Erosion - Imerys

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Fehlerbeschreibungen: Erosion
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Fehlerbeschreibungen: Erosion
Erosion
Entscheidungshilfe ➝ S. 128
Sandsteuerung ➝ S. 177
Beschreibung der Merkmale
Mögliche Ursachen
Sandabspülungen meist in Anschnittnähe, häufig kombiniert mit
Schlackeneinschlüssen und Sand. Es treten Verdickungen des
Gußstückes in Anschnittnähe auf.
Tongebundener Formsand
• zu geringer Gehalt an bindefähigem Bentonit
• ein ungenügendes Bindevermögen des eingesetzten Bentonits. Ursachen können eine unzureichende Bentonitqualität
oder ein ungenügender Aufschluß des Bentonites sein
• zuviel Inertstaubanteile im Sand, die eingebunden werden
müssen
• zu hohe Sandtemperatur. Der Sand trocknet aus und verliert
seine Bindung
• zu grobe Sande, deshalb zu wenig Kontaktflächen. Das Einbinden der Körner in der Formoberfläche ist ungenügend.
• zu geringer Glanzkohlenstoffgehalt des Formsandes. Die
Schmelze benetzt Sandkörner und reißt diese aus dem Kornverband
• zu hoher Salzgehalt im Formsand. Die Bindefähigkeit des
Bentonits sinkt.
Vorkommen des Fehlers
Abb. 6:
Probegußteile aus GGL zur Erosionsprüfung tongebundener Formsande.
Vergrößerung: 10 mm Bild = 10 mm
Bei ungenügender Einbindung der Sandkörner durch Bentonit
werden Sandpartikel beim Überströmen abgelöst. Der Fehler tritt
vor allem bei Formen auf, die schnell austrocknen (hohe Sandtemperaturen), schlecht aufbereitet sind, zu geringe Wassermengen oder zu wenig Bentonit enthalten. Der Fehler wird in
Anschnittsnähe bei schnellen und langen Gießzeiten häufiger
beobachtet.
Erläuterungen
Erosionsfehler treten bei langen Standzeiten von nicht abgegossenen Formen durch Verluste der Feuchtigkeit auf. Der Fehler
hat sich seit der Einführung moderner Hochdruckformanlagen verstärkt, da an den Anlagen mit Sanden niedriger Verdichtbarkeit
gearbeitet wird.
Der vorliegende Binder ist nicht in der Lage, die Quarzkörner in
der Formoberfläche zu halten. Sie werden ausgespült und in entfernten Teilen des Gußstücks eingelagert.
Formanlage
• zu geringe Verdichtung von Formteilen
Anschnitt- und Gießtechnik
• zu hohe Gießgeschwindigkeit. Formpartien werden zu hoch
erhitzt und abgetragen.
• zu große durchlaufende Metallmengen. Es kommt zu einer
starken örtlichen Überhitzung der Form
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Abhilfen
Hintergrundinformationen
Tongebundener Formsand
• die Menge an Bentonit erhöhen
• die Qualität des eingesetzten Bentonits nach VDG-Merkblatt
P 69 überprüfen. Nach Möglichkeit Bentonite mit geringeren
Inertanteilen einsetzen
• den Aufschluß des Bentonits verbessern. Feuchtigkeit erhöhen, Mischzeiten verlängern. Falls notwendig eine Vorbefeuchtung des Altsandes einführen.
• Glanzkohlenstoffbildner mit Prozeßkohlenstoff und vor
allem speziell hergestellte Bentonit / Prozeßkohlenstoffsysteme wie Quickbond verbessern die Aufschlußgeschwindigkeit der Sande.
• Sandtemperatur auf unter 40°C herabsetzen. Sandkühlung
verbessern. Evtl. Altsandbefeuchtung verbessern
• feinere Sande einsetzen
• Glanzkohlenstoffträger im Formsand erhöhen oder auf aktivere Materialien umstellen.
• bei zu hohen Salzgehalten im Sand Neusandzusätze erhöhen. Evtl. teilweise Wasserentsalzung einführen.
Die Erosionsneigung eines bentonitgebundenen Formsandes
hängt vor allem vom Bindergehalt, der Binderqualität, dem Aufschluß des Bentonites sowie der Neigung des Formsandes auszutrocknen ab.
Sinkt der Bentonitgehalt bei gleicher Verdichtbarkeit der Formsande, steigt die Erosionsneigung. Das Ausspülen der Sandkörner
aus der Formoberfläche hängt von den Kohäsionskräften ab, die
durch das Messen der Grünzugfestigkeit ermittelt werden können. Höher montmorillonithaltige Bentonite haben einen geringeren Gehalt an Inertstoffen. Dies führt im Formsand zu einer
höheren Grünzugfestigkeit / % Bentonit und zu einem Absinken
der Erosionsgefahr.
Häufig wird bei Erosionsfehlern mit Sanden zu geringer
Verdichtbarkeit gearbeitet.1 Schon geringe Verluste an Wasserdampf führen dann zu Formoberflächen, in denen die Quarzkornbindung nicht ausreichend ist.
Levelink empfiehlt bei Erosionserscheinungen eine Erhöhung
des Schlämmstoffgehaltes und den Einsatz feinerer Sande.1 Der
Einsatz feinerer Sande führt nach Messungen der IKO zu einer
erheblichen Verminderung der Wasserdampfverluste an der Formoberfläche und wirkt damit dem Verlust an Bindekraft entgegen.
Ähnlich wirkt der Einsatz von prozeßkohlenstoffhaltigen Kohlenstoffträgern und Bentoniten. Es kommt beim Formen zu einer
höheren und gleichmäßigeren Packungsdichte der Sandkörner.
Die Wasserverdampfung sinkt erheblich ab.
Formanlage
• Verdichtung der Form verbessern und vergleichmäßigen.
Homogenere Sandeinfüllung anstreben.
• Prozeßkohlenstoffhaltige Kohlenstoffträger und Bentonite
verbessern die Fließfähigkeit bei der Verdichtung.
Anschnitt und Gießtechnik
• Gießgeschwindigkeit reduzieren
• Anschnittsystem so ändern, daß eine gleichmäßige thermische Belastung des Sandes auftritt.
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2.4
Wassergehalt [%]
22
2.2
mit Prozeßkohlenstoff
2.0
ohne Prozeßkohlenstoff
1.8
Abb. 7
0
5
10
15
20
25
Zeit [Min]
Aber auch die Einbindung der Quarzkörner in der Form wird beim
Einsatz feinerer Sande verbessert.
Die Formsandtemperatur hat einen erheblichen Einfluß auf das
Austrocknen der Formoberflächen und der damit verbundenen
Erosionsgefahr. Bei Fertigsanden sollte eine Temperatur von
40°C nicht überschritten werden. Die Aufbereitung eines Formsandes soll so gut wie möglich sein, da in diesem Fall die Wasserverdampfung minimal ist. Der Aufbereitungsgrad wird nach
Levelink bestimmt.2
Beim Einsatz von prozeßkohlenstoffhaltigen Bentoniten wird
der Formsand schneller aufgeschlossen. Auch so kann die Wasserverdunstung und damit die Erosionsneigung herabgesetzt werden.3 Höher glanzkohlenstoffbildende Stoffe vermindern die
Gefahr von Erosionen durch Bildung trennender Glanzkohlenstoffschichten.
Unterverdichtete Formpartien sind anfällig für Erosionsfehler. Auf
die Abnahme der Erosionsneigung bei steigender Formhärte hat
Levelink hingewiesen.1 Eine bessere Verankerung der Sandkörner
und eine Verminderung der Wasserverdampfung sind die Gründe
der Fehlerverminderung.
Zuletzt ist auch zu bemerken, daß die Auslegung des Anschnittsystems eine Bedeutung beim Auftreten von Erosionen hat, die
vor allem im Anschnitt oder in Anschnittnähe auftreten. Zu große
Mengen flüssigen Metalls sollen nicht über eine Stelle der Sandform geleitet werden. Das Aufprallen des einlaufenden Metalls
auf Teile der Form soll ebenfalls vermieden werden.
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Literatur
Weitere Literatur
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