Bank of England drückt aufs Gaspedal

05.08.16
Wirtschaft
Bank of England drückt aufs Gaspedal
Die Bank of England hat gestern einstimmig die
Leitzinsen um einen viertel Prozentpunkt auf
0.25% gesenkt. Gleichzeitig hat sie das bestehende Programm zum Kauf von britischen Staatsanleihen ausgeweitet sowie auch den Kauf für britische Unternehmensanleihen angekündigt. Sie hat
zudem das Aufkaufprogramm für britische Staatsanleihen um weitere 60 Milliarden aufgestockt.
Beim Unternehmensanleihen-Programm ist der
Betrag mit 10 Milliarden Pfund zwar verhältnismässig gering. Die BoE öffnet damit aber ein
neues Fenster bezüglich Finanzmarktinterventionen, vergleichbar mit den Massnahmen der EZB
oder der Bank of Japan. Die BoE begründet diesen
Schritt mit dem jüngsten Entscheid der britischen
Bevölkerung, die EU zu verlassen. Dieser hätte für
grosse Unsicherheit gesorgt. Sie erwarten aufgrund der zurückhaltenden Investitionen der Firmen lediglich ein geringes Wachstum der britischen Wirtschaft. Die Mitglieder der BoE gehen
gar davon aus, dass sie in den kommenden Monaten noch eine weitere Zinssenkung auf 0% beschliessen werden.
Kommentar: Der Entscheid der BoE kam zwar
nicht überraschend. Insbesondere die Zinsreduktion wurde vom Markt erwartet. Neu ist allerdings,
dass die BoE auch auf unkonventionelle Käufe von
Unternehmensanleihen zurückgreifen will. Dies ist
umso mehr überraschend, weil die sehr expansiven Massnahmen ein Trade-off zum angestrebten
Inflationsziel darstellen. Denn der Brexit-Entscheid
hat bereits zu einem schwächeren Pfund geführt,
was die Importgüter verteuert und somit die Inflation anheizt. Aber die Bank of England scheint
deutlich mehr in Sorge um die wirtschaftliche
Entwicklung als um die Inflationsentwicklung. Bei
dieser wird sie ein Überschiessen kurzfristig in
Kauf nehmen.
USA: Erstanträge Arbeitslosenhilfe (30. Juli)
letzte: 266K; erwartet: 265K; aktuell: 269K
USA: Bezüger Arbeitslosenhilfe (23. Juli)
letzte: 2144K; erwartet: 2130K; aktuell: 2138K
Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe kamen erneut deutlich unter 300‘000 herein. Zwar sind sie
leicht höher als noch vor Wochenfrist. Es bedeutet
aber auch, dass wir nun bei den Erstanträgen seit
knapp 1.5 Jahre unter 300‘000 Anträgen liegen.
Ein Rekordwert. Auch bei den versicherten Bezüger von Arbeitslosengeldern sieht es gut aus.
Insgesamt hat sich die Anzahl Bezüger um 6‘000
verringert. Dies entspricht 1.6% der arbeitenden
Bevölkerung. Der US-Arbeitsmarkt scheint weiter
auf dem Vormarsch. Ein kompletteres Bild des
Arbeitsmarktes werden wir uns aber erst heute
Nachmittag machen können, wenn die offizielle
Arbeitslosenrate sowie die Arbeitsmarktbeteiligung publiziert wird. Insbesondere letztere befindet sich weiterhin auf sehr tiefem Niveau und ist
mit ein Grund, warum die Fed mit der Zinserhöhung zugewartet hat.
Aktienmärkte
US-Aktienmärkte:
DowJones: -0.02%, S&P500: +0.02%,
Nasdaq: +0.13%
Europäische Aktienmärkte:
EuroStoxx50: +0.73%, DAX: +0.57%,
SMI: +0.89%
Asiatische Märkte:
Nikkei 225: -0.01%, HangSeng: +1.38%
S&P/ASX 200: +0.37%
Die amerikanischen Aktienmärkte treten an Ort
und Stelle. Der DowJones Industrials Index
bewegt sich nun seit Mitte Juli in einer Bandbreite
von rund 300 Punkten. Auch gestern vermochten
die publizierten Konjunkturdaten und die andauernde Berichtsaison sowohl als auch der steigende
Ölpreis keine entscheidenden Impulse zu setzen.
Der Fokus der Investoren richtet sich heute Nachmittag auf die vielbeachteten Jobmarktdaten in
den USA.
Negativ aufgefallen sind gestern Aktien aus dem
Finanzsektor, jedoch für einmal nicht wegen den
Bankenaktien. Der amerikanische Versicherer
MetLife, insbesondere stark im Lebensversiche-
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vom Investment Center der St.Galler Kantonalbank AG grundsätzlich als verlässlich betrachtet werden. Meinungsäusserungen oder Darstellungen in diesem Dokument können jederzeit und ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Es wird keine Garantie oder Verantwortung bezüglich der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen übernommen. Die St.Galler Kantonalbank AG ist von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA (Einsteinstrasse 2, 3003 Bern, Schweiz,
www.finma.ch) reguliert und beaufsichtigt.
05.08.16
rungsgeschäft, enttäuschte die Investoren mit
seinem Quartalsbericht. Infolge der tiefen Zinsen
muss die Gesellschaft Abschreibungen über USD 2
Mrd. vornehmen. Die Aktie stürzte um 9.5% ab.
Gestern nach Börsenschluss veröffentlichte der
Betreiber von Online-Reiseportalen Priceline
Group seinen Zwischenbericht. Dieser übertraf
das Ergebnis im abgelaufenen Quartal. Der Ausblick für das 3. Quartal lag in den Konsenserwartungen. Die Aktie legte nachbörslich knapp 6%
zu.
Erwartungen lag. Der operative Geldfluss lag bei
CHF 525 Mio. und der frei verfügbare Geldfluss
bei CHF 79 Mio. Für das Gesamtjahr senkt
LafargeHolcim den Ausblick beim Marktwachstum
um 1% auf neu 1% bis 3%. Die restlichen Ziele
bestätigte das Management.
Rohstoffmärkte
Ölpreis WTI: USD 41.54 pro Fass
Goldpreis: USD 1364.61 pro Unze
Die europäischen Aktienmärkte haben gestern
deutlich zugelegt. Der Start in den Handelstag war
positiv. Nach dem Entscheid der Bank of England
die Zinsen zu senken, bauten die Aktienmärkte die
Gewinne weiter aus. Insbesondere der britische
Leitindex FTSE 100 (+1.6%) gewann überdurchschnittlich an Wert.
Öl hat in den letzten Tagen wieder an Fahrt aufgenommen und notiert deutlich über 41 Dollar
das Fass. Dies nachdem es jüngst klar unter 40
Dollar notierte.
Heute Morgen publizierte der deutsche Versicherungskonzern Allianz die Quartalsergebnisse.
Sonderabschreibungen und die Unwetter in
Deutschland und Frankreich haben Spuren hinterlassen und den Gewinn belastet. Trotz dem tiefer
als erwarteten Zahlenset hat Allianz das Ziel einen
operativen Gewinn von EUR 10 Mrd. bis EUR 11
Mrd. für das Gesamtjahr bestätigt.
Renditen 10 J:
USA: 1.496%; DE: -0.100%; CH: -0.604%
Der Schweizer Aktienmarkt eröffnete gestern
freundlich. Nach einer Schwächephase gegen
Mittag, legte der SMI am Nachmittag kontinuierlich an Wert zu und schloss um 0.9% höher,
knapp unter den Tageshöchstständen. Zyklische
Aktien gehörten zu den Tagesgewinnern. So
konnten LafargeHolcim, Julius Bär und ABB
mehr als 1.6% zulegen.
Heute Morgen hat LafargeHolcim die Zahlen
zum 2. Quartal präsentiert. Das Zahlenset ist gespickt mit Merger- und Einmalkosten. Der Umsatz
reduzierte sich um 6.7% auf rund CHF 7.3 Mrd.
Der vergleichbare Umsatz reduzierte sich um
2.1%, insbesondere der Zementabsatz schwächelt. Etwas besser als erwartet war das bereinigte
EBITDA von CHF 1.7 Mrd,. welches leicht über den
Kapitalmärkte
Die Kapitalmarktrenditen haben weiter an Boden
verloren. Hauptgrund dürfte der Entscheid der
Bank of England gewesen sein, ihre Zinsen zu
senken und insgesamt deutlich expansiver zu
werden.
Währungen
US-Dollar in Franken: 0.9737
Euro in US-Dollar: 1.1139
Euro in Franken: 1.0846
Das britische Pfund hat nach dem Zinsentscheid
der Bank of England etwas an Boden verloren und
notiert gegenüber dem Euro rund 1.5% tiefer.
Beat Schiffhauer, CFA
Jan Widmer, CIIA
Investment Center
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