Berenberg Impuls

BERENBERG IMPULS
3. Juni 2015
„GOLD IST GELD –
ALLES ANDERE IST KREDIT“
Das glänzende Edelmetall hat in den letzten Monaten in Euro gerechnet deutlich an Wert zugelegt.
Von Florian Koch, Berenberg Investment Advisory CIO-Office
AUF E INE N BLICK
• Viele Anleger billigen Gold eine „natürliche“ Schutzfunktion
gegen Krisen zu.
• Es ist ein natürlich vorkommender Rohstoff. Keine Notenbank kann den Sparer durch die Notenpresse demnach enteignen.
• Die physische Nachfrage nach Gold und Silber bleibt robust,
auch wenn Finanzanleger sich zurückhalten.
Sein Siedepunkt liegt bei 2970 °C, der Schmelzpunkt schon bei geschmeidigen 1064 Grad. Die Kennzeichnung als Lebensmittelzusatzstoff ist E175.
In der Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner spielt es
in einer der Opern eine wichtige Rolle. Es geht um Gold. Seit Jahrtausenden
wird es, teilweise äußerst kunstvoll, für rituelle Gegenstände genutzt – es
besteht allerdings auch die Möglichkeit, darin zu investieren. Dem Edelmetall werden dabei magische Kräfte, besonders in Krisenzeiten, zugeschrieben.
Allerdings vergessen Anleger dabei oftmals, dass es sich auch um eine
schwankungsanfällige Anlageklasse handelt.
Man kann es weder essen noch leicht in handelsübliche Einheiten
zerkleinern, um es in homogenen Einheiten beim örtlichen Bäcker bequem in Naturalien umzutauschen. Und doch hat es einen
enormen Wert. Besonders in absoluten Krisenzeiten hat es über
Jahrhunderte seine Stärke gezeigt. Die Aussage, dass Gold Geld
und alles andere Kredit sei, wird John Pierpont Morgan zugeschrieben. Allerdings mussten Anleger in der Neuzeit auch feststellen, dass es sich bei Gold um keinen „sicheren Hafen“ im
klassischen Sinne handelt, sondern um eine der schwankungsintensivsten Anlageklassen. Neben der Spekulation auf einen steigenden Goldpreis aufgrund einer erhöhten Nachfrage geht man
in der reinsten Anlageform auch eine Spekulation auf die Währungsentwicklung ein. Alle Rohstoffe, wie die Edelmetalle Gold
und Platin, werden in US-Dollar gehandelt. Bei einem Investment
eines Euro-Anlegers ergibt sich so ebenfalls ein Währungsrisiko.
Deutlich mehr als die Hälfte der weltweiten Nachfrage kommt
aus den Schwellenländern. China hat mit Indien im Fünf-Jahres-
Durchschnitt als Goldnachfrager bereits gleichgezogen. Insgesamt macht die Nachfrage aus dem Schmuckbereich immer noch
den größten Anteil der Nachfrageseite aus. Viele Menschen
fürchten sich vor einer Währungsreform, ebenso viele treibt die
Gefahr einer hohen oder sehr hohen Inflation um, wobei sie
Gold eine „natürliche“ Schutzfunktion gegen beides zubilligen.
Gold ist Geld. Allerdings mit einem entscheidenden Unterschied:
Es ist ein natürlich vorkommender Rohstoff. Keine Notenbank
kann den Sparer durch die Notenpresse demnach enteignen.
Aber es passt auch der Ausspruch von Aristoteles: „Geld wirft
keine Jungen.“ Ein Goldinvestment wirft weder laufende Erträge
noch Zinsen ab. Geld ist, das sehen wir derzeit, von den Notenbanken theoretisch beliebig, sozusagen aus dem Nichts, vermehrbar. Und praktisch geschieht das derzeit auch. Es handelt
sich um sogenanntes Fiatgeld, welches seitens des „Emittenten“
(Zentralbank) nicht in Gold umgetauscht werden muss. Seine
Akzeptanz ist lediglich durch gesetzliche Vorschriften geregelt
und das Faktum, dass es allgemein als Zahlungsmittel anerkannt
ist. Es ist aber ohne jeglichen „inneren“ Wert. Die drei größten
Notenbanken der Welt (Fed, EZB, Bank of Japan) betreiben die
wundersame Geldvermehrung, um über künstlich gedrückte
Zinsen ihre Währungen zum Wohle der nationalen Exportwirtschaft zu schwächen. Denn de facto gibt es heute weltweit keinen
formalen Goldstandard mehr. Bei diesem Währungssystem stand
jeder Banknote oder Münze eine entsprechende Menge Gold
gegenüber, in die es eingetauscht werden konnte. Die Golddeckungspflicht der westlichen Zentralbanken wurde formell 1968
aufgehoben. Die Schweiz, die sich zunächst gegen diese von den
USA ausgehende Demonetisierung des Goldes gewandt hatte,
gab schlussendlich im Jahr 1999 die Goldbindung des Frankens
auf.
Gold ist eher etwas für Inflationsgefahren, Wirtschafts-, Finanzoder Vertrauenskrisen. Im Gegensatz zur Geldmenge kann man
Gold nicht beliebig vermehren. Während Hyperinflationen das
Ersparte ganzer Generationen vernichtet haben, sind die natürlichen Vorkommen von Gold begrenzt. Die Notenbank der USA
hält über 8000, die Bundesbank 3400 Tonnen des Edelmetalls.
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3. Juni 2015 · Seite 2
Der Zweck nationaler Goldreserven bestand früher zumeist in
der Deckung von Währungen (Goldstandard). Heutzutage dient
die Aufbewahrung von Gold als nationale Reserve für Krisenzeiten sowie als Risikoausgleich für Schwankungen des US-Dollar
(Kurs des Goldes fällt bei steigendem Dollar-Kurs und umgekehrt). Es gleicht schon fast einem Paradoxon, dass die gleichen
Notenbanken, die die Finanzmärkte mit Geld fluten und mit
Ellbogenmentalität im gegenseitigen Abwertungslauf der nationalen Währung stehen, als die größten Käufer am Goldmarkt auftreten. Und so kommt mit der Notenbankpolitik der EZB auch
Schwung in den Goldpreis. In Euro gerechnet legte der Goldpreis zuletzt deutlich zu, während das Edelmetall in US-Dollar
gerechnet in eine Seitwärtsbewegung übergegangen ist. Derzeit
sind wir von dem Allzeithoch von 1920 USD aus 2011noch weit
entfernt.
An der Börse wird Gold in einer enormen Artenvielfalt gehandelt. Eine populäre Bezugsgröße ist dabei die Einheit „Feinunze“,
die umgerechnet 31,1 g entspricht. Neben Gold werden auch
weitere Edelmetalle an der Börse gehandelt. Das besonders für
die Industrie wichtige Platin ist gar fast gleich teuer im Vergleich
zum gelben Edelmetall, hat aber lange nicht den gleichen Glanz
in den Depots der Anleger. Neben Goldminenaktien, Goldbarren
und Münzen kann man auch über strukturierte Produkte in das
beliebte Edelmetall investieren. Obacht ist bei der Geldeinheit
geboten. Es gibt allerdings auch sogenannte Quanto-Strukturen,
die das Währungsrisiko eliminieren. Dieser „Schutz“ kostet jedoch Performance.
Der Edelmetallsektor konnte als vermeintlich „sicherer Hafen“
von der anhaltenden Griechenlanddebatte und den anderen geopolitischen Krisen nicht profitieren. Die physische Nachfrage
nach Gold und Silber bleibt robust, auch wenn Finanzanleger
zurückhaltend bleiben. Deshalb sind die Renditeperspektiven
derzeit neutral einzuschätzen. Für Anleger, die noch keine Goldposition aufgebaut haben und dies aus Diversifikationsgründen
tun möchten, könnte beispielsweise das börsengehandelte Zertifikat ETC (Exchange Trading Commodity) Xetra-Gold interessant sein.
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Florian Koch
Investment Advisory – CIO Office
Berenberg
Unser Autor Florian Koch ist Mitarbeiter im Investment Advisory. Als unabhängiger Produktspezialist entwickelt das Team
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