Knochenjob Pilot Wie jeder weiß, hat jede Medaille - Der Kranich

Knochenjob Pilot
Wie jeder weiß, hat jede Medaille zwei Seiten. Dies gilt auch, wenn man den Beruf eines Kampfpiloten
einmal näher betrachtet. Auf der einen Seite bekommt ein angehender Kampfpilot eine umfangreiche,
interessante, kostenintensive und fordernde Ausbildung. Dies geschieht für alle Kampfpiloten der
Bundeswehr in Sheppard (Texas/USA) und ist damit natürlich schon etwas ganz besonderes. Nach
erfolgter fliegerischer Grundausbildung in den USA folgt die Ausbildung, Einweisung und der Einsatz
in einem Kampfjet der Bundeswehr. Ob nun in einer F-4F PHANTOM, einem TORNADO oder einem
EUROFIGHTER, jedes Flugzeug fordert auf seine Weise jedem Piloten alles ab. Dazu gehört - und
das ist die zweite Seite der Medaille, dass gesundheitlichen Problemen, insbesondere bei der
Muskulatur sowie dem Knochenbau, schon im Voraus durch speziellen Sport entgegengewirkt werden
muss. Denn bei Körperbelastungen von bis zum Neunfachen des eigenen Körpergewichts (9 G) kann
dies beim Luftkampf lebensrettend sein. Aber auch Atemtechniken sind insbesondere bei hohen GBelastungen von größter Wichtigkeit. Ein untrainierter Körper hält solche Belastungen nicht aus und
würde im Luftkampf unterliegen. Aus diesen Gründen stehen den Piloten neben Fliegerärzten auch
spezielle Sportoffiziere zur Verfügung, die auf die Belastungen fliegender Besatzungen spezialisiert
sind. Letztendlich sind sie dafür verantwortlich, dass sich Piloten in einem gesundheitlichen und
körperlichen Topzustand befinden. Trotzdem sind die Belastungen so extrem, dass Piloten alle drei
Jahre zur Kur sollten. Dies hört sich erst einmal toll an, ist aber unverzichtbar; die Piloten benötigen
diese Kur, um sich von den überdurchschnittlich hohen körperlichen Anforderungen zu regenerieren.
Traditionell ist Maserberg der Kurort für alle fliegenden Besatzungen der Bundeswehr. Am Rennsteig,
dem Höhenweg des Thüringer Waldes, wird ein Therapieprogramm durch Physiotherapeuten,
Sportlehrer, Masseure sowie klinikeigenen Psychologen und Diätassistenten durchgeführt. Aber auch
im medizinischen Bereich stehen den Piloten Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen und
Subspezifikationen (physikalische und rehabilitative Medizin, Chirotherapeuten und Sportmediziner)
zur Verfügung. Ein spezifisches Trainingsprogramm für fliegendes Personal - wie ein spezielles
Krafttraining zum Ausgleich muskulärer Disbalancen und zur Erhöhung der
Überlastungsverträglichkeit von Flugzeugführern - muss von jedem Piloten absolviert werden. Trotz
allem Trainings und aller ärztlicher Kontrolle wird der Körper eines Kampfpiloten über seine Grenzen
hinaus beansprucht. Nicht umsonst scheiden die meisten Kampfpiloten mit 41 Jahren aus dem aktiven
Dienst aus (Berufsoffizier 41 - BO 41), nicht wenige von ihnen mit Bandscheibenschäden. Jedem
Piloten ist das gesundheitliche Risiko bewusst, aber keiner würde seinen Flughelm gegen einen
anderen Job eintauschen.
OLt Torsten Rinow
2./JG 73 "S"