WÄHRUNGEN 6. April 2016 NORWEGISCHE KRONE: WARTEN AUF DAS COMEBACK von Dr. Jörn Quitzau Norwegen gilt prinzipiell als grundsolide Volkswirtschaft. Dank der großen Öl-Vorkommen des Landes wurde die Norwegische Krone im Zuge der globalen Finanzkrise und der anschließenden Euro-Vertrauenskrise zu einer Art Modewährung. Der Vertrauensverlust in die „Papiergeldwährungen“ ließ Anleger nach Alternativen suchen – oft waren es Länder mit hohen Rohstoffvorkommen, die im Urteil der Anleger die gesuchte Sicherheit boten. Mit dem Abklingen der Finanz- und der Eurokrise haben diese Währungen naturgemäß einen Teil ihrer Attraktivität eingebüßt, sodass moderate Wechselkursverluste folgerichtig waren. Die Krone ist in den letzten Jahren allerdings deutlich stärker gefallen, als es uns fundamental gerechtfertigt erscheint. Der Hauptgrund für den drastischen Kursrückgang ist dabei der gefallene Ölpreis. Im Ölpreis-Abwärtsstrudel Tatsächlich leiden Staat und Wirtschaft unter dem Preiseinbruch. So ist der Anteil des Öls an den Gesamt-Exporten zwischen 2011 und 2015 von 68 % auf 58 % gefallen. Der aus Öleinnahmen gespeiste Staatsfonds muss mit erheblich geringeren Mittelzuflüssen auskommen als in den vergangenen Jahren. Die Zentralbank hat den Leitzins angesichts der schwächelnden Konjunktur seit 2014 in vier Schritten von 1,50 % auf 0,50 % gesenkt. Somit drückt auch die Geldpolitik auf den Kurs der Krone. Trotz dieser eher kurzfristigen Probleme steht Norwegen fundamental immer noch gut da. Die Staatsfinanzen sind – im Unterschied zu fast allen anderen westlichen Industrienationen – kerngesund. Die Brutto-Staatsverschuldung liegt bei 28 % des BIP (Deutschland: gut 70 %). Wenn die staatlichen Vermögenswerte (insbesondere der Staatsfonds) gegengerechnet werden, verfügt Norwegen über ein Netto-Vermögen von rund 260 % des BIP. Deutschland sitzt nach Abzug der Vermögenswerte immer noch auf einer staatlichen Nettoverschuldung von knapp 50 % des BIP. Krone geht mit Ölpreis auf Sinkflug Quelle: Bloomberg. Norwegische Krone in Euro: Korrektur oder Trendwende? In Euro. Quelle: Bloomberg. Norwegische Krone in US-Dollar Ausblick Die Norwegische Krone ist auf dem jetzigen Niveau insbesondere zum Euro deutlich unterbewertet. Auch gegenüber dem US-Dollar und dem Schweizer Franken notiert die 1 In US-Dollar. Quelle: Bloomberg. Währungen | 6. April 2016 1/3 Krone auf äußerst schwachen Niveaus. Um das aktuelle Kursniveau – insbesondere zum Euro – dauerhaft zu rechtfertigen, dürfte sich der Ölpreis auch längerfristig nicht erholen und die norwegische Wirtschaft müsste sich als unfähig erweisen, mit dem veränderten Preisumfeld zurecht zu kommen. Wir sind zuversichtlich, dass die Krone zum Euro mittel- bis langfristig wieder deutlich zulegen kann. Da Trends an Devisenmärkten oft lange anhalten und sich der Wechselkurs über längere Zeit von den Fundamentaldaten entfernen kann, muss die jüngere Erholung aber noch keine Trendwende sein. Norwegische Krone in Schweizer Franken In Schweizer Franken. Quelle: Bloomberg. Währungen | 6. April 2016 2/3 IMPRESSUM Makro-Team Hamburg Dr. Holger Schmieding | Chefvolkswirt +49 40 350 60-8021 | [email protected] Wolf-Fabian Hungerland +49 40 350 60-8165 | [email protected] Berenberg Makro erscheint zu folgenden Themen: Konjunktur Geldpolitik ► Währungen Rohstoffe Emerging Markets Osteuropa Trends www.berenberg.de/publikationen Cornelia Koller +49 40 350 60-198 | [email protected] Wolfgang Pflüger +49 40 350 60-416 | [email protected] Dr. Jörn Quitzau +49 40 350 60-113 | [email protected] Wichtige Hinweise: Dieses Dokument stellt keine Finanzanalyse im Sinne des § 34b WpHG, keine Anlageberatung, Anlageempfehlung oder Aufforderung zum Kauf von Finanzinstrumenten dar. Es ersetzt keine rechtliche, steuerliche und finanzielle Beratung. Die in diesem Dokument enthaltenen Aussagen basieren auf allgemein zugänglichen Quellen und berücksichtigen den Stand bis zum Tag vor der Veröffentlichung. Nachträglich eintretende Änderungen können nicht berücksichtigt werden. Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG Neuer Jungfernstieg 20 20354 Hamburg Telefon +49 40 350 60-0 www.berenberg.de [email protected]
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