Dax 12231.34 +0.03% E-Stoxx 50 3803.55 +0.50% Dow Jones 18110.54 +0.41% S&P 500 2106.40 +0.50% Euro/Dollar 1.0683$ +0.26% Euro/Yen 127.29¥ +0.06% Brentöl 60.31$ +4.72% Gold 1202.89$ +0.85% Bund 10J. 0.107% -0.031PP US Staat 1.888% -0.010PP Stand: 22h00 G 02531 NR. 73 / PREIS 2,60 € DONNERSTAG, 16. APRIL 2015 DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG 2 Machtwort aus München THEMEN DES TAGES Nikolaus von Bomhard spricht Klartext: Der Chef des Rückversicherers Munich Re geißelt die Geldschwemme der Europäischen Zentralbank. Der Kauf von Staatsanleihen werde große Schäden verursachen, sagt er im Interview. Mit einem nationalen Alleingang bei der Speicherung von Telefon- und Internetdaten will die Bundesregierung einen langjährigen politischen Streit beenden. Heiko Maas stellte am Mittwoch in Berlin Leitlinien für einen Gesetzentwurf zur sogenannten Vorratsdatenspeicherung vor. Bürgerrechtler und Netzpolitiker gehen auf die Barrikaden. Seite 8 S. Afhüppe, K. Leitel, D. Schäfer München Munich-Re-Chef Nikolaus von Bomhard: Vernichtendes Urteil über die Geldpolitik der EZB. Hans-Bernhard Huber/laif Handelsblatt GmbH Abonnentenservice Tel. 0800–0002053 (gebührenfrei innerhalb Deutschland), Fax 0211 887 3605, [email protected] Monatsabonnements: Handelsblatt Print: 53,90 Euro Handelsblatt Print + Digitalpass: 60,89 Euro Belgien 3,20 € Frankreich 3,70 € Großbritannien 3,30 GBP Luxemburg 3,20 € Niederlande 3,20 € Österreich 3,20 € Polen 19,90 PLN Schweiz 5,30 CHF Tschechien 120,00 CZK Ungarn 1100,00 FT D ie Pressekonferenz mit Mario Draghi lief erst ein paar Minuten, da kam die Attacke. Aus den Reihen der Journalisten sprang eine Femen-Aktivistin auf das Podium, bewarf den Präsidenten der Europäischen Zentralbank mit Konfetti und rief „Stoppt die EZB-Diktatur“. Draghis Personenschützer griffen ein, nach einer Unterbrechung konnte der EZB-Präsident die Pressekonferenz fortsetzen. Eigentlich wollte Draghi fünf Wochen nach dem Start des Staatsanleihekaufprogramms eine positive Zwischenbilanz ziehen. „Die wirtschaftliche Erholung beruht ganz sicher auch auf unserer Geldpolitik“, sagt er. Doch im Tumult ging seine Botschaft unweigerlich unter. Draghis Geldschwemme alarmiert nicht nur Aktivisten. Auch mancher in der Finanzindustrie ist wenig begeistert. „Die EZB verabreicht den Märkten schon eine sehr starke Medizin, die auch abhängig machen kann“, sagt Nikolaus von Bomhard, Chef des weltgrößten Rückversicherers Munich Re, im Handelsblatt-Interview. „Das Risiko von Kollateralschäden halten wir für gewichtiger als mögliche positive Effekte.“ Von Bomhards Hauptvorwurf: Versicherer, Pensionsfonds und andere Großinvestoren würden von der EZB aus den Märkten gedrängt. Durch die Eingriffe der Notenbank seien die Zinsen für viele Finanzprodukte auf mickrige Niveaus gefallen. Tatsächlich haben die Anleiherenditen vieler euro- päischer Staaten ins Negative gedreht. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sank an diesem Mittwoch auf ein neues Rekordtief von nur 0,11 Prozent. Auch beim Euro-Kurs sind die Folgen der lockeren Geldpolitik spürbar. Seit dem Juni vergangenen Jahres, als mit der Einführung von Bundesanleihe Strafzinsen für BankRendite in Prozent, einlagen die neue Laufzeit zehn Jahre Runde geldpolitischer 0,11 % Lockerung eingeleitet 2 wurde, ist die Währung gegenüber dem US-Dollar um 22 Pro1 zent gefallen. Beflügelt vom billigen Geld, hat der Dax seit Jahresbeginn mehr als 20 Pro0 zent zugelegt. 1.1.2014 15.4.2015 Von Bomhard hat Handelsblatt Quelle: Bloomberg sich schon länger als Gegner des billigen Notenbankgeldes positioniert. Nun bekommt er Schützenhilfe von ungewohnter Seite: Auch der Internationale Währungsfonds, eigentlich ein Befürworter der Lockerung, warnt vor den Folgen der Magerzinsen für die europäischen Lebensversicherer: „Ein Viertel der Versicherungsunternehmen in Europa ist möglicherweise bald nicht mehr in der Lage, Kapitalanforderungen zu erfüllen“, sagt der Finanzdirektor des Fonds, José Viñals. An von Bomhard beißt sich Draghi jedenfalls die Zähne aus: Munich Re verkaufe der EZB keine Staatsanleihen, kündigt der Manager an. Interview Nikolaus von Bomhard Seiten 4 – 6 Kommentar Seite 27 Milliardenstrafe für Google? Wettbewerbskommissarin Vestager leitet Verfahren gegen US-Konzern ein. Ruth Berschens Brüssel E uropa macht Ernst im Streit mit dem weltgrößten Suchmaschinenkonzern: Google missbrauche seine Marktmacht im Internet, sagt Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager – und geht in die Offensive. Die EU-Marktwächter verschärfen ein laufendes Kartellverfahren gegen den US-Konzern und leiten ein weiteres ein. Die Vorwürfe: Google platziere das eigene Preisvergleichsportal Google Shopping systematisch prominenter als ähnliche Dienste von Konkurrenten. Zum anderen bestehe der Verdacht, dass Smartphone-Hersteller mit unlauteren Mitteln an das Google-Betriebssystem Android gebunden würden, verkündet Vestager. Android ist mit großem Abstand Weltmarktführer. Der US-Konzern hat zehn Wochen Zeit, die Vorwürfe zu widerlegen. Gelinge dies nicht, müsse „Google die rechtlichen Konsequenzen tragen und seine Geschäftspraxis in Europa ändern“, erklärt Vestager. Dem Unternehmen droht eine Kartellstrafe von bis zu sechs Milliarden Euro. Google weist die Vorwürfe zurück. Google Shopping behindere den Wettbewerb nicht, erklärt der Konzern. Lob kommt vom Axel Springer Verlag. Das Vorgehen der EU-Kommission sei „ein gutes Signal für die Konsumenten und den fairen Wettbewerb“, findet das Unternehmen, das in Europa zu den schärfsten Google-Kritikern gehört. Springer und andere Verlage hatten sich vergeblich dagegen gewehrt, dass Google ihre redaktionellen Inhalte verbreitet, ohne dafür zu zahlen. Kommentar, Bericht Seiten 14, 18 © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]. Befristete Speicherung von Daten kommt Trägheit gefährdet das Riesenreich VW Zu viele widerstrebende Interessen lähmen den Konzern mit seinen zwölf Marken und mehr als 100 Fabriken immer öfter. Daher geht es Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch bei seiner Attacke auf Vorstandschef Martin Winterkorn vor allem um die künftige Aufstellung von Europas größtem Autokonzern, heißt es in Wolfsburg. Seite 16 Dirk Roßmann: „Wir brauchen keine Stiftung“ Der Gründer der Drogeriemarktkette Rossmann spricht gemeinsam mit seinem jüngsten Sohn Raoul im Interview über die Nachfolgeregelung, über Verantwortung und die Bedeutung von Vertrauen für den Erfolg eines Unternehmens. Seite 20 Pharmakonzern Merck büßt operative Kraft ein Vor der Bilanzvorlage am Freitag legt der Handelsblatt-Bilanzcheck die Stärken und die Schwächen des Darmstädter Spezialchemieund Pharmakonzerns offen. Es zeigt sich: Der operative Schwung lässt nach. Denn trotz Umsatzwachstum geht der Gewinn leicht zurück. Seite 22
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