Makro Research Volkswirtschaft Aktuell Freitag, 2. Dezember 2016 USA: Beschäftigungsdynamik weiterhin ordentlich – Lohnentwicklung enttäuscht ‡ Der Arbeitsmarktbericht für November beinhaltete einen Beschäftigungsaufbau von 178.000 Stellen, einen Rückgang der Arbeitslosenquote auf 4,6 % sowie eine negative Überraschung bei den durchschnittlichen Stundenlöhnen. Diese sanken um 0,1% gegenüber dem Vormonat. Die Jahresveränderungsrate verschlechterte sich von 2,8 % auf 2,5 %. ‡ Der Arbeitsmarktbericht ändert nichts an unserer Einschätzung, dass die Fed im Dezember die Leitzinsen anheben wird. Der Blick richtet sich vielmehr schon auf das kommende Frühjahr. In den nächsten drei Monaten dürfte die Jahresveränderungsrate der durchschnittlichen Stundenlöhne nicht oberhalb von 3 % notieren können. Dies begrenzt die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Leitzinsschritts der Fed bereits im März. Die sehr niedrige Arbeitslosenquote bedeutet aber, dass man insbesondere aus Sicht der US-Rentenmärkte dieses Szenario nicht vollkommen ignorieren darf. 1. Der Arbeitsmarktbericht für November bot Licht wie auch Schatten: Der Beschäftigungsaufbau lag mit 178.000 Stellen im Rahmen der Erwartungen (Bloomberg-Umfrage: 180.000 Personen; DekaBank: 170.000 Personen) und entsprach damit fast dem bisherigen Jahresdurchschnitt. Die Revisionen der beiden Vormonate waren gegenläufig und glichen einander nahezu aus. Überraschend und deutlich sank die Arbeitslosenquote von 4,9 % auf 4,6 % (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 4,9 %). Dies ist das niedrigste Niveau seit August 2007. Seit mehreren Monaten war die Arbeitslosenquote höher, als es andere Arbeitsmarktindikatoren angedeutet hatten. Teilweise war hierfür der Anstieg der Partizipationsrate verantwortlich. Die Partizipationsrate sank im November von 62,8 % auf 62,7 % ebenfalls zum zweiten Mal in Folge und begünstigte damit einen Rückgang der Arbeitslosenquote, weil sich Personen enttäuscht vom Arbeitsmarkt zurückgezogen haben. Gleichwohl erklärt ihr Rückgang nicht gänzlich den deutlichen Abschlag bei der Arbeitslosenquote. 2. Das niedrige Niveau der Arbeitslosenquote ist ein Indiz für eine Angebotsverknappung am Arbeitsmarkt. Üblicherweise führt dies zu einer zunehmenden Lohndynamik. Tatsächlich ließ sich solch eine mit den Oktoberzahlen auch feststellen. Im November gab es nun aber einen unerwarteten Rücksetzer: Die durchschnittlichen Stundenlöhne sanken um 0,1% gegenüber dem Vormonat (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 0,2 %) und die Jahresveränderungsrate verringerte sich von 2,8% auf 2,5 %. Beschäftigungsentwicklung* Arbeitslosenquote und Partizipationsrate* 300 8,5 250 8,0 200 7,5 150 7,0 100 6,5 50 6,0 0 5,5 63,9 63,6 63,3 63,0 62,7 62,4 5,0 -50 Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov 15 15 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 Beschäft. (abs. Veränd.; l.S.) Privatwirtschaft 4,5 62,1 Jan Jul Jan Jul Jan Jul Jan Jul Jan Jul 12 12 13 13 14 14 15 15 16 16 Arbeitslosenquote (l.S.) *absolute Änderung gegenüber dem Vormonat in Tausend *in Prozent Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank Partizipationsrate (r.S.) Makro Research Volkswirtschaft Aktuell Freitag, 2. Dezember 2016 Durchschnittliche Stundenlöhne (mom)* Durchschnittliche Stundenlöhne (yoy)* 4,0 0,5 0,4 3,5 0,3 3,0 0,2 0,1 2,5 0,0 2,0 -0,1 -0,2 1,5 Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov 15 15 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 16 07 08 09 10 11 12 13 14 15 *Veränderung gegenüber dem Vormonat, in Prozent *Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat, in Prozent Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank 16 3. Der Blick auf die Wirtschaftszweige zeigt, dass der Beschäftigungsaufbau wie im Vormonat mehrheitlich nicht vom Durchschnitt seit Anfang 2015 abwich. Auffallend schwach war zum zweiten Mal in Folge nur die Beschäftigungsentwicklung im Bereich Handel, Transport. Es ist durchaus möglich, dass im nächsten Monat die Gesamtentwicklung durch diesen Bereich sehr stark nach oben verzerrt wird. Beschäftigungsentwicklung nach ausgewählten Wirtschaftszweigen (in Tsd.): Auf- bzw. Abbau November 2016 Durchschnitt seit Januar 2015 Durchschnitt seit März 2010 178 205 190 2 -9 0 Bauwirtschaft 19 18 15 Verarbeitender Sektor -4 -1 10 Handel, Transport und Versorger 3 33 36 -10 2 0 Insgesamt (ohne Landwirtschaft) Bergbau Informationsdienste (Medien) Finanzsektor u. Versicherungen 6 13 8 Unternehmensdienstleister 63 49 49 Gesundheits- und Bildungswesen 44 53 38 Freizeit und Gastronomie 29 30 33 Sonstige Dienstleistungen 4 6 5 22 13 -3 Staatsunternehmen Quellen: Bureau of Labor Statistics, DekaBank 4. Bereits im Vorfeld dieses Arbeitsmarktberichts galt eine Leitzinserhöhung der Fed im Dezember als nahezu sicher und auch wir gehen weiterhin von solch einem Schritt aus. Somit stellte sich aus Sicht der Rentenmärkte nur die Frage, ob möglicherweise das Szenario einer weiteren Leitzinserhöhung bereits im März kommenden Jahres an Wahrscheinlichkeit gewinnen würde. Denn in diesem Falle könnte sich der starke Renditeanstieg bei US-Staatsanleihen seit dem Wahlausgang Anfang des Monats noch weiter fortsetzen. Der Rückgang der Arbeitslosenquote spräche für solch ein Szenario – der Rückgang der Lohndynamik jedoch dagegen. Sicherlich ist die Lohndynamik von hoher Volatilität geprägt, sodass ein einzelner Monat nicht aussagekräftig ist. Insgesamt kann trotz des Rückgangs im November von einer anhaltend steigenden Lohndynamik gesprochen werden. Unterstellt man für die kommenden drei Monate (also bis zum Fed-Zinsentscheid im März) durchaus kräftige monatliche Zuwächse um 0,3 %, läge die Jahresveränderungsrate dann im Februar kommenden Jahres bei 2,9%. Dies Makro Research Volkswirtschaft Aktuell Freitag, 2. Dezember 2016 wäre für sich genommen aus Sicht einiger FOMC-Mitglieder sicherlich nicht hoch genug, um einen Leitzinsschritt im März zu rechtfertigen. Somit bleibt aus unserer Sicht ein Zinsschritt im März ein Risikoszenario, welches es aufgrund der niedrigen Arbeitslosenquote aber zu beachten gilt. Autor: Rudolf Besch Tel.: 069/7147-5468, E-Mail: [email protected]. Disclaimer: Diese Informationen inklusive Einschätzungen wurden von der DekaBank nur zum Zwecke der Information des jeweiligen Empfängers erstellt. Die Informationen stellen weder ein Angebot, eine Einladung zur Zeichnung oder zum Erwerb von Finanzinstrumenten noch eine Empfehlung zum Erwerb dar. Die Informationen oder Dokumente sind nicht als Grundlage für eine vertragliche oder anderweitige Verpflichtung gedacht. Auch eine Übersendung dieser Information stellt kein Angebot, Einladung oder Empfehlung dar. Diese Information ersetzt nicht eine (Rechts-, Steuer- und / oder Finanz-) Beratung. Jeder Empfänger sollte eine eigene unabhängige Beurteilung, eine eigene Einschätzung und Entscheidung vornehmen. 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