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Kommentar: 15. 04. 2015: Michael Obergfell,
Wirklichkeiten im Kopf
Nachrichtentechnisch leben wir in einer seltsamen Zeit. Es gibt derzeit keine
für alle offensichtliche Fehlentwicklung oder „Krise“. In der Ukraine ist es
angeblich ruhig, im Nahen Osten tut sich angeblich auch nicht viel,
Griechenland ist immer noch im Euroraum, Tsipras hat zwar Putin besucht,
aber angeblich ohne jedes Ergebnis. Nur Günter Grass ist gestorben. Und
sonst?
Dem Euro geht’s angeblich gut, die USA stehen angeblich vor einer Erhöhung
der Leitzinsen. Die haben sogar „Wachstum“. Also alles gut! Dagegen
vermelden manche Zeitungen in Deutschland China gehe es schlecht, weil es
nur 7 Prozent Wachstum hat. Das ist schon schockierend! Ach ja und seit wie
viel Jahren hat China eine Immobilienblase die einfach nicht platzen will?
Putin ist immer noch böse und durchaus mit Adolf Nazi vergleichbar. Er bereitet
angeblich einen großen Krieg vor. Schließlich und endlich sind allein im letzten
Jahr gezählte über 30 Mal reguläre russische Truppen auf dem Weg nach Kiew
gesehen worden. Das ist dann schon gespenstisch, dass all diese Truppen dort
nie angekommen sind. Stephen Hawking hatte schon immer gesagt: Es gibt
auch in ihrem Wohnzimmer schwarze Löcher – nur sieht man die nicht. Und
was die Natur kann, kann Putin ebenfalls. Immerhin haben nun findige
Journalisten heraus gefunden, dass Putin vorhat, Kiew innerhalb von 24
Stunden zu erobern. Oder war es nicht doch die ganze Ukraine, die er in dieser
Zeit erobern wollte? Am Ende macht er das in 24 Minuten anstatt in 24
Stunden, weil jetzt die Truppen aus den schwarzen Löchern wieder heraus
kommen, die er im Jahr davor da rein gesteckt hat. Clever der Putin, nicht
wahr?
Wenn das Ganze nicht so traurig wäre, wäre es eigentlich schon wieder zum
lachen. Ich sag da nur noch: „Zwickts mi I, glaub i tram“. Für alle nichtösterreichisch-Versteher: Zwickt mich, ich glaube ich träume.
Zeitgleich zu diesem wunderschönen Szenario der besten aller möglichen
Welten, in der es dem Euro gut geht, die USA in einem unglaublichen
Aufschwung stecken und wir dann alle Angst vor höheren Zinsen haben
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müssen, in der es China wegen 7 Prozent Wachstum schlecht geht und
Russland böse ist, gibt es winzige Details, die manchmal auch durch die
Maschen der Leitmedien hindurch schlüpfen. So zum Beispiel haben die
„Euroretter“ angeblich kein Geld, Frankfurt hat es auch nicht und aus diesem
Grund sollen jetzt die Bürger spenden, um das in Frankfurt aufgestellte Symbol
des Euro zu sanieren, das bei Demonstrationen beschädigt wurde. Nochmal
zum mit schreiben: Die Euroretter haben angeblich kein Geld zur Reparatur
des Eurosymbols. Mehr Symbolik geht eigentlich nicht, oder?
Die AfD ist jene Partei, die vor zwei Jahren angetreten ist um klar zu machen,
dass es zum Euro eine Alternative geben muss, auch wenn Frau Merkel
behauptete, der Euro sei alternativlos. Mittlerweile sitzt die AfD in 4 deutschen
Landtagen und im Europaparlament. Und was geschieht? Sie wird von den
Leitmedien beschwiegen und ist in ein weiteres schwarzes Loch verschwunden,
das aber zur Abwechslung nicht von Putin geschaffen wurde, sondern von der
deutschen Politik höchstselbst, nämlich von den die Leitmedien
beherrschenden Blockparteien. Klar, wenn man über die wirklich wichtigen
Dinge einfach nicht berichtet – sieht die Welt schön aus – und zu allem
Überfluss scheint gerade auch noch die Aprilsonne, als wäre es schon Juni.
Mühsam versuchte Hugh Bronson, stellvertretender Sprecher der AfD Berlin,
diesen Tiefschlaf der Leitmedien ein wenig zu durchbrechen. Die haben
natürlich die Ausgrenzung der AfD auch nicht gerade zum Thema gemacht,
denn das würde ihre eigene Politik der Ausgrenzung ja nur stören:
Film auf: Youtube
Richtigerweise stellt er fest, dass derzeit zwar manche über die AfD sprechen,
aber de facto niemand mit ihr. Das ist das Verständnis der Blockparteien zum
Thema Demokratie: Mit denjenigen, die an eine Alternative zur alternativlosen
Politik anbieten wollen, reden wir einfach nicht. Das ist das typische Merkmal
autoritärer Herrschaftsformen, die auch gelegentlich in Diktaturen einmünden.
Insofern macht die deutsche Politik gerade auch den von ihnen so sehr
gehassten Putin nach, der ebenfalls zeitweilig in seinem Land autoritär
unterwegs ist. Die Gefährdung der Demokratie durch die Blockparteien wäre
ein Thema, ist aber eben deshalb in den Leitmedien kein Thema, weil ja die
Parteien gerade eine Politik betreiben, um solche Zustände überhaupt erst
herbei zu führen. Das wäre ja dumm, die würden sich selbst sabotieren! Oder?
Also schlafen wir einfach weiter...
Hugh Bronson entwickelt anschließend eine für die AfD ambitionierte Vision, sie
könne in der Zukunft von 20 oder 30 Prozent der Bevölkerung gewählt werden,
und verbindet damit die Hoffnung, man könne die AfD dann endlich nicht mehr
ignorieren.
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Seit wann haben Wahlergebnisse von 20 oder 30 Prozent Zustimmung in der
Bevölkerung jemals dazu geführt, dass im Land plötzlich wieder Demokratie
ausbricht? Bisher ist der Regelfall eher, dass eine 30-prozentige Opposition zu
weiteren „Großen Koalitionen“ führt, einfach weil den 30 Prozent Opponenten
ca. 50 bis 60 Prozent Blockparteien-Anhänger gegenüber stehen. Es steht zu
befürchten, dass bei einem 30 Prozent Wahlergebnis der Druck die AfD zu
ignorieren nur noch mehr steigt..., denn die könnte ja eines Tages die 50
Prozent Marke knacken, wenn man da nichts dagegen unternimmt...
Das soll jetzt nicht heißen, dass die Lage aussichtslos ist, aber 30 Prozent
Zustimmung sind leider keine „Zustimmung“, die eine Wende herbei führen
könnte, auch wenn wir gerade dies bräuchten. Merkel und Co. werden bei
solchen Wahlergebnissen noch mehr auf die „ignore“ - Taste drücken als sie es
jetzt schon tun. Ein solches Verhalten ist nicht auszuschließen, würde aber
natürlich die Fronten weiter verhärten. Das ist ein Gedankengang durchaus im
Sinne jener, die uns die aktuelle „Suppe“ eingebrockt haben: Natürlich ist es
für diese Leute besser, die Deutschen schlagen sich gegenseitig den Schädel
ein, als dass sie einander zuhören und sich einigen und dann womöglich auf
die Verursacher der Krise los gehen.
Gregor Gysi hat kürzlich und dankenswerter Weise einen weiteren Hinweis
gebracht, was wohl passieren könnte, wenn wichtige Entwicklungen weiterhin
einfach nicht benannt, nicht diskutiert und die damit verbundenen Konflikte
weiter eskaliert werden. Er hat das allseits bekannte zitiert. Darin wird
festgehalten, dass die aktuellen weltweiten Rüstungszahlen darauf schließen
lassen, dass noch nie so viele Waffen eingekauft wurden wie bisher. Es wurden
für fantastische 1,7 Billionen US-Dollar weltweit „Investitionen“ in Rüstung
getätigt. Davon haben allein die USA über 600 Milliarden US-Dollar
ausgegeben, nicht nur um ihre bisher schon benutzten und damit auch
verbrauchten Waffen zu ersetzen.
Zuerst werden andere Meinungen gar nicht registriert. Die Welt ist schön, wie
wir eingangs fest gestellt haben. Dann werden die Stimmen derjenigen die auf
die weg gelassenen Fakten hinweisen, ignoriert. Haben diese Menschen und
Parteien eine größere Öffentlichkeit hinter sich, wird auch diese Öffentlichkeit
ignoriert. Und wenn lange genug geschwiegen wurde, steigert sich das
Unverständnis und der Hass immer mehr. Es ist schwer, aus dieser Spirale
auszusteigen! Es gibt dann in der nächsten Stufe das Modell, bei dem die
Mehrheit durch die Macht habende Minderheit ausgegrenzt und unterdrückt
wird und am Ende steht der Konflikt zwischen Waffenbesitzern und Waffenlosen
an.
Hoffen wir nicht, dass es je in Deutschland so weit kommt. Schaut man sich
die Borniertheit einer Frau Fahimi und einer Frau Merkel, oder eines
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schreienden Steinmeier an, schaut man sich die Sturheit der Euroretter, die
Kaltschnäuzigkeit eines Draghi oder die Schwerhörigkeit eines Schäuble in
Bezug auf die Folgen der Rettungspolitik in den südeuropäischen Eurostaaten
an, wird klar, wie viel Arbeit noch von jedem Einzelnen gefordert ist, um ein
solches Szenario zu verhindern.
Dieser Artikel soll nicht dazu beitragen, nichts mehr zu tun, weil die Eskalation
angeblich unvermeidbar sei. Er soll lediglich den Blick dafür schärfen, in
welcher Welt wir wirklich leben, wenn man mal die Nase über den Zeitungsrand
hinaus ragen lässt. Seid vorbereitet auf andere Realitäten,
meint
Ihr
fortunato
Stichworte: Medienmanipulation, Propaganda, Innenpolitik, Außenpolitik,
Parteien, Finanzpolitik, Staatsschulden, Wirtschaftspolitik, Weltwirtschaft,
Eurozone, Eurorettung
Namen: Angela Merkel, Yasmin Fahimi, Mario Draghi, Wladimir Putin, Gregor
Gysi, Hugh Bronson, fortunato
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