Dax 9563.89 +2.46% E-Stoxx 50 3049.99 +2.25% Dow Jones 17070.86 -0.64% S&P 500 1981.42 -0.41% Euro/Dollar 1.2512$ +0.60% Euro/Yen 146.04¥ -0.33% Brentöl 59.44$ -0.65% Gold 1195.77$ +0.21% Bund 10J. 0.596% -0.027PP US Staat 2.054% -0.064PP Stand: 22h00 G 02531 NR. 243 / PREIS 2,50 € MITTWOCH, 17. DEZEMBER 2014 DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG 2 Scheitert Russland? THEMEN DES TAGES Griechenland droht eine neue Schicksalswahl Scheitert Kandidat Stavros Dimas bei der Präsidentenwahl, drohen dem Land unkalkulierbare Folgen. Denn sollte Oppositionsführer Alexis Tsipras bei dann anstehenden Neuwahlen wie erwartet siegen, will er die Kreditverträge mit EU und IWF „zerreißen“, den Sparkurs beenden, Privatisierungen rückgängig machen und Renten, Löhne und Sozialleistungen erhöhen. Damit dürfte er das Land aus dem Euro-Raum katapultieren. Seite 8 Der Ölpreis bricht ein, die Sanktionen des Westens entfalten eine verheerende Wucht. Nun verfällt auch noch der Rubel. Kreml-Chef Wladimir Putin kämpft um die Zukunft seines Riesenreichs. M. Brüggmann, J. Münchrath Berlin, Düsseldorf Wladimir Putin: Setzt er seinen Ministerpräsidenten ab? Handelsblatt GmbH Abonnentenservice Tel. 0800–0002053 (gebührenfrei innerhalb Deutschland), Fax 0211 887 3605, [email protected] Wirtschaft kritisiert Pegida-Demonstrationen Getty Images Der Rubel rollt davon 35 % Wertverlust seit 1.12.2014 Wechselkurs am 16.12.2014 72,06 Rubel je US-Dollar 90,66 Rubel je Euro Handelsblatt | Quelle: Bloomberg Monatsabonnements: Handelsblatt Print: 52,90 Euro Handelsblatt Print + Live App: 62,89 Euro Belgien 3,00 € Frankreich 3,50 € Großbritannien 3,10 GBP Luxemburg 3,00 € Niederlande 3,00 € Österreich 3,00 € Polen 18,80 PLN Schweiz 5,10 CHF Slowakei 2,90 € Tschechien 115,00 CZK Ungarn 1100,00 FT S eine Popularität im Volk verdankt Wladimir Putin nicht allein seiner kraftstrotzenden Großmachtpolitik. Russlands Präsident ist vor allem deshalb beliebt, weil er seinem Land Stabilität brachte – nach den Chaosjahren der JelzinÄra. Inflation, Rubel-Kurs, Wachstum – Putin hatte das lange im Griff. Doch dann kamen die Krim und die Ukraine, die Sanktionen des Westens und der Verfall des Ölpreises. Und mit jedem Tag wird die Lage Russlands dramatischer: Seit dem Sommer verlor der Rubel 50 Prozent an Wert, allein seit Montag mehr als zehn Prozent. Dass die Zentralbank in der Nacht zum Dienstag panisch versuchte, die Notbremse zu ziehen, half nichts. Sie erhöhte den Leitzins um fast zwei Drittel auf 17 Prozent. Doch der Rubel fiel weiter. Ökonomen sehen Parallelen zur Horrorkrise von 1998: Russland durchlebe derzeit „die größte und komplizierteste Herausforderung der postsowjetischen Ära“, sagt der Ökonom und frühere ZentralbankVize Sergej Aleksaschenko. „Russland steht kurz vor einem wirtschaftlichen Kollaps“, sagt Marcel Fratzscher, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Dass die Zinserhöhung völlig verpufft, liegt vor allem am einbrechenden Weltmarktpreis für Öl, von dem die russische Ökonomie abhängt wie ein Junkie. „Russland büßt jetzt dafür, dass es außerhalb des staats- nahen Energiesektors kein wirkliches Unternehmertum hat entstehen lassen“, sagt CommerzbankChefökonom Jörg Krämer. Im noch jungen russischen Mittelstand herrscht Schockstarre. Denn je schwächer der Rubel, desto teurer ist es für die Russen, Kredite in ausländischen Währungen zu bedienen oder Importware zu kaufen. Hinzu kommt die steigende Inflation. Selbst die Zentralbank prognostiziert für 2015 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung von 4,5 Prozent. Den deutschen Exporteuren bricht damit ein wichtiger Auslandsmarkt weg. Seit Jahresbeginn ist etwa der Absatz von VW und Opel um 20 Prozent eingebrochen. Die gesamten deutschen Russland-Exporte sind in den ersten neun Monaten ähnlich stark geschrumpft. Und das dürfte nicht das Ende sein. Von „dramatischen Entwicklungen“ spricht Eckhard Cordes, Chef des Ost-Aus- schusses der Deutschen Wirtschaft. Politische Beobachter in Moskau rechnen nun mit einem politischen Befreiungsschlag Putins. Regierungschef Dmitrij Medwedjew wurde bereits am Dienstag in die Duma einbestellt. Die Zeichen mehren sich, dass Putin in Kürze seine Regierung umbaut – und Medwedjew als Bauernopfer herhalten muss. Doch klar ist: Ein autoritäres Regime mag zwar das politische Geschehen dominieren. Aber die Wirtschaft funktioniert nach eigenen, bisweilen noch brutaleren Gesetzen. Russland kollabiert Seiten 4 - 7 Krankenkassen unterlaufen Mindestlohn CDU-Politiker Laumann kritisiert Kostenerstattungen für Haushaltshilfen. Dietmar Neuerer, Peter Thelen Berlin I m Januar soll er starten, doch der neue gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde sorgt weiter für Ärger. Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, der CDU-Politiker Karl-Josef Laumann, wirft nun den Krankenkassen vor, sie seien auf dem besten Weg, das neue Recht zu verletzen. Zuvor hatten bereits die Gewerkschaften davor gewarnt, die neue Lohnuntergrenze drohe auf breiter Front unterlaufen zu werden. Hintergrund von Laumanns Warnung ist die Praxis vieler Kassen, Versicherten, die etwa wegen eines Klinikaufenthalts eine Haushaltshilfe benötigen, die Kosten nur mit einem Stundensatz von etwa fünf Euro zu vergüten. So zahlt die Techniker Krankenkasse 5,25 Euro, die Barmer GEK sechs Euro. Die Rechtslage sei eindeutig, sagte Laumann dem Handelsblatt. Nach dem Sozialgesetzbuch müssen die Krankenkassen „den Versicherten die Kosten für eine selbst beschaffte Haushaltshilfe in angemessener Höhe erstatten“. Angemessen sei nach der Rechtsprechung der ortsübliche Lohn, also in Zukunft mindestens der gesetzliche Mindestlohn. Auch SPD-Bundesvize Ralf Stegner betonte, dass der Mindestlohn „überall und für alle“ gelte, die keine Übergangsregelungen in Anspruch nehmen können. „Es darf nicht geduldet werden, dass sich Krankenkassen oder andere hier vom Acker machen wollen“, sagte Stegner dem Handelsblatt. Die Politik werde das nicht hinnehmen. Die SPD habe den Mindestlohn durchgesetzt. „Wir werden uns mit jedem anlegen, der das zu umgehen versucht.“ Bericht Seite 10 © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]. Unternehmer und Wirtschaftspolitiker sehen in den Pegida-Demonstrationen eine Gefahr für die Willkommenskultur in Deutschland. „Die deutsche Wirtschaft braucht qualifizierte Zuwanderung“, sagte Lencke Steiner, Bundesvorsitzende des Verbands „Die Jungen Unternehmer“, dem Handelsblatt. Anders könnten Unternehmen nicht gegen den Fachkräftemangel ankommen. Seite 10 Samsung leitet den Generationswechsel ein Der erkrankte Patriarch des weltgrößten Elektronik-Konzerns übergibt die Macht an seine Kinder. Doch die stehen vor einer schwierigen Aufgabe. Sie müssen nicht nur fünf Milliarden Dollar für die Erbschaftsteuer flüssig machen, sondern die gesamte Gruppe reorganisieren. Seite 16 Weidmann warnt vor Deflation in Deutschland Bundesbank-Chef Jens Weidmann hat erstmals öffentlich vor negativen Inflationsraten in Deutschland gewarnt. Dennoch bleibt er seinen harten geldpolitischen Grundsätzen treu. Auch bei negativen Inflationsraten, so Weidmann, bestehe keine Notwendigkeit, Staatsanleihen zu kaufen, wie es EZB-Chef Mario Draghi vom kommenden Jahr an plant. Seite 28 Experten erwarten Run auf Gewerbeimmobilien Das Nullzinsumfeld treibt vor allem institutionelle Anleger in Gewerbeimmobilien. Daher erwarten vom Handelsblatt befragte Makler auch für 2015 eine steigende Nachfrage nach Gewerbebauten. Experten gehen davon aus, dass das Marktvolumen in Deutschland von rund 40 Milliarden Euro in diesem Jahr 2015 sogar 50 Milliarden Euro erreichen könnte. Seite 34
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