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Berliner
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Morgenpost
MITTWOCH, 22. OKTOBER 2014
Redaktionsschluss: 0.05 Uhr | H | Nr. 288 / 43. W.
Preis 1,10 Euro
Roger Cicero bringt seine Heimatstadt Berlin zum Swingen
Der Musiker spielt am Sonnabend im Tempodrom. Zwar lebt er in Hamburg, schließt aber eine Rückkehr in die Hauptstadt nicht aus. Ein Gespräch. Seite 26
DPA PA/JAZZ ARCHIV/ULI GLOCKMANN
Sanierungsgebiete:
Berlin fordert
Millionen zurück
Bezirke bitten Hauseigentümer zur Kasse,
weil der Grundstückswert gestiegen ist
BERLIN – Einige Berliner Bezirke erzielen derzeit Millioneneinnahmen
von privaten Haus- und Wohnungseigentümern. In den Sanierungsgebieten, die mit staatlichen Mitteln aufgewertet wurden, müssen diese Eigentümer einen sogenannten Ausgleichsbeitrag zahlen. Das Bezirksamt Pankow ist
mit fast 110 Millionen Euro Spitzenreiter bei diesen Einnahmen. 55 Millionen
Euro wurden in den vergangenen zwei
Jahren bereits gezahlt, weitere 53 Millionen Euro erwartet die Behörde in
den kommenden Jahren.
„Wir sanieren Gebiete, deswegen erhöht sich der Grundstückswert, und
die Ausgleichsbeiträge schöpfen einen
Teil dieser Wertsteigerung ab“, sagte
Pankows Stadtrat für Stadtentwicklung, Jens-Holger Kirchner (Grüne).
Die Pflicht zu dieser Abgabe ist im Baugesetzbuch festgelegt. Ab 2016 werden
vor allem die Eigentümer aus dem Gebiet am Helmholtzplatz zur Kasse gebeten. Sie sollen insgesamt 23 Millionen Euro zahlen. Hausbesitzer am
Kollwitzplatz haben bereits rund 22
Millionen überwiesen. „Im Vergleich
zu dem, was in diese Sanierungsgebiete
an staatlichem Geld geflossen ist – fast
eine Milliarde Euro – ist es nicht so
viel“, so Kirchner. Es sei ein „mehr als
angemessener kleiner Obolus“.
Sieben Sanierungsgebiete hatte Pankow. Sechs sind wieder aus diesem Status entlassen. Anschließend haben die
Behörden maximal vier Jahre Zeit, die
Ausgleichsbeiträge einzufordern. Das
Geld werde größtenteils verwendet,
um in den Quartieren geplante, aber
noch nicht realisierte Bauprojekte auszuführen, sagte Kirchner. Gehwege
werden saniert, Spielplätze erneuert,
eine Kita und eine Turnhalle gebaut.
Die Eigentümer seien nicht erfreut
über die Zahlungsforderungen des Am-
tes. Trotzdem werde bezahlt, „auch
wenn darum gestritten wird“, sagte der
Stadtrat. Deshalb legt das Pankower
Amt einen Teil der Einnahmen für
Rechtsstreitigkeiten wegen der Berechnung der Beiträge zurück. Sechs
Millionen Euro beträgt diese Reserve.
Es könnte sein, dass das Gericht eine
Rückzahlung anordnet, sagte Kirchner.
Denn viele Eigentümer akzeptieren die
Höhe der geforderten Summe nicht.
Vor dieser Situation steht auch Mittes Baustadtrat Carsten Spallek (CDU).
Rund 40,5 Millionen Euro hat sein Amt
bereits eingenommen. Die gezahlten
Ausgleichsbeiträge stammen hauptsächlich aus der Rosenthaler Vorstadt
und der Spandauer Vorstadt. Sie sollen
in die neuen Sanierungsgebiete fließen.
Aber es sei eine Vielzahl von Widersprüchen anhängig, hieß es aus dem
Büro des Stadtrates. Deshalb werden
rund 15 Millionen Euro zurückgelegt,
falls das Bezirksamt die Gerichtsverfahren verliert und Teile der eingeforderten Summen wieder zurückerstatten muss.
Doch es lasse sich eigentlich nicht
beweisen, dass der Bodenwert infolge
der Gebietssanierung gestiegen sei,
kritisierte Dieter Blümmel, Sprecher
des Berliner Eigentümerverbandes
Haus und Grund. „Wir stellen immer
wieder fest, dass es andere Einflussfaktoren sind, die zur Bodenwertsteigerung führen, vor allem die erhöhte
Nachfrage.“ In Berlin habe die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ein
kompliziertes Verfahren zur Berechnung der Ausgleichsbeiträge entwickelt, die sogenannte Zielbaumethode,
so Blümmel. Diese Methode werde
vom Verwaltungsgericht immer wieder
angewandt. Die Fachliteratur zweifle
jedoch das Verfahren an. In jüngster
Zeit gebe es Anzeichen, dass auch die
Gerichte Zweifel an der Methode haben, so Blümmel.
Seite 12
BONGARTS/GETTY IMAGES/ALEXANDER HASSENSTEIN
T VON SABINE FLATAU
Fast wie in Brasilien
Bayern München erinnert an das
Halbfinale der Fußball-WM und
schlägt in der Champions League
AS Rom mit 7:1. Schalke gewinnt
4:3 gegen Lissabon.
Seite 21
Piloten drohen mit weiteren Streiks
In den vergangenen zwei Tagen mussten mehr als 1500 Flüge gestrichen werden
bundesweiten Streik der Lufthansa-Piloten müssen sich Fluggäste der Airline
auf weitere Flugausfälle noch in dieser
Woche gefasst machen. „Sollte sich im
Tarifkonflikt weiterhin nichts tun, sollte bei der Lufthansa weiter gemauert
werden, dann schließen wir weitere
Streiks in dieser Woche nicht aus“, sagte Markus Wahl von der Gewerkschaft
Vereinigung Cockpit (VC).
Um Mitternacht in der Nacht von
Dienstag auf Mittwoch sollten die Arbeitsniederlegungen der Lufthansa-Piloten auf Kurz-, Mittel- und Langstre-
BER macht glücklich
ERFURT – In der SPD gibt es heftige
T VON NINA PAULSEN
Eine tiefenpsychologische Studie offenbart neue Seiten von Berlin
Berlin leben. Das hat eine neue, tiefenpsychologische Studie ergeben. Das
Marktforschungsinstitut Rheingold hat
Großstädter in ganz Europa befragt und
herausgefunden: Berlin macht glücklich.
Die Hauptstadt erfülle unverzichtbare
Voraussetzungen für Lebensfreude, drei
von vier Berlinern gehe es so. Interessant
DPA PA/STEFFEN KUGLER
BERLIN – Ein Gefühl zu beschreiben, ist
manchmal ziemlich schwer. Vor allem,
wenn es um große Gefühle geht, um Liebe zum Beispiel, um Hass – oder um
Glück. Alle drei können wahnsinnig machen. Und jeder empfindet anders. Manche brauchen Schokolade, um glücklich
zu sein, andere eine Stunde Ausdauersport. Viele schütten bei beruflichem Erfolg Endorphine aus, anderen reicht ein
Blick auf das Meer. Auch große Philosophen haben längst nach den Eigenarten
des Glücks gesucht: „All unser Streben ist
ausgerichtet auf ein glückliches Leben“,
sagte Aristoteles. Der französische Autor
Victor Hugo stellte fest: „Das höchste
Glück des Lebens besteht in der Überzeugung geliebt zu werden.“
Nur halb so schwierig ist die Annäherung an den Glücksbegriff für alle, die in
Berlin im Glück Bunte Luftballons steigen
vor dem Brandenburger Tor in den Himmel
INHALT
BELGIEN € 1,90 / DÄNEMARK DKK 14,50 / GRIECHENLAND
€ 1,90 / ITALIEN € 1,90 / ÖSTERREICH € 1,90 / POLEN PLZ
8,00 / SCHWEIZ CHF 2,40 / SPANIEN € 1,90 / SLOWAKEI €
1,90 / TÜRKEI TL 4,60 / UNGARN FT 570
Börse
Wissen
Berlin
Brandenburg
Kultur
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Leute
Nachrichten rund um die Uhr
UMFRAGE
cken enden. Die Lufthansa hatte an den
zwei Streiktagen mehr als 1500 Flüge
gestrichen, etwa 166.000 Passagiere
waren betroffen. Auch am Mittwoch
kommt es am Frankfurter Flughafen
noch zu einigen Ausfällen.
Lufthansa und Cockpit streiten vor
allem um die Übergangsversorgung für
5400 Piloten im Lufthansa-Konzern.
Die Fluggesellschaft will, dass ihre Piloten künftig frühestens mit 60 statt
wie bisher mit 55 Jahren in den bezahlten Vorruhestand gehen können. Die
Pilotengewerkschaft wehrt sich jedoch
massiv gegen dieses Vorhaben.
FRANKFURT/MÜNCHEN – Nach dem
Thüringen: SPD
streitet über Koalition
mit der Linken
Kritik an der Entscheidung des Thüringer Landesvorstandes für eine Koalition unter Führung der Partei Die Linke.
„Der erste Fehler ist gemacht. Die SPD
hat sich zu wenig um eine Koalition mit
CDU und Grünen bemüht“, sagte Stephan Hilsberg, Mitgründer und erster
Sprecher der Ost-SPD, am Dienstag.
„Ich hoffe, dass unsere Mitglieder den
Wahnsinn stoppen, den der Landesvorstand beschlossen hat“, sagte der Vorsitzende der SPD in Ilmenau, Stefan
Sandmann. Thüringens SPD-Vorstand
hatte sich am Montagabend nach langen Sondierungen für Rot-Rot-Grün
und so für Bodo Ramelow als ersten
Ministerpräsidenten der Linken in
Deutschland ausgesprochen. Die Entscheidung über die künftige Koalition
liegt nun in der Hand der rund 4300
SPD-Mitglieder in Thüringen. Seite 4
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ist, dass es offenbar das Unperfekte ist,
das dieses Glücksgefühl erzeugt: Die Hindernisse, die Schwierigkeiten des Alltags,
die es zu bewältigen gilt. „Berlin kann
dich umbringen oder ganz groß rausbringen“, wird ein Studienteilnehmer zitiert.
Die Anziehungskraft der Stadt liege in ihrem Entwicklungsversprechen.
Aber was bedeutet das? Würde Berlin
weniger glücklich machen, wenn der BER
längst fertig wäre? Wenn die S-Bahn immer fährt? Und verfielen wir in Depressionen, wenn im Senat alles bliebe wie es
ist und Hertha den Meistertitel holt? Nun
ist das alles hypothetisch und – Entschuldigung – unrealistisch. Dennoch ist es eine fantastische Erkenntnis, dass uns tiefenpsychologisch gesehen sogar ein Flughafendesaster glücklich machen kann.
Versuchen wir, statt zu meckern einmal
dankbar zu sein. Und Dankbarkeit gilt ja
schließlich auch als Schlüssel zum Glück.
Die Lufthansa bekräftigte am Dienstag ihre Verhandlungsbereitschaft mit
der Gewerkschaft: „Wir haben zu allen
strittigen Punkten – auch zur Finanzierung des vorzeitigen Ausscheidens
neuer Piloten – Gesprächsangebote gemacht und die gelten weiterhin“, sagte
ein Lufthansa-Sprecher in Frankfurt
am Main. Ein Eilantrag der Lufthansa,
mit dem das Unternehmen die Gewerkschaft Cockpit zu einem Ende des
Arbeitskampfes zwingen wollte, scheiterte am Dienstag auch in der zweiten
Instanz vor dem Hessischen Landesarbeitsgericht.
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71 Prozent der Deutschen
lehnen die Zeitumstellung ab
Nur 27 Prozent der Deutschen halten die
Zeitumstellung für sinnvoll – die große
Mehrheit von 71 Prozent lehnt den turnusmäßigen Wechsel zwischen Sommerund Normalzeit ab. Dabei wünschen sich
knapp 60 Prozent der Umstellungsgegner die Sommerzeit als ganzjährige
Zeit, wie eine am Dienstag veröffentlichte
Forsa-Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK Gesundheit ergab. Viele Befragte klagten über Beeinträchtigungen
wie sinkende Konzentrationsfähigkeit,
Müdigkeit und Einschlafprobleme durch
die Umstellung. Jeder Zehnte gab sogar
an, er fühle sich nach dem Uhrenumstellen depressiv. An diesem Wochenende
wird wieder auf Normalzeit umgestellt.
Berliner Senat stellt
Traglufthallen
für Flüchtlinge auf
Kasupke sagt...
BERLIN – Nach den Containerunter-
...wie es ist
künften für Flüchtlinge kommen jetzt
auch Traglufthallen auf Sportplätzen
zum Einsatz, um den Ansturm der
Asylsuchenden bewältigen zu können.
Als erster Bezirk hat Mitte eine Verfügung vom Landesamt für Gesundheit
und Soziales (Lageso) erhalten, einen
Sportplatz im Poststadion dafür bereitzustellen, bestätigte Sozialstadtrat Stephan von Dassel (Grüne) am Dienstag.
Darauf sollen nach Angaben des Lageso
zwei Traglufthallen für 200 Flüchtlinge
errichtet werden. Der Berliner Athletik
Klub (BAK), der die Anlage rund um
das Poststadion hauptsächlich nutzt,
unterstützt das Vorhaben. Erst am
Montag hatte Sozialsenator Mario Czaja (CDU) die Standorte für sechs Containerdörfer für Flüchtlinge bekanntgegeben, die in den kommenden Monaten entstehen sollen.
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„Piloten ist nichts verboten...“ heeßt det
in nem alten deutschen Schlaga. War
wohl schon imma so, det den Fliejern ihr
Leben hoch über den Wolken irjendwie
zu Koppe steicht. Zu streiken, damit man
weita ab Mitte Fuffzich mit 60 Prozent
von Jahresjehältern ab 200.000 Euro in
Ruhestand jehn kann, is schon janz schön
abjehoben. Klar is’ det een Beruf mit
enormem Stress und hoha Vaantwortung,
aba den ham andere ooch – bei wenja
Vadienst. Neulich is een Lufthansa-Pilot
vors Arbeetsjericht jezogen, weila uffm
Flughafen keene Uniformmütze tragen
will. Und der hat sojar Recht jekricht! Da
fragt man sich schon, wer bekloppta is:
der Pilot oda der Richta...
[email protected]
WETTER Windig bei 11 Grad
BÖRSE Dax und Euro
KONTAKT
IM INTERNET
Heute wird es wieder herbstlich,
inklusive Wind und Regen. Nur
selten zeigt sich die Sonne, die
Temperaturen erreichen lediglich
Werte bis 11 Grad.
Seite 26
Der Dax legt um 1,94 Prozent zu und
notiert bei 8886,96 Punkten.
Anschrift: Kurfürstendamm 21-22, 10874 Berlin
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