Glanzkohlenstoffeinschlüsse

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Fehlerbeschreibungen: Glanzkohlenstoffeinschlüsse
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Fehlerbeschreibungen: Glanzkohlenstoffeinschlüsse
Glanzkohlenstoffeinschlüsse
Entscheidungshilfe ➝ S. 133
Sandsteuerung ➝ S. 178
Beschreibung der Merkmale
Mögliche Ursachen
Bildung von Schlieren, Einschlüssen, Metalltrennungen durch
nicht benetzte Kohlenstoffhäutchen. Die Häutchen sind häufig
nicht sichtbar, da sie senkrecht zur Gußwand liegen können.
Kunstharzgebundene Formstoffe
• zu hohe Glanzkohlenstoffbildung des Kernbinders
• keine genügende Abfuhr der Kerngase
Vorkommen des Fehlers
Tongebundene Formstoffe
• zu hohe Glanzkohlenstoffbildung im Formsand
• zu hohe oder schnelle Freisetzung von Glanzkohlenstoff aus
dem Kohlenstoffträger
Glanzkohlenstoffeinschlüsse treten bei einem Überschuß an
Glanzkohlenstoffbildnern im Form- und Kernsand auf. Häufig
werden sie in Gußpartien, in denen höhere Turbulenzen auftreten,
aufgrund der Dichteunterschiede abgeschieden. Sie kommen bei
GGG häufiger in Verbindung mit Oxid- und Schlackenfehlern vor.
Erläuterungen
Glanzkohlenstoff bildet sich durch thermische Zersetzung von
kohlenwasserstoffhaltigen Gasen in reduzierender Atmosphäre
oberhalb von 650°C an inerten Oberflächen.
Glanzkohlenstoff wird in Form von Häutchen auf den Quarzkörnern der Formteile abgeschieden. Vor allem bei Abscheidung
auf Kernpartien können durch den auftretenden Gasdruck größere
Schichten der Glanzkohlenstoffhäutchen abgelöst werden.
Abb.12:
Gehäuse aus GGL. Flächenartige, sehr große Glanzkohlenstoffeinschlüsse im Oberteil des Gußstückes.
Vergrößerung: 10 mm Bild = 33 mm
Abb.13:
Gehäuse aus GGL. Flächenartige, sehr große Glanzkohlenstoffeinschlüsse im Oberteil des Gußstückes.
Glanzkohlenstoff faltig ausgebildet. Vergrößerung: 10 mm Bild = 8 mm
Formanlage
• zu geringe Gasdurchlässigkeit der Formoberfläche
Anschnitt- und Gießtechnik
• zu hohe Turbulenzen, die zu Glanzkohlenstoff-Einschlüssen
führen
• zu niedrige Gießtemperatur
Bei der Ablösung dickerer Häute spielt auch die unterschiedliche Wärmeausdehnung Quarz / Glanzkohlenstoffhaut eine
Rolle.
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Abhilfen
Hintergrundinformation
Kunstharzgebundene Formstoffe
• Cold-Box-Bindermenge reduzieren, evtl. auf Binder mit
geringerem Glanzkohlenstoffbildungsvermögen umstellen
• Cold-Box-Kerne erwärmen, um so den Anteil an Lösemittel
zu reduzieren
• Gasabführung bei den Kernen verbessern. Kernmarken auf
Schlichtereste überprüfen, grobe Sandkörnung einsetzen.
• den Kernen Oxidationsmittel zusetzen
• Kerne schlichten, Schlichteschicht dicker einstellen
Der Gehalt an unverbrauchtem Glanzkohlenstoffbildner im Formsand ist entscheidend für das Entstehen des Fehlers. Da die
Glanzkohlenstoffbildung im Sand wegen der Oxidationsvorgänge
durch Kristallwasser des Bentonits nicht durch die festgelegten
Bestimmungsmethode für Glanzkohlenstoff erfaßt werden kann,
bestimmt man den »aktiven Kohlenstoff«. Der Grenzwert, der
im Normalfall nicht überschritten werden sollte, liegt bei 0,6 %
im Formsand.
Beckerer und Spatz1 haben den Entstehungsmechanismus von
Glanzkohlenstoffschichten untersucht. Weitere Untersuchugen
zum Pyrolyseverhalten organischer Stoffe sind durch Wörmann et
al.2 durchgeführt worden. Sie haben eindeutige Zusammenhänge
zwischen chemischer Struktur und Glanzkohlenstoffbildung
gefunden. So wurde die höchste prozentuale Ausbeute an Glanzkohlenstoff bei der Pyrolyse von Anthracen erhalten. Sie weisen
nach, daß durch den Einsatz festgelegter Stoffe das Verhältnis
Glanzkohlenstoffbildung zur Koksbildung festgelegt werden
kann.
Bereits Bindernagel et al.3 wiesen in ihrer Arbeit auf Fehler
durch Glanzkohlenstoffeinschlüsse hin. Sie empfehlen, die
geringstmögliche Menge an Glanzkohlenstoffbildner einzusetzen
und glauben, daß ein Glanzkohlenstoffbildungsvermögen von
0,4 % im Formsand ausreichend ist.
Neben Glanzkohlenstoff kann auch Ruß bei der thermischen
Zersetzung abgeschieden werden. Die Bedingungen, die zur verstärkten Rußbildung führen, sind bisher nicht untersucht worden.
Abgeschiedene Ruße haben keine ausgeprägte Trennwirkung auf
die Grenze Metall / Sandform. Auf Grund seiner hohen spezifischen Oberfläche wird Ruß schnell von flüssigem Eisen gelöst.
Tongebundener Formsand
• Glanzkohlenstoff-Bildung im Formsand entweder durch
Herabsenken der Zugabe oder durch Einsatz anderer Kohlenstoffträger mit geringerem Glanzkohlenstoffbildungsvermögen und langsamerer Freisetzung der Gase reduzieren.
• Gasdurchlässigkeit des Formstoffs verbessern
Formanlage
• Verdichtungsdruck an der Formanlage reduzieren. Gasdurchlässigkeit der Form erhöhen.
Anschnitt- und Gießtechnik
• Turbulenzen vermeiden, für laminares Einströmen des
Metalls sorgen
• Gießtemperatur erhöhen
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Literatur
Die Erhöhung der Gasdurchlässigkeit von Formsanden vermindert die Gefahr von Glanzkohlenstoffeinschlüssen. Jedoch muß
zum Erreichen der gleichen Oberflächenrauhheit ein höherer Gehalt an Glanzkohlenstoffbildner eingestellt werden. Der Einfluß
von Feinanteilen und der Menge an Glanzkohlenstoffbildner ist
im Abschlußbericht des AIF-Forschungsvorhabens 540535 4,5
beschrieben.
Aus den eingesetzten Kernen (hauptsächlich Croning- und ColdBox-Kerne) können erhebliche Mengen Glanzkohlenstoff entstehen. Die Ableitung der Kerngase ist deshalb von großer Wichtigkeit. Verschiedentlich ist das Nachtrocknen solcher Kerne zur
Vermeidung von Glanzkohlenstoffeinschlüssen durchgeführt worden.
Vor allem der in den bentonitgebundenen Sand einlaufende
Kernsand kann die Glanzkohlenstoffbildung erhöhen. Dies ist vor
allem beim Einsatz von Cold-Box-Kernen zu berücksichtigen.
Bei Cold-Box-Kernen werden grobe Sande eingesetzt, die ein
Schlichten der Formteile erfordern können. Naro6 empfiehlt den
Einsatz sehr dichter Schlichten mit geringen Anteilen an flüchtigen Bestandteilen. In Deutschland werden zum Verschließen der
Kerne verstärkt Wasserschlichten eingesetzt.
Ebenfalls sollte bei Glanzkohlenstoffeinschlüssen geprüft werden, ob die Gießtemperatur erhöht werden kann. Naro6 hat eine
Abnahme der Glanzkohlenstoffeinschlüsse bei steigender Gießtemperatur gefunden. Ein schnelles Gießen vermindert ebenfalls
die Gefahr von Einschlüssen, solange eine laminare Strömung
auftritt. Bei der Entstehung von Turbulenzen können Graphithäutchen von der Quarzoberfläche abgerissen werden und zu Einschlüssen führen.
1
Beckerer, G., Spatz I.
Untersuchungen an Glanzkohlenstoffschlichten, Entstehungsbedingungen
Forschungsbericht des Phys. Inst. der Univ. Rostock 1962
2
Wörmann, H.; Winterhalter, J.; Orths, K.
Zum Pyrolyseverhalten organischer Formstoffbestandteile
Gießereiforschung 34, 1982, S. 153 – 159
3
Bindernagel, I.; Kolorz, A.; Orths, K.
Ausschuß durch kohlenwasserstoffhaltige Gase im Formhohlraum
Gießerei 55, 1968, S. 97 – 100
4
AIF-Abschlußbericht Nr. 5405
IfG-Institut für Gießereitechnik GmbH
Wirkung von Sorption und Glanzkohlenstoffbildung tongebundener Formstoffe auf Gußstückeigenschaften
Düsseldorf, 1985
5
Winterhalter, J.; Siefer, W.
Zur Wirkung von Feinanteilen und Glanzkohlenstoffbildnern
im Formstoff auf die Gußstückeigenschaften
Gießerei 74, 1987, S. 633 – 639
6
Naro, R. L., et al.
Entstehung und Regulierung von durch Bildung von Glanzkohlenstoff bedingten Oberflächenfehlern bei nicht rostendem Stahlguß und Nickelgußlegierungen
Trans. Amer. Foundrym. Soc. 85, 1977, S. 65 – 74