Neueste tagesaktuelle Berichte ... Interviews ... Kommentare ... Meinungen .... Textbeiträge ... Dokumente ... MA-Verlag SOZIALWISSENSCHAFTEN Elektronische Zeitung Schattenblick Sonntag, 19. April 2015 China baut seine Position im Südchinesischen Meer aus Manila über Pekings Rollfeldbau auf den SpratlyInseln erzürnt (SB) Auf die Veröffentlichung er- ster Satellitenbilder vom Bau einer Start- und Landebahn durch die Streitkräfte der Volksrepublik China auf dem Riff Fiery Cross, das zur Gruppe der Spratly-Inseln gehört, hat die Regierung der Philippinen mit Empörung reagiert. Präsident Benigno Aquino hat vor einem militärischen Konflikt geKrieg um die Köpfe - Renaissance warnt. Sein Außenminister Albert del Rosario hat den Verbündeten der Gewaltpsychiatrie ... USA öffentlich um zusätzliche Dr. Almuth Bruder-Bezzel im Unterstützung gebeten. Peking hat Gespräch Ärzte und Therapeuten Maschi den Vorwurf Manilas, die Volksrepublik provoziere im Südchinesinengewehre hinter der Front Interview am 7. März 2015 an der schen Meer einen Krieg, zurückgewiesen und die Philippinen aufFreien Universität Berlin gefordert, die "territoriale Souve(SB) Dr. Almuth Bruder-Bezzel ist Diplom-Psychologin und Psycho- ränität" Chinas zu respektieren. analytikerin in eigener Praxis sowie Tatsächlich herrscht unter den AnDozentin, Lehranalytikerin und Su- rainerstaaten des Südchinesischen pervisorin am Alfred-Adler-Institut Meers - China, Taiwan, die Philipin Berlin. Sie hat zahlreiche wissen- pinen, Brunei, Malaysia und Vietschaftliche Arbeiten, ... (Seite 2) nam - seit Jahren große Uneinigkeit, was den Umfang ihres jeweiligen Territoriums betriff. Es überSPORT / BOXEN schneiden sich nicht nur die exklusiven Wirtschaftszonen, deren Erstaunliche Wende trägt die Grenzen nach internationalem Handschrift Al Haymons Recht 200 Seemeilen entfernt parKampf zwischen Kowaljow und allel zur Festlandsküste verlaufen, Stevenson in weite Ferne gerückt sondern es gibt unzählige kleine (SB) Der mit Abstand bedeutendste Inseln und Riffe, auf die gegenKampf im Halbschwergewicht sätzliche Besitzansprüche erhoben zwischen den Weltmeistern Sergej werden. Besonders erbittert wird Kowaljow (WBA, WBO, IBF) und um die Spratly-Inseln - eine breitAdonis Stevenson (WBC) ... (S. 8) gestreute Ansammlung von rund 450 Atollen und Riffen - gestritten. China erhebt Besitzansprüche auf die ganze Gruppe, während Taiwan, die Philippinen, Malaysia, Vietnam und Brunei jeweils einen Teil der Inseln beanspruchen. Auf über 40 der unbewohnten Eilande sind Marinesoldaten stationiert. Die Bilder vom neuem Rollfeld auf Fiery Cross Reef hatte die renommierte britische Militärzeitschrift Jane's Defence Weekly am 16. April veröffentlicht. Sie waren am 23. März von Kameras eines kommerziellen Satelliten des Airbus-Konzerns aufgenommen worden. Fiery Cross ist eines von sieben Riffen in der Spratly-Gruppe, welche seit vergangenem Jahr die Volksrepublik mittels Sandaufschüttung zu richtigen kleinen Inseln aufbaut, um darauf Hubschrauberlandeplätze, Häfen und andere Anlagen zu errichten. Bisher haben die chinesischen Behörden die Maßnahmen mit der Notwendigkeit des Ausbaus von Forschungs- und Seerettungseinrichtungen begründet. Die von Jane's veröffentlichten Bilder sprechen jedoch eine andere Sprache. Auf dem Riff Fiery Cross befindet sich inzwischen ein Rollfeld, das im vergangen August noch nicht existierte und jetzt eine Länge von rund 3000 Metern aufweist. Damit eignet es sich für die Nutzung durch die meisten Flugzeugtypen. Elektronische Zeitung Schattenblick Da die Spratlys zu klein sind, um SOZIALWISSENSCHAFTEN / REPORT / INTERVIEW eine touristische Erschließung mit Hotels und allem, was dazu gehört, zu rechtfertigen, kommt nur der Krieg um die Köpfe - Renaissance der Gewaltpsychiatrie ... militärische Gebrauch in Frage. In einem Artikel, der am 17. April bei der New York Times erschienen ist, hat Peter Dutton, Professor für strategische Studien am Naval War College in Rhode Island die Nachricht von der Errichtung eines derart langen Rollfelds auf den Spratly-Inseln durch die Volksrepublik China als ein "großes strategisches Ereignis" bezeichnet. "Um die Kontrolle über ein Seegebiet zu haben, muß man erst die Lufthoheit haben", so Dutton. James Hardy, Asien-Pazifik-Redakteur von Jane's Defence Weekly, gab gegenüber der New York Times die Einschätzung ab, Fiery Cross Reef solle den chinesischen Streitkräften künftig als Befehlsund Kontrollzentrum dienen. Seit die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton 2011 die ungehinderte Schiffahrt durch das Südchinesische Meer zu einem "Nationalinteresse" der USA erklärte, befinden sich die Vereinigten Staaten und die Volksrepublik auf Kollisionskurs. Bislang hat keiner der beiden Seiten etwas unternommen, um die Konfrontation zwischen alter und neuer Supermacht entscheidend zu entschärfen. Tatsächlich muß man den Ausbau der chinesischen Position auf den Spratly-Inseln als Reaktion Pekings auf die verstärkte Verlegung amerikanischer Militärkontingente in den ostasiatischen, westpazifischen Raum in den vergangenen Jahren - wofür die Dauerstationierung von 2500 US-Marineinfanteristen im nordaustralischen Darwin nur ein Beispiel von vielen ist - sehen. http://www.schattenblick.de/ infopool/politik/redakt/ asie822.html Seite 2 Dr. Almuth Bruder-Bezzel im Gespräch Ärzte und Therapeuten Maschinengewehre hinter der Front Interview am 7. März 2015 an der Freien Universität Berlin (SB) Dr. Almuth Bruder-Bezzel ist Diplom-Psychologin und Psychoanalytikerin in eigener Praxis sowie Dozentin, Lehranalytikerin und Supervisorin am Alfred-Adler-Institut in Berlin. Sie hat zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten, Vorträge und Buchveröffentlichungen vor allem zur Geschichte und Theorie der Individualpsychologie Alfred Adlers vorgelegt, daneben zusammen mit Klaus-Jürgen Bruder Publikationen zur Jugendkultur. Zudem hat sie Aufsätze und Vorträge zum Themenbereich Psychoanalyse und Arbeitslosigkeit sowie Prekariat veröffentlicht. Auf dem diesjährigen Kongreß der Neuen Gesellschaft für Psychologie (NGfP) hielt sie einen Vortrag zum Thema "Traumatherapie als Kriegsdienst. Zur Geschichte der Militärpsychiatrie und Psychotherapie." gen heilbar seien und die Soldaten durch eine Psychotherapie wieder einsatzfähig würden. Wie die Geschichte der deutschen Militärpsychiatrie und -psychotherapie seit dem Ersten Weltkrieg belegt, war die Indienstnahme der Medizin für den Krieg unzweifelhaft. Diese Geschichte müsse erzählt werden, da sie sich wiederholt hat und in Zukunft wiederholen könne, so die Referentin. Die Vertreter der genannten Berufsstände hätten sich in allen Kriegen stets staatstreu, nationalistisch, antirevolutionär und antidemokratisch den herrschenden Interessen unterworfen. Die Behörden und Militärs stellten nicht die Ärzteorganisationen unter Befehl, es waren vielmehr diese selbst, die ihre Dienste von sich aus anboten und zu größerer Schärfe gegen Patienten und sogeWie die Referentin eingangs aus- nannte Simulanten drängten. führte, trat im September 2013 eine Vereinbarung zwischen der Psycho- Dabei standen die wissenschaftlitherapeutenkammer und der Bun- chen Debatten und Theorien von deswehr in Kraft, die eine Psycho- Traumen und Kriegsbeschädiguntherapie für Soldaten in privaten gen wie auch die Ziele und MethoPraxen im Erstattungsverfahren er- den der Traumabehandlung ganz im möglicht. Dies ist mit Fortbildun- Dienst der Kriegsführung. Je längen verbunden, die eine positive ger, verlustreicher und aussichtsloEinstellung zur Bundeswehr ver- ser der Krieg wurde, desto mehr mitteln sollen. Solche Veranstaltun- stieg der Druck auf die Soldaten, an gen finden innerhalb der Kaserne die Front zurückzukehren, und destatt und sind gut besucht. Dagegen sto weniger wurden sie entschädigt. haben die Teilnehmenden am Der Krieg wurde zum Lehrmeister NGfP-Kongreß im März 2014 pro- der Psychiatrie und bot ihr die testiert, weil sie darin eine kritiklo- Chance, als Wissenschaft und Prose Unterstützung der Kriegspolitik fession anerkannt zu werden. Sie sahen. Der Kammerpräsident, Prof. trug entscheidend zur PathologisieRichter, habe versprochen, daß rung sozialer Probleme und UmPosttraumatische Belastungsstörun- deutung struktureller Krisenphänowww.schattenblick.de So, 19. April 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick mene in medizinische Krankheitsbilder bei. Die Medizinpsychiatrie orientierte sich stets an den Vorgaben des Staates, nicht jedoch an den Erfordernissen der Patienten. Der Erste Weltkrieg wurde häufig als das traumatische Erlebnis des Frontsoldaten geschildert, analysiert, dokumentiert und künstlerisch verarbeitet. Schwere traumatische Reaktionen traten bereits ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn auf und wuchsen rasant an. Schätzungen gehen von 200.000 deutschen Kriegsneurotikern aus. Der organische Ansatz des Traumas ging von einer Verletzung des Zentralnervensystems als "Granatschock" oder "Schreckneurose" aus und behandelte diese mit Erholung und Bäderkuren, schrieb Soldaten dienstunfähig und befürwortete Entschädigungen. Das massenhaften Auftreten von Kriegsneurosen beförderte jedoch eine andere Erklärung, die an die Erfordernisse der Kriegsführung angepaßt war. So wurde die organische Theorie ab 1916 zugunsten der psychologischen und soziologischen Erklärung zurückgedrängt, die Wiedereinsatzfähigkeit durch Behandlung versprach. Die sogenannten Psychogeniker diagnostizierten Hysterie, die Ausdruck einer schlechten psychischen Disposition oder Willensschwäche sei. Das äußere Trauma wurde entweder geleugnet oder nur als Auslöser mit geringer Bedeutung angesehen. Das galt jedoch nur für einfache Soldaten, denn bei Offizieren sprach man von Neurasthenie oder Erschöpfungssyndrom und erklärte dies mit erhöhter Verantwortung. Die soziologische Erklärung fügte das Begehren von Entschädigung und Rente hinzu und sprach von Flucht in die Krankheit oder Kriegsunlust. So dämmten die Ärzte Rentenansprüche ein und versuchten, die Geschädigten haftbar zu machen. Bei der Musterung hatSo, 19. April 2015 te man anfangs die sogenannten Psychopathen zurückgewiesen, später verfuhr man umgekehrt: Sie wurden als Kanonenfutter an die Front geschickt, um die sogenannten wertvollsten Mitglieder der Gesellschaft nicht weiter zu verheizen. Dennoch klagten die Psychiater zu Ende des Krieges, daß dieser eine negative Auslese hervorgebracht habe. Die Behandlung der Kriegsneurosen war brutal, was sich noch steigerte, je aussichtsloser der Krieg wurde. Den Ärzten war alles erlaubt, sie trieben die Soldaten mit Angst und Schrecken an die Front zurück. Folterbehandlungen wie Isolation, Deprivation, Elektroschocks, Erstickungsangst, Erniedrigung, Zwangssuggestion und Zwangsexerzieren waren gang und gäbe. Der Arzt sollte den Willen zur Gesundheit erzwingen, Heilung möglichst in einer Sitzung herbeiführen. Die Ärzte waren die Maschinengewehre hinter der Front, wie Adler (1919) und Freud (1920) es ausdrückten. Die Erfolge waren jedoch äußerst beschränkt, da nur eine verschwindende Anzahl behandelter Soldaten 1918 noch die Frontdiensttauglichkeit erreichte. sche Konferenz unter Anwesenheit hoher militärischer Gäste statt. Alle führenden Analytiker waren dienstverpflichtet und hatten leitende Positionen in Speziallazaretten eingenommen. Sie stuften Kriegsneurosen als Angst- oder Konversionshysterie auf Grundlage narzistischer Selbstliebe ein, die in einen infantilen Narzismus ausarte. Dabei sei das primäre Krankheitsmotiv das Vergnügen, im sicheren Hort der kindlichen Situation zu verbleiben, was eine bedingungslose Hingabe zugunsten der Gesamtheit verhindere und die Bereitschaft zum Töten und Sterben ausschließe. Im NS-Staat standen die Militärpsychiater bald wieder stramm, um den kommenden Krieg vorzubereiten. Ab 1934 wurde die Militärärztliche Akademie mit Wehrpsychiatrie und -psychotherapie aufgebaut, ab 1937 folgten die beratenden Militärpsychiater, die meistens prominente Ordinarien waren. AufTagungen wurden Maßnahmen gegen Psychopathen, Asoziale, Gemeinschaftsschädlinge diskutiert. Zu diesen Maßnahmen gehörten Meldepflicht, Arbeitsdienst, Sterilisation und Vernichtung im KZ. Zwischen 1933 und 1939 wurde ein Großteil dieser ReAngesichts dieses Mißerfolgs bot pression unter maßgeblicher Hilfe sich die Psychoanalyse als Retterin der Psychiater praktisch umgesetzt. in der Not an. Wie sich zu Ende des Krieges zeigte, unterschieden sich Im Zweiten Weltkrieg traten die die Psychoanalytiker in den Dia- Kriegsneurosen zuerst langsam und gnosestellungen und Zielen nicht weniger heftig auf. Erst ab 1940 gab von den Psychiatern, wenngleich es die klassischen Symptome wie ihre Behandlungen milder waren. Kriegszitterer oder psychogene Auch sie leugneten den Kausalzu- Überlagerungen von realen Versammenhang und eine direkte Pa- wundungen, was allerdings auch die thogenese durch das Trauma und Folge leistungssteigernder Aufgriffen statt dessen auf eine persön- putschmittel wie Pervitin und Preliche Disposition in der Kindheit ludin war, die man den Soldaten zurück, die der Krieg nun aktiviert verabreicht hatte. Ab Frühjahr 1941 habe, und auch sie sparten nicht mit löste die Vorbereitung des Angriffs der Bezichtigung von Kriegsneuro- auf die Sowjetunion große Furcht tikern. Als Ende September 1918 aus. Im russischen Winter 1941 und alle Zeichen auf ein Ende des Krie- 1942, dann in Stalingrad 1942/43, ges und einen pazifistischen Um- stiegen die Zahlen der schweren sturz hinwiesen, fand in Budapest Symptome wie auch der Verweigeeine internationale psychoanalyti- rungen, Selbstverstümmelungen www.schattenblick.de Seite 3 Elektronische Zeitung Schattenblick und Selbsttötungen. Dies steigerte sich noch in den letzten Kriegsjahren. Bis 1944 waren es schätzungsweise 20.000 Kriegsneurotiker, um die Jahreswende 1944/1945 über 100.000. Aufgrund des Mißerfolgs der harten Methoden und aus Angst vor Revolten waren die NS-Behörden zunächst vorsichtiger als die Psychiater selbst. Zudem sorgte die biologische Ausrichtung der Medizin für eine gewisse Abgrenzung von den Neuropsychiatern. Mit den Rückschlägen an der Ostfront und der Barbarisierung des Krieges endete diese Zurückhaltung. Nun wurden wieder aggressive Methoden wie Insulinschock, Krampfbehandlung und Elektroschock eingesetzt. Ab 1942 wurde die Meldepflicht für psychogene Reaktionen eingeführt, 1945 eine Politik der Furcht durchgesetzt: Speziallazarette, Strafbataillone, KZ, Todesurteil, woran Kriegspsychiater maßgeblich beteiligt waren. Zwischen Januar 1944 und April 1945 wurden schätzungsweise 13.000 Todesurteile wegen Wehrkraftzersetzung ausgesprochen. Die hohe Zunahme der affektiven Störungen, die Häufung der Therapieresistenzen und die der Selbstverstümmelungen zeigt, daß die Neuropsychiater mit ihren brutalen Methoden erneut versagten: Der Schrecken der Therapie konnte den Schrecken der Front nicht übertreffen, so Bruder-Bezzel. In der Zwischenkriegszeit organisierten sich ab 1933 die vorwiegend tiefenpsychologisch ausgerichteten Therapeuten als Deutsche Seelenheilkunde, und 1936 wurde das sogenannte Göring-Institut gegründet. Dieses kümmerte sich im Krieg vornehmlich um die Offiziere der Luftwaffe, für die die Aversionstherapie nicht in Frage kam. Man behandelte mit Tiefenpsychologie, Hypnose, Gesprächstherapie und autogenem Training, das dort entwickelt wurde. Im Laufe des Krieges schwenkten auch die PsychoSeite 4 therapeuten um und griffen zu Abschreckung, Aufputschmitteln und Unterbringung in KZ-ähnlichen Lagern. Im Anschluß an ihren Vortrag beantwortete Frau Dr. Bruder-Bezzel dem Schattenblick einige Fragen zu diesem Themenkomplex wie auch ihren Erfahrungen und EinschätAus den Kriegen der Gegenwart zungen im Umgang mit der berufskehren traumatisierte Soldaten zu- ständischen Problematik. rück, deren Symptome sich mit der Häufigkeit der Einsätze verschlimmern. Bei sogenannten friedensstiftenden Einsätzen geht man nach offiziellen Angaben von 3 bis 8 Prozent Traumatisierten, bei Almuth BruderBezzel Kriegseinsätzen von 10 bis 18 ProFoto: © 2015 by Schattenblick zent aus, wobei die Angaben beträchtlich schwanken. Zur Prävention gehören Auslese, Umgang mit Schattenblick (SB): Sie erwähnten in Streß und realitätsnahe Ausbildung Ihrem Vortrag, daß Sie in Ihrer eigewie etwa im Gefechtsübungszen- nen Ausbildung mit Walter Ritter trum (GÜZ). Im Einsatz erfolgt die von Baeyer, einem ehemaligen Betreuung durch Gespräche mit Kriegspsychiater des NS-Staats aus dem Ziel des Verbleibs im Einsatz- Heidelberg, als Hochschullehrer land. Zur Nachbereitung werden konfrontiert waren. Hat das dazu dreitägige Seminare durchgeführt. beigetragen, Ihre Kritik am traditioHinzu kommen Schnelltherapien nellen Verständnis und Handeln dieund vermutlich wie schon während ses Berufsstands zu schärfen? des Einsatzes Psychopharmaka. Almuth Bruder-Bezzel (ABB): Ich In der US-Universität Harvard wer- habe Psychologie in einer Zeit studen neue Wirkstoffe getestet, die diert, als die Psychiatrie noch generell Erinnerungen auslöschen sollen. in der Kritik stand. Von der VerganSoldaten unterliegen bei zivilen genheit des betreffenden HochschulTherapeuten strikter Geheimhal- lehrers wußten wir damals nicht viel, tungspflicht, dürfen also über keine nur daß er in der Kriegszeit in irgendDetails ihres Einsatzes sprechen. welche Projekte involviert war. AuDas von Militärpsychiatern vorge- ßerdem war er CDU-Mitglied, und haltene neue Konzept, den kurati- auch seine Frau trat sehr kämpferisch ven Zielen gegenüber der Wieder- in dieser Partei in Erscheinung. Viel herstellung der Einsatzfähigkeit den habe ich von ihm nicht gelernt. Zuletzt Vorrang einzuräumen, ist zweifel- hat er meine Prüfung abgenommen, haft und allenfalls solange ein The- aber sein Einfluß auf meine Entwickma, bis eskalierende Kriege unter lung war insgesamt nur gering. Beteiligung der Bundeswehr einen forcierten Nachschub an Soldaten SB: Nicht wenige Menschen haben nach dem Krieg mehr oder minder erzwingen. www.schattenblick.de So, 19. April 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick große Teile ihrer Geschichte verheimlicht und dieselben Ämter bekleidet, wie schon während des NSStaats. Drang die Vergangenheit dieses Hochschullehrers im Unterricht in keiner Weise durch? ABB: Es verhielt sich offenbar so, daß er in seiner früheren Tätigkeit unter anderem auch Umgang mit KZ-Häftlingen hatte. Während meiner Studienzeit hat er jedoch den Traumabegriff im positiven Sinn verwendet und sich in der Wiedergutmachungsfrage engagiert. Über seine Vergangenheit habe ich erst neuerdings ausführlicher gelesen. SB: Wie sind Sie Adlerianerin geworden? Geschah es umständebedingt oder stand eine absichtliche Entscheidung dahinter? ABB: Ich habe meine Diplomarbeit über die sozialdemokratische Erziehung in Wien geschrieben, und darin kam auch Adler vor. So gesehen besaß ich eine gewisse Vorkenntnis. Danach habe ich mich weiter für Geschichte wie auch Pädagogik interessiert, und in der Frage der Pädagogik schien mir Adler praktikabler zu sein als Freud. Ich habe die Ausbildung unter anderem deswegen sehr spät absolviert, weil ich einerseits zu der Zeit arbeitslos war und andererseits die Freudsche Ausbildung nicht machen wollte. SB: Ihrem Vortrag zufolge war die Psychoanalyse im Umgang mit Kriegsneurosen zunächst etwas weniger aggressiv als die Psychiatrie. Später schloß sie jedoch auf und übernahm deren Funktion. Läßt sich die Psychoanalyse vom psychiatrischen Standpunkt, den Sie scharf kritisiert haben, überhaupt abgrenzen? Gibt es strukturelle Unterschiede oder ist es eine Frage der Persönlichkeit der Therapeutin oder des Therapeuten? ABB: Meine Kritik an der damaligen Psychoanalyse besteht erstens darin, daß sie den Kausalzusammenhang So, 19. April 2015 mit dem Trauma nicht mehr thematisiert, ja geleugnet hat, und daß man nach ihrer Lesart durch die Kindheit und nie durch spätere Ereignisse krank wird. Sie verfolgte zudem das gleiche Ziel wie die Psychiatrie, nämlich die Kriegstauglichkeit wieder herzustellen. Das finde ich sehr erschütternd. Als ich mich mit dem Thema beschäftigte, fiel mir ein, daß ich den psychoanalytisch orientierten Ernst Federn einmal kennengelernt hatte. Er war der Sohn des gleichnamigen herausragenden Psychoanalytikers, der acht Jahre im KZ Buchenwald verbracht hatte. Von dem Sohn erfuhr ich, daß sich sein Vater später selbst einer Psychoanalyse unterzogen hat. Dabei sagte sein Psychoanalytiker zu ihm, uns interessiert Ihre KZ-Erfahrung überhaupt nicht. Darüber wurde nie gesprochen, sondern nur über seine Kindheit. Das ist doch absurd! waren, daß sie sich auch wehren konnten. Freud hat es als eines der Ziele formuliert, dem Patienten zu helfen, sich gegen bedrückende Lebensverhältnisse zur Wehr setzen zu können. Ich will jetzt nicht sagen, daß es nur darum geht, aber es kann ein wichtiger Punkt sein. Ich erlebe auch immer wieder, daß mir Patienten sagen, ich hatte eine gute Kindheit, meine Mutter war wunderbar. Dann kann es sehr sinnvoll sein, wenn sie doch an diesem Bild zu zweifeln beginnen, ohne daß ich es ihnen suggeriere, und anfangen, über bestimmte Situationen in der Kindheit, die sie auch in der Gegenwart erleben, immer wieder neu nachzudenken. SB: In der Diskussion wurde vorhin der Einwand vorgebracht, daß Soldaten, die therapeutisch behandelt werden, möglicherweise den Kriegsdienst hinterher verweigern. Dies SB: Ihren Worten entnehme ich, daß stelle jedoch eine inakzeptable Form die lebensgeschichtliche Erfahrung der Beeinflussung dar. Was halten des Patienten oder Klienten eine tra- Sie von diesem Argument? gende Rolle in der Therapie spielen müßte. ABB: Das ist eine sehr einseitige Sicht und stellt im Grunde eine Form ABB: Ja, auch die Erfahrungen als repressiver Toleranz dar. Bei unserer Jugendlicher und Erwachsener sind Arbeit sind wir sehr vorsichtig mit nicht minder bedeutsam. Ich be- Beeinflussung, weil es für uns selber schäftige mich auch mit Arbeitslo- wie auch für den Betroffenen schädsigkeit und Prekariat, und da ist es lich sein kann. Wenn man allerdings ganz wichtig, dies einzubeziehen. beispielsweise einen Sexualstraftäter Natürlich arbeite ich auch psycho- in Therapie hat, ist es klar, daß wir analytisch und lege Gewicht auf die unseren Standpunkt, daß so etwas Kindheit, aber dennoch muß die jet- nicht gut, sondern fehlgeleitet ist, zige Situation dringend in die Thera- nicht verheimlichen. Auf dieser Bapie einbezogen werden. sis kann man dann mit dem Klienten arbeiten. SB: Nach Ihrem Vortrag kam die klassisch zu nennende Diskussion SB: Im Rahmen der Konferenz wird auf, inwieweit die Psychotherapie auch über Posttraumatische Belanur eine Anpassung an und Einglie- stungsstörungen bei Soldaten diskuderung in die Gesellschaft bewerk- tiert. In diesem Zusammenhang sprastelligt oder ob sie auch eine eman- chen Sie von einer Inflation des Trauzipatorische Entwicklung einleiten mabegriffs. Inwieweit läßt er sich auf kann. bestimmte Krankheitsbilder anwenden, und wo fängt für Sie der inflatioABB: Aus meiner Arbeit sind mir näre Gebrauch des Begriffs an? durchaus Beispiele von Patienten bekannt, von denen ich sagen kann, daß ABB: Der BegriffTrauma war in der sie nach der Therapie so gekräftigt Psychoanalyse im Zusammenhang www.schattenblick.de Seite 5 Elektronische Zeitung Schattenblick mit sexuellem Mißbrauch in der Kindheit gängig. Auch wenn Naturkatastrophen über die Menschen hereinbrachen, wurde von einem Trauma gesprochen. Daß Posttraumatische Belastungsstörungen bei Soldaten mit dem Krieg zusammenhängen, ist ja lange bekannt, auch wenn das heute mitunter wie eine neue Erkenntnis erörtert wird. In der aktuellen Diskussion ist jedoch eine regelrechte Inflation des Traumabegriffs zu beobachten. Ich habe mich gefragt, warum jetzt alle eine Traumatherapieausbildung machen, obgleich der Begriff in der Psychoanalyse lange Zeit nicht mehr verwendet wurde. SB: Wäre das so etwas wie ein neues Label, das möglicherweise mit dem konkreten Menschen und dessen Leiden gar nicht viel zu tun hat? ABB: Ja, zumal es in der Psychoanalyse üblich ist, alles mögliche als Trauma zu betrachten. In dem Sinne ist auch eine böse Mutter ein Trauma, aber der Begriff selbst verfließt und ist wenig griffig. Von Krieg ist jedoch in den Reihen der Psychoanalytiker bezeichnenderweise nie die Rede, er wird schlichtweg geleugnet. SB: Sie vertreten demnach die Ansicht, daß eine soziale Problematik von den Therapeuten in gewissem Ausmaß zu einer psychischen Störung umgedeutet wird? ABB: Ja, die Umdeutung findet durch die Pathologisierung des Individuums statt, während die kausalen Zusammenhänge mit seinem früheren oder aktuellen Umfeld nicht benannt und einbezogen werden. In einem etwas anderen, aber durchaus vergleichbaren Zusammenhang sprach Thomas Gebauer vorhin in seinem Vortrag über Resilienz im neoliberalen Diskurs der Eigenverantwortung davon, daß Reparaturalmosen gegeben werden, statt die Selbsthilfekräfte zu stärken. SB: In der historischen Rückschau hatten Sie erläutert, daß die zunehSeite 6 mende Eskalation des Krieges unter anderem auch dazu führt, daß die Therapeuten immer stärker in die Kriegsideologie eingebunden werden. Mit dem Slogan "Wir. Dienen. Deutschland." versucht sich die Bundeswehr seit einigen Jahren ein neues Image zu geben. So wird der Eindruck erweckt, deutsche Soldaten würden unsere Interessen im Ausland vertreten. Steigen dadurch auch die Anforderungen an die Therapeuten seitens der Bundeswehr? SB: Würde für Sie diese Grenze auch dann gelten, wenn jemand den Anspruch erhebt, Sie müßten eine Behandlung aus moralischen oder berufsethischen Gründen durchführen? ABB: Das ist für mich eine absolute Grenze. Anders als die Ärzte müssen Therapeuten keine Patienten annehmen. Wir sind sogar angehalten, nur solche zu nehmen, mit denen wir auch arbeiten können. Wenn ich bei jemandem das Gefühl habe, das geht nicht, dann arbeite ich auch nicht mit ABB: Die Aufgabe von Therapeuten ihm. Von daher haben wir die Freibei der Behandlung von Soldaten ist heit der Wahl. aus meiner Sicht die gleiche wie eh und je: Sie müssen wieder einsatzfä- SB: Sie hatten in Ihrem Vortrag auch hig oder im Vorfeld wehrtüchtig ge- geschildert, daß Psychiater und Psymacht werden. Im letzteren Sinne chotherapeuten an im Grunde gewird davon gesprochen, die Resili- nommen nur als Folter zu bezeichenz zu steigern. nenden Formen der Behandlung beteiligt waren oder sie vielfach sogar SB: Sie hatten bereits angedeutet, selbst entwickelt haben. Können Sie daß Sie eine Zusammenarbeit inner- sich vorstellen, daß eine derartige halb der Strukturen der Bundeswehr Entwicklung erneut zum Tragen auf jeden Fall ablehnen, aber im Fal- kommt? le, daß ein Soldat an Ihre Tür klopft, sich nicht verweigern würden. Was ABB: Ja, davon bin ich überzeugt. macht den großen Unterschied für Auch wenn die Bedingungen jetzt Sie aus? noch nicht so extrem sind, ist die Grundhaltung der Ärzte doch so, daß ABB: Der Unterschied ist natürlich, sie alles mitmachen würden, zumal daß der Arbeitgeber wie auch der ihr Handeln gerechtfertigt wird. So Geldgeber die Bundeswehr wäre. gibt es in der Psychiatrie wieder die Das impliziert, daß die Soldaten un- Behandlung mit Elektroschocks, und ter Geheimhaltungspflicht stehen man setzt Psychopharmaka von graund nicht über alles sprechen dürfen, vierender Wirkung ein. Ich hatte beselbst wenn sie nicht mehr im Dienst reits angedeutet, daß die psychologisind. Ich unterliege natürlich auch schen Psychotherapeuten darauf der Schweigepflicht, müßte aber den drängen, krankschreiben, PsychoTruppenarzt über mein Gutachten in- pharmaka verschreiben und in Kliniformieren. Von einer Anonymität ken einweisen zu dürfen, was bisher meines Patienten könnte also keine nur Ärzten vorbehalten war. Daher Rede sein. Wenn mich ein Soldat um bin ich der festen Überzeugung, daß eine Therapie bäte, würde ich mich ein gewisses kritisches Potential, das im Einzelfall nicht verweigern, aber die Psychotherapeuten noch haben, ganz sicher auch nicht vordrängen. dabei verlorengehen wird. Ich mache Allerdings würde ich keinen Solda- da nicht mit. Irgendwann muß man ten therapieren wollen, der wieder eine Grenze ziehen. zurück in den Auslandseinsatz gehen möchte. Man kann sich jedoch nicht SB: Sie haben Ihre akademische von vornherein vornehmen, ihn da- Ausbildung in einer Zeit absolviert, von abzubringen, zumal ein solches als eine kritische Diskussion sehr Maß an Einwirkungsmöglichkeiten verbreitet war, sowohl innerhalb der ohnehin illusorisch wäre. Fachdisziplin als auch gesellschaftwww.schattenblick.de So, 19. April 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick lich. Wenn Sie jetzt den Blick aufdie heutige Generation von Studierenden werfen, ist da von diesem kritischen Geist noch etwas zu spüren oder hat sich die Situation grundlegend geändert? ABB: Sie hat sich tatsächlich grundlegend verändert. Mein Mann hat das an der Universität erlebt, und ich war bis vor einiger Zeit auch an der Ausbildung von Psychotherapeuten an unserem Institut beteiligt. Die Medizinalisierung der Psychotherapie hat so zugenommen, daß sich darüber die gesamte Haltung deutlich verändert hat. Natürlich gibt es hin und wieder schöne Erlebnisse mit einzelnen Studentinnen und Studenten, die nachfragen und begierig sind, etwas zu erfahren, weil sie wenig wissen, aber die meisten wollen nur noch konsumieren. SB: Frau Bruder-Bezzel, vielen Dank für dieses Gespräch. Anmerkung: Zum Umgang mit psychischen Problemen von Soldaten gestern und heute ihm Schattenblick siehe auch: Im Namen des Krieges - Selektion traumatisierter Soldaten http://www.schattenblick.de/infopool/pannwitz/report/pprb0015.html Bisherige Beiträge zur NGfPKonfe renz in Berlin im Schattenblick unter www.schattenblick.de → INFO POOL → SOZIALWISSENSCHAF TEN → REPORT: BERICHT/029: Krieg um die Köpfe - auf die Füße stellen ... (SB) BERICHT/030: Krieg um die Köpfe - Miles legalitus ... (SB) INTERVIEW/024: Krieg um die Köpfe - teile und kriege ... Dr. Moshe Zuckermann im Gespräch (SB) INTERVIEW/025: Krieg um die Köpfe - Angriff ausgeschlossen ... Prof. Dr. Klaus-Jürgen Bruder im Gespräch (SB) So, 19. April 2015 ehemalige Schachweltmeister Michail Botwinnik rigoros seine Socken nicht, wenn er gerade eine Siegesserie hatte. Verlor er jedoch, so zog er sich umgehend neue Strümpfe an. Das allein genügte allerdings nicht. Seinem Ordnungsdenken zufolge mußte er eine neue Variable in sein Handeln einfügen. Zum Wechseln der Socken gehörte daher auch das Wechseln der Sockenfarbe. Diesem Verhalten blieb er bis zu seinem Tode treu, und immerhin hatte Botwinnik den Berufdes Ingenieurs erlernt und war nebenbei auch auf dem Gebiet der Computertechnologie tätig. Ordnungsliebe, http://www.schattenblick.de/ Ordnungswahn - der graduelle Unterinfopool/sozial/report/ schied ist nur eine Frage gesellschaftsori0031.html licher Auffälligkeit. Im heutigen Rätsel der Sphinx hoffte nun Meister Onischuk mit einem Remis davonkommen zu können, als er seine SCHACH - SPHINX schwarzen Figuren in einer ähnlichen Formation zu den weißen aufstellte. Sein Kontrahent Illescas war hingePedantisches Beharren gen ein Chaotiker - er zerstörte den (SB) Unter Pedanterie versteht man schönen Regellauf der Ordnung. Mit eine ins Fanatische getriebene Form welcher Kombination, Wanderer? der Ordnungsliebe, wie beispielsweise das Festhalten an starren Verhaltensschemata, mit deren Hilfe ein beIllescas stimmter Zweck oder Erfolg wiederOnischuk holt werden soll. Weit verbreitet ist Wijk aan diese Neigung unter Menschen, die Zee 1997 latent oder offen abergläubischen Vorstellungen nachhängen. Daß man ausgerechnet unter Wissenschaftlern und auch Schachmeistern aufsolche Beharrungsmerkmale stößt, mag zunächst Verwunderung erweckten, Auflösung letztes SphinxRätsel: doch bei einiger Beobachtung wird der Mechanismus leicht verständlich. Meister Norwood begriff schnell, Bei Wissenschaftlern ist es die Fixie- daß der Sieg ihm gehörte, wenn er rung auf Naturgesetze, wodurch der den schwarzen Fianchettoläufer ins Ordnungsgedanke heiliggesprochen Freie lockte. Also opferte er mit wird. Bei Schachspielern hingegen 1.Td1xd4! die Qualität und leitete begründet sich die Annahme, durch nach 1...Lg7xd4 umgehend einen ein wiederkehrendes Verhalten einen Königsangriff ein: 2.Se4-f6+ Ld4xf6 Dauererfolg sicherstellen zu können, 3.Dh3-h7+ Kg8-f8 4.g5xf6 Db7xd5+ aus dem Umstand, daß in ihrem Den- - eitles Racheschach - 5.Kg2-g1 und ken feste Leitbilder in Form spezifi- Schwarz gab auf, da er gegen die scher Eröffnungen und Schrittfolgen zahlreichen Drohungen nicht mehr immer wieder auftauchen. So liegt es gegenankam. nahe, daß diese kontinuierlichen Denkmodelle auch aufs Alltagsver- http://www.schattenblick.de/info halten abfärben. So wechselte der pool/schach/schach/sph05448.html INTERVIEW/027: Krieg um die Köpfe - Rückwärts voran ... Dr. Peer Heinelt im Gespräch (SB) INTERVIEW/028: Krieg um die Köpfe - Rückwärtsgang, nur schneller ... Dr. Friedrich Voßkühler im Gespräch (SB) INTERVIEW/029: Krieg um die Köpfe - Nibelungentreue ... Jürgen Rose im Gespräch (SB) INTERVIEW/030: Krieg um die Köpfe - Zum Menschen zurück ... Christiane Reymann im Gespräch (SB) www.schattenblick.de Seite 7 Elektronische Zeitung Schattenblick SPORT / BOXEN / MELDUNG Erstaunliche Wende trägt die Handschrift Al Haymons Kampf zwischen Kowaljow und Stevenson in weite Ferne gerückt (SB) Der mit Abstand bedeutendste Kampf im Halbschwergewicht zwischen den Weltmeistern Sergej Kowaljow (WBA, WBO, IBF) und Adonis Stevenson (WBC) schien endlich in greifbare Nähe gerückt zu sein, als ihm nun von unerwarteter Seite ein Riegel vorgeschoben wurde. Ausgerechnet Kowaljows Promoterin Kathy Duva, die sich zusammen mit dem Russen seit langem für dieses Duell stark gemacht hatte, zog sich vor der anberaumten Versteigerung der Austragungsrechte zurück. Entgegen der gängigen Praxis bei den vier maßgeblichen Weltverbänden, die jeweils anderen Weltmeister aus ihren Ranglisten zu streichen, hatte WBC-Präsident Mauricio Sulaiman den Sieger des Kampfs zwischen Sergej Kowaljow und Jean Pascal am 14. März zum neuen Pflichtherausforderer Adonis Stevensons erklärt. Da sich der Russe dabei durchsetzte, eröffnete sich ihm die lange vergeblich geforderte Gelegenheit, mit dem kanadischen WBC-Weltmeister in den Ring zu steigen. Sulaiman hatte seine ungewöhnliche Entscheidung damit begründet, daß dieses Duell um die Führerschaft im Halbschwergewicht endlich kommen müsse, weil es zum Besten des Boxsports sei. verteidigt hatte, erklärten er und sein Promoter Yvon Michel sich überraschend bereit, in Verhandlungen über einen Kampf gegen Kowaljow einzutreten oder es zu einer Versteigerung kommen zu lassen. Wie Kathy Duva zur Erklärung ihres Rückzugs anführte, wünsche sie nach wie vor nichts sehnlicher als ein Duell zwischen Kowaljow und Stevenson. Da der Russe jedoch bei HBO unter Vertrag stehe, sei ein Kampf unter der Regie eines anderen Senders ausgeschlossen. Die Promoterin mußte davon ausgehen, bei der Versteigerung zu unterliegen, da sie den finanziellen Möglichkeiten Al Haymons nicht gewachsen war, der mit Showtime wie auch NBC, CBS, ESPN und Spike TV zusammenarbeitet, um sein Format "Premier Boxing Champions" zu vermarkten. Selbst wenn sich HBO kräftig am Gebot beteiligt hätte, wäre man kaum mit Haymons Offerte fertig geworden, dessen Kriegskasse für solche Zwecke auf weit über 100 Millionen Dollar geschätzt wird. Wäre es zur Versteigerung gekommen, hätte der Höchstbietende die gesamten Vermarktungsrechte des Kampfs erworben und Datum, Austragungsort und Sender bestimmen können. Die Gesamtbörse in Höhe des abgegebenen Gebots wäre zu gleichen Teilen an die beiden Boxer gegangen, an deren Einkünften wiederum die Promoter, Trainer und Betreuer partizipieren. Unter den genannten Umständen ist es durchaus nachvollziehbar, daß Kathy Duva einem bloßen Scheingefecht von vornherein eine Absage erteilt hat. Das war Musik in den Ohren Sergej Kowaljows, der Stevenson seit langem vergeblich hinterhergejagt war. Im vergangenen Jahr glaubte Main Events, einen Kampfvertrag in der Tasche zu haben, als der Kanadier unter der Führung des Beraters Al Haymon plötzlich eine andere Richtung einschlug, wofür er heftige Kritik einstecken mußte. Nachdem Stevenson jedoch seinen Titel am 4. Sergej Kowaljow, der bislang 27 SieApril erfolgreich gegen Sakio Bika ge und ein Unentschieden erzielt hat, Seite 8 www.schattenblick.de will im Juni oder Juli eine Pflichtverteidigung gegen den Franzosen Nadjib Mohammedi absolvieren, die ursprünglich der Vorbereitung auf einen Kampf gegen Stevenson im Herbst dienen sollte. Auch der Kanadier wird nach Angaben Yvon Michels im Sommer wieder in den Ring steigen. Duva führte diese zwischenzeitlichen Auftritte beider Boxer als weiteres Argument an, die Versteigerung zum gegenwärtigen Zeitpunkt abzulehnen. Es sei grundsätzlich nicht ratsam, bereits den übernächsten Kampf fest zu vereinbaren, bevor der nächste mit all seinen Unwägbarkeiten stattgefunden hat. Yvon Michel kritisierte den Rückzug Kathy Duvas und erklärte, Stevenson sei zwar mit Showtime assoziiert, habe aber keinen Vertrag mit dem Sender. Man habe Vorkehrungen getroffen, notfalls auch unter der Regie von HBO anzutreten. Eine vernünftige Lösung wäre seines Erachtens, die Vorschläge der beteiligten Sender auf den Tisch zu legen und sich dann für das günstigste Angebot zu entscheiden. Er sei gerne bereit zu verhandeln, sofern auch die Gegenseite den bestmöglichen Erlös anstrebe. Sei das jedoch nicht der Fall, zweifle er an der Ernsthaftigkeit der Absichten im anderen Lager. [1] Angesichts der jüngsten Wendung braucht sich Adonis Stevenson wohl doch nicht von Sergej Kowaljow demontieren zu lassen und hat zugleich der wachsenden Kritik das Wasser abgegraben, er laufe vor dem Russen davon. Dessen Team muß nun mit dem Vorwurf leben, den so gut wie vereinbarten Kampf verhindert zu haben. Diese vertrackte Situation läßt die Handschrift Al Haymons erkennen, der dank seines strategiSo, 19. April 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick schen Geschicks und Einflusses das derzeit Bestmögliche für Stevenson herausgeholt hat. Der Berater pflegt die bei ihm unter Vertrag stehenden Boxer vor absehbaren Niederlagen zu schützen, ohne ihrer Karriere damit Steine in den Weg zu legen. Das scheint ihm auch im Falle des WBCWeltmeisters auf erstaunliche Weise gelungen zu sein. POLITIK / REDAKTION REZENSION US-Wundermaschine F-35 erweist sich als teurer Flop Irak - Ein Staat zerfällt F35 weniger einsatzfähig als der A10Thunderbolt Mit geschätzten Kosten für Entwicklung, Herstellung und Inbetriebnahme von sage und schreibe 1,4 Billionen Dollar gilt das TarnkappenMehrzweckflugzeug F-35 Lightning Anmerkung: II als teuerstes Rüstungsprojekt der Militärgeschichte. Die neue Wun[1] http://espn.go.com/boxing/sto- derwaffe der USA gibt es in drei Verry/_/id/12692849/sergey-kovalev- sionen ... bails-adonis-stevenson-purse-bidhttp://www.schattenblick.de/ order http://www.schattenblick.de/ infopool/sport/boxen/ sbxm1686.html IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH Kooperationspartner von Schattenblick IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH berichtet seit 30 Jahren über die Belange der Menschen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Nahost. Schwerpunkt der Nachrichtenagentur sind Themen der menschenwürdigen und nachhaltigen Entwicklung, der Völkerverständigung sowie der internationalen Zusammen-arbeit für eine 'faire Globalisierung'. IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH Marienstr. 19/20, 10117 Berlin Telefon: 030 / 54 81 45 31, Fax: 030 / 54 82 26 25 E-Mail: [email protected] Internet: www.ipsnews.de So, 19. April 2015 Hintergründe, Analysen, Berichte von Tyma Kraitt (Hg.) http://www.schattenblick.de/ infopool/politik/kommen/ raub1080.html Als der Generalsekretär der Arabischen Liga und frühere ägyptische Außenminister Amr Moussa im September 2002 eindringlich vor dem drohenden angloamerikanischen Einmarsch in den Irak warnte, weil ein solcher Schritt im Nahen Osten "das Tor zur Hölle" aufstoßen würde, wurden seine Kassandrarufe von George W. Bush und Tony Blair einfach ignoriert. Zu jenem Zeitpunkt, mehr als ein halbes Jahr vor der eigentlichen Invasion, hatten sich die Regierungen der USA und Großbritanniens entgegen anderslautender Zusicherungen längst auf einen gewaltsamen "Regimewechsel" in Bagdad verständigt, um das Problem Saddam Hussein loszuwerden und eine "Transformation" des Nahen Ostens einzuleiten. Beides ist ihnen vollends gelungen. Der Irak, einst fortschrittlichster Staat der arabischen Welt, liegt am Boden, während der dort gelegte Brand Syrien in einen verheerenden Bürgerkrieg gestürzt hat. Und jene "terroristischen" Kräfte, die Bush und Blair durch den Irak-Einmarsch angeblich eliminieren wollten, ... SPORT / BOXEN http://www.schattenblick.de/ infopool/buch/sachbuch/ busar641.html infopool/politik/redakt/ milt893.html POLITIK / KOMMENTAR Die Teilung der Welt über den Tod hinaus (SB) Es wird Halbmast geflaggt, der Staat trägt Trauer. Präsident und Bundeskanzlerin ringen um die angemessenen Worte, um das Ausmaß der Katastrophe zu umschreiben. Millionen Menschen fühlen mit den Angehörigen, die Medienmaschine rotiert einmal mehr um den Absturz des Germanwings-Fluges 9525 in den französischen Alpen am 24. März ... Navigieren in seichten Gewässern (SB) Der britische Weltergewichtler Amir Khan trifft am 29. Mai im New Yorker Barclays Center auf den US-Amerikaner Chris Algieri ... http://www.schattenblick.de/ infopool/sport/boxen/ sbxm1685.html www.schattenblick.de Tyma Kraitt (Hg.) Irak Ein Staat zerfällt Hintergründe, Analysen, Berichte ProMedia Verlag, Wien, 2015 221 Seiten ISBN: 9783853713853 Seite 9 Elektronische Zeitung Schattenblick ______I n h a l t_________________________________Ausgabe 1437 / Sonntag, den 19. April 2015_______ POLITIK - REDAKTION SOZIALWISSENSCHAFTEN SCHACH-SPHINX SPORT - BOXEN DIENSTE - WETTER China baut seine Position im Südchinesischen Meer aus Krieg um die Köpfe - Renaissance der Gewaltpsychiatrie ... Dr. Almuth Bruder-Bezzel Pedantisches Beharren Erstaunliche Wende trägt die Handschrift Al Haymons Und morgen, den 19. April 2015 Seite Seite Seite Seite Seite 1 2 7 8 10 DIENSTE / WETTER / AUSSICHTEN Und morgen, den 19. April 2015 +++ Vorhersage für den 19.04.2015 bis zum 20.04.2015 +++ Ein Sonntagssonnenwetterchen kommt heute einmal wie bestellt. Mit Kegel, Kind und Vetterchen erobert Frosch Jean-Luc die Welt. © 2014 by Schattenblick IMPRESSUM Elektronische Zeitung Schattenblick Diensteanbieter: MA-Verlag Helmut Barthel, e.K. Verantwortlicher Ansprechpartner: Helmut Barthel, Dorfstraße 41, 25795 Stelle-Wittenwurth Elektronische Postadresse: [email protected] Telefonnummer: 04837/90 26 98 Registergericht: Amtsgericht Pinneberg / HRA 1221 ME Journalistisch-redaktionelle Verantwortung (V.i.S.d.P.): Helmut Barthel, Dorfstraße 41, 25795 Stelle-Wittenwurth Inhaltlich Verantwortlicher gemäß § 10 Absatz 3 MDStV: Helmut Barthel, Dorfstraße 41, 25795 Stelle-Wittenwurth ISSN 2190-6963 Urheberschutz und Nutzung: Der Urheber räumt Ihnen ganz konkret das Nutzungsrecht ein, sich eine private Kopie für persönliche Zwecke anzufertigen. Nicht berechtigt sind Sie dagegen, die Materialien zu verändern und / oder weiter zu geben oder gar selbst zu veröffentlichen. 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