Handelsblatt print: Nr. 053 vom 17.03.2015 Seite 035 / Specials Der deutsche Mittelstand Kapitalmarkt auch für Kleine Schuldscheindarlehen sind eine interessante Alternative zu Bonds. Das aktuell niedrige Zinsniveau und die gute Verfügbarkeit von Bankdarlehen lassen die Mühen einer Mittelaufnahme über den Kapitalmarkt derzeit für viele Unternehmen nur wenig attraktiv erscheinen. Dabei gerät leicht aus dem Blick: Die Finanzierung über diesen Kanal wird auch für mittelständische Unternehmen immer wichtiger. Die einseitige Abhängigkeit von Bankkrediten kann gerade dann, wenn es mal darauf ankommt, ein schwerwiegendes Hemmnis für die Unternehmensentwicklung oder sogar ein existenzielles Risiko darstellen. Der Kapitalmarkt ist eine sinnvolle bis notwendige Ergänzung der Finanzierungsquellen. Um ihn jedoch effektiv - mitunter auch kurzfristig - nutzen zu können, müssen sich Unternehmen rechtzeitig als Emittenten im Markt platziert haben. Das heißt: Sie sollten den Kapitalmarkt betreten, wenn sie können - und nicht erst, wenn sie müssen. Doch vor allem die Erfahrungen mit einigen Börsensegmenten etwa für Mittelstandsanleihen schrecken Unternehmen häufig ab, den Schritt an die Börse zu wagen. Der Kapitalmarkt ist jedoch weitaus größer und vielschichtiger. Oft kann anstelle einer börsennotierten Anleihe zum Beispiel eine Privatplatzierung der bessere Weg sein: Schuldscheindarlehen und Namensschuldverschreibungen sind das Instrument der Wahl für viele professionelle Investoren wie Versicherungen oder Pensionskassen. Auch wenn es sich bei Schuldscheinen rechtlich um Darlehen und nicht um Wertpapiere handelt, werden sie aufgrund ihrer besonderen Vertragsmerkmale und der Marktpraxis als Kapitalmarktinstrumente behandelt. Im Gegensatz zu öffentlich angebotenen beziehungsweise börsennotierten Anleihen gilt jedoch keine Prospektpflicht. Natürlich achten Investoren und beteiligte Banken auch bei solchen Transaktionen auf eine angemessene Due Diligence; mangels formeller (Prospekt- )Prüfungsverfahren gestalten sich die Transaktionen aber oft schneller und flexibler. Gerade für international ausgerichtete Unternehmen kommen zudem Platzierungen im Ausland infrage. Auch in vielen anderen Ländern werden Schuldscheindarlehen bei Investoren und Unternehmen immer bekannter und beliebter. Dieser Erfolg führt zudem zur Entwicklung neuer Instrumente für internationale Privatplatzierungen: Gerade hat die internationale Loan Markets Association einen Vertragsstandard für sogenannte "European Private Placements" in Form von Darlehen oder Anleihen erstellt. Schließlich werden Privatplatzierungen in den USA, sogenannte US-PrivatePlacements, für Unternehmen attraktiver. Hierbei helfen unternehmensfreundliche Innovationen - etwa die zunehmende Möglichkeit zur Dokumentation nach deutschem Recht. Oliver Dreher ist Partner bei CMS Hasche Sigle. © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. www.handelsblatt.com
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