................................................ 7
EU kommt den Europa 2020 Bildungszielen näher ............................................................................................... 8
EIB will Investitionsprojekte vorstellen.................................................................................................................... 8
Termine ................................................................................................................................................................ 8
Sitzungen der EU-Institutionen ................................................................................................................................. 8
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20.04.2015
Editorial
Investitionsziel Europa
Deutsche Unternehmen
investieren vor allem ins
europäische Ausland
Seit zwanzig Jahren befragt der DIHK deutsche Unternehmen nach
ihren Investitionsplänen im Ausland: Wo wollen sie investieren und aus
welchen Gründen? Die diesjährige Auswertung der rund 2.500 Unternehmensantworten kann man durchaus als Hoffnungsschimmer für
Europa bewerten.
Denn die EU-15 bleibt Top-Destination für Investitionen. Fast jedes
zweite Unternehmen, das im Ausland investieren will, tut dies in der
„alten“ EU, wie sie vor der großen Erweiterung 2004 bestand. Das sind
so viele wie nie zuvor in der Umfragereihe „DIHK-Auslandsinvestitionen“ im Jahr 1995.
Dr. Günter Lambertz, Leiter der Vertretung des
Deutschen Industrie- und Handelskammertages
bei der EU
Die Unternehmen investieren dort vor allem, um Vertrieb und Kundendienst aufzubauen, mittlerweile aber auch, um Kosten zu sparen. Das
zeigt, dass die Reformen wirken und die Wirtschaft Vertrauen in die
Stabilität dieser Länder hat. Damit schaffen deutsche Unternehmen im
Jahr 2015 in den EU-15-Staaten 50.000 neue Arbeitsplätze.
Das ist zwar kein Investitionsboom, aber ein stabiles, verlässliches Interesse in die EU der 15. Immerhin jedes vierte Unternehmen will sein
Investitionsengagement steigern. Maschinen- und KFZ-Bau sind dabei
aber eher zurückhaltend - Zeichen dafür, dass man den Reformen im
Industriebereich noch nicht traut. Außerdem ist vor allem der Automobilmarkt in Europa infolge der Krise lange nicht so dynamisch wie Asien
oder Nordamerika.
Welche Konsequenz kann man daraus also ziehen? Das Europa der 15,
zu dem viele von der Krise betroffenen Staaten gehören, ist hochattraktiv für deutsche Unternehmen. Doch die Staaten haben ihr Potenzial zur Verbesserung ihrer Wettbewerbsfähigkeit noch lange nicht ausgeschöpft. Auch wenn – wie der DIHK-Reformmonitor regelmäßig
analysiert – Staaten wie Portugal, Spanien oder Irland sich auf einem
sehr guten Weg befinden, gibt es noch Luft nach oben. Und in Griechenland sowie den Schwergewichten Italien und Frankreich müssen
die Reformen weiter vorangetrieben werden. Wenn Europa auf diesem
Pfand weitergeht, kann aus dem Hoffnungsschimmer realer Aufschwung werden.
Ihr
Günter Lambertz
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20.04.2015
DIHK-Umfragen
Europa punktet erneut
DIHK-Außenwirtschaftschef
Treier stellt Umfrage zu Auslandsinvestitionen vor
Im Rahmen des Europapolitischen Dialogs, der Gesprächsreihe des DIHK
Brüssel, wird am Dienstag (21.4.) der Außenwirtschaftschef des DIHK,
Volker Treier, den Europa-Fokus der DIHK-Umfrage zu den Auslandsinvestitionen deutscher Unternehmen vorstellen.
Die rund 2.500 Unternehmensantworten spiegeln die Bedeutung Europas, und dort vor allem der EU-15 für deutsche Unternehmen wider.
Mit Blick auf die Investitionsregionen landen sie erneut auf dem ersten
Platz. So viele Industriebetriebe wie nie zuvor, nämlich 47 Prozent,
entscheiden sich für Investitionen in dieser Region. Nach dem rasanten
Wachstum von 2013 auf 2014 von 40 auf 46 Prozent können diese
Länder damit abermals punkten.
Bemerkenswert ist, dass über 40 Prozent aller Unternehmen, die aus
Kostengründen im Ausland investieren, dies mittlerweile in der EU-15
tun. Im letzten Jahr waren das noch 36 Prozent. Viele europäische
Standorte haben Reformen angepackt und ihre Wettbewerbsfähigkeit
wieder verbessert. Dadurch wird die Region als Investitionsstandort
attraktiver und zieht vermehrt Investitionen aus Deutschland an.
So planen 23 Prozent der auslandsaktiven Unternehmen ihre Investitionen mittlerweile aus Gründen der Kostenersparnis, 2014 waren es
noch 21 Prozent. Doch der wichtigste Funktionsschwerpunkt deutscher
Auslandsinvestitionen bleibt auch 2015 der Aufbau von Vertrieb und
Kundendienst. 46 Prozent der Betriebe planen ihre grenzüberschreitenden Investitionen zu diesem Zweck.
Die geopolitische Lage hinterlässt ebenfalls ihre Spuren bei den Auslandsinvestitionen deutscher Industrieunternehmen. Nur noch 17 Prozent geben an, in der Region Russland, Ukraine, Südosteuropa, Türkei
investieren zu wollen. Im Vorjahr waren es noch 26 Prozent.
Seit 1995 befragt der DIHK auslandsaktive deutsche Unternehmen zu
ihren Investitionszielen und – motiven.
(gw)
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20.04.2015
Steuern
Deutschland in Steuerrechtsfragen vor EuGH
unterlegen
Deutschland in Steuerrechtsfragen vor EuGH unterlegen
Mit Urteil vom 16. April 2015 hat der Europäische Gerichtshof entschieden, dass Deutschland mit einer Regelung aus dem Einkommensteuerrecht gegen die Niederlassungsfreiheit verstößt: Steuerliche
Vorteile bei der Erzielung von bestimmten Veräußerungsgewinnen
dürften nicht an die Bedingung geknüpft werden, dass der Steuerpflichtige diese Gewinne in eine seiner in Deutschland gelegenen Betriebsstätten investiert.
§ 6 b des deutschen Einkommensteuergesetzes stundet nämlich eine
fällige Steuerschuld für den Verkauf eines Anlageguts aus dem Vermögen einer in Deutschland befindlichen Betriebsstätte, sofern der Steuerpflichtige den erzielten Gewinn in ebenfalls in Deutschland befindliches Betriebsvermögen reinvestiert. Wird der Gewinn hingegen für den
Kauf von Anlagegütern einer in einem anderen EU-Mitgliedstaat befindlichen Betriebsstätte verwendet, muss er sofort versteuert werden.
Begründung der Bundesregierung: Wirtschaftsgüter einer ausländischen Betriebsstätte unterlägen nicht der deutschen Steuerhoheit.
Außerdem hatte sie sich auf die Territorialität der Besteuerung und die
Kohärenz des nationalen Steuersystems berufen.
Der EuGH erklärt den Inhalt der Norm für unvereinbar mit der Niederlassungsfreiheit: Sie stelle zunächst die Inländergleichbehandlung im
Aufnahmemitgliedstaat sicher. Allerdings erstreckt sich ihr Schutz auch
auf Fälle, in denen ein Herkunftsmitgliedstaat (hier: Deutschland) die
Niederlassung eines seiner Staatsangehörigen bzw. einer nach seinem
Recht gegründeten Gesellschaft in einem anderen Mitgliedstaat behindert. Die Ungleichbehandlung zwischen den beiden Fallgruppen könne
also eine außerhalb Deutschlands getätigte Reinvestition weniger attraktiv machen als eine in Deutschland getätigte.
Die „deutsche Steuerhoheit“ scheide nach ständiger Rechtsprechung
als Rechtfertigungsgrund aus, weil wirtschaftliche Ziele wie die Verhinderung befürchteter Mindereinnahmen dafür grundsätzlich nicht in
Frage kommen. Was die übrigen Rechtfertigungsgründe anbelangt,
scheitere es an der Verhältnismäßigkeit: Deutschland stünden mildere
Mittel als eine Sofortbesteuerung zur Verfügung.
(Wei)
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20.04.2015
Energie
EU-Energieminister wollen regionale Zusammenarbeit im Energiebinnenmarkt stärken
Versorgungssicherheit ist
grenzüberschreitend am
größten
Neben der geplanten EU-Strategie für einen funktionierenden Wärmeund Kältemarkt stand beim informellen Treffen der EU-Energieminister
im lettischen Riga insbesondere die regionale Kooperation im Rahmen
der Energieunion im Fokus.
Eine Stärkung der regionalen Kooperation wird als wichtiger Zwischenschritt zur Vollendung des Energiebinnenmarktes erachtet. Versorgungssicherheit, der Übergang zu einer CO2-armen Gesellschaft, der
Handel und Ausgleich von Strom, die Marktintegration erneuerbarer
Energien sowie die Flexibilisierung von Erzeugung und Nachfrage lassen sich grenzüberschreitend wirtschaftlicher gewährleisten als auf
rein nationaler Ebene. Die EU-Kommission, so die Energieminister,
könne eine „entscheidende Rolle“ bei der Überwachung und Verknüpfung regionaler Initiativen spielen.
Insbesondere die deutsche Bundesregierung treibt die regionale Zusammenarbeit aktiv voran. In einer von Staatssekretär Rainer Baake
(BMWi) initiierten Gesprächsreihe treffen sich Nachbarstaaten, Regulierungsbehörden, Netzbetreiber und Strombörsen bereits regelmäßig,
um die Versorgungssicherheit und die Koordinierung des Strommarktdesigns zu stärken.
Einem aktuellen Versorgungssicherheitsbericht des Pentalateralen Forums zufolge liegen im gemeinsamen Stromverbund große Vorteile, da
die Höchstnachfrage nach Strom in den Mitgliedstaaten selten gleichzeitig auftritt und somit benachbarter Strom die heimische Nachfrage
decken kann. Auch ein Gutachten im Auftrag des BMWi kommt zu dem
Ergebnis, dass in Deutschland und seinen räumlichen bzw. elektrischen
Nachbarn Last und Erzeugung grenzüberschreitend bis zum Jahr 2025
durchweg mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgleichen werden können.
Aus DIHK-Sicht kommen solche Erkenntnisse zu einem passenden Zeitpunkt. Denn immer mehr Mitgliedstaaten führen derzeit eine intensive
Debatte über das künftige Strommarktdesign, beschränken sich in ihren
Überlegungen zur Berechnung und Gewährleistung von Versorgungssicherheit jedoch zu stark auf nationale Lösungen.
(Va)
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20.04.2015
EU-Kommission beseitigt letzte Hürden für
deutschen Offshore-Ausbau
Vereinbarkeit mit EUWettbewerbsrecht und EEAG
gewährleistet
Offshore-Windenergie leistet einen wichtigen Beitrag, damit Deutschland seine energiepolitischen Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien erreicht. Der Offshore-Ausbau werde die Energie- und Umweltziele der EU fördern, ohne den Wettbewerb im Binnenmarkt übermäßig zu
verzerren. Mit dieser Begründung hat die EU-Kommission am 16. April
staatliche Förderungen für den Bau und Betrieb von 17 Windparks in
der Nordsee und drei Parks in der Ostsee genehmigt.
Die 20 Projekte werden im Rahmen des EEG 2014 durchgeführt, das die
Kommission bereits im Juli 2014 beihilferechtlich genehmigt hat. Sie
wurden bei der Kommission einzeln angemeldet und gesondert von der
allgemeinen Beihilferegelungen geprüft, da sie den in den Umwelt- und
Energiebeihilfeleitlinien (EEAG) festgelegten Schwellenwert von 250
MW überschreiten.
Die Kapazität der einzelnen Windparks reicht von 252 MW bis 688
MW; die kumulierte Leistung beträgt rund 7000 MW. Die Parks sollen
spätestens 2019 ans Netz gehen. 29,3 Mrd. Euro sollen investiert und
28 TWh Strom jährlich erzeugt werden. Dies entspricht nahezu 13
Prozent des im Nationalen Aktionsplan für erneuerbare Energien aufgeführten Szenarios für erneuerbare Energien in Deutschland im Jahr
2020.
Sobald alle Fragen im Zusammenhang mit dem Schutz vertraulicher
Daten geklärt sind, wird die nichtvertrauliche Fassung des Genehmigungsbeschlusses im Beihilfenregister der Kommission unter den
Nummern SA.39722 bis SA.39736 und SA.39738 bis SA.39742 veröffentlicht.
(Va)
Verkehr
Transportausschuss zum EFSI: Investitionen nicht
losgelöst von EU-Verkehrspolitik tätigen
Entscheidung des Transportausschusses kann zu nachrangiger Nutzung von CEF
und Horizon 2020 beim EFSI
führen
Der Verkehrsausschuss des Europäischen Parlaments hat am 14. April
zwar grundsätzlich die Nutzung der Connecting Europe Facility (CEF)
als teilweise Mittelquelle für den Europäischen Fonds für Strategische
Investitionen (EFSI) abgelehnt.
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Letztendlich kann das CEF-Budget aber doch genutzt werden, wenn der
Rat und das Parlament im Rahmen der Verhandlungen zum jährlichen
Haushalt („annual budget procedure“) entscheiden, dass diese Mittel
benötigt werden. Jedoch werden vorrangig Haushaltsüberschüsse und
andere EU-Haushaltsquellen herangezogen. Mehrjährige Programme
wie CEF und Horizon 2020 werden erst genutzt, wenn andere Quellen
ausgeschöpft sind. Weiterhin fordert der Transportausschuss, die Auswahlkriterien für EFSI-geförderte Projekte an die TEN-T- und CEF-Ziele
anzupassen, um sicherzustellen, dass zwischen Investitionsmaßnahmen
im Rahmen der europäischen Verkehrspolitik und den EFSIInvestitionen Kohärenz besteht.
Der Entscheidung am 14. April waren harte Auseinandersetzungen
vorausgegangen - Abgeordnete aller Fraktionen hatten sich gegen eine
Nutzung des CEF als Mittelquelle ausgesprochen, unter anderem mit
der Begründung, dass die Finanzierung von CEF-Projekten gefährdet
werden könnte.
Der DIHK stimmt der nachrangigen Nutzung von EFSI- und Horizon
2020-Mittel sowie der Berücksichtigung der EU-Politiken – zum Beispiel. auch Strategien und Maßnahmen der EU-Verkehrspolitik - bei
EFSI-Projektentscheidungen zu.
(HKi)
Kurz notiert
Nächste Runde der TiSA-Verhandlungen
In der vergangenen Woche fand die 12. Verhandlungsrunde des Abkommens über den Handel mit Dienstleistungen (TiSA) in Genf statt. Im
Rahmen von TiSA verhandeln mittlerweile 24 Mitglieder der Welthandelsorganisation (WTO), um den Handel mit Dienstleistungen zu vereinfachen.
Die Hauptthemen dieser Runde waren finanzielle Dienstleistungen,
Telekommunikation, nationale Regelungen, maritimer Transport und
der sogenannte Modus 4, die temporäre Entsendung von Personen als
Dienstleister.
Im Zuge der Durchsicht bisheriger Ergebnisse wurden auch die Marktzugangsangebote diskutiert, welche mittlerweile von allen Teilnehmern
bis auf Pakistan, Paraguay und Uruguay eingereicht wurden. Im Juli soll
eine allgemeine Bestandsaufnahme der Verhandlungen stattfinden, um
die Parameter des Abkommens und die Knackpunkte in den Verhandlungen herauszuarbeiten.
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20.04.2015
EU kommt den Europa 2020 Bildungszielen
näher
Am Montag (20.4.2015) hat Eurostat, das statistische Amt der Europäischen Union, die neuesten Daten zu den Europa 2020 Bildungszielen
veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass die EU und ihre Mitgliedstaaten Fortschritte bei der Erreichung dieser Ziele gemacht haben. Zu den
Kernzielen der Strategie gehören die Steigerung des Anteils der Personen mit tertiärem Bildungsabschluss und die Verringerung der Quote
frühzeitiger Schul- und Ausbildungsabgänger. Europa 2020 ist die
Zehnjahresstrategie der Europäischen Union für Arbeitsplätze und
Wachstum. Sie wurde 2010 auf den Weg gebracht, um die Bedingungen für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum zu
schaffen.
EIB will Investitionsprojekte vorstellen
Das von der EU geplante 315 Milliarden Euro schwere Investitionsprogramm nimmt nach Angaben der Europäischen Investitionsbank (EIB)
Formen an. In dieser Woche sollen nach Angaben der EIB die ersten
Projekte dem Verwaltungsrat zur Genehmigung vorgelegt. Bei der informellen Sitzung der EU-Finanzminister am Ende der Woche in Riga
will die EIB diese Investitionsprojekte präsentieren.
Termine
Sitzungen der EU-Institutionen
20.04. - 24.04.2015
Agenda zu den Sitzungen der EU-Institutionen
20.04. - 24.04.2015
Ausschuss- und Fraktionssitzungen im EP
01.01. - 30.06.2015
lettische Ratspräsidentschaft
Verantwortlich für die Endredaktion: Daphne Grathwohl (gw)
Ansprechpartner für die einzelnen Beiträge: HKi= Holger Kindler; Va= Jonas Vach; Wei= Malte Weisshaar