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Volkswirtschaft Aktuell
Freitag, 4. November 2016
USA: Die Lohndynamik nimmt zu
‡ Der Arbeitsmarktbericht für Oktober fiel insgesamt etwas besser als erwartet aus. Zwar verfehlte der Beschäftigungsaufbau
mit 161.000 Stellen knapp die höheren Erwartungen, aber Aufwärtsrevisionen der Vormonate konnten dies überkompensieren. Die Arbeitslosenquote sank erwartungsgemäß auf 4,9 %. Überraschend stark war das Lohnwachstum. Die Jahresveränderungsrate erreichte mit 2,8 % den höchsten Wert seit Juni 2009.
‡ Die heutigen Arbeitsmarktzahlen unterstützen unsere Sicht, dass die Fed bei ihrem Zinsentscheid im Dezember eine Leitzinserhöhung vornehmen wird. Aufgrund von möglichen Finanzmarktturbulenzen nach der Präsidentschaftswahl in der kommenden Woche ist dieser Schritt aber weiterhin nicht sicher.
1.
Der Arbeitsmarktbericht für Oktober deutet gleich mehrfach an, dass eine Angebotsknappheit am Arbeits-
markt vorliegt, die letztlich in eine stärke Lohndynamik mündet. Das erste Indiz liefert der Stellenaufbau, der an vorherige Zuwächse nicht heranreicht. Im Oktober wurden netto 161.000 Stellen geschaffen. Dies war etwas weniger als allgemein
erwartet (Bloomberg-Umfrage: 173.000 Personen; DekaBank: 160.000 Personen). Allerdings wurden die Vormonate in Summe
um 44.000 Stellen nach oben revidiert, sodass hierdurch die leichte Enttäuschung sogar überkompensiert wurde.
2.
Das zweite Indiz für eine Verknappung des Arbeitsangebots ist der erwartungsgemäße Rückgang der Arbeitslosen-
quote von 5,0 % auf 4,9 % (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 4,9 %). Ein kleiner Makel mag hierbei sein, dass auch die
Partizipationsrate von 62,9 % auf 62,8 % gesunken ist. Es haben sich rein rechnerisch also zuvor arbeitssuchende Personen
vom Arbeitsmarkt abgewendet. Tatsächlich gab es in den vergangenen Monaten aber vermutlich überlagernde Sondereffekte,
die für eine höhere Partizipationsrate gesorgt haben. Denkbar ist, dass sich in den kommenden Monaten der demografisch bedingte Abwärtstrend bei der Partizipationsrate wieder verstärkt zeigt. Der Rückgang der Partizipationsrate würde das von der
geringeren Arbeitslosenquote ausgehende Lohnsignal nur dann abschwächen, wenn es eine Perspektive gäbe, dass die Partizipationsrate zeitnah wieder ansteigt.
3.
Das dritte Indiz ist die Lohnentwicklung. Im Oktober stiegen die durchschnittlichen Stundenlöhne um 0,4 % gegenüber dem Vormonat stärker als erwartet (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,3 %). Zudem wurde auch hier der Vormonat
nach oben revidiert, sodass die Jahresveränderungsrate einen überraschenden Sprung auf 2,8 % gemacht hat (BloombergUmfrage und DekaBank: 2,6 %). Dies ist die höchste Jahresrate seit Juni 2009. Im Gegensatz zu damals ist die Lohndynamik
aber nun in einer Aufwärtsentwicklung.
Beschäftigungsentwicklung*
Arbeitslosenquote und Partizipationsrate*
350
8,5
300
63,9
8,0
250
63,6
7,5
200
63,3
7,0
150
63,0
6,5
100
6,0
50
62,7
5,5
0
62,4
5,0
-50
Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt
15 15 15 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16
Beschäft. (abs. Veränd.; l.S.)
Privatwirtschaft
4,5
62,1
Jan Jul Jan Jul Jan Jul Jan Jul Jan Jul
12 12 13 13 14 14 15 15 16 16
Arbeitslosenquote (l.S.)
*absolute Änderung gegenüber dem Vormonat in Tausend
*in Prozent
Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank
Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank
Partizipationsrate (r.S.)
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Freitag, 4. November 2016
Durchschnittliche Stundenlöhne (mom)*
Durchschnittliche Stundenlöhne (yoy)*
4,0
0,5
0,4
3,5
0,3
3,0
0,2
2,5
0,1
0,0
2,0
-0,1
1,5
Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt
15 15 15 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16
07
08
09
10
11
12
13
14
15
*Veränderung gegenüber dem Vormonat, in Prozent
*Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat, in Prozent
Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank
Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank
16
4.
Der Blick auf die Wirtschaftszweige zeigt, dass der Beschäftigungsaufbau in der Mehrzahl der Sektoren im Vergleich zur
Durchschnittsentwicklung seit Anfang 2015 nicht ungewöhnlich war. Auffallend schwach waren nur die Beschäftigungszuwächse im Bereich Handel, Transport sowie im Bereich Freizeit und Gastronomie. Durchaus denkbar ist, dass für diese im November positive Rückpralleffekte gemeldet werden.
Beschäftigungsentwicklung nach ausgewählten Wirtschaftszweigen (in Tsd.):
Insgesamt (ohne Landwirtschaft)
Auf- bzw. Abbau
Oktober 2016
Durchschnitt seit
Januar 2015
Durchschnitt seit
März 2010
190
161
207
Bergbau
-2
-10
0
Bauwirtschaft
11
17
15
Verarbeitender Sektor
-9
-2
10
Handel, Transport und Versorger
13
35
36
1
Informationsdienste (Medien)
4
2
Finanzsektor u. Versicherungen
14
13
8
Unternehmensdienstleister
43
48
48
Gesundheits- und Bildungswesen
52
54
38
Freizeit und Gastronomie
10
30
33
Sonstige Dienstleistungen
6
6
5
19
13
-3
Staatsunternehmen
Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank
5.
Der Arbeitsmarktbericht unterstreicht die Notwendigkeit einer geldpolitischen Straffung. Üblicherweise beginnt
diese, sobald auch die Lohndynamik anfängt zu steigen. Gemessen an den durchschnittlichen Stundenlöhnen war dies Anfang
2015 der Fall. Das lange Zögern der Fed kann in den kommenden Jahren durchaus noch zu einem inflationären Problem werden. Vor diesem Hintergrund müsste eigentlich der schon von den FOMC-Mitgliedern vorbereitete Leitzinsschritt im Dezember
relativ sicher sein. Die Unsicherheit um diesen Schritt hat aber nicht aufgrund von makroökonomischen Datenveröffentlichungen zugenommen. Sie resultiert vielmehr aus der erhöhten Wahrscheinlichkeit von möglichen Finanzmarktturbulenzen nach
der Präsidentschaftswahl in der kommenden Woche. Sollte Donald Trump gewählt werden oder aber auch Tage nach
der Wahl keine Klarheit darüber bestehen, wer die Wahl gewonnen hat, dann wären durchaus erhebliche Marktschwankungen möglich, die die Fed zum Erneuten Innehalten veranlassen könnten. Andererseits sind mit diesem Ar-
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beitsmarktbericht die Indizien für eine Verknappung des Arbeitsangebots so offenkundig, dass auch ein schwächerer Arbeitsmarktbericht im Dezember die Fed vor einer Zinserhöhung nicht mehr abhalten sollte.
Autor:
Rudolf Besch
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