Handelsblatt - Die Onleihe

Dax
9926.77
-1.94%
E-Stoxx 50
2974.20
-1.93%
Dow Jones
17750.26
-0.79%
S&P 500
2059.82
-1.04%
Euro/Dollar
1.1507$
-0.23%
Euro/Yen
122.52¥
-0.18%
Brentöl
44.37$
-2.23%
Gold
1287.16$
-0.34%
Bund 10J.
0.200%
-0.067PP
US Staat
1.796%
-0.076PP
Stand: 22h00
G 02531 NR. 86 / PREIS 2,80 €
MITTWOCH, 04. MAI 2016
DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG
2
THEMEN DES TAGES
AIIB-Chef: „Das wird
eine große Institution“
Die neu gestartete Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB)
will rasch expandieren. In seinem
ersten Interview mit einem deutschen Medium erläutert Präsident
Jin Liqun dem Handelsblatt seine
Strategie und betont, dass es keine
chinesische Dominanz in der Bank
geben werde. Seite 28
Handelsblatt GmbH Abonnentenservice
Tel. 0800–0002053 (gebührenfrei innerhalb
Deutschland), Fax 0211 887 3605,
[email protected]
Monatsabonnements:
Handelsblatt Print: 60,00 Euro
Handelsblatt Print + Digitalpass: 66,99 Euro
Belgien 3,50 € Frankreich 3,90 € Großbritannien 3,40 GBP
Luxemburg 3,50 € Niederlande 3,50 € Österreich 3,50 €
Polen 21,50 PLN Schweiz 5,50 CHF Tschechien 130,00 CZK
Ungarn 1200,00 FT
Thomas
Kremer
Schweige-Kartell
Thyssen-Krupp wollte zwar interne Missstände
aufdecken – aber offenbar nicht anzeigen. Das bringt
Ex-Compliance-Chef Kremer nun in Erklärungsnöte.
Martin Murphy
Bochum
A
ls Thomas Kremer im
Juni 2012 von ThyssenKrupp zur Telekom
wechselte, war der
Empfang für den neuen
Rechtsvorstand überaus freundlich. Ein „absoluter Fachmann“ sei
Kremer, lobte Ulrich Lehner, praktischerweise im Aufsichtsrat beider
Konzernriesen. Er bugsierte Kremer als Vorstand für Recht und
Compliance von Essen nach Bonn,
wo der 58-Jährige seither für saubere Geschäfte sorgen soll.
Doch am Sinn der Personalie
zweifeln inzwischen selbst einige Telekom-Manager, denn Kremer wird
von seiner Vergangenheit eingeholt.
Bei Thyssen-Krupp war er laut Firmenangaben von 2003 bis Juni 2012
auf Konzernebene für Compliance
verantwortlich – ein Job, der ihn zusehends ins Visier der Ermittler
bringt: Die Staatsanwaltschaft Bremen führt ihn in einem Korruptionsverfahren gegen die Thyssen-KruppTochter Atlas Elektronik in der Liste
der Beschuldigten.
Die Ermittler prüfen, ob Kremer
es einst überhaupt gelang, Straftaten
zu verhindern. Kremer selbst weist
die Vorwürfe zurück: Er dulde keine
Gesetzesverletzungen und tue alles
dafür, sie zu verhindern oder zumindest aufzuklären, erklärte er auf
Anfrage: „Das war bei ThyssenKrupp so und ist heute bei der Telekom genauso.“ Doch interne Unterlagen, die dem Handelsblatt vorliegen, lassen andere Vermutungen zu.
Demnach entschied sich der Vorstand von Thyssen-Krupp in den
Jahren 2004 und 2005 zwar dafür,
Kartelle intern aufzuklären. Bei
den Behörden sollten die kriminellen Zusammenschlüsse aber nicht
angezeigt werden. Ein SchweigeKartell?
Um sich einen Überblick über das
Treiben in den eigenen Reihen zu
verschaffen, wurden bei dem Stahlkonzern besonders anfällige Geschäftsbereiche untersucht. „Initiiert
wurden diese Audits durch den Konzernvorstand und den damaligen
Zentralabteilungsleiter Recht, Dr.
Thomas Kremer“, erklärte der Konzern. Die Dokumentation der möglichen Verstöße sollte dann bei der
Kanzlei Freshfields verwahrt werden, um sie vor einer Beschlagnahmung zu schützen. Das hat ein ExFirmenjurist vor dem Landgericht
Bochum ausgesagt, wo sich zwei frühere Thyssen-Krupp-Manager wegen
einer Beteiligung im Schienenkartell
verantworten müssen.
Am kommenden Dienstag soll
auch Kremer dort aussagen – als
Zeuge. Eine vermeintliche Mitwisserschaft weist er scharf zurück.
Die Telekom und Thyssen-Krupp
äußerten sich nicht zu den Verfahren ihrer früheren beziehungsweise aktuellen Topkraft.
dpa, Presse [M]
Der zähe Kampf des
Fiskus gegen Steuerdeals
Finanzminister Wolfgang Schäuble
ist sauer: „Wir halten die CumCum-Geschäfte für illegitim, weil
es ihr einziger Zweck ist, die rechtmäßige Besteuerung von Dividenden zu umgehen“, lässt er seinen
Sprecher ausrichten. NRW-Finanzminister Walter-Borjans fordert ihn
zum Handeln auf bei den umstrittenen Tricksereien. Er sehe in den
Deals „keinen anderen Grund als
den des Missbrauchs“. Seite 8
K+S-Chef Steiner
verteidigt seinen Kurs
Schwacher Markt, gesunkener Aktienkurs und eine Anklage wegen
angeblich illegaler Abwasserentsorgung: Die Liste der Themen für
die Hauptversammlung von K+S ist
lang. Konzernchef Norbert Steiner
ist auf Kritik der Anteilseigner eingestellt und verteidigt im Interview
seine Strategie. Seite 14
Bilfinger: Linde-Vorstand
übernimmt die Führung
Der Mannheimer Dienstleistungskonzern Bilfinger hat einen Nachfolger für CEO Per Utnegaard gefunden. Der bisherige Linde-Vorstand Thomas Blades übernimmt
und muss radikale Veränderungen
durchsetzen. Seite 16
Thyssen-Krupp im Visier Seiten 4, 5
Zweikampf an
Europas Himmel
Griechenland pleite, Banken gerettet
Studie: Nicht einmal fünf Prozent der Finanzhilfen landeten im Athener Haushalt.
Jan Hildebrand, Thomas Sigmund
Berlin
A
lexis Tsipras sendet Hilferufe in die Hauptstädte Europas. Der griechische Premier
braucht neue Milliarden. Athen steht vor
der Pleite. Mal wieder. Schon Ende des Monats
könne der Regierung das Geld ausgehen, warnen Insider. Nach sechs Jahren Dauerrettung
und mehr als 220 Milliarden Euro Hilfskrediten
kommt das Land nicht aus der Krise.
Eine Studie der European School of Management and Technology (ESMT), die dem Han-
delsblatt exklusiv vorliegt, zeigt nun: Die Hilfsprogramme waren fragwürdig konzipiert. Die
Europäer und der Internationale Währungsfonds (IWF) haben in den vergangenen Jahren
weniger Griechenland, sondern vor allem Banken und andere private Gläubiger gerettet.
Dieser Vorwurf wird schon lange erhoben.
Doch nun liefert die ESMT in dem 24-seitigen Papier erstmals eine detaillierte Berechnung. Die
Ökonomen haben sich jede einzelne Kredittranche angeschaut und über Wochen geprüft, an
wen die insgesamt 215,9 Milliarden Euro der ersten beiden Rettungspakete geflossen sind. Ergeb-
nis: Nur 9,7 Milliarden Euro und damit weniger
als fünf Prozent landeten im griechischen Haushalt – und kamen somit den Bürgern direkt zugute. Der große Rest wurde für die Bedienung von
alten Schulden und Zinszahlungen genutzt.
Die Verhandlungen über weitere Schuldenerleichterungen kommen derweil voran. Bei der
Sondersitzung der Euro-Gruppe am kommenden Montag sei „eine Einigung darüber möglich“, sagte EU-Wirtschaftskommissar Pierre
Moscovici.
Bericht Seite 6, Kommentar Seite 13
© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected].
Die von British Airways dominierte
Flugallianz IAG gilt als Vorbild für
den Umbau der Lufthansa. Zwar
hinkt die Airline vor allem bei den
Betriebskosten und der Auslastung
noch hinterher, macht aber mehr
und mehr Boden gut. Seite 18
Fehlstart für die
Commerzbank
Mitten in der Diskussion über umstrittene Aktiengeschäfte präsentiert die Bank Zahlen fürs erste
Quartal. Der Gewinn halbierte
sich gegenüber dem Vorjahr. Für
den neuen Vorstandschef Martin
Zielke gibt es also viel zu tun.
Seite 30