Special Tongebundene Formstoffe S & B I n d u s t r i a l M i n e ra l s G m b H Der neue Bentonit MAKROBOND O. Podobed, C. Grefhorst, S. Böhnke Obwohl das Formverfahren auf Basis von bentonitgebundenem Formstoff oft als Herstellung „verlorener“ Formen bezeichnet wird, zählt diese Technologie aufgrund der relativ niedrigen Formstoffkosten und der Wiederverwendbarkeit des Umlaufformstoffes zu den wirtschaftlichsten Gussherstellungstechnologien. Das eingesetzte Bindemittel – Bentonit – ist der am meisten verbreitete anorganische und umweltfreundliche Binder. Durch seine hohe Wirtschaftlichkeit wird er diese führende Position auch in kommenden Jahrzehnten behalten. Gießereibentonite unterliegen beim Abbau strengen Kriterien, die sich aus qualitativen, ökonomischen sowie umwelttechnischen und gesundheitlichen Aspekten zusammensetzen: • Hoher Montmorillonitgehalt, minimale Menge an Begleitmineralien • Hohe Belegung mit austauschbaren Kationen, zumeist Na- oder Ca-Ionen. • Niedrig im Eisengehalt • Langfristig verfügbar in größeren Mengen von guter Qualität • Wirtschaftlich akzeptable und zuverlässige Logistik • Rekultivierung der Abbaugebiete Diese werden durch gießereitechnische Anforderungen ergänzt: • Hohe spezifische Bindefähigkeit (pro %-Bentonit) • Hohe thermische Stabilität, niedrige Abbrandraten, geringe Reststoffmengen, geringe Deponiekosten Dr.-Ing. Oleg Podobed ist Leiter Anwendungstechnik Formstoffe, Dipl.-Ing. Cornelis Grefhorst ist Leiter der Forschung und Entwicklung, Dipl. Geol. Sandra Boehnke ist Mitarbeiterin der Abteilung Forschung und Entwicklung. Alle S&B Industrial Minerals GmbH Geschäftsbereich Gießerei – IKO. 2 • Schnelles Aufschlussverhalten im Mischer (gute Dispergierbarkeit) • Formbarkeit/ gute Fließeigenschaften • Gutes Erosionsverhalten/ Binden der Sandkörner • Hohe Resistenz gegen die beim Gießen entstehenden Elektrolyte und Pyrolyserückstände [2] • Beständigkeit gegen Ausdehnungsfehler • Günstiges Auspackverhalten Als natürliche Rohstoffe sind Bentonite das Ergebnis zahlreicher geologischer Faktoren. In Millionen von Jahren bewirken Druck und Temperatur sowie die Zirkulation wässriger Lösungen die Umwandlung des vulkanischen Ausgangsgesteins zu Bentonit. Abweichungen oben genannter Faktoren bewirken qualitative Unterschiede zwischen verschiedenen Rohbentoniten und bestimmen deren Struktur und Eigenschaften. Sicherlich können die thermische Beständigkeit und die Festigkeiten (Nasszugfestigkeit) z.B. durch eine Aktivierung (Na/Ca- IonenBelegung) verändert werden. In den meisten Fällen existiert hier eine klare Übereinstimmung zwischen dem Aktivierungsgrad und der thermischen Beständigkeit eines Bentonites. Die PlättchenStruktur des Bentonites (auf Mikroniveau) ist aber in einem sehr langen Umwandlungsprozess formiert worden und kann durch die Verarbeitungstechnologie nur beschränkt verändert werden. Die Aufgabe eines Bentonitlieferanten ist es daher, das Potenzial eines Bentonites richtig zu erkennen und dieses möglichst vollständig und effizient auszuschöpfen. Das Erfolgsergebnis einer derartigen intensiven Kooperationsarbeit zwischen Geologen, Forschern und Gießern, eine neue Bentonitgruppe mit herausragenden Eigenschaften und einer sehr hohen thermischen Beständigkeit, wurde bei der GIFA 2007 unter dem Namen MAKROBOND präsentiert [1]. Bevor man mit der Darstellung dieser neuen Qualitäten, MAKROBOND ES und MAKROBOND 95, beginnt, lohnt sich ein kurzer Rückblick in die praktische „Mineralogie der Gießereitechnik“. Hochtemperaturverhalten der Bentonite Das Hochtemperaturverhalten der Bentonite ist von entscheidender Bedeutung, da eine umfassende Formstoffbewertung ohne den Aspekt der thermischen Beanspruchung den praktischen Belangen nicht gerecht wird. Eine Einschätzung darüber, ob ein Bentonit mehr oder weniger thermisch sta- bil ist, erhält man durch den Vergleich der Festigkeiten einer unbelasteten Probe mit einer thermisch belasteten Probe. Der Bentonit wird hierbei zunächst auf 550 °C erhitzt. Nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur werden die Festigkeiten der Testmischungen (Quarzsand, Wasser, Bentonit), gemäß VDG- Über S & B S&B Industrial Minerals GmbH ist einer der führenden Hersteller von Industriemineralien auf Basis von Bentoniten und Kohlenstoffträgern, mit einer langen Tradition im Abbau von Bentonit und in der Produktion von geeigneten Formstoffbinder-Kohlenstoffträger-Gemischen für die Gießereien. S&B bietet der Gießereiindustrie (Eisen-, Stahl- und NE-Gießereien) umfassende Systemlösungen mit einem kompletten Dienstleistungsangebot und einer beratenden technischen Unterstützung von höchstem Rang. Neben den klassischen Formstoffen gehören auch Kernsandadditive und Produktionshilfsmittel zur Produktpalette für Giessereiapplikationen. S&B Industrial Minerals GmbH Schmielenfeldstr. 78 45772 Marl Germany Fon: +49 (0) 23 65/804-0 Fax: +49 (0) 23 65/804-211 E-Mail: [email protected] www.ikominerals.com GIESSEREI-PRAXIS · 9/2007 Special Bild 1. DTA-Analyse MAKROBOND 95 Merkblatt P69 geprüft und mit den Werten der Testmischungen mit unbelasteten Bentoniten in Beziehung gesetzt. MAKROBOND Bentonite besitzen somit nach VDG P69 eine thermische Beständigkeit von über 70 % im Vergleich zu 40–60 % bei derzeit üblichen Gießereibentoniten. Eine weitere Methode zur Prüfung der thermischen Beständigkeit bietet die Differential-Thermo-Analyse. Hierbei wird der Bentonit mit einer konstanten Aufheizrate von 10°K/min erhitzt. Kontinuierlich werden Gewicht- und Temperaturunterschiede zu einer Referenzprobe (Al2O3) gemessen. Bentonite verlieren hierbei nicht nur das oberflächlich gebundene Wasser (siehe Bild 1: Gewichtsverlust 11,62 %), sondern auch OHGruppen aus der Struktur des Montmorillonitminerals, bei weniger thermisch stabilen Bentoniten sogar bereits ab 400 °C. Die Strukturumwandlung ist irreversibel und eine Funktion von Temperatur, Aufheizrate, Erhitzungszeit und Bindungsenergie der OH-Gruppen. Ein totgebrannter Bentonit zeigt in Wasser keine Quellung mehr und nimmt nur noch Adhäsions- und Kohäsionswasser (Kapillarwasser) auf. Zwischenschichtwasser ist nicht mehr vorhanden, der Bentonit zeigt keine Bindefähigkeit mehr. Beide Bentonite behalten demnach ihre ursprüngliche Bild 2. Steigende Formstoffbelastung mit der Erhöhung des Eisen-Sand Verhältnis GIESSEREI-PRAXIS · 9/2007 Montmorillonitstruktur bis in einen sehr hohen Temperaturbereich von nahezu 700 °C. Diese Entwässerungstemperaturen entsprechen einer hohen thermischen Beständigkeit und erklären die geringen Abbrandverluste beim Gießen. Wie wichtig diese Tatsache letztlich für die Praxis ist, zeigen nachfolgende Ausführungen. Tafel 1 zeigt die Ergebnisse der Formstoffbelastung in einer Form mit 2100 kg Formstoff, 250 kg Flüssigeisen, einem Wassergehalt von 4 % und einer Gießtemperatur von 1450 °C (Zeit bis zum Auspacken 2 Stunden). Mit rot sind die Formstoffanteile gekennzeichnet, wo Bentonit irreversibel geschädigt wird. Die thermische Belastung beim Gießen und Erstarren führen zur Austrocknung des Formstoffes, die mit der teilweisen Bildung irreversibler Verschleißprodukte aus den Bestandteilen des Formstoffes verbunden ist, besonders in den gusstücknahen Partien (Verlust der Bindefähigkeit des Bentonites, Verkokung und Veraschung des Glanzkohlenstoff- trägers, Quarzkornzersplitterung). Es kommt zur Bildung oolithischer Hüllen um das Quarzkorn und zur Pelletisierung des Umlaufformstoffes. Durch den Gehalt an Wasser, der beim bentonitgebundenen Formstoff in der Regel zwischen 2,5 % und 4 % liegt und dessen Großteil verdampft, wird ein relativ geringer Anteil des Formstoffes auf Temperaturen von über 550 °C erhitzt (siehe Verlust der OH-Gruppen). Der Formstoff zeichnet sich durch eine hohe Wiederverwendbarkeit aus, es ist jedoch die Auffrischung mit Bentonit, C-Träger und Neusand sowie der Ausgleich des Wasseranteils notwendig. Die Werte in der Tafel stimmen mit den normalen praxisüblichen Werten für Auffrischungsraten überein. Also – „So far, so good“. Die letzten Jahre zeigten einen klaren Trend zur Steigerung des absoluten Ausbringens und der maximalen Ausnutzung des Formkastenvolumens. Der Nutzungsgrad der Formanlagen und der Peripherie wird kontinuierlich verbessert, die Produktivität sowie die Qualitätsanforderungen steigen. Hinzu kommen die Weiterentwicklung spezieller Gusseisenlegierungen und die Herstellung komplexer integrierter Gusstückkonstruktionen, was Gießtemperaturen bis zu 1600 °C erfordert. Zusammenfassend heißt das eine extrem enge KastenbeTafel 1. Formstoffbelastung beim Gießen (vor dem Auspacken) [3] 3 Tongebundene Formstoffe S & B I n d u s t r i a l M i n e ra l s G m b H Special S & B I n d u s t r i a l M i n e ra l s G m b H Tafel 2. IKO Bond D, QUICKBOND D, MAKROBOND ES und MAKROBOND 95 Tongebundene Formstoffe damit verbundener erschwerter Wiederaufbereitbarkeit. Somit erhöhen sich im Allgemeinen die Formstoffkosten. Verwendung thermisch hochbeständiger Bentonite bedeutet jedoch nicht, dass man dann auch zwangsläufig schlechtere Auspackeigenschaften hat, denn durch wenig Wasser, Bentonit und Schlämmstoff wird die Trennung von Gußteil und Formstoff erheblich erleichtert. Fazit ten Kombination von Eigenschaften (siehe auch Tafel 2), wie: • einem hohen Montmorillonitgehalt • einem hohen Bindevermögen • exzellenter spezifischer Festigkeit • einer sehr hohen thermischen Beständigkeit bei gleichzeitig schnellem Aufschlussverhalten und entsprechend geringen Abbrandverlusten im Umlaufprozess. Bild 3. Vergleich der Bentoniteigenschaften legung, sehr kurze Taktzeiten, eine steigende Zahl der Formstoffumläufe und eine sehr hohe Formstoffbelastung. Betrachtet man das vorher erwähnte Beispiel unter diesen neuen Bedingungen (zum Beispiel bei dreifacher Flüssigeisenmenge), dann wird schnell klar, dass sich eine deutliche Verschiebung – bis zu einer Vervierfachung – der belasteten Formstoffanteile (Tafel 1, Bild 2) zu höheren Temperaturen ergibt, und dadurch werden bessere „robustere“ Bentonite dringend benötigt. „Mein Name ist BOND…MAKROBOND“. Die neuen MAKROBONDBentonite sind für höchste 4 Formstoff-Anforderungen entwickelt worden. Gekennzeichnet durch einen sehr hohen Montmorillonitgehalt und extrem gute thermische Stabilität ergeben sie Vorteile wie niedrigen Verbrauch, geringen Wasserbedarf und bessere Wiederaufbereitung. Sie sind eine gelungene Ergänzung zu den bewährten IKO BOND- und QUICKBOND-Produktreihen, die seit vielen Jahren weltweit in den Gießereien eingesetzt werden [4,5]. Die in Bild 3 gewählte Darstellungsform so genannter Netzdiagramme (Spinnendiagramme) ermöglicht einen guten Vergleich der wichtigsten Materialmerkmale. MAKROBOND – Formstoffbinder mit einer perfek- Praxisbeispiele belegen die hohe Wirkung der MAKROBOND-Bentonite: Die Auswertung der Verbrauchszahlen einer Gießerei, die 2007 von süddeutschem Bentonit auf MAKROBOND ES umgestellt wurde, ergab eine Ersparnis von ca. 20 %. Mit MAKROBOND 95 wurden bei einer großen Motorengießerei im Vergleich zu QUICKBOND D ca. 7 % Material eingespart. Auspackverhalten Schlechte Auspackeigenschaften des Formstoffes führen zu Austragsverlusten, die nur durch Neusandzugaben kompensiert werden können, zu einem erhöhten Putzaufwand durch anhaftenden Sand und zu verstärkter Knollenbildung und Die Firma IKO hat neue Bentonite entwickelt, mit einen Montmorillonitgehalt und einer thermischen Stabilität, die weit über den derzeit verwendeten Bentoniten liegen. Vorteile sind geringe Zugabemengen, sehr gutes Kreislaufverhalten / Wiederaufbereitung, weniger Gußfehler durch optimale Formstoffbindung und minimale Wassermenge. Literatur [1] IKO- Broschüre zur GIFA 2007 [2] C. Grefhorst, O. Podobed, S. Böhnke. Bentonitgebundene Formstoffe. Umlaufverhalten von Bentoniten unter besonderer Betrachtung des Kreislaufsystems und der Nasszugfestigkeit. [3] S.S. Zhukowsky. Formstoffe und Formmaterialien. Moskau, Verlag „Maschinenbau“ 1993. [4] W. Tilch, C. Grefhorst, W. Kleimann: Bentonite als Formstoffbinder – eine praxisnahe Bewertung der Eigenschaften. Teil 1. Gießerei-Praxis 02/02, S. 53–62 [5] W. Tilch, C. Grefhorst, W. Kleimann: Bentonite als Formstoffbinder – eine praxisnahe Bewertung der Eigenschaften. Teil 1. Gießerei-Praxis 02/03, S. 61–69 GIESSEREI-PRAXIS · 9/2007
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