Handelsblatt - Die Onleihe

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Stand: 22h00
G 02531 NR. 94 / PREIS 2,80 €
MITTWOCH, 18. MAI 2016
DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG
2
Die Aufholjagd
THEMEN DES TAGES
Amazon hat Deutschlands größten Versandhändler in die Digitalisierung getrieben.
Jetzt kündigt Michael Otto im Handelsblatt die zweite Welle der Erneuerung an:
„Wir brauchen eine Kultur des Scheiterns und müssen noch schneller werden.“
Wenn Sozialministerin Andrea
Nahles am Mittwoch mit Jugendorganisationen über die Rente von
morgen diskutiert, wird es auch
um eine Stabilisierung des Leistungsniveaus gehen. Die ist aber
nur zu Milliardenkosten zu haben,
zeigt eine neue IW-Studie. Seite 8
Rentenniveau
einzufrieren wird teuer
C. Kapalschinski, T. Tuma
Hamburg
Michael Otto auf dem
Balkon seines Büros
in der Hamburger
Zentrale: Weitsichtiger
Hanseat.
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Die erste große Wirtschaftskonferenz der OSZE soll die Handelsbeziehungen zwischen Europa, Asien
und Amerika stärken, wie Außenminister Steinmeier dem Handelsblatt sagte. Neben Dax-Managern
nehmen Politiker und Wirtschaftsvertreter aus allen 57 OSZE-Staaten, darunter auch Russland, an
dem Treffen in Berlin teil. Seite 9
Johannes Arlt für Handelsblatt
Umsatz in Mrd. Euro
Deutschland
1 335
Welt
679
62
40
2014
2020
Handelsblatt
Quelle: Statista
neuerung ist der am Dienstag verkündete Wechsel an der Spitze: Otto-Group-Chef Hans-Otto Schrader
macht Ende des Jahres Platz für
Konzernvorstand Alexander Birken. „Das bedeutet auch einen Generationswechsel“, erklärt Otto. „Wandel muss heute permanent stattfinden“ – von der
Führungskultur bis zu Gestaltungs-
fragen in den Büros, fordert er. Der
gesamte Konzern müsse „noch
schneller werden“. Manager Birken ist dafür verantwortlich, dass
das wichtigste Segment der Gruppe, der in Otto.de umgetaufte OttoVersand, inzwischen mehr als 90
Prozent ihres Umsatzes im Netz erwirtschaftet.
„Amazon ist in der gesamten Abwicklung perfekt“, gibt Otto zu.
Das müsse man „neidfrei anerkennen“. „Aber wir sind dank unserer
vielfältigen Modeangebote emotionaler, femininer, weniger technisch
ausgerichtet. Das ist unsere Stärke“, sagt er. Dabei kommt Otto das
überholt geglaubte Erbe als Filialist
zugute: Stationäre Händler wie
Sport Scheck profitieren vom Onlinehandel. Nach einer komplizierten
IT-Umstellung kann die Sportkette
nun nahtlos aus ihren Filialen liefern. Und noch einen weiteren Vorteil hat Otto gegenüber Amazon: Ein
Großteil des Gewinns kommt aus
Kundenfinanzierungen durch den
konzerneigenen Finanzdienstleister
Eos. Schon in Katalogzeiten bot Otto Ratenzahlung an – und führt das
auch im Digitalzeitalter weiter.
Interview mit Michael Otto
Seiten 4 bis 7
EU irritiert mit Atomplänen
Wirtschaftsminister Gabriel nennt Brüsseler Subventionsvorhaben „absurd“.
Thomas Ludwig, Dana Heide
Brüssel, Berlin
D
OSZE-Staaten wollen
Handel ausbauen
E-Commerce
Prognose
Monatsabonnements:
Handelsblatt Print: 60,00 Euro
Handelsblatt Print + Digitalpass: 66,99 Euro
Belgien 3,50 € Frankreich 3,90 € Großbritannien 3,40 GBP
Luxemburg 3,50 € Niederlande 3,50 € Österreich 3,50 €
Polen 21,50 PLN Schweiz 5,50 CHF Tschechien 130,00 CZK
Ungarn 1200,00 FT
Z
u alt, zu groß, zu unflexibel – noch vor wenigen
Jahren hatte die E-Commerce-Szene Michael Otto und das von seinem Vater Werner 1949 gegründete Versandhaus-Imperium abgeschrieben. Nach den Pleiten anderer Traditionsmarken wie Neckermann
und Quelle schien es nur noch eine
Frage der Zeit, bis auch der OttoVersand Hamburg Geschichte sein
würde.
Doch Michael Otto kämpfte –
und hat inzwischen im Kampf gegen übermächtige Konkurrenten
wie Amazon durchaus Erfolge vorzuweisen. Der Wandel des Familienunternehmens vom klassischen
Katalogversand zum Internetkonzern ist voll im Gange. Knapp zwei
Drittel seines weltweiten Einzelhandelsumsatzes von zuletzt 9,9
Milliarden Euro erzielt die Otto
Group inzwischen mit Onlinebestellungen.
Doch der Druck von Amazon –
der US-Konzern setzt allein in
Deutschland zehn Milliarden Euro
um – lässt nicht nach. Und so sieht
sich der 73-jährige Michael Otto gezwungen, die Digitalisierung noch
konsequenter als bislang voranzutreiben. In Teilen der Gruppe haben wir „noch Nachholbedarf in
Sachen E-Commerce“, sagte Otto
im Gespräch mit dem Handelsblatt. Und ergänzte: „Wir brauchen
eine Kultur des Scheiterns.“
Ein wichtiges Element bei der Er-
er deutschen Bundesregierung muss es wie
ein schlechter Scherz vorgekommen sein.
Während hierzulande Energieversorger
wie RWE und Eon wegen der Abkehr von der
Atomkraft mit immer schlechteren Unternehmenszahlen zu kämpfen haben, denkt die EU darüber nach, wie man die Technologie fördern
kann. In einem Diskussionspapier wirbt sie dafür,
dass EU-Mitglieder stärker zusammenarbeiten sollen, um die „technologische Führungsposition im
Nuklearbereich“ zu erhalten, wie es in dem Papier
heißt. Dafür solle auf EU-Mittel zugegriffen werden, etwa den Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI) oder den Europäischen
Struktur- und Investitionsfonds (ESIF).
Die Empörung in Deutschland war groß, als das
Papier am Dienstag bekannt wurde. „Es ist schon
absurd, darüber nachzudenken, wie man eine der
ältesten Technologien, die wir zur Energieerzeugung in Europa nutzen, erneut mit Subventionen
ausstatten will“, sagte Bundeswirtschaftsminister
Sigmar Gabriel (SPD) am Dienstag in Brüssel. Dies
wäre „der völlig falsche Weg“. Das Papier der EU-
Kommission sei „nicht unter Zutun von Deutschland entstanden“. Auch Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) kritisierte die Forderung der
EU-Kommission: „Das ist eine verrückte und unverantwortliche Idee.“
Die EU-Kommission versuchte zu beschwichtigen. Das Papier stelle eine Diskussionsgrundlage
dar und spiegele nicht die Position der EU-Kommission wider, sagte eine Sprecherin. Ob ein EUStaat Atomkraft nutzen wolle, bleibe seine Entscheidung.
Bericht Seite 10
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Hudson‘s Bay expandiert
in die Niederlande
Der kanadische Handelskonzern
nutzt seine deutsche Tochter Galeria Kaufhof, um neue Märkte in Europa zu erobern. Die geplanten 20
Warenhäuser für die Niederlande
sollen aus der Kölner Zentrale gesteuert werden. Doch Experten
halten den Schritt für durchaus riskant und warnen vor zu großer Euphorie. Seite 16
Diess gegen Osterloh:
Machtkampf bei VW
VW-Markenchef Herbert Diess und
Betriebsratsboss Bernd Osterloh
rangeln um den Umbau der Kernmarke. Der Ausgang des Konflikts
ist entscheidend für die Zukunft
des Wolfsburger Autoherstellers.
Seite 18
„Es kann nicht ewig
Negativzinsen geben“
Rückendeckung für Mario Draghi:
Der Gouverneur der italienischen
Notenbank, Ignazio Visco, verteidigt im Interview mit dem Handelsblatt das Ankaufprogramm der
EZB. Eine Deflation sei „das
Schlimmste, was uns passieren
kann“. Italien sieht er auf gutem
Weg, auch beim Abbau der faulen
Kredite. Seite 28
Kreditplattformen
werben um Vertrauen
Während Lending Club durch Unregelmäßigkeiten bei der Kreditvergabe ins Visier der US-Ermittler
gerät, brüsten sich deutsche Anbieter mit Selbstregulierung und
gründen einen neuen Verband.
Seite 34