Wünsche ans Christkind_Kleine Zeitung 04.12.2015

26 | LESERFORUM
DEBATTE
HANS WINKLER
meint, dass die FPÖ in der Frage
der Migration überschätzt wird.
Worüber man auch reden muss
er Debattenbeitrag „Wiederentdeckung der Religionen“
des Dekans der Grazer Theologischen Fakultät hört dort
auf, wo er anfangen hätte sollen. Aber leider hat Professor
Esterbauer einen Gutteil seiner Zeilen dafür verbraucht,
sich an der FPÖ und deren unsäglichen Auslassungen über
Christentum, Islam und Nächstenliebe abzuarbeiten.
Das kommt davon, wenn man das Problem von Migranten
und Flüchtlingen, von Zuwanderung und Integration
ausschließlich als Gegensatz zwischen den guten Kräften
der Gesellschaft, die die Migranten willkommen heißen,
und der politischen „Rechten“ versteht. Letztere wird repräsentiert durch die hetzerische FPÖ, die eine verhängnisvolle
Polarisierung erzeuge. Gäbe es nur die FPÖ nicht, wäre
eigentlich alles gut. Damit wird freilich
Vieles kommt die FPÖ heillos über- und die Dimension
des Problems wird heillos unterschätzt.
davon, dass man Esterbauer bezieht sich dann auf die
das Problem von Erklärung des Zweiten Vatikanums über
die nichtchristlichen Religionen „nostra
Migranten als
aetate“, in der es heißt, die Kirche
begegne „den Muslimen mit WertschätGegensatz der
zung“, und richtet einen Aufruf an die
guten Kräfte und Katholiken,
„die Güter und Werte
der politischen anderer Religionen anzuerkennen, zu
wahren und zu fördern“. Ende der
,Rechten‘ verDebatte. Und hier nun die Fortsetzung:
steht.
Einen Tag bevor der Kommentar
erschien, wurde in Darmstadt ein muslimisches Ehepaar zu lebenslanger Haft verurteilt, weil es
seine 19-jährige Tochter ermordet hat. Auch die Mutter hat
an der Tat mitgewirkt. Das Mädchen hatte eine sexuelle
Beziehung, ohne verheiratet zu sein. Dadurch hatte sie nach
der Meinung der Eltern und deren muslimischer Gemeinde
die Ehre der Familie verletzt. Das Ehepaar stammt aus
Pakistan und lebt seit mehreren Jahrzehnten im Geltungsbereich des deutschen Grundgesetzes. Sehr erfolgreich war der
deutsche Staat also nicht bei der Vermittlung seiner Werte.
Was soll sich ein Österreicher – ob Sympathisant der FPÖ
oder nicht, spielt keine Rolle – nun denken? Soll er wirklich
eine Religion „anerkennen, wahren und fördern“, die Eltern
zu einer solchen Ungeheuerlichkeit bewegt?
an hört schon den Einwand, das seien ja nicht die „eigentlichen“ Werte dieser Religion. Aber woher wollen
wir das wissen und wo sind die Kriterien der Unterscheidung? Für die Eltern war die Ehre jedenfalls ein Wert, der sie
bis ans Äußerste gehen ließ. Und was sollen die Organe des
österreichischen Staates tun? Die Justiz hat es dabei am einfachsten: Sie urteilt nach dem Strafgesetzbuch, obwohl auch
das immer schwerer wird, weil ja zunehmend die Rücksicht
auf die „kulturellen Werte“ der Zuwanderer verlangt wird.
Aber was ist in der Schule, am Arbeitsplatz, in den Medien,
beim ominösen interreligiösen Dialog? Darf man darüber
reden oder ist das tabu, weil man damit ja die Polarisierung
fördern und der FPÖ in die Hände arbeiten würde?
Hans Winkler war Leiter der Wiener Redaktion der Kleinen Zeitung
D
„
“
KLEINE ZEITUNG
MITTWOCH, 9. DEZEMBER 2015
LESERFORUM | 27
KLEINE ZEITUNG
MITTWOCH, 9. DEZEMBER 2015
SO DENKEN SIE DARÜBER
Farben und eine Stimmung,
wie sie nur eine gewisse
Jahreszeit hervorbringt,
wenn die Morgennebel
sich lichten und die Sonne
über einem einsamen
Baum bei Bad Radkersburg
aufgeht
Böses Erwachen
für Steuerzahler
„Wie gewonnen, so zerronnen!“, sind unsere
Leser bezüglich der Steuerreform überzeugt.
„Steuerreform: Kurze Freude“, 5. 12.
un wurden die Vorteile für
die Steuerzahler aufgrund
der Steuerreform veröffentlicht. Es war nicht anders zu erwarten. Der Großteil der Lohnund Pensionsempfänger (weit
über 4,5 Millionen) wird mit einem geringen Betrag (weit unter
1000 Euro jährlich) abgespeist.
Ein geringer Teil (Großverdiener) bekommt natürlich das größere Stück vom Kuchen.
Für dieses Machwerk hat Herr
Schelling einige Monate gebraucht: „Nicht genügend!“, bitte
abtreten. Das Wirtschaftswachstum wird sich, wie prognostiziert, nicht erhöhen, da die Tarifund Gebührenerhöhungen die
geringfügige Steuerentlastung
wieder auffressen. Es wird sogar
sehr viele Fälle geben, wo die
Leute weniger netto im Börserl
haben werden. Ende Jänner wird
es ein böses Erwachen geben.
Die Arbeiterkammer und die
Gewerkschaften jubeln natürlich
über dieses Ergebnis, sind es
doch ihre Funktionäre, die in der
N
LIEBE IST . . .
oberen Lohnklasse angesiedelt
sind.
Josef Bauer, St. Stefan ob Leoben
Griff ins Geldtascherl
Das ist ein gesetzlich gedeckter
Griff ins Geldtascherl der Arbeitnehmer. Die von unseren Politikern hochgelobte Steuerreform
stellt sich bei näherer Betrachtung als nur kurzfristig wirksame
Luftblase dar. Durch die kalte
Progression (schneller steigende
Lohnsteuer als Lohnerhöhung)
wird in nur drei Jahren der „Erfolg“ aufgefressen sein.
Überdies hat der Staat von den
meisten unbemerkt bereits in den
Jahren 2010 bis 2013 einen Betrag
von ca. fünf Milliarden Euro
durch den gleichen Vorgang
„vorsorglich“ von uns kassiert.
Also den gleichen Betrag, den er
uns jetzt publikumswirksam zurückgibt!
Um diese unschöne Vorgangsweise ein für allemal zu beenden,
gäbe es ein wirksames Mittel.
Wie der Herr Finanzminister
selbst gesagt hat: „Wenn alle
Steuern zahlen würden, müssten
alle weniger Steuern zahlen!“
Josef Rosenberger, Sinabelkirchen
Die Kaufkraft stärken
M
© TMSI/DISTR. BULLS
LESER-REPORTER.
Dieses Foto übermittelte
uns Leser-Reporter
Wolfgang Löschnigg
aus Bad Radkersburg.
Wir danken herzlichst!
Werden auch Sie Leser-Reporter/-in:
E-Mail:
[email protected]
Mit dem Gelddrucken, dem Ankauf von Anleihen auf dem Sekundärmarkt, vornehm ausgedrückt, kann die Inflation nicht
auf die vorgegebenen, vereinbarten 1,9 Prozent angehoben werden, weil die Inflation nicht vom
Geld kommt. Sie kommt von der
Arbeit, dem Lohn, den Lohnstückkosten.
Warum Banker das nicht begreifen wollen, bleibt ein Rätsel.
Wozu also „druckt“ die EZB (Eu-
Ihre Leserbriefe richten Sie bitte an
HERTHA BRUNNER [email protected]
Fax: 0316/875-4034
per Post an Kleine Zeitung Leserbriefe,
Gadollaplatz 1, 8010 Graz
ropäische Zentralbank) Monat
für Monat 60 Milliarden Euro?
Sie will ja damit die Inflation befeuern, ihr Programm.
Die Inflation ist deshalb so
niedrig, weil die Löhne niedrig
sind. Weniger Lohn, weniger
Kaufkraft. So bricht eben die
Massenkaufkraft ein – und z. B.
der Zielpunkt weg! Und alle
(Wirtschaft, Politik, Medien)
schauen da weg, keiner will es
wirklich verstehen.
antwortung dafür übernommen
wird. Sollte dies nicht schnell geschehen, wird die Gerüchteküche weiter geschürt.
Theodor Arbeiter, St. Radegund
Klaus Hoffmann, Leoben
Bitte geben Sie immer Ihre genaue Wohnanschrift und
Telefonnummer an. Wir behalten uns Kürzungen vor.
Massenquartier
Patient bestimmt Sicherheit
„Polizeieinsatz bei Massenschlägerei“, 5. 12.
Elga: „Ein Gesundheits-Akt gegen den Papierkrieg“, 7. 12.
Eine private Firma und ein Beamter des Innenministeriums sollen
circa vierhundert Personen auf
engstem Raum beaufsichtigen.
Der Beweis, dass dies nicht funktionieren kann, ist nun erbracht
worden.
Das Erschütternde ist aber,
dass in einer Stadt, in der die
Sicherheit gegeben war, kein sozialer Unfrieden geherrscht hat,
nun bei der Bevölkerung Ängste
und Unsicherheit einkehren.
Es ist höchst an der Zeit, uns,
den Steuerzahlern, zu erklären,
was die Regierung vorhat, wie
diese vielen Menschen integriert
werden sollen, wo das Geld dafür
herkommt, und von wem die Ver-
Glaubt die Ärztekammer, dass
Patienten nicht selbst in der Lage
sind, ihre gespeicherten Daten zu
verwalten und zu schützen?
Wenn nicht, dann dürfte es auch
kein Netbanking geben.
Außerdem können Patienten
auch jetzt schon Befunde via
Webbrowser abrufen und auf
dem PC speichern. Ich praktiziere dies schon seit Jahren mit einem Grazer Diagnostikzentrum.
Ich bekam anfangs meine Zugangsdaten und kann seither zugreifen und die Röntgen-, CToder MR-Befunde abrufen und
speichern.
Wie sicher Befunde oder ein
Internet-Bankzugang sind, hängt
vom Patienten bzw. Nutzer ab.
Edeltraud Schebach, Graz
Gipsei für Hühner
„Reiher brütet auf Äpfeln“, 4. 12.
Dass man dieses Brutverhalten
bei Reihern bisher noch nicht beobachtet hat, ist schon möglich.
Bei frei laufenden Hühnern am
Bauernhof schaut es so aus: Die
Hühner suchen sich ein Versteck,
wo sie die Eier legen. Nimmt man
alle Eier weg, so suchen sich die
Hühner meist ein neues Platzerl,
an denen es am Bauernhof nicht
mangelt.
Um dies zu verhindern, lässt
man ein Ei im Nest oder ein Gipsei; aber ein kleiner Apfel tut es
meist auch. Bleibt ein Huhn auf
den Eiern sitzen, um zu brüten,
und will man dies nicht, nimmt
man die Eier weg und gibt ihm
ein oder mehrere Gipseier oder –
und das funktioniert auch - einige
grüne kleine Äpfel.
Auch Pingpong-Bälle wurden
schon bebrütet!
Ewald Kattinger, Söding
„Ich bin stolz auf den Mann!“
„Hirscher und die nächste Stufe“, 6. 12.
Was für ein verrücktes Rennen
und Wetter; das soll aber die Leistung von Marcel Hirscher nicht
schmälern!
Der Technik-Spezialist profitierte von seiner frühen Startnummer und gewann mit dem
Weltcup-Super-G in Beaver
Creek erstmals ein Speedrennen.
Nach 31 Weltcupsiegen feiert
Marcel Hirscher in Beaver Creek
seinen ersten Speed-Erfolg.
Ich bin sehr stolz auf den
jungen Mann und das, was er
geschafft hat. Wenn Marcel Hirscher so weitermacht, wird er
auch einmal eine Abfahrt gewinnen!
Wolfgang Gottinger, Graz
Aus dem Herzen gesprochen
LB „Wünsche ans Christkind“, 4. 12.
Herr Thurner, Sie sprechen mir
aus dem Herzen. Es ist einigen
Erwachsenen noch immer nicht
bewusst, dass sie Vorbilder für
unsere Kinder und Jugendlichen
sind und dass die Jugend das
Spiegelbild unserer Gesellschaft
ist.
Mathilde Fessler, Graz