Dax 9692.82 -0.88% E-Stoxx 50 3002.01 -0.63% Dow Jones 16964.17 -0.64% S&P 500 1982.20 -0.98% Euro/Dollar 1.1007$ -0.06% Euro/Yen 123.94¥ -0.82% Brentöl 38.87$ -3.33% Gold 1261.85$ -0.43% Bund 10J. 0.182% -0.042PP US Staat 1.825% -0.080PP Stand: 22h00 G 02531 NR. 48 / PREIS 2,80 € MITTWOCH, 09. MÄRZ 2016 DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG 2 THEMEN DES TAGES Der US-Konzern Amazon drängt ins Paketgeschäft. In München hat die Deutsche Post fast ein Drittel des Marktanteils verloren. Post-Chef Appel beobachtet den neuen Konkurrenten intensiv. Amazon-Lieferung (Montage): Erfolgreiches Pilotprojekt. Shutterstock [M] Handelsblatt GmbH Abonnentenservice Tel. 0800–0002053 (gebührenfrei innerhalb Deutschland), Fax 0211 887 3605, [email protected] Monatsabonnements: Handelsblatt Print: 60,00 Euro Handelsblatt Print + Digitalpass: 66,99 Euro Belgien 3,50 € Frankreich 3,90 € Großbritannien 3,40 GBP Luxemburg 3,50 € Niederlande 3,50 € Österreich 3,50 € Polen 21,50 PLN Schweiz 5,50 CHF Tschechien 130,00 CZK Ungarn 1200,00 FT F rank Appel ist verhalten optimistisch. „Das ist eine Herausforderung und weckt zugleich unseren sportlichen Ehrgeiz“, kommentierte der Chef der Deutschen Post kürzlich den Vorstoß seines Großkunden Amazon, Pakete selbst zuzustellen. Er wisse sehr genau, sagte er dem Handelsblatt, wie anspruchsvoll dieses Geschäft sei. Amazon schreckt vor dieser Herausforderung jedenfalls nicht zurück. In München hat der US-Versandhändler ein erstes Pilotprojekt zum Angriff auf die Deutsche Post gestartet – offenbar mit Erfolg. „Die Mengen, die DHL an unsere Poststellen liefert, sind um 25 bis 30 Prozent eingebrochen“, berichtet Ekkehard Hahn. Der Unternehmer aus Frankfurt ist Chef der Dienstleistungsfirma Mail Professionals, die bundesweit Poststellen für Firmenkunden betreibt. Der DHL-Rückgang, sagt er, gehe allein auf das Konto des „Amazon-Lieferdienstes“. Mit dem neuen Anbieter stellt das Internetkaufhaus Bestellungen nun selbst zu. Die Deutsche Post kommentiert die Zahlen nicht. Der Wettkampf um den Paketdienst in Deutschland könnte noch härter werden. Bisher sind es erst 240 Lieferwagen von sechs Subunternehmen, die der US-Konzern in München im Einsatz hat. Dabei wird es kaum bleiben. „Wir wissen, dass wir Logistik sehr gut können“, sagte Amazons Europa-Logistikchef Roy Perticucci im Interview mit dem Handelsblatt. „Warum sollten wir daraus also nicht ein Infrastruktur-Angebot machen, das andere nutzen können?“ Entscheidet Amazon-Chef Jeff Bezos, das Pilotprojekt in ganz Deutschland auszurollen, droht dem Großkunden Deutsche Post im boomenden Paketgeschäft ein herber Rückschlag. Der Marktanteil von fast 50 Prozent wäre kaum zu halten. Denn heute versendet Bedeutung wächst DHL-Paketumsatz in Mrd. Euro* 4,48 Mrd. € 4,01 Anteil am Konzernumsatz 9,7 % 10,2 % 2014 2015 9 Monate 9 Monate *inkl. E-Commerce und Ausland Handelsblatt | Quelle: Unternehmen Angriff auf die Post Jens Koenen, Joachim Hofer, Christoph Schlautmann Frankfurt, Luxemburg, Düsseldorf das US-Onlinekaufhaus von den 1,15 Milliarden Paketen, die Deutschlands Haushalte jährlich erreichen, nahezu jedes siebte vorzugsweise mit der Post. Appel dürfte das Beispiel Großbritannien Warnung genug sein. Auf der Insel hatte ein ähnlicher Angriff Amazons 2014 zur Folge, dass der angestammte Pakettransporteur Royal Mail seine Wachstumsprognose halbieren musste. Aufsichtsrat und Vorstand beobachten die Pläne des neuen Konkurrenten genau, berichten Insider. Die Führungsgremien der Deutschen Post wollen die weitere Entwicklung „intensiv beobachten“, konkrete Maßnahmen seien in der nächsten Zeit nicht geplant. Noch verlasse man sich auf die eigene Stärke, heißt es im Konzern. Doch es wäre gefährlich, Amazon zu unterschätzen. Schwerpunkt Seiten 4, 5 Kassenärzte im Visier der Wirtschaftsprüfer Die Aufsicht über Deutschlands mächtigste Ärzteorganisation, die Kassenärztliche Bundesvereinigung, wird verschärft. Auf Betreiben von Gesundheitsminister Gröhe sollen Zwangsgelder verhängt werden, wenn Vorgaben der Aufsicht nicht umgesetzt werden. Wirtschaftsprüfer sollen die Finanzen kontrollieren. Seite 9 Experten sehen Chinas Wachstumsziel in Gefahr Der Außenhandel der zweitgrößten Volkswirtschaft ist im Februar unerwartet stark eingebrochen. Auch das Wachstum des weltgrößten Automarkts schwächte sich weiter ab. Experten gehen davon aus, dass Peking ohne Konjunkturprogramme sein Wachstum nicht stabilisieren kann. Seite 11 Ein gespaltener Konzern probt den Neuanfang 20 000 Mitarbeiter erleben auf der VW-Betriebsversammlung einen geteilten Konzern. Auf der einen Seite Konzernchef Matthias Müller, der die Mitarbeiter beruhigen will. Auf der anderen der von BMW eingekaufte Markenchef Herbert Diess, der mit aller Kraft die schwache Marge aufmöbeln will. Seite 14 Bad Bank für private Banken Der Bundesverband deutscher Banken kann mit der EIS Einlagensicherungsbank flexibler und früher eingreifen, sollten Mitglieder in eine Schieflage geraten. Zudem kann das neue Institut Geldhäuser technisch abwickeln, die der Einlagensicherungsfonds stützen musste. Seite 28 ANZEIGE Hohe Forderungen der Türkei Politiker warnen vor zu großen Zugeständnissen an Ankara. D ie Forderungen der türkischen Regierung auf dem Gipfel mit der EU haben in der Großen Koalition für Unmut gesorgt. Politiker von Union und SPD warnten davor, einen zu hohen Preis für das türkische Engagement bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise zu zahlen. Das Land sei nicht „in dem Zustand“, in die EU aufgenommen zu werden, sagte SPD-Chef Sigmar Gabriel. Auch für Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ist ein EU-Beitritt die „rote Linie“. Der türkische Premier Ahmet Davutoglu hatte überraschend hohe Bedingun- gen für die Unterstützung seines Landes bei der Aufnahme von Flüchtlingen gestellt. Unter anderem forderte er sechs statt der zugesagten drei Milliarden Euro Hilfszahlungen durch die EU, zudem sollten die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei beschleunigt werden und Türken schneller als geplant Visafreiheit erlangen. Für Flüchtlinge, die Ankara aus Griechenland zurücknimmt, sollten die EU-Staaten der Türkei zudem Flüchtlingskontingente abnehmen. Waren sich die EU-Länder auf dem Gipfeltreffen noch uneins über den Um- gang mit der Türkei, schaffen einige nun umso schneller Tatsachen: Am Dienstagabend verkündeten Slowenien und Serbien, ab Mittwoch ihre Grenzen für Menschen ohne Pässe oder gültige Papiere zu schließen. Damit riegeln sie die Balkanroute für Flüchtlinge weiter ab, über die im vergangenen Jahr mehr als eine Million Menschen nach Westeuropa gelangten. Kroatien, das zwischen Serbien und Slowenien liegt, will offenbar nachziehen und dieselbe Regelung anwenden. HB Berichte, Leitartikel Seiten 6, 7, 12 © Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an [email protected].
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