Leseprobe zum Titel: Handelsblatt (29.01.2015)

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DONNERSTAG, 29. JANUAR 2015
DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG
2
THEMEN DES TAGES
Beschützer gesucht
Viele Firmen fürchten
die Digitalisierung
Viele deutsche Firmen sehen die
Digitalisierung der Wirtschaft eher
als Risiko denn als Chance. Eine
Umfrage des Deutschen Industrieund Handelskammertages unter
1 849 Unternehmen zeigt: Mehr als
zwei Drittel sehen beim Stand der
Digitalisierung in ihrem Unternehmen noch Defizite. Insbesondere
Mittelständler fürchten um die Sicherheit ihrer Daten. Seite 8
Thyssen-Krupp schüttet wieder Geld an die Aktionäre aus.
So wirbt Konzernchef Hiesinger um Langfrist-Investoren –
als Schutz gegen eine mögliche Zerschlagung.
gen. Dazu gehören angelsächsische Fonds wie der
„Ontario Teachers’ Pension Plan“, die die Pensionen
von Millionen von Rentnern verwalten – kein leichtes
lf Cent sind eine verschwindend geUnterfangen in Zeiten niedriger Zinsen. Diese Invesringe Summe. Dafür erhält man im
toren haben sich laut Konzernkreisen für eine DiviSupermarkt eine Plastiktüte. Für die
dende starkgemacht.
Aktionäre von Thyssen-Krupp aber
Das Kalkül: Mehr Investoren von diesem Schlag
sind elf Cent ein wichtiges Zeichen:
könnten ein Gegengewicht zu Cevian bilden. Der
So viel wird der Essener Konschwedische Finanzinvestor, der
zern pro Aktie ausschütten.
auch an Bilfinger beteiligt ist, kontrolThyssen-Krupp
In den beiden Vorjahren
liert 15 Prozent von Thyssen-Krupp –
Dividendenausschüttung
hatten die Aktionäre noch
und hat große Pläne.
je Aktie in Euro
auf eine Dividende verzichCevian gilt als sehr aktiver Aktio1,30
ten müssen.
när: Er pflegt intensiven Kontakt mit
Elf Cent stehen also für
Vorstand und Aufsichtsrat und vernichts Geringeres als „die
sucht, die Strategie zu beeinflussen –
Rückkehr zur Normaliin Richtung Profit. Das Ziel von Cevität“, wie es Vorstandschef
an-Vertreter Jens Tischendorf, der auf
Heinrich Hiesinger bei
der Hauptversammlung am Freitag
0,11
in den Aufsichtsrat einziehen wird:
der Vorstellung der Jah0 0
den Aktienkurs in den nächsten fünf
reszahlen nannte.
2007/
2013/
Jahren mindestens verdoppeln. Die
Nach vielen Krisen2008
2014
jahren machte ThysRechnung würde am besten aufgeHandelsblatt
Quelle: Unternehmen
sen-Krupp im abgehen, wenn die schwächelnde Stahlschlossenen Geschäftssparte abgespalten wird.
jahr endlich wieder Gewinn – 195
Hiesinger hält von einem Spin-off nicht viel. Er will
Millionen Euro. Leisten kann sich der
Thyssen-Krupp lieber zu einem breit aufgestellten InKonzern die insgesamt 62 Millionen Eudustriekonzern umbauen und als Ganzes erhalten.
ro für die Dividende trotzdem nicht:
Dafür braucht er Zeit. „Eine Dividende ist ein Signal
Bei einem negativen operativen
an die Investoren, dass sie kurzfristig keine hohen Gewinnmargen erwarten können“, sagt KonzernbeCashflow muss er sie aus der Substanz
triebsratschef und Aufsichtsrat Wilhelm Segerath.
bezahlen.
Die Krupp-Stiftung, die fast ein Viertel der Aktien
Doch Hiesingers Gabe ist ein Verhält, steht hinter Hiesinger und seiner Strategie. Für
sprechen auf bessere Zeiten – und
alle anderen Investoren sind die Zeichen damit klar
ein Signal an langfristig oriengesetzt: Gesucht sind Beschützer des Konglomerats.
tierte Investoren, denen regelmäßige Dividenden wichtiger
Last der Vergangenheit Seiten 4–7
sind als schnelle Kurssteigerun-
D. Fockenbrock, M. Murphy, M. Wocher
Düsseldorf
Paketdienst Hermes klagt
über harte Konkurrenz
Heinrich Hiesinger:
Der Chef von Thyssen-Krupp
verspricht bessere Zeiten.
Media-Saturn will im
Onlinehandel aufholen
Die Elektronik-Kette Media-Saturn
will den Onlinehandel kräftig ausbauen. „Langfristig wird ein Fünftel des gesamten Handels übers
Internet stattfinden. Ich bin überzeugt, dass auch wir einen Anteil
von bis zu 20 Prozent erzielen
werden“, sagte Unternehmenschef
Pieter Haas im Interview. Bislang
galt bei der Metro-Tochter das Ziel,
zehn Prozent vom gesamten Umsatz online einzufahren. Seite 18
Immobilienpreise in den
Großstädten steigen stark
Defodi
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Ungarn 1100,00 FT
E
Die geringen Margen im Paketgeschäft drücken auf die Löhne der
Zusteller. So zahlt der private Paketdienst Hermes seinen Mitarbeitern gerade mal den Mindestlohn.
Mehr lasse der Wettbewerb nicht
zu, sagt Hermes-Chef Hanjo
Schneider. Auch die Deutsche Post
will das Einstiegsgehalt ihrer Bediensteten um bis zu 35 Prozent
senken. Die Gewerkschaft Verdi
spricht von einem Skandal. Seite 16
Herber Schlag für die Deutsche Bank
Ein Urteil des BGH führt zu hoher Sonderbelastung im Privatkundengeschäft.
D
as nennt man wohl Ironie des Schicksals.
Jahrelang zeigten bei der Deutschen Bank
die Privatkunden-Manager mit dem Finger auf die Investmentbanker – weil Milliardenstrafen für die Skandale in diesem Geschäft die
Gewinne auffraßen. Im vierten Quartal 2014
trifft es nun aber den Bereich „Private & Business Clients“ (PBC) von Vorstand Rainer Neske
selbst. Grund ist eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH), die es Kunden erlaubt, vor
Jahren gezahlte Kreditgebühren zurückzufordern. „Das Urteil hat die Deutsche Bank auf dem
falschen Fuß erwischt – sie hat nicht genügend
Vorsorge gebildet, so dass die Rückzahlungsansprüche der Kunden nun das Ergebnis des vierten Quartals verhageln“, heißt es in Frankfurter
Finanzkreisen. Dabei ist von außerordentlichen
Kosten im dreistelligen Millionenbereich die Rede. Ein Sprecher der Bank lehnt eine Stellungnahme ab. Am heutigen Donnerstag erläutert
der Vorstand seine Zahlen für das vierte Quartal
und das Gesamtjahr 2014.
Der BGH hatte Ende Oktober vergangenen
Jahres entschieden, dass Kunden Bearbeitungsgebühren für Kredite zurückfordern dürfen –
und zwar für alle Verträge seit 2004. Die Folge:
Millionen Kunden forderten die Gebühren
nebst Zinsen zurück. Auf 13 Milliarden Euro
schätzt die Stiftung Warentest die Summe der zu
Unrecht erhobenen Gebühren für die Branche.
Das verhagelte Quartal kommt für Vorstand
Neske zur Unzeit. Denn die Bank steckt mitten
in der Suche nach einer neuen Strategie – und
dabei kommen alle Bereiche auf den Prüfstand,
vor allem die Postbank. Eine der Optionen, die
der Vorstand analysiert, ist eine Trennung von
der Tochtergesellschaft – was die Bedeutung des
Privatkundengeschäfts im Konzern deutlich
schwächen würde. da/dlm/mm/pk
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Im Verhältnis zum örtlichen Jahreseinkommen sind die Wohnungen
in sieben deutschen Immobilienhochburgen – Berlin, Düsseldorf,
Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart – in den vergangenen fünf Jahren um gut ein
Drittel teurer geworden. Das haben
für das Handelsblatt vom Marktforschungsinstitut Empirica errechnete Zahlen ergeben. Seite 24
Oetker löst Streit um
Führung des Konzerns
Alfred Oetker ist einstimmig zum
stellvertretenden Vorsitzenden des
Beirats der Oetker-Gruppe gewählt
worden. Damit wird er nicht die
operative Leitung des Unternehmens übernehmen. Das erfuhr das
Handelsblatt aus dem Umfeld des
Beirats. Mit diesem Kompromiss
löst das Unternehmen einen monatelangen Familienkonflikt. Seite 46