NDR 2 Moment mal Montag – Freitag 18:15, Samstag & Sonntag 9:15 Uhr Klaus Böllert vom Erzbistum Hamburg Montag, 11. April 2016 ________________________________________________________________________________ Gestern Abend gab es auch einen guten Grund, voller Hochachtung Richtung Türkei zu schauen. Im Ersten im Weltspiegel oder heute eben in der Mediathek gibt es einen Beitrag über die Stadt Kilis. Die ist nur 10 Kilometer von Syrien entfernt. Vor dem Krieg in Syrien lebten dort 90.000 türkische Einwohner. Inzwischen 90.000 Türken plus 130.000 syrische Flüchtlinge. Und nur eine Minderheit von denen lebt im Camp, die meisten finden für eine geringe Miete bei den Einwohnern von Kilis Unterschlupf. Es ist zurzeit leicht, sich über den türkischen Präsidenten Erdogan lustig zu machen. Es ist leicht, sich stark zu fühlen, wenn man ihn und die Türken mit rassistischen Klischees überzieht, auch wenn Erdogan reichlich Angriffsfläche bietet und es reichlich ernsthafte Kritik an der Politik in der Türkei gibt. Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders aber nicht den Balken im eigenen Auge. Ein Satz von Jesus, der vor Häme und falscher moralischer Überlegenheit warnt. Den Splitter gibt es. Den Balken aber auch. Die Türkei hat etwa so viele Einwohner wie Deutschland, aber 2,5 Millionen, mehr als doppelt so viele Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Vielleicht soll die Häme ja auch nur das eigene schlechte Gewissen übertönen, weil Europa die Grenzen für Flüchtlinge dichtgemacht hat. Katholisches Rundfunkreferat – www.ndr.de/kirche
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