DE UTSCHLANDS WI RTSCHAFTS- UND FI N A N ZZ E I T U N G Kampfzone Kuka Die Leibingers Hoch hinaus Tragödie Brexit Voith-Chef Hubert Lienhard macht Kasse. S. 18 Nicola Leibinger leitet den Familienkonzern. Schwester Regine wirkt als Architektin. S. 44 Chris Patten, Kanzler der Uni von Oxford, ist erschüttert. S. 48 MONTAG, 04. JULI 2016 G 02531 NR. 126 PREIS 2,80 € Kurz notiert Thyssen-Krupp Umsatz 1 Hj. 2015/16 in Mio. Euro 10 151 9 249 675 Steel Americas Sonstige Sparten 5 827 Materials Services Stahl* Monatsabonnements: Handelsblatt Print: 60,00 Euro Handelsblatt Print + Digitalpass: 66,99 Euro Belgien 3,50 € Frankreich 3,90 € Großbritannien 3,40 GBP Luxemburg 3,50 € Niederlande 3,50 € Österreich 3,50 € Polen 21,50 PLN Schweiz 5,50 CHF Tschechien 130,00 CZK Ungarn 1200,00 FT GB Handelsblatt GmbH Abonnentenservice Tel. 0800–0002053 (gebührenfrei innerhalb Deutschland), Fax 0211 887 3605, [email protected] Heinrich Hiesinger: Konsolidierung der Branche. *STAHLNAH QUELLE: UNTERNEHMEN HANDELSBLATT Platzt die Stahlfusion? Thyssen-Krupp und Tata waren sich in vielen Punkten schon einig: Doch das EU-Referendum der Briten stellt die Allianz mit den Indern wieder infrage. Vor allem über die Zukunft der älteren britischen Werke muss neu verhandelt werden. Martin Wocher, Martin Murphy Düsseldorf H einrich Hiesinger macht Druck: Seit Monaten forciert der Thyssen-Krupp-Chef das Thema Konsolidierung in der Stahlindustrie. Nur durch Fusionen oder Allianzen, argumentiert er, könne die Branche angesichts massiver Überkapazitäten überleben. Hiesinger will raus aus dem konjunkturanfälligen und kapitalintensiven Stahlgeschäft. Der Manager möchte sich auf die Industriesparten mit Aufzügen, Autokomponenten und Anlagenbau konzentrieren, von denen er sich eine bessere Perspektive verspricht. Nach Sondierungsgesprächen mit potenziellen Partnern schien eine Fusion mit Tata Steel Europe am aussichtsreichsten. Die Verhandlungen mit dem indischen Konzern waren weit gediehen. In vielen Fragen sind sich beide Seiten einig. Doch die Entscheidung der Briten zum EU- „Wir sind bestrebt, die bestmögliche Lösung für das britische Geschäft zu finden.“ Unternehmenssprecher von Tata Ausstieg erschwert und verzögert nun das Vorhaben. Der Grund: Die Zukunft der britischen Werke von Tata Steel ist nach dem Brexit ungewiss. Der scheidende Premier David Cameron hatte finanzielle Hilfen für die weithin veralteten Werke von Tata in Großbritannien zugesagt. Ob eine neue Regierung an den Finanzzusagen festhält, ist angesichts der instabilen politischen Lage im Land nicht absehbar. „Das macht die Sache nicht einfacher“, heißt es bei Thyssen-Krupp in Essen. Beide Konzerne wollen bei einer Fusion nur wettbewerbsfähige Standorte weiterbetreiben. Dazu gehört das Werk von Tata in den Niederlanden – die älteren britischen Werke aber wohl nicht. „Wir sind bestrebt, die bestmögliche Lösung für das britische Geschäft zu finden“, sagte ein TataSprecher. Doch das kann dauern: Bis sich die politische Lage entspannt, können noch Monate vergehen. > Schwerpunkt Seiten 4, 5 Aktionäre der Börse rebellieren Im Kampf um die Fusion mit London wächst der Druck auf Vorstandschef Kengeter. M. Brächer, R. Landgraf Frankfurt A uch in diesen schwierigen Tagen gibt es noch gute Nachrichten für Carsten Kengeter, den Vorstandschef der Deutschen Börse: Am Montag dürften die Anleger der London Stock Exchange (LSE) der Fusion mit der Deutschen Börse zustimmen. Das Ergebnis der Hauptversammlung der LSE in den Räumen einer Kanzlei in der Londoner Tudor Street gilt als ausgemachte Sache. Die schlechte Nachricht: Die Probleme für Kengeter fangen damit erst richtig an. Denn die Zustimmung der LSE-Eigner ist ein Muster ohne Wert, weil die Aktionäre des Frankfurter Unternehmens von dem Deal nach dem Brexit-Votum der Briten nicht mehr überzeugt sind: „Die Deutsche Börse muss die Offerte nachbessern“, heißt es bei einem wichtigen Investor der Frankfurter. Nur so sei die Fusion zu ret- ten. Andere Großaktionäre sehen das ähnlich. Vor den Investoren hatten bereits Politik und Aufseher Bedenken angemeldet, weil der vereinbarte Sitz der Börse in London nach dem Brexit außerhalb der EU liegen würde. „Um den Deal noch zu retten, muss Kengeter sich etwas einfallen lassen“, meint ein Großinvestor, für den das Schicksal des Börsenchefs an der Fusion hängt. „Dafür bekommt er keine zweite Chance.“ > Bericht Seite 28 © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected]. Patrick Schuch/WirtschaftsWoche, Bloomberg 3 649 Steel Europe · Brexit: Unsicherheit gilt als großer Feind von Investitionen und Wachstum. Zwar scheinen die direkten Folgen der BrexitEntscheidung für die deutsche Konjunktur begrenzt; doch die Sorge über die Unsicherheit lähmt. 750 000 deutsche Jobs hängen am Handel mit Großbritannien. Seite 8 · „Es geht um Milliarden“: BMW-Entwicklungschef Klaus Fröhlich will bis 2021 ein Auto produzieren, in dem ein Computer den menschlichen Fahrer weitgehend ersetzt. Allerdings zeigt der tödliche Unfall eines Tesla-Fahrers, dass die Technik Grenzen hat. Seite 14 · Bündnis gegen Netzausfälle: Die drei großen Mobilfunkkonzerne Telekom, O2 und Vodafone wollen sich künftig gegenseitig helfen, wenn das Netz mal wieder gestört ist. Seite 17 · Italiens Banken im Stress: Für die Finanzindustrie Italiens sind nicht nur die notleidenden Kredite ein großes Problem. Es fehlten „gesunde Strategiepläne für mehr Rentabilität“, sagt Lorenzo Bini Smaghi, Ex-Direktor der Europäischen Zentralbank, dem Handelsblatt. Seite 29 · Grenzen neu definieren: Theodor Weimer, der Vorstandschef der Münchener Hypo-Vereinsbank, hofft, dass die EU das Brexit-Votum Großbritanniens als „Weckruf“ versteht. Im Interview mit dem Handelsblatt warnt der Banker davor, dass durch einen Ausstieg der Briten die „Fliehkräfte in der EU systematisch stärker werden und die Gefahr eines Dominoeffekts wächst“. Die EU braucht deshalb „eine neue Balance zwischen nationaler und supranationaler Souveränität.“ Seite 26
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