Narbige Oberflächen

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Fehlerbeschreibungen: Narbige Oberflächen
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Fehlerbeschreibungen: Narbige Oberflächen
Narbige Oberflächen
Entscheidungshilfe ➝ S. 146
Sandsteuerung ➝ S. 180
Beschreibung der Merkmale
Mögliche Ursachen
Kraterbildung an Gußstücken aus GGG vor allem an stark aufgeheizten Partien. Krater können vereinzelt, aber auch flächenhaft
auftreten. Unterhalb der Krater tritt Graphitentartung auf.
Tongebundener Formsand
• zu hohe Anteile an exothermen Speiserresten
• zu geringe Auffrischung des Formsandes und damit zu hohe
Fluoridgehalte
• zu hohe Feuchtigkeit
Vorkommen des Fehlers
Der Fehler tritt ausschließlich an Gußteilen aus GGG auf, die im
bentonitgebundenen Sand vergossen werden, und zwar bevorzugt an Sandstellen, die thermisch stark belastet sind.
Erläuterungen
Der Fehler tritt nur in Gegenwart von Fluoriden auf, die entweder durch exotherme Speiser in den Sand eingebracht werden,
oder zur Behandlung der Schmelze verwendet werden. Da Oxidbildung und Graphitentartung typische Merkmale in den tiefergelegenen Bereichen der Narben und Krater sind, kann oxidierender Einfluß angenommen werden.
Nach unserem Verständnis zerstören Fluoride die schützende
Magnesiumoxidschicht auf der Oberfläche des flüssigen Eisens.
Wasserdampf der Grünsandform reagiert anschließend an der
Oberfläche mit dem Restmagnesiumgehalt der Schmelze.
Metallurgie
• zu hoher Restmagnesiumgehalt der Schmelze
Abhilfen
Tongebunder Formsand
• Reduzieren des Fluoridgehaltes im Formsand durch Aussortieren von Speiserresten. Einsatz von Speisern, die am
Metall haften, Auffrischen mit Neusand
• Einsatz isolierender Speiserhilfsstoffe oder Speiserhilfsstoffe
mit vermindertem Fluoridgehalt
• Reduzieren des Wassergehaltes durch besseren Bentonitaufschluß, vermindern des Bentonitgehaltes, Einsatz hochwertiger Bentonite mit hohem Montmorillonitgehalt
• Einsatz hochaktiver Glanzkohlenstoffbildner mit schneller
Gasfreisetzung
Anschnitt- und Gießtechnik
• Reduzieren der Anzahl von exothermen Speisereinsätzen,
Verwendung isolierender Materialien
Abb.22:
Kompaktes Gußteil aus GGG. Starke Oberflächenvernarbung an sogenannten »heißen Stellen«.
Vergrößerung: 10 mm Bild = 6,5 mm
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Hintergrundinformationen
Formsand
Der Fehler ist in der Literatur fast nicht behandelt, der Mechanismus außerhalb unseres Unternehmens unbekannt. Die einzige
Literaturstelle beschreibt die erhöhte Fehleranfälligkeit von GGG
mit hohem Siliciumgehalt (3 %).1
Da der eigentliche Fehler durch Reaktion von Wasserdampf mit
dem Restmagnesiumgehalt der Schmelze verursacht wird, nachdem die schützende Oxidschicht durch Fluoride zerstört worden
ist, sind alle Maßnahmen wirkungsvoll, die Fluorid- und Wassergehalt im Formsand reduzieren.
Je höher der Wassergehalt im Formsand ist, desto schneller kann
bei Überschreiten eines kritischen Fluoridgehaltes eine Reaktion
mit der Oberfläche eines GGG-Teils erfolgen.
Alle Maßnahmen zur Verminderung des Wassergehaltes, vor
allem die Reduzierung des Bentonitgehaltes, sind wirkungsvoll.
Hier sei auf den Einsatz hochmontmorillonithaltiger Bentonite mit
hoher Bindekraft hingewiesen.
Auch ein verbesserter Bentonitaufschluß bewirkt eine Abnahme
der Kraterbildung.
Der Einsatz von Kohlenstoffträgern mit hohem Glanzkohlenstoffbildungsvermögen führt ebenfalls zu einer Reduzierung der
Kraterbildung. Hier könnte die Verminderung des Wassergehaltes
im Formsand, aber auch die Verdrängung des Wasserdampfes
aus dem Formhohlraum eine Rolle spielen.
Speiserhilfsstoffe
Abb.23:
Gußteil aus GGG. Starke Kraterbildung im Oberteil des Gußstückes, durch Einsatz von Kryolith zur Schlackenverflüssigung.
Vergrößerung: 10 mm Bild = 33 mm
Alle exothermen Speiserhilfsstoffe enthalten zum Ablauf der Reaktion
4 Al + 3 O2 ➝ 2 Al2O3
Fluoride, welche die Aluminiumoxidschicht auf dem Aluminiumpulver zerstören. Je nach Bindemittel, eingesetztem Aluminium
und Oxidationsmittel kann mit unterschiedlichen Fluoridmengen
gearbeitet werden. Die Fluoridgehalte der Speiserhilfsstoffe sollten dem Verbraucher bekannt sein.
Weiter besteht die Möglichkeit, wasserglasgebundene Speisereinsätze zu verwenden, die am Metallspeiser haften und mit ausgetragen werden. Jedoch ist zu bedenken, daß der Fluoridgehalt
in wasserglasgebundenen Speisern im Normalfall höher ist.
Ebenfalls lassen sich häufig isolierende Einsätze verwenden,
die fluoridfrei sind.
Literatur
1
Labbé, D.; Arliguie, J.-P.
Eigentümlicher Oberflächenfehler an Gußstücken aus Gußeisen mit Kugelgraphit
Fonderie, Fondeur aujourd‘hui 1985, S. 33 – 34 (franz.)