Nationalrat, XXV. GP 27. Jänner 2016 111. Sitzung / 1 16.49 Bundesminister für Landesverteidigung und Sport Mag. Hans Peter Doskozil: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Damen und Herren Abgeordnete! Herr Bundeskanzler! Werte Regierungskollegen! Ich freue mich wirklich ganz besonders, dass ich einen Tag nach der Angelobung heute hier zu Ihnen sprechen kann. Sie sind Teil der höchsten Repräsentanten im Staat. Sie sind Teil der gesetzgebenden Körperschaften. Sie sind Teil einer der wichtigsten Institutionen in unserem Land, und wir können heute hier live miterleben, wie Gewaltentrennung in Österreich funktioniert: Gewaltentrennung, indem Sie auf der einen Seite, auf der kontrollierenden, legislativen Ebene tätig sind, und Gewaltentrennung, indem wir hier in der Regierungsverantwortung, in der Vollzugsebene tätig sind. Uns eint aber sicherlich ein gemeinsames Ziel: dass wir für unsere Bevölkerung tätig sind, dass wir für die Menschen im Land tätig sind, dass wir ein friedliches Zusammenleben gewährleisten können auf der Basis von Sicherheit. Sicherheit ist aus meiner Sicht ein ganz zentraler Aspekt in unserer Gesellschaft. Sicherheit wird immer wichtiger. Daher biete ich Ihnen an – und ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit mit Ihnen –, dieses Thema wirklich gemeinsam zu bearbeiten. Sicherheit bedeutet aber auch, dass wir innerhalb der Regierung geschlossen auftreten, dass wir innerhalb der Regierung gemeinsam dieses Thema bearbeiten und angehen. Eines der zentralen Ministerien, zentral verantwortlich für dieses Thema ist hinkünftig natürlich das Innenministerium. Das Innenministerium hat eine ganz wesentliche Kompetenz und Zuständigkeit, wenn es um die Fragen geht, die uns jetzt bewegen, die uns zu diesem Zeitpunkt bewegen, wenn es um die Fragen Asyl, Fremde, wie geht es weiter geht, wenn wir auch auf die Fragen in der Bevölkerung hören. Das Verteidigungsressort hat aber auch eine wesentliche Kompetenz beim Thema Sicherheit. Wir kennen die Situation im Assistenzeinsatz. Wir wissen, dass das Verteidigungsressort hinkünftig auch einen ganz wichtigen Aspekt abdecken muss, wenn es um die Sicherheitslage in Österreich geht. Daher lade ich die Frau Innenminister zur Zusammenarbeit ein. Es hat ja schon vergangene Woche eine Wochenzeitschrift mit der Überschrift getitelt: Schaffen Sie das? – Ich glaube, wir werden versuchen, es zu schaffen. Ich kann heute nicht zu Ihnen sprechen und sagen, wir werden das mit absoluter Sicherheit schaffen, ich kann Ihnen aber versprechen, dass ich alles daran setzen werde, dass wir uns bemühen Version vom 10. Mai 2016, 16:49 nach § 52(2) GOG autorisiert Nationalrat, XXV. GP 27. Jänner 2016 111. Sitzung / 2 werden, dass sich das Verteidigungsressort bemühen wird, in diesem Konglomerat, in diesem Zusammenwirken Verteidigung und Inneres das Bestmögliche zu erreichen. Eines möchte ich aber auf diesem Weg ganz besonderes hervorstreichen, und ich glaube, das habe ich auch in den letzten Wochen, in den letzten Monaten immer wieder bewiesen: Für mich sind zwei Aspekte von ganz wesentlicher Bedeutung: Der eine Aspekt ist Humanität, der andere Aspekt ist Rechtsstaatlichkeit. Ich glaube, das Verteidigungsressort hat in der Vergangenheit immer und historisch auch ganz eindrucksvoll bewiesen, dass es einen humanitären Zugang hat, wenn es um Katastrophenhilfe geht, wenn es um Friedenseinsätze im Ausland geht. Aber es ist auch ganz, ganz wesentlich, dass wir alle, vom kleinsten Polizisten, vom kleinsten Soldaten bis zu dieser Vollzugsebene, immer das rechtsstaatliche Prinzip im Kopf haben müssen und das rechtsstaatliche Prinzip auch beachten müssen. (Beifall bei SPÖ und ÖVP, bei Abgeordneten der Grünen sowie der Abg. Dietrich.) Diese Fragen und diese Voraussetzung und dieser Zugang zu einer Thematik sind natürlich für mich auch von ganz besonderer Bedeutung, wenn es um das Thema Asyl, wenn es um das Thema Fremdenrecht geht. Wir haben die heutige Diskussion schon miterlebt: Wir haben im vorigen Jahr eine Menge geleistet. Wir haben im vorigen Jahr 90 000 Menschen in ein Asylverfahren aufgenommen. Wir haben zahlreiche Menschen grundversorgt, in Grundversorgung aufgenommen. Und wir merken es in den Systemen, wir merken es in der Stimmung in der Bevölkerung, wir werden uns ein zweites Jahr mit ähnlichen Zahlen, mit noch höheren Zahlen insofern nicht leisten können – wenn man über den Tellerrand hinausblickt –, als es nicht möglich ist, dass nur zwei bis drei Staaten in Europa derartige Lasten tragen. Wir werden uns diese Systematik auf Dauer nicht leisten können. Daher war es ganz wichtig, letzte Woche eine Vereinbarung zu schließen, wo wir uns definieren und uns Ziele setzen, auf Basis der Rechtsstaatlichkeit, auf Basis der Möglichkeiten, die uns die Gesetze derzeit bieten – die Gesetze, die Sie beschlossen haben –, diese Flüchtlingszahlen zu minimieren und dabei auch immer den humanitären Zugang nicht zu vergessen. Am 26. November 2015 haben Sie einen Entschließungsantrag beschlossen und das Verteidigungsressort, oder indirekt das Verteidigungsressort, die Regierung, beauftragt, das Strukturpaket des österreichischen Bundesheeres, die Reform im Bereich des österreichischen Bundesheeres sowohl in der Zentralstelle als auch in der Fläche noch einmal zu überdenken. Version vom 10. Mai 2016, 16:49 nach § 52(2) GOG autorisiert Nationalrat, XXV. GP 27. Jänner 2016 111. Sitzung / 3 Ich danke Ihnen für diesen Entschließungsantrag, denn ich glaube, man muss auch so fair sein, zu sagen, es haben sich die Rahmenbedingungen geändert. Wir haben derzeit völlig andere Voraussetzungen. Wir wissen nicht, wie es in der Ukraine weitergeht. Es gibt tagesaktuell auch in diesem Gebiet kriegerische Auseinandersetzungen. Wir wissen nicht, was der Terror mit sich bringt. Sie alle wissen, was in Paris, was in Frankreich passiert ist. Und wir wissen umso weniger, wie sich die Flüchtlingssituation weiterentwickeln wird, sollte es weitere Krisenherde geben. Daher sind wir – ich habe das eingangs erwähnt – ganz wesentlich in diesem Zusammenspiel der beiden Ministerien berufen, auch dafür Sorge zu tragen, dass wir uns im Verteidigungsressort auf diese Aufgabenstellungen vorbereiten, wohl wissend, dass wir in diesem Zusammenhang nur im Assistenzbereich tätig sind. Aber unter diesen Aspekten werden wir unsere Strukturreform, unsere Vorhaben evaluieren, werden wir unsere Vorhaben überdenken und diese Vorhaben neu bewerten und neu beurteilen. Ein ganz wesentlicher Aspekt für das Bundesheer – und da bin ich wieder bei der tagesaktuellen Diskussion – sind natürlich das Milizsystem und auch das Grundwehrsystem. Zum Milizsystem: Ich habe mich heute in der Früh im ersten Lagebriefing davon überzeugen lassen, dass wir bereits 140, 150 Milizsoldaten im Assistenzeinsatz haben. Das Milizsystem ist aktiv, das Milizsystem wird ausgestattet, muss natürlich noch besser ausgestattet werden, aber das Milizsystem funktioniert und beteiligt sich auch jetzt im Rahmen des Assistenzeinsatzes. Und wenn wir jetzt die Diskussion über den Grundwehrdienst und die Art und Weise, wie wir Grundwehrdiener möglicherweise verwenden, führen, darf ich schon darauf verweisen, dass wir auch in der Vergangenheit und sehr lange Jahre im Burgenland Grundwehrdiener an der burgenländisch-ungarischen Grenze verwendet haben, dass wir sie auch an der niederösterreichisch-slowakischen Grenze und natürlich an der tschechischen Grenze verwendet haben. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.) Diese Grundwehrdiener waren bewaffnet, diese Grundwehrdiener waren ausgestattet mit polizeilichen Befugnissen, und dieses System hat jahrelang funktioniert. Ich will nicht Grundwehrdiener, die sich nicht sicher sind, in eine Situation schicken, mit der sie nicht umgehen können. Ich habe als Polizeidirektor, als Landespolizeidirektor niemals Polizisten in einen Einsatz geschickt, wo ich nicht gewusst hätte, dass sie diesen Einsatz bewältigen können. Ich stehe dazu, dass man Grundwehrdiener entsprechend Version vom 10. Mai 2016, 16:49 nach § 52(2) GOG autorisiert Nationalrat, XXV. GP 27. Jänner 2016 111. Sitzung / 4 ausbilden muss, ich stehe dazu, dass man sie vorbereiten muss und dass man auch darüber diskutieren muss, welche Qualität an Einsätzen sie in welcher Situation bewältigen können. Aber diese Diskussion muss zunächst intern geführt werden, und wir sind dann natürlich in weiterer Folge bereit, entsprechend zu agieren. (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Zwischenruf des Abg. Pilz.) Letztendlich beinhaltet dieses Ministerium auch andere Agenden, und da komme ich schon zum Sport. Der Sport ist auch ein ganz wesentlicher Faktor. Der Sport verbindet auch diese beiden Agenden, weil wir eine große Zahl an Heeressportlern haben, die über diese Schiene zum Spitzensport geführt werden. Ich möchte ein klares Bekenntnis zur Sportförderung, ich möchte ein klares Bekenntnis zum Spitzensport abgeben. Der Spitzensport ist ein ganz wesentlicher Träger, wenn es darum geht, in weiterer Folge auch für den Breitensport Vorbildwirkung zu geben, den Breitensport zu attraktivieren. Mein wichtigster Ansatz im Bereich des Breitensports wird hinkünftig sein, auch die Gesundheitsvorsorge damit zu verbinden, Breitensport in die Schulen zu bringen und Breitensport als Gesundheitsvorsorge zu positionieren. Ich möchte schon zum Schluss kommen. Ich lade Sie alle ein, mich in weiterer Folge und in unserer Zusammenarbeit zu fordern. Ich lade Sie ein, mich zu kontaktieren – im Speziellen die Wehrsprecher, die Sicherheitssprecher, die Sportsprecher und auch unseren Friedenssprecher, er kann mich kontaktieren, und wir werden ein nettes Gespräch führen. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie des Abg. Strolz.) 16.59 Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Wöginger. – Bitte. Version vom 10. Mai 2016, 16:49 nach § 52(2) GOG autorisiert
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