Explosionspenetration

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Fehlerbeschreibungen: Explosionspenetration
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Fehlerbeschreibungen: Explosionspenetration
Explosionspenetration
Entscheidungshilfe ➝ S. 131
Sandsteuerung ➝ S. 177
Beschreibung der Merkmale
Mögliche Ursachen
Großflächige Penetration in Bereichen der Form, in denen eine
schnelle Metallfüllung eintritt.
Tongebundener Formsand
• zu hohe Feuchtigkeiten, vor allem »freies« Wasser im Formsand
• schlechter Aufbereitungsgrad des Formsandes. Das vorliegende Wasser wird schnell freigesetzt.
• zu hohe Inertstaubanteile, die zuviel Wasser einbinden
• zu hohe Bindermengen und damit zu viel Wasser
• zu grobe Sandkörnung. Geringe Druckerhöhung durch verdampfendes Wasser führt zur Penetration
• zu hohe Wasserbindung durch den Glanzkohlenstoffbildner
und dessen Rückstände
Vorkommen des Fehlers
Beim Einfließen des flüssigen Metalls in eine Sandform tritt oft
eine explosionsartige Wasserverdampfung an Stellen auf, wo
Metallströme zusammenfließen oder schneller fließen. Diese
»Wasserdampfexplosion« bewirkt einen metallodynamischen
Stoß, der großflächig das Metall in die Sandporen drückt. Im
Gegensatz zur reinen Penetration tritt diese Erscheinung nicht nur
an unterverdichteten oder heißen Stellen auf. Das Auftreten
dieser Erscheinung ist eng an den Strömungsverlauf des Metalls
gekoppelt und ist häufig im zuletzt gefüllten Teil des Formhohlraums zu beobachten. Häufig bildet sich eine Penetrationsschale
mit gleichmäßiger Dicke aus.
Erläuterungen
Abb. 8:
Schliffbild durch eine penetrierte Schicht bei einem Gußteil aus GGG. Trotz der hohen Oberflächenspannung wurde die
Schmelze in die Sandporen gepreßt. Vergrößerung: 10 mm Bild = 0,3 mm
Abb. 9:
Großflächige Penetration in Bereichen, in denen schnelle Metallfüllung erfolgt. Gußteil aus GGL.
Vergrößerung: 10 mm Bild = 13 mm
Nach Einführung des Hochdruckformverdichtens und vor allem
nach Einführung von Kernverfahren, die zu einem hohen Auffrischungsgrad des Formsandes geführt haben, ist der Fehler verstärkt aufgetreten. Levelink1 hat als erster diese Erscheinungen
untersucht und als Ursache die explosionsartige Ausdehnung von
kondensiertem Wasser, das sich auf den Sandkörnern bildet,
gefunden. Bei schnellen Strömungsgeschwindigkeiten trifft das
flüssige Metall auf das kondensierte Wasser, das explosionsartig
verdampft. Durch die Druckerhöhung im flüssigen Metall wird
dieses in die Sandporen gedrückt.
Formanlage
• zu hoch verdichtete Formen
• ungleichmäßig verdichtete Formen mit überverdichteten
Bereichen
Anschnitt- und Gießtechnik
• Auftreten von zu hoher Gießgeschwindigkeit. Partien mit
kondensiertem Wasser werden überspült. Metallströme
laufen zu schnell zusammen.
• Fehlende Abführung der Form- und Kerngase aus dem Formhohlraum.
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Abhilfen
Hintergrundinformationen
Tongebundener Formsand
• Reduzieren des Wassergehaltes durch Einsatz hochwertiger
Bentonite mit hoher thermischer Stabilität und hohem Montmorillonitgehalt.
• Reduzieren der Verdichtbarkeit.
• Verbessern des Aufbereitungsgrades durch Altsandvorbefeuchtung, Beschleunigung der Wasseraufnahme des Bentonits, Verlängerung der Mischzeiten
• Inertstaubanteile durch Einsatz hochwertiger Bentonite reduzieren. Evtl. Staubrückführung drosseln.
• Bentonitgehalt reduzieren. Höher bindefähige Bentonite mit
hohem Montmorillonitgehalt einsetzen.
• Sandkörnung reduzieren. Feinere Kernsande einsetzen oder
zeitweise feinen Neusand zum Umlaufsand setzen.
• aktivere Glanzkohlenstoffbildner einsetzen. Menge an
Glanzkohlenstoffbildnern reduzieren und Koksmenge reduzieren.
Der Formsand beeinflußt sehr stark das Auftreten von Explosionspenetrationen. Grundsätzlich muß die Verdichtbarkeit so niedrig
wie möglich eingestellt werden. Das Entstehen von kondensiertem Wasser ist aber vor allem abhängig von der Menge an freiem Wasser. Aus diesem Grund ist der Formsand optimal aufzubereiten. Weiter sind alle Zusätze zu überprüfen und evtl. durch
»aktivere« Stoffe zu ersetzen. So wurde in Betriebseinsätzen
nachgewiesen, daß schon der Einsatz hochmontmorillonithaltiger
Bentonite ausreicht, den Fehler zu vermeiden, da der Anteil an inerten Feinstoffen reduziert und der Wasserbedarf gesenkt wird.
Der Fehler wird sehr stark durch die Körnung des Sandes beeinflußt. Bei einem sehr groben Umlaufsand tritt der Fehler häufiger
auf. Wird die Sandkörnung durch Zusatz von feinerem Neusand
herabgesetzt, verschwinden diese Fehler. Von uns wird empfohlen, die AFS-Zahl nicht unter 60 abzusenken.
Häufig wird bei auftretender Explosionspenetration auch der
Glanzkohlenstofträger durch Materialien mit gerinerer Koksbildung und höherer Glanzkohlenstoffbildung ersetzt. Auch hierdurch wird der Wasserbedarf reduziert.
Hofmann hat nachgewiesen, daß Sande mitt Oolithisierungsgraden von über 15 % nicht mehr zu Explosionsfehlern neigen.2
Überverdichtete Formen zeigen häufiger Fehler durch Explosionspenetrationen. Auf diesen Zusammenhang hat Levelink in
seiner richtungsweisenden Arbeit hingewiesen.1 Beim Auftreten
dieser Fehler soll nicht nur der Formsand, sondern auch die Härte
der Form geprüft und ggf. der Verdichtungsdruck reduziert werden.
Ein Anheben der Gießtemperatur wird von Levelink3 zur
Vermeidung dieses Fehlers angegeben. Wichtiger scheint das
Optimieren des Anschnittsystems zu sein. Durch tangentiales
Anschneiden der Form, bessere Verteilung und laminares Einfließen des einlaufenden Metalls können Explosionspenetrationen
vermieden werden.
Formanlage
• Formverdichtung vergleichmäßigen und Verdichtungsdrucke
herabsetzen
• gleichmäßigere Sandeinfüllung anstreben
Abb.10:
Gußteil aus GGL. Großflächige Penetration über den gesamten rest.
Vergrößerung: 10 mm Bild = 16 mm
Abb.11:
Gußteil aus GGL. Das gesamte Gußteil weist im unteren Bereich schwere Penetration auf.
Vergrößerung: 10 mm Bild = 25 mm
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Anschnitt- und Gießtechnik
• Gießgeschwindigkeit durch verändertes Anschnittsystem
reduzieren. Formfüllung verlangsamen.
• Einsprühen gefährdeter Partien mit Öl und damit Vermeidung von Wasserkondensation an diesen Stellen.
• Setzen von Luftpfeifen und Verbessern der Abführung
wasserdampfhaltiger Gase.
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Literatur
Weitere Literatur
1
Levelink, H. G.; van der Berg, H.
Wasserexplosion als Ursache von Gußfehlern
Gießerei 56 , 1969, S. 655 – 664
➝ Boenisch, D.; Ruhland, N.
Naßgußformen durch sinkende Verformbarkeit gefährdet
Gießerei 74, 1987, S. 190 – 194
2
Hofmann, F.
VDG-Taschenbuch 2, Tongebundene Formsande S. 90 – 94
3
Levelink, H. G.
Einfluß der Form auf die durch Wasserexplosion verursachten Gußfehler
Gieterij 7, 1973, S. 7 – 14 (holl.)