Doping am Arbeitsplatz - Wirtschaft strotzt vor Kraft

DIENSTAG, 17.3.15 · NR. 52
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NEWS AM ABEND Deutsche Leasing Edition
Doping am Arbeitsplatz
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HEUTE
Preise in Euro-Zone
sinken langsamer
Die Preise in der Euro-Zone
fallen nicht mehr so stark
wie zu Anfang des Jahres.
Die Lebenshaltungskosten
sanken im Februar zum
Vorjahr um 0,3 Prozent,
wie das Europäische Statistikamt Eurostat heute auf
Basis endgültiger Daten
mitteilte. Im Januar waren
die Preise noch doppelt so
schnell gefallen. Die Inflationsrate lag bei minus 0,6
Prozent. Gebremst wurde
der Preisverfall durch die
Energiekosten: Sie verringerten sich zum Vorjahr
nur noch um 7,9 Prozent
nach minus 9,3 Prozent im
Januar. Lebensmittel verteuerten sich hingegen um
0,5 Prozent.
Bau-Boom hält an
Im vergangenen Jahr wurde bundesweit der Bau von
284 900 Wohnungen genehmigt, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Das waren 5,4 Prozent
oder knapp 14 500 Wohnungen mehr als im Vorjahr 2013 – und so viele wie
seit 2003 (297 000) nicht
mehr.
Handelsblatt | Quelle: Bloomberg
Dienstag, 17.3.2015
Vortag: 12 167,72 Punkte
Die Zahl der Erwerbstätigen, die zu leistungssteigernden Mitteln greift, ist
in den letzten sechs Jahren
um 43 Prozent gestiegen.
Lin Freitag
Wirtschaftswoche
Düsseldorf Ob Antidepressiva, Ritalin
oder Betablocker: Rund drei Millionen
Deutsche oder 6,7 Prozent der Beschäftigten nehmen rezeptpflichtige Medikamente, um im Job leistungsfähiger zu sein oder
Stress abzubauen. Zu diesem Ergebnis
kommt eine heute veröffentlichte Studie
der Krankenkasse DAK. Vor sechs Jahren
putschten sich erst 4,7 Prozent auf– das ist
ein Anstieg von knapp 43 Prozent. In
Wahrheit dürfte Doping noch verbreiteter
sein, die Autoren der Studie gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.
Die häufigsten Gründe für
Doping sind der Untersuchung zufolge viel
Stress, Leistungsdruck und Überbelastung. So
gaben vier
von zehn
der betrof-
fenen Arbeitnehmer an, die Medikamente
vor einer wichtigen Präsentation oder Verhandlung eingenommen zu haben. Aber
auch die Angst um den Arbeitsplatz ist ein
häufig genannter Grund für Doping. Für
die Studie sind die Arzneimitteldaten von
2,6 Millionen erwerbstätigen Versicherten
analysiert und zusätzlich mehr als 5000
Berufstätige im Alter von 20 bis 50 Jahren
befragt worden.
Die Untersuchung gab Geschlechtsunterschiede beim Doping: „Frauen nehmen
eher bestimmte Mittel gegen Depressionen, um die Stimmung zu verbessern und
Ängste und Nervosität abzubauen“, sagt
Herbert Rebscher, Vorstandsvorsitzender
der DAK-Gesundheitssparte. „Bei Männern sind es meist anregende Mittel. Sie
wollen wach bleiben, stark und leistungsfähig sein.“
Das Klischee des dopenden Top-Mana-
Lufthansa-Piloten
streiken am Mittwoch
rtr I Berlin Im Tarifstreit bei
der Lufthansa kommt es erneut zum Streik. Die PilotenGewerkschaft Vereinigung
Cockpit (VC) rief ihre Mitglieder bei Europas größter
Fluggesellschaft zu einem
24-stündigen Arbeitskampf
am Mittwoch auf. Deutschlandweit würden die Kurzund Mittelstreckenflüge bestreikt, teilte VC gestern Abend
mit. Flüge der Tochterunternehmen Germanwings und
Eurowings seien nicht betroffen.
Die Gewerkschaft begründete den Streik mit stockenden Verhandlungen zur Vorruhestandsregelung, bei denen in der vergangenen Woche keine Fortschritte erzielt
worden seien. Lufthansa beharre auf ihrer Position einer
deutlichen Verschlechterung
für junge Piloten und dies sei
nicht akzeptabel. Die Lufthansa wies die Vorwürfe zurück und bezeichnete den
Streik als unverhältnismäßig.
Die Airline kündigte einen
Sonderflugplan an.
gers bestätigt die Studie hingegen nicht.
Der typische Konsument von Anti-StressMitteln ist weder der Börsenhändler, der
täglich mit Millionen jongliert, noch der
Unternehmenslenker, der die Verantwortung für Tausende Mitarbeiter trägt. Die
DAK-Untersuchung kommt vielmehr zum
Ergebnis, dass eher Niedrigqualifizierte
zur Pille greifen. So haben 8,5 Prozent der
Beschäftigten, die eine eher einfache Tätigkeit ausführen, schon Medikamente
zur Leistungssteigerung oder als Stimmungs-Aufheller genommen. Unter den
besser qualifizierten Beschäftigten sind es
6,7 Prozent und unter den Hochqualifizierten nur noch etwas mehr als fünf Prozent.
Die Bezugsquellen für die Medikamente sind genauso zahlreich wie die Beweggründe für die Einnahme. Jeder zweite
bekommt die Pillen auf Rezept vom Arzt.
Jeder siebte beschafft sich die Mittel von
Freunden, Bekannten oder aus der
Familie. Jeder zwölfte hingegen
bestellt sie rezeptfrei im Internet.
Rund drei Millionen Deutsche
greifen zu aufputschenden
Mitteln. blo
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Wirtschaft & Politik
2 WIRTSCHAFT & POLITIK
Menschenrechtler werfen
Syrien Giftgaseinsatz vor
Bei einem Giftgasangriff der
syrischen Luftwaffe sind
nach Angaben von Menschenrechtlern und Aktivisten im Nordwesten des Landes sechs Menschen ums Leben gekommen. Unter den
Toten in dem Ort Sarmin sei
ein Ehepaar mit seinen drei
kleinen Kindern, berichtete
die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
Dutzende Menschen seien
bei dem Angriff verletzt worden. Oppositionelle Aktivisten warfen dem Regime den
Einsatz von Chlorgas vor. Die
Menschenrechtler erklärten,
Hubschrauber hätten Bomben abgeworfen, die Ärzten
zufolge wahrscheinlich mit
Chlorgas gefüllt gewesen
seien. Eine unabhängige Bestätigung für den Einsatz von
Chlorgas gab es zunächst
nicht.
Dänen sollen über Europol
in Referendum abstimmen
Die dänische Bevölkerung
soll in einem Referendum darüber entscheiden, ob das
EU-Mitglied seine Zusammenarbeit mit der europäischen Polizeibehörde Europol fortsetzt. Die Dänen sollen entscheiden, ob ihr Land
EU-Justiz-Regeln annimmt
oder wie bisher von einer
Ausnahmeregelung bei der
Zusammenarbeit im Innenund Justizbereich Gebrauch
macht. Das verhindert die
Kooperation mit Interpol.
Neuer Schlag gegen
Boko Haram
Den nigerianischen Streitkräften ist ein weiterer
Schlag gegen die islamistische Terrorgruppe Boko Haram gelungen: Regierungstruppen hätten die Extremisten nach mehreren Monaten
aus der Stadt Bama vertrieben, teilte Militärsprecher
Chris Olukolade mit. Die Boko Haram hatte Bama im
nördlichen Bundesstaat Borno im September erobert.
Seither galt die Stadt als eine
der Hochburgen der Gruppe.
Seit Wochen werden die nigerianischen Truppen von
Soldaten aus Kamerun, Niger, Tschad und Benin unterstützt. Insgesamt sind dem
Terror der Gruppe bereits
mehr als 13 000 Menschen
zum Opfer gefallen.
NEWS AM ABEND
DIENSTAG, 17. MÄRZ 2015
Athen will die Wogen glätten
Tsipras wirbt in Berlin und Brüssel um Unterstützung in der Schuldenkrise
dpa I Berlin/Athen Der grieben Tsipras Bundeskanzlerin Anchische Regierungschef Alexis
gela Merkel, der französische PräTsipras besucht nach Berlin auch
sident François Hollande, der Chef
Moskau. Wie es in Regierungsder Europäischen Zentralbank
kreisen in Athen heute hieß, wird
(EZB), Mario Draghi, sowie EUer am 8. April in der russischen
Kommissionspräsident Jean-ClauHauptstadt erwartet. Präsident
de Juncker teilnehmen.
Wladimir Putin habe Tsipras offiDie CSU wies heute Reparatiziell eingeladen, hieß es. Die grieonsforderungen der griechischen
chische Regierung hatte Anfang
Regierung als „billiges AblenFebruar Spekulationen zurückgekungsmanöver“ zurück. „Es
wiesen, Griechenland könne wekommt jetzt nicht darauf an, Vergen seiner finanziellen Probleme
gangenheitsbewältigung zu maHilfe aus Russland erbitten.
chen“, sagte CSU-LandesgruppenBei seinem für kommenden
chefin Gerda Hasselfeldt. VielMontag geplanten Besuch in Bermehr müsse Athen endlich die aklin will der Athener Regierungstuellen Probleme lösen. Sie betonchef nach Angaben aus Athen die
te: „Der Ball liegt eindeutig bei der
aufgeheizte Stimmung wegen der
griechischen Regierung.“ Nach
griechischen Schuldenkrise beruAnsicht von Finanzminister Wolfhigen.
gang Schäuble hat die griechische
Um eine drohende Staatspleite
Regierung das Vertrauen der euroabzuwenden, will Tsipras bereits
päischen Partner komplett zeram Donnerstag in Brüssel ausstört. Bis November sei Athen auf
führlich über die Lage seines Laneinem Weg gewesen, der aus der
des sprechen. Er habe beim EUKrise hätte führen können. Das
Ratspräsidenten Donald Tusk ein Der griechische Premier Alexis Tsipras besucht kom- sei vorbei. „Sie haben alles VerFünfer-Treffen am Rande des EU- mende Woche Berlin.
dpa trauen zerstört. Das ist ein schweGipfels beantragt, berichtete das
rer Rückschlag“, sagte Schäuble.
griechische Staatsradio unter Beru- sung“ des griechischen Finanzpro- Er kenne niemanden in den internatiofung auf Regierungskreise. Tsipras ge- blems.
nalen Institutionen, der ihm sagen könhe es dabei um eine „politische LöAn der Runde sollten demnach ne- ne, was Athen eigentlich vorhabe.
Varoufakis verweist selbst auf Stinkefinger-Film
rtr I Berlin Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis nimmt Abstand von der
Aussage, er habe Deutschland bei einem Vortrag im
Mai 2013 nicht den gestreckten Mittelfinger gezeigt. Auf
seinem Twitter-Kanal verwies Varoufakis am Dienstag
selbst auf einen fast einstündigen Videomitschnitt seines
Vortrages vom Mai 2013. Darin ist die obszöne Geste bei
der Zeitmarke 40,31 Minuten
klar zu sehen. In der ARDSendung „Günther Jauch“
hatte Varoufakis am Sonntag
noch behauptet, das Video
sei manipuliert worden und
er habe den Finger nicht gezeigt. Auf genau dieses Video
verweist er nun allerdings
bei Twitter mit dem Text, es
handele sich dabei um das
„nicht von skrupellosen Medien“ manipulierte Video.
Der Ökonomieprofessor
Varoufakis hatte den Vortrag
im Mai 2013 bei einem kapitalismuskritischen Festival in
der kroatischen Hauptstadt
Zagreb gehalten, also lange
vor seiner Zeit als Finanzminister. Darin kommt er auf
die schwierige Lage in Griechenland 2010 zu sprechen.
Amerikaner sehen NSA skeptisch
Impressum
dpa I Washington Viele Amerikaner sehen die Überwachungsprogramme des USGeheimdienstes NSA zunehmen kritisch. Das zeigt eine
heute veröffentlichte repräsentative Umfrage des renommierten Pew-Instituts
unter erwachsenen Internetnutzern. Neun von zehn der
insgesamt 475 Befragten sagten, sie hätten von den Überwachungsprogramme gehört
(87 Prozent). Von ihnen sind
61 Prozent mittlerweile weniger überzeugt davon, dass
die Programme dem öffentlichen Interesse dienen. Das
Verlag: Handelsblatt GmbH
Geschäftsführung:
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Claudia Michalski, Ingo Rieper
Redaktion:
Hans-Jürgen Jakobs (verantw.)
Peter Pfister (Redaktionsltg.)
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www.newsamabend.com
entspricht rund der Hälfte
der Befragten insgesamt.
37 Prozent derjenigen, die
von der Geheimdienst-Überwachung gehört hatten, waren aber weiterhin mehr
überzeugt, dass diese im öffentlichen Interesse sei
(knapp ein Drittel der Befragten insgesamt).
Die Mehrheit der Befragten stört, dass die Kommunikation ganz normaler Amerikaner abgehört werden
kann. Das Abhören einzelner
Verdächtiger zur Bekämpfung von Terrorismus halten
die allermeisten (82 Prozent)
jedoch für akzeptabel. Das
Abhören von Bürgern anderer Länder findet eine knappe Mehrheit (54 Prozent)
auch in Ordnung.
Einige Amerikaner haben
seit den Berichten auch ihr
eigenes Verhalten im Netz geändert. Jeder zehnte Befragte
vermeidet bestimmte Begriffe oder hat Apps deinstalliert. Weitergehende Programme zum Schutz der Privatsphäre, etwa Anonymisierungsdienste oder Mailverschlüsselung, setzen jedoch
nur sehr wenige Amerikaner
ein.
Handelsblatt News am Abend
Unternehmen & Märkte
3 UNTERNEHMEN & MÄRKTE
VW-Chef: Wir müssen
die Hoheit über
Kundendaten behalten
In der Diskussion um den Einstieg der IT-Riesen ins Autogeschäft hat VW-Chef Martin
Winterkorn die Datensicherheit als entscheidenden Faktor hervorgehoben. „Daten
werden mehr und mehr zum
neuen Öl unserer Zeit“, sagte
Winterkorn heute auf dem
Münchener Management Kolloquium. Die Hersteller müssten die Hoheit über die Kundendaten behalten. „Denn
nur so können wir garantieren, dass diese jederzeit sicher und geschützt sind.“ Zudem gelte es, die gesamte
automobile Wertschöpfung
im Unternehmen zu halten.
Winterkorn begrüßte ausdrücklich die Aktivitäten von
IT-Konzernen wie Apple und
Google in der Autobranche.
Denn dies zeige, wie zukunftsfähig das Geschäft sei.
Daimlers Transportersparte
plant kräftiges Absatzplus
Daimlers Transportersparte
rechnet in diesem Jahr vor
allem dank eines erwarteten
Plus in den USA und neuer
Modelle mit einem deutlichen Anstieg beim Absatz.
Mercedes-Benz Vans wolle
vor allem in den USA seinen
Absatz steigern, kündigte
der Leiter der Vans-Sparte,
Volker Mornhinweg, heute in
Stuttgart an. Im Transportergeschäft rechnet Daimler auf
dem US-Markt mit einem
moderaten Zuwachs, in Europa eher mit einer stabilen
Entwicklung. Auch der operative Gewinn soll deutlich
steigen.
NEWS AM ABEND
DIENSTAG, 17. MÄRZ 2015
Alibaba
expandiert
Konzernchef Jack Ma bietet
Cloud-Dienste in den USA an.
Und liebäugelt mit einem
Markteintritt in Europa.
dpa
dpa I Hannover Der chinesische OnlineRiese Alibaba will sich im internationalen
Geschäft mit Cloud-Diensten etablieren.
Als erster Schritt sei ein Rechenzentrum
in Kalifornien eröffnet worden, sagte Alibaba-Manager Ethan Yu auf der IT-Messe
Cebit in Hannover. „Wir werden uns jeden
Markt anschauen, in dem es eine Kunden-Nachfrage gibt.“ Entsprechend
schloss er auch einen Markteintritt in Europa nicht aus. Bei Cloud-Diensten werden Daten und Software direkt aus dem
Netz bereitgestellt.
„Alle Daten werden automatisch verschlüsselt“, versicherte der Alibaba-Manager. „Wir haben ein großes Interesse an
der Datensicherheit unserer Kunden.“
Das internationale Cloud-Geschäft solle
in einem Rechtsraum außerhalb Chinas
angesiedelt und nach dortigem Recht verwaltet werden. Derzeit liefen Verhandlungen darüber.
Alibaba habe keine Angst vor dem
Wettbewerb mit heutigen Platzhirschen
wie Amazon, Google oder Microsoft, sagte Yu. „Der Markt für Cloud-Dienste
boomt, also gibt es Platz für viele Player.“
Viele Kunden wollten Cloud-Anbieter, die
ihnen weltweit einen Service bieten können – also auch in China.
So seien unter den Kunden des Rechenzentrums in Kalifornien etwa chine-
sische Unternehmen, die auch ihre amerikanischen Kunden aus der Nähe bedienen wollten. Ebenso seien es US-Firmen,
die Services sowohl in China als auch im
Heimatmarkt bieten möchten.
In China habe es in den vergangenen
zwei Jahren eine „enorme Bewegung“ hin
zu Cloud-Diensten gegeben, sagte Yu. Davor hätten eher kleinere Firmen ihre Daten in die Internet-Wolke gebracht. „Jetzt
sehen wir, dass Regierungsbehörden, Banken und große Unternehmen ernsthaft ihre Infrastruktur in die Cloud überführen.“
China ist das diesjährige Partnerland
der Cebit, Alibaba-Gründer Jack Ma trat
bei der Eröffnungsfeier auf.
Nintendo entwickelt Smartphone-Spiele
dpa I Tokio Strategiewechsel
bei Nintendo: Der japanische
Spielespezialist will zusammen
mit einem Partner erstmals Games für Smartphones und Tablets entwickeln. Damit können
sich Spielefans doch noch darauf einstellen, Nintendo-Figuren wie Super Mario, Zelda
oder Donkey Kong auch in
Apps auf ihren mobilen Geräten anzutreffen. Nintendo hatte sich bisher strikt daran gehalten, seine Spiele nur für die
eigenen Konsolen anzubieten.
Die neuen Spiele sollen in
Kooperation mit dem InternetKonzern DeNA entwickelt werden. Er betreibt eine der populärsten Online-Spiele-Plattfor-
men in Japan. Aus der Partnerschaft soll eine Plattform entstehen, die auf allen möglichen
Geräten vom PC bis zu Spielekonsolen laufen werde. Sie solle mit einem Abo-Angebot voraussichtlich Ende 2015 an den
Start gehen. Nintendo-Chef Satoru Iwata betonte, dass in der
Partnerschaft neue Spiele ent-
wickelt und nicht Konsolen-Titel einfach auf die neue Plattform gebracht werden sollen.
Zugleich gebe der Konzern keineswegs die eigene KonsolenPlattform auf und arbeite gerade an der nächsten Generation
unter dem Codenamen „NX“.
Details dazu solle es im kommenden Jahr geben.
Investor Permira steigt
bei Hugo Boss aus
Deutsche Bahn will für
Kunden attraktiver werden
rtr I Düsseldorf Für den Modekonzern Hugo Boss ist die Ära des Finanzinvestors Permira beendet. Dessen Tochter platzierte heute die noch
verblieben rund 8,4 Millionen Aktien
für 113 Euro je Papier bei institutionellen Investoren, wie die betreuende Bank of America Merrill Lynch
mitteilte. Mit einem Streubesitz von
nunmehr über 90 Prozent und einem
Börsenwert von knapp 8,3 Milliarden
Euro ist Modehaus nun ein heißer
Kandidat für den Dax-Aufstieg.
Für Permira hat sich das Boss-Investment gelohnt: Zusammen mit den
rund 950 Millionen Euro aus der aktu-
rtr I Berlin Die Deutsche Bahn will auf
die Fernbus-Konkurrenz nach Angaben aus Unternehmenskreisen mit
einer neuen Bahncard und kostenlosen Reservierungen reagieren. Geplant sei eine Bahncard, die für drei
Monate gelte und entsprechend
günstiger als die Jahres-Karte sei, sagte ein Konzernvertreter heute. Zudem sollten Sitzplatz-Reservierungen in der zweiten Klasse kostenlos
werden. Derzeit schlägt eine Reservierung pro Strecke mit 4,50 Euro zu
Buche. Ferner sollen auch die Sparangebote ausgeweitet und billiger
werden.
ellen Aktienplatzierung strich
Red&Black Lux in den vergangenen
Monaten beim Verkauf der einzelnen
Aktienpakete insgesamt knapp vier
Milliarden Euro ein. Das Finanzvehikel
gehört zu rund 60 Prozent Permira.
Der Aktienkurs von Boss ist seit der
Mehrheitsübernahme im Jahr 2007
kräftig gestiegen. Unter dem Eigentümer Permira ging es auch für Boss
bergauf: Der schwäbische Traditionskonzern hat den Umsatz in der Zeit um
fast eine Milliarde auf 2,6 Milliarden
Euro im Jahr 2014 gesteigert. Der Gewinn wurde in der gleichen Zeit auf 333
Millionen Euro mehr als verdoppelt.
Parallel dazu ist vorgesehen, auch
das Streckenangebot deutlich auszuweiten und IC und ICE deutlich häufiger halten zu lassen. So sollten rund
25 weitere Städte in das Fernbahnnetz aufgenommen werden. Durch
eine bessere Vertaktung seien zudem
einfache Umsteigeverbindungen im
Konzept vorgesehen. Da dafür mehr
Züge benötigt würden, sollen die Pläne Stück für Stück bis 2030 umgesetzt werden.
Die Fernbus-Konkurrenz hat die
Bahn internen Dokumenten zufolge
im vergangenen Jahr rund 200 Millionen Euro gekostet.
& Sparkassen
4Banken
SPEZIAL
BANKEN & SPARKASSEN
Zinstief bremst Deutsche Leasing
MÄRKTE HEUTE
Dienstag, 17.3.2015
Eurokurs
Vortag: 1,0568 US-Dollar
1,0629 US$
1,063
1,059
1,055
13:00
0:00
Tops & Flops
Veränderung z. Vortagesschluss
HDax
Telefonica Deutschland
+2,40 %
Fraport
+0,84 %
Talanx
+0,40 %
BB Biotech
-6,24 %
Leoni
-4,61 %
Sartorius
-4,61 %
Indizes & Kennzahlen
Aktuell
Vortag
FTSE 100 6 808,79 Pkt. 6 804,08
Nikkei
19 437,00 Pkt. 19 246,06
E-Stoxx 50 3 669,42 Pkt. 3 706,75
Umlaufrendite 0,20 %
Brentöl
Gold
Handelsblatt
51,04 US$
NEWS AM ABEND
DIENSTAG, 17. MÄRZ 2015
0,20
52,61
1 152,59 US$ 1 154,86
Quelle: Bloomberg
BÖRSE AKTUELL
Nach dem jüngsten Kursfeuerwerk haben viele Anleger
heute Gewinne mitgenommen. Der deutsche Leitindex
verlor bis zum Nachmittag 1,6
Prozent auf 11 972 Zähler –
zum Wochenauftakt hatte die
Geldschwemme der EZB den
Dax erstmals über die psychologisch wichtige Marke
von 12 000 Punkten gespült.
„Die Rally der vergangenen
Wochen war unglaublich, es
wird langsam Zeit für ein paar
Gewinnmitnahmen,“ sagte ein
Händler. Seit Jahresbeginn
eilt der Dax von Rekord zu
Rekord und kommt inzwischen auf ein Plus von rund
24 Prozent. Für etwas Enttäuschung unter den Anlegern
sorgte der ZEW: Das Barometer für die Konjunkturerwartungen stieg im März zwar
um 1,8 auf 54,8 Zähler. Ökonomen hatten allerdings mit
einem kräftigeren Anstieg auf
58,2 Zähler gerechnet. Zu den
größten Verlierern im Dax gehörten Daimler mit einem Abschlag von 2,8 Prozent. Die
UBS empfahl die Aktien des
Autobauers nach zuletzt
deutlichen Kursgewinnen
zum Verkauf.
Der Marktführer
steigert das Neugeschäft, das wirtschaftliche Ergebnis aber sinkt.
Elisabeth Atzler
Handelsblatt
Frankfurt Die Minizinsen und
die Konkurrenz um Firmenkunden spüren nicht nur die
Banken, das schwierige Umfeld trifft auch die Deutsche
Leasing. Angesichts von
Wettbewerb und Margendruck würden die Erträge
unter Druck bleiben, sagte
Unternehmenschef
Kai
Ostermann. Das wirtschaftliche Ergebnis – die Kenngröße für das Gesamtgeschäft –
fiel
im
Geschäftsjahr
2013/2014, das am 30. September endete, um acht Prozent auf 128 Millionen Euro.
Damit sank es das zweite
Jahr in Folge. Die Deutsche
Leasing schüttet aber erneut
35 Millionen Euro an ihre Gesellschafter, die deutschen
Sparkassen, aus. Zudem
stockt sie ihre Reserven auf.
Leasing ist eine Alternative zur Kreditfinanzierung.
Das bedeutet, dass – je nach
Geschäftstyp – sowohl andere Leasinggesellschaften als
auch Banken, die Firmenkredite vergeben, Konkurrenten
sind. Ob Kredit oder Leasing
Will neue Großkunden gewinnen: Deutsche-Leasing-Chef Kai Ostermann.
– in beiden Fällen sinken die
Margen der Anbieter.
Neben den Magerzinsen in
der Euro-Zone nannte Ostermann schärfere Regeln für
die Finanzbranche als Herausforderung. Zudem finanzieren viele Firmen Investitionen aus der eigenen Tasche – die deutschen Unternehmen verfügen über hohe
Liquidität. Und ohnehin lahmen die Investitionen in
Deutschland, was die Leasingbranche
insgesamt
bremst. Vor allem Investitionsimpulse vermöge er nicht
zu erkennen, sagte der Chef
der Deutschen Leasing, die
in Deutschland Marktführer
ist, mit Blick auf die jüngsten
Maßnahmen der Europäischen Zentralbank. Die Fir-
men würden das Geschehen
an den Finanzmärkten mit
Skepsis verfolgen.
Ihre Kunden sind vielfach
Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 500 Millionen
bis zu einigen Milliarden Euro. Dabei denkt die Deutsche
Leasing auch darüber nach,
mehr Großkunden zu gewinnen. Man wolle den ein oder
anderen Kunden, der international unterwegs sei, an
Bord holen, so Ostermann.
Unternehmen aus dem Dax
und MDax wolle man „koordinierter betreuen“.
Trotz des schwierigen Umfelds hat die Deutsche Leasing für das laufende Geschäftsjahr „im Auge, in etwa
das Ergebnis zu halten“, so
Ostermann. Beim Neuge-
schäft zielt er erneut auf ein
Plus von fünf Prozent, zuletzt
lag das Volumen bei 7,9 Milliarden Euro, gut ein Fünftel
kam aus dem Ausland. Der
Anteil des Geschäfts, das
über die Sparkassen kommt,
stieg zuletzt auf etwa 40 Prozent.
Auffangen muss die Deutsche Leasing den Einbruch
im russischen Markt, der
einst wichtig für das Auslandsgeschäft war – eine
„über viele Jahre höchst erfolgreiche Gesellschaft“, so
Ostermann. Dort gab es angesichts der Wirtschaftskrise
einen Einbruch, inzwischen
macht sie kaum mehr Neugeschäft. Dafür kam unter anderem mehr Geschäft aus
China und den USA.
Gebühren-Urteil
belastet Targobank
EZB: Banken können
keine Milde erwarten
HB I Düsseldorf Die Rückzahlung zu Unrecht erhobener
Kreditgebühren hat die Targobank im vergangenen Jahr
hart getroffen. „2014 wäre ein
Rekordjahr geworden, wenn
der
Bundesgerichtshof
(BGH) nicht dazwischengefunkt hätte“, sagte heute der
Chef des Geldhauses, Franz
Josef Nick. Das Karlsruher
Gericht hatte im Oktober entschieden, dass Banken jahrelang zu Unrecht Bearbeitungsgebühren kassierten,
wenn sie Ratenkredite für
Autos oder Fernseher vergaben. Das betrifft auch die Targobank, die frühere Citibank
Privatkunden AG. Bei dem
Institut schlug das Urteil mit
HB I Frankfurt Die Europäische Zentralbank (EZB) will
bei der Regulierung der Finanzbranche nicht nachlassen. Einige Menschen seien
der Ansicht, dass es für mehr
Wachstum sorgen würde,
wenn die Regulierungsmaßnahmen der vergangenen
Jahre zurückgefahren würden, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger am Montagabend vor Finanzmanagern in Frankfurt.
„Aber wenn sie von mir erwarten, dass ich mich mit
dem Gedanken einer regulatorischen Pause anfreunde
oder sogar Milde der Aufsichtsbehörden verspreche,
dann muss ich sie bitter ent-
213 Millionen Euro zu Buche,
120 Millionen Euro davon
flossen in Rückstellungen.
Ohne die Sonderbelastung
hätte die Targobank ihren
Gewinn vor Steuern auf einen Rekordwert von rund
480 Millionen Euro verbessert, sagte Nick. Nach Steuern verdiente das Institut
2014 nun noch 267 Millionen
Euro – über 30 Prozent weniger als im Vorjahr.
2015 erwartet Nick keine
neuen Sonderlasten und will
den Expansionskurs des zur
französischen Genossenschaftsbank Crédit Mutuel
gehörenden Instituts fortsetzen. Sieben neue Filialen sollen die Pforten öffnen.
pr
täuschen.“ Zum Wachstum
könne die EZB am besten beitragen, wenn sie Geldhäusern genau auf die Finger
schaue und Störungen im
Bankensektor verhindere.
Zudem wolle die EZB durch
die Vereinheitlichung von
Aufsichtsstandards gleiche
Chancen für alle Finanzinstitute schaffen. Einfachere und
vergleichbarere Standards
seien ein wichtiges Ziel. Dennoch gebe es weiter Platz für
nationale Sonderreglungen,
erklärte Lautenschläger.
„Wenn die nationalen Besonderheiten für ein stabileres
Bankensystem sorgen, wird
die einheitliche Bankenaufsicht sie bewahren.“
& Finanzen
5Recht
SPEZIAL
RECHT & FINANZEN
NEWS AM ABEND
DIENSTAG, 17. MÄRZ 2015
Streit über die Erbschaftsteuer
Die Meinungen über die
geplante Reform gehen
auch in der Wirtschaft
auseinander.
Donata Riedel
Handelsblatt
Berlin Rot gegen Schwarz? Bei der anstehenden Erbschaftsteuerreform gilt
die bewährte politische Frontstellung
nur bedingt. Beim ersten Treffen der Finanzminister von Bund und Ländern
wurden teilweise ungewöhnliche Erbschaftsteuer-Allianzen sichtbar. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble
(CDU) erntet die größte Zustimmung
für seine ersten Eckpunkte aus der SPD
– mit Ausnahme des SPD Finanzministers aus Baden-Württemberg, Nils
Schmid: Ihm sind Schäubles Vorschläge
zu wenig unternehmerfreundlich. Bis
Mai wollen Bund und Länder intern beraten, die Minister sich dann auf den
Rahmen der Reform festlegen, hieß es
nach dem Treffen.
Schäuble will Bedürfnisprüfung
für Erbschaften ab 20 Millionen
Euro einführen
Schäuble will die vom Bundesverfassungsgericht für Großunternehmen
verlangte Bedürfnisprüfung für Erbschaften ab 20 Millionen Euro einführen und dabei auch das vorhandene Privatvermögen des Erben einbeziehen.
Dagegen läuft die Wirtschaft Sturm:
Dies sei verfassungswidrig, weil bei allen anderen Erben nur das geerbte Vermögen besteuert werde. Die Erbschaftsteuer komme so als „Vermögensteuer
unter dem Deckmantel des Erbschaftsteuergesetzes“ daher, schreibt Georg
Crezelius von der Kanzlei Linklaters in
einem Gutachten für den Familienunternehmerverband.
Dieser Verband hat sich in der Debat-
Bund und Länder wollen bis Mai über die geplante Erbschaftsteuerreform beraten.
Danach sollen Eckpunkte festgelegt werden.
dpa
te den großen Wirtschaftsverbänden um
BDI und DIHK angeschlossen und wird
von Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) unterstützt. Ziel dieser Allianz
ist für Großunternehmen eine Bedürfnisprüfung anhand qualitativer Merkmale: Familienunternehmen sollen klar
von Kapitalgesellschaften abgegrenzt
werden, und ihr Vermögen soll verschont bleiben.
Hessens Finanzminister Thomas
Schäfer (CDU) dagegen unterstützt ein
Konzept der Stiftung Familienunternehmen: Die Stiftung ist überzeugt, dass nur
eine quantitative Prüfung, ob und wie
die Steuer die Liquidität der Firma mindert, den Anforderungen der Verfassungsrichter genügt. Schäfer sieht sich
in einer Mittlerposition zwischen dem
BDI und Schäuble. „Wir glauben, dass es
verfassungsfest nur sehr schwer möglich sein dürfte, genau zu definieren, was
ein Familienunternehmen ist. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass wir um
eine Bedürfnisprüfung beim Erben
nicht herumkommen“, sagte er.
Einig sind sich die Unternehmer-Allianzen in ihrer Ablehnung von Schäubles Eckwerten. Diese „würden eine
deutliche Mehrbelastung für Familienunternehmen bedeuten“, sagte etwa
Stiftungsvorstand Rainer Kirchdörfer.
Dass Schäuble Firmenerbschaften ab
20 Millionen Euro als „groß“ definiert,
stößt auf Widerspruch: Die Wertgrenze
müsse über 100 Millionen Euro liegen.
Schäuble fürchtet aber, dass bei einer so
hohen Grenze kaum Unternehmen als
groß eingestuft würden und damit die
Reform verfassungswidrig werde.
Anders als die Unternehmer will
Schäuble die Bedürfnisprüfung nicht in
den Firmen vornehmen, sondern beim
einzelnen Erben. Dies sei einfacher,
heißt es in seinem Ministerium. Dem
widerspricht der BDI. „Der verwaltungstechnische Aufwand, das vorhandene Privatvermögen des Erben detailliert für die Bedürfnisprüfung zu bewerten, ist ungleich größer“, sagte BDIHauptgeschäftsführer Markus Kerber
dem Handelsblatt.
Daten-Tresore
für das
Smartphone
HB I Hannover Die Absicherung mobiler Endgeräte
rückt in den Fokus von ITEntscheidern. Fast zwei von
drei IT-Verantwortlichen erklärten in einer Studie der
Marktforschung IDC die Sicherheit von Mobilgeräten
zur Top-Priorität für dieses
Jahr. „Durch mobile Endgeräte entstehen neue Angriffsszenarien“, sagt IDC-Berater
Mark Schulte. „Die IT-Verantwortlichen bewegen sich
aber im Spannungsfeld zwischen Sicherheitsanforderungen und Mitarbeiterwünschen.“ Bauchschmerzen bereitet IT-Chefs der weitverbreitete Wunsch, eigene mobile Geräte in der Firma zu
nutzen. Dabei lassen sich Unternehmensdaten auf Mitarbeitergeräten technisch
längst schützen. Anbieter wie
Good Technology, Citrix und
VM-Ware bieten Lösungen
an, um private und berufliche Inhalte zu trennen. Auch
das Münchener IT-Haus Virtual Solution mischt mit: Bei
seinem Produkt SecurePIM
sind Firmenanwendungen
wie E-Mail-Programm und
Kalender in einer separaten
App ausgelagert. „Die App ist
wie ein Crypto-Tresor, den
andere Apps auf dem
Smartphone nicht einsehen
können“, erklärt Nicolaus
von Rintelen, Hauptgesellschafter von Virtual Solution.
„Darüber hinaus liegen die
Daten innerhalb des Tresors
verschlüsselt.“
Imtech-Skandal erreicht Konzernspitze der Baufirma
Sönke Iwersen
Handelsblatt
Düsseldorf Seit zwei Jahren
ist der niederländische Gebäudeausrüster Imtech mit
der Aufarbeitung eines massiven Skandals beschäftigt.
Seit zwei Jahren verortet die
Konzernspitze in Gouda die
Schuldigen vor allem in
Deutschland. Der Landeschef wurde angezeigt, 70 Prozent des Managements wurden ausgetauscht. Doch nun
zeigen Recherchen des Handelsblatts und der Zeitung
„De Telegraaf“, dass die Spur
viel weiter führt: ganz hinauf
zum ehemaligen Vorstandschef des Milliardenkonzerns
René van der Bruggen.
„Mit großer Sorge um Imtech und mit Sorge um die
Zukunft unserer Mitarbeiter“, so beginnen drei Führungskräfte von Imtech in
München eine Mail am 5. Februar 2013 an den damaligen
Deutschland-Chef Klaus
Betz. „Wie Sie wissen, musste
die Region Südost in den vergangenen Jahren auf Anweisung eine Vielzahl von Belastungen von Imtech Holland
tragen und auch bezahlen,
denen bis heute keine adä-
quate Gegenleistung gegenübersteht.“
Die deutschen Manager benennen damit ein Phänomen,
das bei Imtech inzwischen
berüchtigt ist: Scheinrechnungen. Ausgestellt für Arbeiten, die nie ausgeführt wurden; bezahlt, um bestimmte
buchhalterische Effekte zu
erzielen. Neu ist nun der Auftraggeber dieser Manipulationen: der seinerzeitige Vorstandschef René van der
Bruggen höchstpersönlich.
Van der Bruggen trat am
27. Februar 2013 ab. Er selbst
möchte sich nicht zu den
Scheinrechnungen äußern.
Imtech wiederum verweist
auf einen Bericht, den das
Unternehmen am 18. Juni
2013 an seine Aktionäre verschickte. Dort war von massiven Betrügereien zu lesen,
Bilanzfälschung, Korruption
– und relativ weit hinten auch
von einigen Problemen mit
Rechnungen aus den Niederlanden. Doch während die
neue Konzernführung mit
ihren deutschen Managern
hart ins Gericht ging, war sie
zu ihrem abgetretenen niederländischen Konzernchef
milde. Imtech „akzeptiert,
dass der ehemalige CEO
möglicherweise betriebswirtschaftliche Gründe für
seine Entscheidung hat“, die
fragwürdigen Rechnungen
erstellen zu lassen. Einige davon habe man inzwischen
zurückgenommen.
Für
rechtliche Schritte gegen van
der Bruggen habe es aber
keinen Anlass gegeben.
In Deutschland beklagt
man nun eine Zweiklassenjustiz bei Imtech. „Hier wurden Leute schon wegen viel
kleinerer Vergehen rausgeschmissen“, sagt ein deutscher Manager.
& Investition
6Strategie
SPEZIAL
STRATEGIE & INVESTITION
NEWS AM ABEND
17. MÄRZ
2015 2014
DIENSTAG, 23.
SEPTEMBER
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© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected].
Entscheider
& Geld
7 SPEZIAL
ENTSCHEIDER
& GELD
NEWS AM ABEND
DIENSTAG, 17. MÄRZ 2015
Der grüne Energiekonzern
Österreichs größter
Stromanbieter Verbund
setzt auf Wasserkraft.
Anleger honorieren das
in schwierigen Zeiten.
Hans-Peter Siebenhaar
Handelsblatt
Wien Energiekonzerne machen ihren
Aktionären derzeit keine Freude. Stromriese Eon schockte vor wenigen Tagen
mit dem höchsten Verlust seiner Geschichte. Auch bei Österreichs größtem
Energieunternehmen Verbund sorgen
die Folgen der deutschen Energiewende
für eine enttäuschende Bilanz. Durch die
Förderung des Ökostroms aus Wind und
Sonne sowie die zeitweisen Überkapazitäten ist der Strompreis eingebrochen.
Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank daher 2014
um 38 Prozent auf 809 Millionen Euro.
Das Konzernergebnis brach um 78 Prozent auf nur noch 126 Millionen Euro ein.
Die Aktie reagierte auf die schlechten
Zahlen vergleichsweise wenig. Das hat
zwei Gründe: Trotz der sinkenden Großhandelspreise schreibt der Verbund immer noch Gewinne. Zum anderen hat
der Konzern mit einer frühen Informationspolitik seine Anleger über die diffizile Marktsituation informiert. „Die Ergebnisse waren im Rahmen der Erwartungen“, sagt Analystin Teresa Schinwald von der Raiffeisen Centrobank.
Für Anleger mit ökologischem Gewissen und geringer Renditeerwartung ist
die Verbund-Aktie interessant. Denn das
Unternehmen ist auf gutem Weg, zu einem CO2-freien Stromkonzern zu werden. Dem Verbund, der von Eon in einem Tauschgeschäft die Wasserkraftwerke in Bayern übernommen hatte, ist
es gelungen, aus der konventionellen
Stromerzeugung nahezu vollständig
Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber: Der Manager erwartet in den nächsten Jahren
keine großen Gewinnzuwächse und hat daher ein Sparprogramm angekündigt.
rtr
auszusteigen. „Wenn die letzten thermischen Kraftwerke abgeschaltet sein werden, ist der Konzern tatsächlich CO2-frei.
Dadurch wird er noch interessanter für
Fonds, die auf erneuerbare Energien
setzen“, sagt Analystin Schinwald. „Für
grüne Fonds, die auf Nachhaltigkeit setzen, ist die Verbund-Aktie natürlich interessant“, bestätigt Thomas Unger von
der Bank Die Erste. Österreich ist
schließlich ein mit Wasser gesegnetes
Land. Doch das hat auch seine Nachteile: Niedrige Wasserstände können den
Prognosen schnell einen Strich durch
die Rechnung machen. Der Verbund betreibt annähernd 130 Wasserkraftwerke.
In Deutschland sind die Österreicher
der zweitgrößte Wasserstrom-Erzeuger.
Die Verbund-Aktie spaltet Analysten.
Während Lueder Schumacher von der
Société Générale ebenso wie sein Kollege Olivier van Doossel das Papier zum
Kauf empfiehlt, raten Tanja Markloff
von der Commerzbank und Ingo Becker von Kepler Cheuvreux zum Reduzieren – ebenso wie Fachmann Unger.
„Die Aktie ist zu teuer. Es ist viel Fanta-
sie eingepreist“, sagt der Wiener Analyst. Raiffeisen-Analystin Schinwald hingegen bewertet das Papier mit Halten.
Angesichts der Wirtschaftsdaten und
Nachrichten aus Brüssel seien „keine
großen Impulse am mitteleuropäischen
Strommarkt“ zu erwarten. Österreichs
Wirtschaft stagniert.
Auf den Magen schlägt Aktionären
die Kürzung der Dividende. „Die Dividendenrendite ist zu niedrig“, kritisiert
Unger. Der Vorstand empfiehlt eine Ausschüttung von nur 29 Cent pro Aktie
(Vorjahr: ein Euro, inklusive Sonderdividende). Das entspricht der Hälfte des
bereinigten Konzernergebnisses. Dabei
soll es auch in Zukunft bleiben.
Die Aussichten für die grüne Aktie
sind durchwachsen. Konzernchef Wolfgang Anzengruber erwartet in den
nächsten drei Jahren keine großen
Sprünge. Die Ebitda-Prognose für dieses
Jahr von 770 Millionen Euro lag unter
den Erwartungen des Marktes. Richtigerweise versucht der Vorstand, kräftig die
Kosten zu senken. Das Sparprogramm
soll bis zu 30 Millionen Euro bringen.
Zinstief trifft
Neukunden der
Versicherer
HB I Düsseldorf Seit dem Jahreswechsel garantieren Lebensversicherer den Neukunden bei klassischen Policen nur noch einen Zins
von 1,25 Prozent auf ihren
Sparanteil. Dieser entspricht den monatlichen
Beiträgen abzüglich der anfallenden Kosten. Wie hart
die Garantiekürzung die
Versicherten in der Praxis
trifft, hat das unabhängige
Analysehaus Morgen & Morgen für das Handelsblatt berechnet.
Neukunden, die ab sofort
jeden Monat 100 Euro in eine klassische Rentenpolice
einbezahlen, müssen im
Durchschnitt 23 Jahre sparen, um bei einem Garantiezins von 1,25 Prozent im
Plus zu landen. „Erst nach
23 Jahren garantieren die
Versicherer in diesem Fall
eine positive Rendite“, sagt
Joachim Geiberger, Geschäftsführer von Morgen &
Morgen dem Handelsblatt.
Früher waren die Lebensversicherungen deutlich attraktiver: „In den Jahren
1994 bis 2000, als der Garantiezins noch vier Prozent betrug, erzielten Sparer bereits nach weniger als
zwölf Jahren einen garantierten Beitragserhalt“. Nur,
wenn der Versicherer auch
künftig verlässlich Überschüsse erzielen könnte,
würde sich der Sparvertrag
wirklich lohnen, so der Experte.
BULLE & BÄR Dauerniedrigzinsen stellen das Geschäftsmodell der Bausparkassen infrage
A
usgerechnet die als Muster der Solidität geltenden Bausparkassen sind in
den vergangenen Wochen
verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, weil sie
bestimmte Kunden durch
Kündigungen loswerden wollen. Betroffen sind bislang
über 100 000 Altverträge, die
seit zehn Jahren zuteilungsreif sind. In diesen Fällen gehen die Bausparkassen davon
aus, dass der eigentliche
Zweck des Vertrags, Wohneigentum zu erwerben, nicht
im Vordergrund steht. Dabei
handeln diese Bausparer ja
durchaus rational. Wenn ich
mit diesen Anlagen Zinsen
von 3,5 Prozent erhalte, warum sollte ich mich davon
trennen? In früheren Zeiten
wären die Bausparkassen
wohl auch nicht eingeschritten, doch jetzt steht einigen
das Wasser bis zum Hals.
Die Finanzaufsicht Bafin
kümmert sich verstärkt um
die Bausparkassen. „Anders
als andere Institute können
sie sich keine neuen Geschäftsfelder erschließen“,
bemerkte die ehemalige Bafin-Präsidentin Elke König
Anfang des Jahres. Das Bau-
sparkassengesetz erlaube ihnen nur Geschäft mit wohnwirtschaftlichem Bezug und
beschränke ihre Anlagemöglichkeiten auf risiko- und damit renditearme Investments.
Angesichts dieses Korsetts
bleibt den Bausparkassen
nichts anderes übrig, als sehenden Auges einen massiven Imageschaden zu riskieren. „Das Niedrigzinsniveau
drückt auf die Erträge der
Bausparkassen, daher kommen wir um unpopuläre
Maßnahmen nicht herum“,
begründet Andreas Zehnder,
der Vorstandschef des Ver-
bands der Privaten Bausparkassen, die Kündigungen.
Dabei ist Deutschland
noch immer ein Land der
Bausparer. Hier tummeln sich
21 Bausparkassen, die Kredite
in Höhe von 116 Milliarden
Euro verwalten. Die Branche
versucht, aus der Not eine Tugend zu machen. „Wer heute
einen Bausparvertrag abschließt, sichert sich damit
die derzeit extrem günstigen
Konditionen und ist gegen einen Anstieg der Zinsen in
fünf, zehn oder fünfzehn Jahren gewappnet“, wirbt Reinhard Klein, Vorstandschef der
größten deutschen Bausparkasse Schwäbisch Hall.
Doch wer kann, kauft heute. Derzeit boomt das Immobilienfinanzierungsgeschäft
gerade bei Banken. Hypothekendarlehen mit zehn Jahren
Zinsbindung sind zu Effektivzinsen von durchschnittlich
1,4 Prozent zu haben. Innerhalb von vier Jahren hat sich
dieser Zins mehr als halbiert.
Hält die Niedrigzinsphase an,
gehen den Bausparkassen die
Argumente aus. Die Branche
ist gut beraten, wenn sie sich
auf harte Zeiten einstellt.
Frank M. Drost
8Auszeit
AUSZEIT
Polizei stoppt
Schwarzenegger
Action-Star Arnold Schwarzenegger (67) ist im australischen Melbourne von der Polizei gestoppt worden. Er war
in Southbank auf einem
Fahrrad ohne Helm unterwegs, wie ein Polizeisprecher
mitteilte. In Australien kostet
so ein Vergehen umgerechnet 100 Euro. Als „Ersttäter“
kam Schwarzenegger jedoch
mit einer Verwarnung davon.
Erzbischof soll
Kindesmissbrauch
vertuscht haben
In Australien droht einem
hochrangigen Kirchenvertreter ein Prozess wegen Vertuschung von Kindesmissbrauch. Wie der Sender ABC
berichtet, muss sich der katholische Erzbischof von
Adelaide deshalb vor Gericht
verantworten. Erzbischof
Philip Wilson wird vorgeworfen, in den 1970er Jahren einen pädophilen Priester im
Bundesstaat New South Wales gedeckt zu haben. Wie
die Polizei mitteilte, wurde
gegen einen 64-Jährigen Anklage erhoben wegen angeblicher Verheimlichung von
schwerem sexuellen Kindesmissbrauch.
Nach längerer Ladehemmung sind die Stürmer
Drmic und Kießling
wieder besser in Form.
dpa I Madrid Die Stürmer Josip Drmic
und Stefan Kießling sind in dieser Bundesligasaison lange ein „Problemfall für
Zwei“ bei Bayer Leverkusen gewesen.
Stefan Kießling, Torschützenkönig von
2013 mit 24 Treffern, war in der Hinrunde im Angriffszentrum gesetzt, saß
nach der Winterpause aber eher öfter
auf der Ersatzbank. Mit bisher vier Toren in 25 Liga-Spielen verlor sogar der
Publikumsliebling seine Einsatzgarantie. Schwer tat sich auch Neuzugang Josip Drmic, dem bis Weihnachten ebenso nur vier Einschüsse gelangen. Nach
seinem Doppelpack am Freitag gegen
den VfB Stuttgart scheint er jedoch den
Durchbruch geschafft zu haben.
„Stefan hatte in den letzten Wochen
nicht so die Form und Frische, deshalb
ist es gut, wenn Josip Leistung für uns
bringt“, sagte Bayer-Chefcoach Roger
Schmidt und hofft, dass bei Drmic nach
den zwei Toren gegen den VfB der Knoten geplatzt ist. „Ich glaube, dass es für
ihn extrem wichtig und wertvoll war“,
meinte der Trainer, der ihn in der Hinrunde gerade mal 292 Minuten spielen
ließ. „Das tut auch der Mannschaft gut,
Leverkusens Josip Drmic (li.) und Stefan
Kießling in einer Abwehrmauer bei einem
ihrer seltenen gemeinsamen Einsätze im
Spiel gegen Paderborn.
dpa
weil wir eine weitere Option haben.“ Allerdings mahnt er Drmic, der sich zunächst mit dem Schmidt’schen Balleroberungs- und Gegenpressingsystem
nicht richtig anfreunden konnte, noch
mehr Engagement zu zeigen. „Für mich
ist wichtig, dass Josip sich nicht nur
über Tore einbringt, sondern mit dafür
sorgt, dass wir stabil sind und er deshalb gut gegen den Ball arbeitet“, erklärte Schmidt. „Und da gibt es bei ihm
noch großes Steigerungspotenzial.“
Erleichtert ist auch der für 6,8 Millionen Euro vom 1. FC Nürnberg an den
Rhein gewechselte Drmic selbst, endlich auf dem richtigen Weg zu sein.
„Dass es in Leverkusen für mich am Anfang eine schwierige Zeit war, weiß jeder. Deshalb bin ich einfach nur happy,
dass es jetzt positiver aussieht.“
Trotz ihrer langen Tor-Misere und ihres Duells um einen Stammplatz sind
aus den beiden Fußball-Stürmerkollegen keine Gegner geworden. „Wir würden uns auch im Doppelsturm sehr gut
verstehen“, meinte Drmic. Den Beweis
dafür haben die Zwei noch nicht geliefert. Beim Saisonauftakt bei Borussia
Dortmund und am 24. Spieltag beim SC
Paderborn stürmte das Duo – jedoch
ohne Torerfolg. Abgehakt hat Schmidt
die Tandemlösung jedoch nicht: „Natürlich ist das etwas für die Zukunft, eine
Alternative. Die beiden können das.“
Rad-Chef: Armstrong auf Tour-Parcours unerwünscht
dpa I London Eine mögliche
Rückkehr des lebenslang gesperrten Ex-Radstars Lance
Armstrong auf den Parcours
der Tour de France ist vom
Weltverband UCI scharf kritisiert worden. Es sei „respektlos“ gegenüber den heutigen
Fahrern und der Frankreich-
Rundfahrt, sagte UCI-Chef
Brian Cookson, auch wenn
die Armstrong-Pläne wohltätigen Zwecken dienten. Der frühere englische Fußball-Profi
Geoff Thomas, der einst ähnlich wie Armstrong an Krebs
erkrankt war, hatte den Texaner zu einer Teilnahme an sei-
2 8 4
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9
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4
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6
1
3
1
ner Charity-Aktion überredet.
Thomas fährt mit weiteren
Fahrern jeweils einen Tag vor
den Radprofis die Etappen
der Tour de France ab und
will dabei eine Million Pfund
für seine Stiftung generieren.
„Ich bin sicher, dass es Geoff
Thomas gut meint, aber eine
Teilnahme Armstrongs ist unangebracht“, betonte Cookson. Armstrong hatte von
1999 bis 2005 siebenmal in
Serie die Tour gewonnen. Die
Titel waren ihm 2012 aberkannt worden, nachdem ihm
jahrelange Doping-Praktiken
nachgewiesen worden waren.
JUST A MINUTE
Zahlenspiel für Kreuz- und Querdenker
Schwer
Mittel
SUDOKU
Bayers Doppelspitze
4
2
6
5 2
9
9
8
5
3 9 6 5
1
7
3 1 4
8
4
7 3
2
9
1 8 6
Anleitung: Füllen Sie die Matrix mit Zahlen von 1 bis 9. Jede Ziffer darf nur einmal in
jeder Spalte, Reihe und den 3x3-Feldern vorkommen. Doppelungen sind nicht erlaubt.
Die Lösungen zum Sudoku finden Sie in der nächsten Ausgabe des Handelsblatts.
Testen Sie Ihr Englisch!
„I suppose you could say I’m a ___-collar worker
— I plant trees.“
a) green
b) blue
c) white
Antwort a): green-collar worker – Angestellte(r) in Umweltsektor
300 Kilogramm Kokain in
Bananenkisten entdeckt
In Bananenkisten haben Mitarbeiter eines Obst- und Gemüsemarkts im saarländischen Völklingen mehr als
300 Kilogramm Kokain entdeckt. Das Rauschgift soll einen Marktwert von 20 Millionen Euro haben. Die Kisten
kamen aus Rotterdam.
NEWS AM ABEND
DIENSTAG, 17. MÄRZ 2015
Lernen Sie das Englischmagazin für den beruflichen Erfolg jetzt kennen:
www.business-spotlight.de/hb © Business Spotlight, Spotlight Verlag