120 Fehlerbeschreibungen: Winkelblasen 121 Fehlerbeschreibungen: Winkelblasen Winkelblasen Entscheidungshilfe ➝ S. 174 Sandsteuerung ➝ S. 185 Beschreibung der Merkmale Abhilfen Hohlräume in den Ecken dickwandiger Gußstücke. Die Wände der Winkelblasen können glatt oder dendritisch sein. Tongebundener Formsand • Gasentwicklung absenken und verlangsamen. Feuchtigkeitsgehalt reduzieren. Ggf. Bentonitgehalt im Formsand reduzieren. Formsand besser aufschließen. Menge an Glanzkohlenstoffbildner reduzieren. Evtl. aktiveres Material einsetzen. • Gasdurchlässigkeit erhöhen. Anteil an inerten Feinanteilen reduzieren. Bentonite mit erhöhtem Montmorillonitgehalt einsetzen. Gröberen Neusand benutzen. Vorkommen Der Fehler tritt bevorzugt an hocherhitzten Sandkanten auf, wie sie bei Änderung von Kantendicken des Gußstücks, aber auch an Sandballen auftreten. Der Fehler kann sowohl form- wie kernseitig vorkommen. Erläuterungen An hocherhitzten Sandkanten bleibt das Metall lange flüssig. Hier kann sich auf Grund der Schwindung der Flüssigkeit ein Hohlraum bilden. Durch den Unterdruck können Kern- oder Formgase angesaugt werden. Überwiegt der Einfluß des Volumendefizits (Lunker), ist die Oberfläche des Hohlraums dendritisch. Überwiegt der Einfluß der eingesaugten Gase, kann die Oberfläche glatt sein. Mögliche Ursachen Tongebundener Formsand • zu hohe Gasentwicklung • zu schnelle Gasentwicklung • zu geringe Gasdurchlässigkeit Formanlage • zu scharfe Kanten der Formteile Kunstharzgebundene Formstoffe • zu schlechte Ableitung von Kerngasen • zu hohe Gasentwicklung in Kernen Abb. 54: Gußteil aus GGL. Blase an einer heißen Stelle mit nach innen verdichtetem Lunker. Vergrößerung: 10 mm Bild = 8 mm Anschnitt- und Gießtechnik • Gießtemperatur zu hoch • ungenügende Nachspeisung Formanlage • Radien an Modellen vergrößern, um heiße Stellen beim Gießen zu vermeiden. Kunstharzgebundene Formstoffe • Gröbere Kernsande benutzen, um Gasdurchlässigkeit zu erhöhen und Bindermenge zu reduzieren. Bessere Ableitung der Kerngase ermöglichen. Binder mit langsamerer Gasfreisetzung einsetzen. • Scharfe Ecken und Kanten an Kernen vermeiden (siehe Formanlage). Anschnitt- und Gießtechnik • Gießtemperatur absenken • Nachspeisung an heißen Stellen, die besonders gefährdet sind, verbessern. 122 Abb. 55+56: Fehlerbeschreibungen: Winkelblasen Radzylinder aus GGL. Deutlich ausgeprägte Winkelblasen an Stellen mit kleinen Radien (heiße Stellen). Vergrößerung: 10 mm Bild = 8 mm 123 Fehlerbeschreibungen: Winkelblasen Hintergrundinformation Literatur An heißen Stellen (Sandkanten) bleibt die Schmelze länger flüssig. Beim Erstarren wird aus der Restschmelze Material abgesaugt. Gleichzeitig wirkt an dieser Stelle der erhitzte Gasdruck aus der Form. Je nach Höhe des Gasdrucks entsteht ein Lunker mit dendritischer oder eine Blase mit glatter Oberfläche. Entscheidend für das Entstehen heißer Stellen ist eine schlechte Wärmeleitfähigkeit des Sandes. Bei Quarzsand nimmt die Wärmeleitfähigkeit mit steigender Temperatur ab, bei Zirkon- und Chromitsand hingegen zu.1 Durch Zusatz von Eisenoxid und anderen Stoffen kann die Wärmeableitung verbessert werden.2 Um die Entstehung von Winkelblasen an heißen Stellen zu vermeiden, ist zusätzlich eine Reduzierung der entehenden Gasmenge sowie eine Verbesserung der Gasabfuhr wichtig. Der Einsatz gröberer Sande und die Reduzierung von Feinanteilen vermindert die Gefahr der Winkelblasenbildung. Formwandbewegungen (Treiben) erhöhen ebenfalls die Gefahr, daß an heißen Stellen Lunker oder Blasen entstehen. Die Gegenmaßnahmen sind unter dem Fehler »Treibstellen« aufgeführt. Die Modellgestaltung hat einen großen Einfluß auf diesen Fehler. Sind die Modellradien zu klein, wirken die Sandkanten durch sehr starke Aufheizung wie Kanäle, aus denen noch sehr lange Gase in die Schmelze abgegeben werden können. Bei der Kernherstellung sind ebenfalls scharfe Kanten zu vermeiden. Die Kernentlüftung wird häufig durch Einsatz gröberer Sande verbessert. Die Wärmeleitung wird an kritischen Stellen durch Einsatz von Chromitsand, Eisenoxiden etc. verbessert. 1 Feldkamp, R.; Hanke, W. Eigenschaften von Chromitsand und seine Anwendung in der Gießereiindustrie Gießerei 57, 1970, S. 815 – 825 2 Voronin, Y. Russ.Cast. Production Nr. 11 (1974) Weitere Literatur ➝ Creese, R. C.; Sarfaraz, A. Wirkung von Kühlrippen auf die Erstarrung von Knotenpunkten in Gußstücken Gießerei-Praxis 1988, S. 185 – 189 ➝ Ignaszak, Z.; Baranowski, A. Gelenkte Erstarrung von Gußstücken durch Auswahl von geeigneten Formstoffen Slevarenstvi 33, 1985, S. 455 – 457 (tsech.) ➝ Nikitin Gasporenbildung in Gußstücken unter Einwirkung des hydraulischen Schlages in der Gießform Litenjnoe proizvodstvo 1976, S. 28 – 29 (russ.)
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