14 Fehlerbeschreibungen: Ballenabrisse 15 Fehlerbeschreibungen: Ballenabrisse Ballenabrisse Entscheidungshilfe ➝ S. 126 Sandsteuerung ➝ S. 176 Beschreibung der Merkmale Mögliche Ursachen An- und Abrisse von Sandballen, gratartiges Eindringen von Eisen in Risse. Bei Abrissen ganzer Formteile Einschluß von Formballen im Gußteil. Formanlage • ungleiches Abheben der Form, zu großes Kippmoment in den Ballen • zu kleine Modell- und Formschrägen • Sandbrückenbildung durch ungleichmäßiges Einfüllen des Formsandes • zu hohe Preßdrücke und deshalb zu hohe Klemmkräfte im Ballen Vorkommen des Fehlers Ballenabrisse treten an zu spröden, aber auch an zu hochverdichteten Sanden auf. Der Fehler wird vor allem bei tiefen Ballen und bei ungünstigen Tiefen / Breitenverhältnis des Ballens beobachtet. Der Einfluß der Formanlage auf diesen Fehler ist beachtlich. Erläuterungen Ballenabrisse treten dann auf, wenn der Trennwiderstand eines Ballens größer ist als seine Zugfestigkeit. Häufigste Ursachen liegen im Abbrechen der Ballen beim Abheben der Sandform von Modellen und in der ungenügenden Plastizität des Formsandes. Abb. 3: Gußteil aus GGL. Vollständiger Abriss eines Sandballens und anschließendem Abguß. Vergrößerung: 10 mm Bild = 30 mm Abb. 4: Gußteil aus GGL. Abgerissene Sandleiste haftete am Modell. Vergrößerung: 10 mm Bild = 8,1 mm Tongebundener Formsand • ungenügende plastische Verformbarkeit • hoher Inertstaubanteil im Formsand • zu heißer Sand • zu geringer Bentonitaufschluß • zu große Knollenbildung Abhilfen Formanlage • Abheben der Form verbessern. Häufig erfolgt das Abheben nicht parallel • Den Sand gleichmäßig im Formkasten verteilen. • Örtlich zu hohe Preßdrücke und damit zu hohe Klemmkräfte können vermieden werden. • Modell- und Formschrägen vergrößern • Preßdruck an der Formanlage reduzieren • Trennmittel zur Verminderung der Klemmkräfte einsetzen 16 Fehlerbeschreibungen: Ballenabrisse 17 Fehlerbeschreibungen: Ballenabrisse Hintergrundinformationen Die häufigste Ursache für Ballenabrisse sind Fehler der Formanlage. Beim Auftreten von Ballenabrissen ist als erstes die Trennung Formkasten – Modellplatte zu prüfen. Das Abheben des Formkastens muß ohne Kippwinkel erfolgen. Bereits Abweichungen von 0,1 – 0,2 mm erzeugen, vor allem bei hohen Ballen, einen überkritischen Kippwinkel, der zum Abreißen des Ballens führt. Beim Zulegen von Unter- und Oberkasten ist erforderlich, daß die Zulegestifte nicht verschlissen sind und die Formhälften ohne Versatz aufeinander gelegt werden können. Bei auftretenden Ballenabrissen ist die Formschräge des auszuformenden Ballens zu überprüfen und ggf. zu ändern. Entscheidend für ein gutes Ausformen von Ballen ist ein gleichmäßiges Ausfüllen der Form und der Ballenpartien mit Formsand. Der Formsand muß aufgelockert und möglichst ohne Knollen aufgetragen werden, da sich sonst über den Vertiefungen im Modell Sandbrücken bilden, die das Ausformen erschweren. Das Angleichen der Sandqualität an die entsprechende Formanlage über Fließfähigkeit und Plastizität beeinflußt das Auftreten dieses Fehlers sehr stark. Bei zu hohem Preßdruck steigen die Klemmkräfte im Sandballen stärker an als die Zugfestigkeit.1,2 Eine Erhöhung der Fließfähigkeit des Sandes trägt dazu bei, die Verdichtungsdrücke niedrig zu halten. Bei Einsatz prozeßkohlenstoffhaltiger Produkte wird eine Verbesserung der Fließfähigkeit erreicht. Der Einsatz von Trennmitteln hat einen erheblichen Einfluß auf das Ausformverhalten von Ballen.3 Levelink beschreibt in dieser Arbeit weiter den Einfluß des Modellwerkstoffes und der Sandsowie Modelltemperatur auf die Haftkräfte. Auch die Eigenschaften des tongebundenen Formsandes haben einen großen Einfluß auf das Auftreten von Ballen- und Kantenabrissen. Die Plastizität des Sandes ist so hoch wie möglich zu halten.3,4 Die Plastizität von Umlaufsanden ist stark von dem Aufbereitungsgrad abhängig. Dieser nimmt mit steigender Altsandvorbefeuchtung zu. Abb.1 zeigt den starken Einfluß der Vorbefeuchtung auf die Plastizität von bentonitgebundenen Umlaufsanden. Ein vollständig getrockneter Sand erreicht bei gleichem Wassergehalt nach fünffacher Mischzeit nicht die Plastizität (Kippwinkel) eines feuchten Umlaufsandes. Erst das Lagern eines mit 1,5 % Wasser vorbefeuchteten Sandes über 3 Stunden ergibt Sande mit vergleichbarem Plastizitätsverhalten. Nach unseren Vorstellungen soll die Altsandfeuchte zwischen 2 – 3 % liegen. Die verschlechterte Fließfähigkeit dieser Sande muß bei der Gestaltung von Lager- und Fördereinrichtungen berücksichtigt werden. Kippwinkel Tongebundener Formsand • Die Plastizität des Sandes vergrößern. Dieses kann durch Erhöhen des Bentonitgehaltes bei gleicher Verdichtbarkeit oder Anheben der Verdichtbarkeit erfolgen. • Den Aufschluß des Formsandes verbessern. Eine frühzeitige Vorbefeuchtung des Altsandes gewährleisten (mind. 2 % Wasser bei ca. 8 % Bentonit im Formsand). • Prozeßkohlenstoffhaltige Kohlenstoffträger wie Antrapur und Priocarbon einsetzen. Bei Einsatz von prozeßkohlenstoffhaltigen Bentoniten wie Quickbond wird der Aufschluß stark beschleunigt. • Die Fließfähigkeit des Sandes beim Verdichten verbessern. Dies wird ebenfalls durch den Einsatz prozeßkohlenstoffhaltiger Produkte erreicht. • Den inerten Feinstaubanteil reduzieren. Die Formsande verlieren sonst die Plastizität. Hochmontmorillonithaltige Bentonite einsetzen und evtl. die Staubrückführung drosseln. • Den Knollenanteil reduzieren. Evtl. eine Sandschleuder einsetzen; anonsten die Gesamtmenge Feinanteile (Bentonit + Inertanteile) begrenzen. 1,5 % Wasser 3 Std. bei 60°C trocken normale Mischzeit Mischzeit Abb. 5 Bei ungenügender Plastizität von Umlaufsanden nach ausreichender Lagerzeit soll die Grünzugfestigkeit gemessen werden. Bei zu hohen inerten Feinstaubanteilen versprödet der Sand.5 In der Praxis hat sich gezeigt, daß bei Überschreiten der Gehalte an inerten Feinanteilen von 3 % der Formsand drastisch versprödet. Absaugung und evtl. Bentonitqualität müssen der Forderung nach geringen Inertstaubanteilen angepaßt werden. Häufig kann die Grünzugfestigkeit durch Einsatz eines hochmontmorillonithaltigen Bentonits so angehoben werden, daß Ballenabrisse und Kantenbrüche nicht mehr auftreten. Boenisch führt den Begriff der Verformbarkeitsgrenze als Maß für die Plastizität ein5 und zeigt, daß steigende Montmorillonitgehalte im Bentonit die Plastizität erheblich erhöhen. Die Gefahr von Ballenabrissen wird also beim Einsatz hochmontmorillonithaltiger Bentonite vermindert. In der gleichen Arbeit weist er darauf hin, daß hoher Kernaltsand- oder Neusandzulauf die Plastizität drastisch herabsetzen, ohne daß die Gründruckfestigkeit abnimmt. Von uns wurde bereits vorhergehend auf die Notwendigkeit eines ausreichenden Bentonitaufschlusses hingewiesen. Die Temperatur des Formsandes hat ebenfalls einen großen Einfluß. Bei Formsandtemperaturen von über 40°C ist stets mit einer Versprödung des Sandes zu rechnen. So wurde bereits bei Sandtemperaturen von 40°C ein Abfall der Grünzugfestigkeit von 10 – 20 % gefunden. Heiße Sande verlieren an der Oberfläche schnell Feuchtigkeit und führen zur Versprödung. Mit diesen Erscheinungen hat sich Pohl6 beschäftigt. 18 Fehlerbeschreibungen: Ballenabrisse Literatur Weitere Literatur 1 ➝ VDG-Merkblatt G 102, Formmaschinenprüfung und -wartung (1971) 2 3 4 5 6 Levelink, H. G. VDG-Seminar »Überwachen und Steuern tongebundener Formstoffe«, 1985 Hofmann, F.; Satmer, F. Innere Spannungen, Klemmkräfte und Haftreibungseigenschaften bei verdichteten Formsanden; Fachausschuß »Formverfahren und Formstoffe«, Schaffhausen (1980), Vortr. F8 – 16/80 17 S. Levelink, H. G. Das Trennen des Modells von der Gießform Gießerei 50, 1963, S. 538 – 549 Levelink, H. G.; van den Berg, H.; Frank, E. Kriterien der Sandqualität für moderne Formanlagen Gießerei 62, 1975, S. 1 – 5 Boenisch, D.; Ruhland, N. Naßgußformen durch sinkende Verformbarkeit gefährdet Gießerei 74, 1987, S. 69 – 75 Gießerei 74, 1987, S. 190 – 194 Pohl, W. Das Austrocknungsverhalten von Formsanden Giess.-Rdsch. 15, 1968, S. 15 – 21 ➝ Boenisch, D.; Lorenz Modellversuche über das Formkastenfüllen von Naßgußsand; Dr. Ing.-Dissertation 1988 TH Aachen ➝ Berndt, H. Optimierung von Formsanden für das Hochdruckpreßverfahren; Gießerei 55, 1968, S. 605 – 613; Gießerei 57, 1970, S. 97 ➝ Baier, J. Giess.-Rdsch. 39, 1992, S. 19 ➝ Lorenz Dissertation 1988, TH Aachen ➝ VDG-Merkblatt R 115 E, Trennmittel bei der Herstellung von Sandformen (1989) ➝ VDG-Merkblatt R 121, Formpuder (1961) ➝ VDG-Merkblatt P 40, Bestimmung der Bildsamkeit (1976) ➝ VDG-Merkblatt P 69, Prüfung von Bindetonen (1988) ➝ Berndt, H. Die Überwachung von Verschleißerscheinungen an einem Sandumlaufsystem Gießerei 55, 1968, S. 441 – 453 19 ➝ Sanders, C. A.; Doelman, R. L. Neuere Vorstellungen über die Technologie der Bindetone Trans. Amer. Foundryman. Soc. 78, 1970, S. 57 – 72 u. 469 (engl.) ➝ Rangaswami, T.; Ramakrishnan, G.; Roshan, H. M. Einfluß des Preßdrucks auf die Abhebekraft von synthetischem tongebundenem Formsand Foundry Trade J. 142, 1977, S. 849 – 850 u. 853 – 854 (engl.) ➝ Schröder, A. Theoretische Betrachtungen zur Bildung von Ballenabrissen beim Modellziehen bentonitgebundener Formen Gießereiforschung 38, 1986, S. 152 – 155 ➝ Kleimann, W. Einfluß von Prozesskohlenstoff auf die Fließ- und Verdichtungseigenschaften von bentonitgebundenen Formstoffen Giesserei 85, Heft 1, 1998 S. 87 – 90 Fehlerbeschreibungen: Ballenabrisse
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