Neueste tagesaktuelle Berichte ... Interviews ... Kommentare ... Meinungen .... Textbeiträge ... Dokumente ... MA-Verlag SPORT / BOXEN Elektronische Zeitung Schattenblick Mittwoch, 27. Mai 2015 Die Spur der Troika - das Kind im Brunnen ... Fabio De Masi im Gespräch Gewichtige Argumente für einen Außenseiter - Daniel Geale erhebGriechenlands Verhängnis in der Falle Eurozone lich schwerer als Miguel Cotto (SB) Wenn Miguel Cotto den Interview am 7. Mai 2015 in HamburgEidelstedt WBC-Titel im Mittelgewicht am 6. Juni in Brooklyn gegen Daniel Geale verteidigt, wird er bis zu 7 kg (SB) Daß der Dokumentarfilm leichter als der Herausforderer in den "Macht ohne Kontrolle - Die Troika" in Anwesenheit des Journalisten HaRing steigen ... (S. 11) rald Schumann [1] und Fabio De Masis, EU-Parlamentarier der Linkspartei, im Bürgerhaus in HamburgSCHACH - SPHINX Eidelstedt gezeigt und unter reger Beteiligung des Publikums diskutiert Unzeitige Anstrengung wurde, hatte seinen Grund. Wie De (SB) Abraham Lincoln hatte die Weis- Masi berichtete, habe er den Film in heit, "nur wer bereit ist, seinem Freund Brüssel gesehen und den Autor dort auch dann für einen Rat zu danken, wenn kennengelernt. Weil aber die wesentsich dieser als falsch erwies, hat einen lichen Fragen, wie sie in der Dokuguten Charakter", ins Gedächtnis der mentation aufgeworfen werden, auf Welt eingeschrieben. Auf so manchem hoher Ebene der Europafraktion Rat folgte nämlich bittere Rache. Das überhaupt nicht erörtert würden, haFabio De Masi Zauberwort heißt allerdings Vertrauen, be man beschlossen, nach Eidelstedt Foto: © 2015 by Schattenblick und wer einen Rat gibt, ohne dafür gera- an die Basis zu gehen, wo der Film dezustehen, nun, der hat die Konsequen- andernfalls vielleicht nicht hinge- ten Eingang, wirst in einer schicken zen für seine Worte nicht minder zu kommen wäre. schwarzen Limousine herumkutübernehmen wie der besagte Freund, der schiert, und alle klopfen dir den daraufhört. Ob Artur Schopenhauer, leb- Fabio De Masi schilderte aufschluß- ganzen Tag auf die Schulter und sate er noch, mit Ressentiments rechnen reich die Mechanismen parlamenta- gen, du bist furchtbar wichtig." Man müßte, für seinen Rat: "Der Muskel wird rischer Vereinnahmung in der "Par- halte sich schnell für eine große durch starken Gebrauch gestärkt; der allelwelt von Brüssel", denen er sich Nummer und genieße es, wenn man Nerv hingegen dadurch geschwächt. Al- inzwischen ein Jahr lang ausgesetzt einflußreichen Wirtschaftskapitänen so übe man seine Muskeln durch jede hat. Man lebe von Montag bis Don- beim Empfang mit Lachshäppchen angemessene Anstrengung, hüte hinge- nerstag in einer Art Blase, hetze von die Hand schütteln dürfe. Das gelte gen die Nerven vor jeder; also die Augen Termin zu Termin, sitze in Aus- auch für Linke, die ja keine bessevor zu hellem, besonders reflektiertem schüssen und wälze Dokumente, ren Menschen seien, sondern sich Lichte, vor jeder Anstrengung in der komme kaum noch unter Wähler. nicht selten nach dieser AnerkenDämmerung wie auch vor anhaltendem Wenngleich es natürlich auch Abge- nung sehnten. Betrachten zu kleiner Gegenstände; eben ordnete gebe, die schlichtweg korso die Ohren vor zu starkem Geräusch; rupt und gekauft seien, laufe die we- Das EU-Parlament habe zwar mit vorzüglich aber das Gehirn vor gezwun- sentliche Einbindung in das admini- großer Mehrheit einen Bericht zur gener, zu anhaltender oder unzeitiger strative System doch zumeist subti- Troika verabschiedet, in dem diese ler: "Du kommst da an vor diesem als illegal bezeichnet wird. Es findet Anstrengung." Glaspalast, da hast du einen separa- sich jedoch keine Mehrheit, die VerFortsetzung Seite 12 Elektronische Zeitung Schattenblick antwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen und beispielsweise vor den Europäischen Gerichtshof zu gehen. Wie Harald Schumann halte er es damit, beharrlich die einfachen Fragen zu stellen, um den Wald trotz der vielen Bäume im Blick zu behalten. Er habe im Parlament die Erfahrung gemacht, daß es gerade solche Fragen sind, die Nervosität auslösen. Deshalb habe er sich vorgenommen, der nervigste Abgeordnete im Parlament zu werden, permanent schriftliche Fragen an die Kommission zu stellen, streitbar die kontroverse Diskussion mit anderen Politikern wie auch Journalisten zu suchen und nicht aufzuhören zu fragen. In diesem Sinne sei es ihm um so mehr ein persönliches Anliegen, die Solidarität mit der griechischen Bevölkerung den Menschen hier in Eidelstedt und anderswo nahezubringen. Er halte es für einen guten Ansatz, an das Eigeninteresse zu appellieren. Zum einen komme der Sozialabbau irgendwann auch hierher, zum andern wurde das Geld nicht der griechischen Krankenschwester oder dem irischen Rentner gegeben, sondern den deutschen und französischen Banken. Man müsse eine sehr einfache Geschichte erzählen: Wenn ihr dieses Land kaputtmacht, werden wir nie einen Euro dieses Geldes wiedersehen. Es gelte diese Botschaft weiterzutragen, vielleicht beim Nachbarn oder Bekannten zu klingeln und zu fragen, ob er den Film schon gesehen hat. All die Menschen, die zu Hause sitzen und denken, das mache alles keinen Sinn mehr, seien die Mehrheit, die etwas bewegen könne, wenn sie es nur erkennen würden. Nach der Veranstaltung beantwortete Fabio De Masi dem Schattenblick einige Fragen zur Struktur der EU, dem Schuldenschnitt für Griechenland und einem möglichen Austritt oder Ausschluß des Landes aus der Eurozone. Seite 2 Der Euro ist bald Geschichte ... Foto: © 2015 by Schattenblick Schattenblick (SB): Die Troika wird im Film als eine Institution ausgewiesen, die ohne jede parlamentarische Kontrolle und außerhalb der EU-Verträge agiert. Handelt es sich bei ihr um einen Webfehler der EU oder müßte man umgekehrt argumentieren, daß deren Struktur solche Entwicklungen wie die Troika geradezu begünstigt? Fabio De Masi (FDM): Die Troika ist in der Tat eine Struktur außerhalb der EU-Verträge. Es gibt viele Gründe, die Architektur der EU selbst oder der EU-Verträge zu kritisieren, die im Interesse von Banken und Konzernen gestrickt sind. Die Eurokrise konnte nur deswegen zum Ausbruch kommen, weil jahrelang eine verfehlte Politik in Europa verfolgt wurde. Vieles davon ist in den Verträgen festgelegt. Beispielsweise kann man den Kapitalverkehr in einer solchen Krise nicht kontrollieren. Erst in einer Notsituation, als es bereits zu spät war, pumpte die Europäische Zentralbank Milliarden in die Banken, finanzierte aber nicht die Staaten. Wir haben also die Banken gerettet, wodurch die Staatsverschuldung gestiegen ist. Die Banken haben billiges Geld von der EZB bewww.schattenblick.de kommen, und die Staaten mußten wiederum zu den Banken gehen und sich zu hohen Zinsen bei ihnen Geld leihen. An diesem System läßt sich ablesen, daß es für die Interessen der Finanzindustrie maßgeschneidert ist. Die Troika hat jedoch völlig außerhalb der Verträge agiert, weil sie vor dem letzten Rest an Kontrolle des Parlaments Angst hatte. Sie ist also per se eine antidemokratische Institution, und das zeigt, wie sehr die Mächtigen fürchten, daß diese Politik aufWiderstand trifft. Sie wissen, daß sie im Kern eine kriminelle Politik machen. SB: Im Jahr 2010 wurde ein Schuldenschnitt für Griechenland diskutiert, dann jedoch abgelehnt. Dabei wäre ein teilweiser Schuldenerlaß eine Möglichkeit gewesen, die griechische Wirtschaft zu retten und dadurch zugleich den ökonomischen Interessen der Gläubiger zu entsprechen. Worauf ist es zurückzuführen, daß sich in dieser Frage eine andere Fraktion durchgesetzt hat? FDM: Ich glaube, daß die politischen Eliten keine Strategie verfolgen, die im Interesse der Volkswirtschaft wäre. Das haben wir in Griechenland gesehen, wo sie phänomenal gescheitert sind und die Wirtschaft um 25 Prozent eingebrochen ist. Das erMi, 27. Mai 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick klärte Ziel der Politik war, die öffentliche Verschuldung zu senken, doch die Schulden sind explodiert, anstatt geringer zu werden. Den Betreibern dieser Politik müssen deren fatale Folgen klar sein, doch gibt es eben auch Profiteure dieser erzwungenen Sparmaßnahmen. Beispielsweise hoffen die Konzerne, daß die Löhne und Renten gesenkt werden, so daß sie von den niedrigeren Arbeitskosten profitieren und günstiger exportieren können, während die Mehrzahl der kleinen und mittelständischen Unternehmen in Griechenland kaputt gegangen ist. Der Schuldenschnitt wäre eine Maßnahme gewesen, um Griechenland eine Erholung zu ermöglichen, die auch im Interesse der deutschen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler gewesen wäre, damit sie nicht mit Krediten die deutschen und französischen Banken herauskaufen müssen. Gerettet wurde nicht die griechische Krankenschwester, vielmehr hat Griechenland mit diesen Krediten die Forderungen der Banken bezahlt. Daß sich der Schuldenschnitt nicht durchgesetzt hat, ist auch auf die Interessen der deutschen und französischen Banken zurückzuführen, die diese Schulden nicht abschreiben wollten. Man hat den Banken Zeit gekauft, ihren Müll bei den Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern abzuladen, bei denen nun die Forderungen an Griechenland liegen. Sollte es jetzt zu einem Schuldenschnitt kommen, träfe dieser natürlich auch die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler. Und genau damit argumentiert derzeit die Bundesregierung, die im Kern diejenige war, die das Steuergeld verbrannt hat. Bisher ist es noch nicht verloren, denn es sind ja nur Kredite und Bürgschaften, wobei Deutschland sogar an den Zinsen verdient. Kommt aber irgendwann der Schuldenschnitt, zieht er die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in Mitleidenschaft. Und er wird kommen, denn wer Kredite aufnimmt, um alte Schulden zu bedieMi, 27. Mai 2015 nen, der ist technisch pleite. Das und die wird natürlich nicht die Bankann jeder Angestellte einer Kreis- ken treffen, sondern die Bundesbürsparkasse erklären. ger. Man muß aber auch hinzufügen, daß sich Deutschland im Kern mit Deswegen ist es wichtig, daß der dieser Politik zu einem sicheren HaSchuldenschnitt von zwei Maßnah- fen in der Krise entwickelt und sehr men begleitet wird. Erstens von ei- niedrige Zinsen hat, zu denen sich ner Vermögensabgabe für Millio- der Finanzminister Geld leihen kann. näre, da allein das Vermögen der eu- Viele junge Menschen haben Grieropäischen Millionäre mit 17 Billio- chenland auch in Richtung Deutschnen Euro die Staatsverschuldung al- land verlassen und arbeiten hier zu ler 28 EU-Staaten übertrifft. Und niedrigen Löhnen. zweitens muß die Europäische Zentralbank endlich bereit sein, das vie- Es gibt natürlich Profiteure der Krile billige Geld nicht weiter besin- se, doch gilt das nicht für die große nungslos in Banken und Finanz- Mehrheit der Bevölkerung in märkte zu pumpen. Diese dürfen da- Deutschland. Im Gegenteil, denn sie mit nicht länger spekulieren, sondern profitiert nicht davon, wenn beimüssen direkt öffentliche Investitio- spielsweise Jugendliche aus den Krinen in Griechenland finanzieren. senländern zu Hungerlöhnen schufSchuldenschnitt hin oder her, Grie- ten müssen, und sie profitiert auch chenland wird nur mit öffentlichen nicht davon, wenn sich Herr SchäuInvestitionen auf die Beine kommen. ble zu günstigeren Konditionen Geld Wenn man Reformen in Griechen- leihen kann, da die Bundesregierung land wünscht, also desolate Struktu- mit diesem Geld ja nichts Sinnvolles ren verändern möchte, dann muß macht. Es ist völlig verrückt, bei eiman eben investieren. Man kann sich nem derart niedrigen Zinsniveau nie aus einer Krise heraussparen. Es nicht zu investieren. Jede Currywurde ja auch nicht gespart, es wur- wurstbude würde pleite gehen, wenn de kaputtgekürzt, und im Ergebnis sie bei niedrigen Zinsen nicht invesind die Schulden gestiegen. stiert. Dessen ungeachtet verfolgt die Bundesregierung einen Ansatz, der SB: Sie haben darauf hingewiesen, gegen die Interessen der großen daß Deutschland oder die Bundes- Mehrheit der Bevölkerung in bürgerinnen und -bürger entgegen Deutschland gerichtet ist. der herrschenden Ideologie bislang noch gar keine Verluste erlitten ha- SB: Die Europäische Union ist seit ben. Würden Sie sagen, daß die Be- ihren Anfängen ein Projekt führenhauptung, wir Deutschen alimentier- der Nationalstaaten und Kapitalfrakten die Griechen, vorerst reine Pro- tionen, welche die unterschiedliche paganda ist? Produktivkraftentwicklung in den beteiligten Ländern zu ihrem Vorteil FDM: Die Bundesbürger haben bis- zu nutzen trachten. Haben Staaten her nur die Banken alimentiert, denn wie Griechenland, die von vornhervon den 240 Milliarden Euro für ein schwächer sind, überhaupt eine Griechenland sind etwa 200 Milliar- Chance in dieser Konstruktion, auf den Euro direkt als Tilgung wieder in Dauer eine Position zu erreichen, in den Finanzsektor geflossen. Bisher der die Menschen mit einem akzepsind das Kredite, für die wiederum tablen Einkommen und in Würde ledie griechische Bevölkerung Zinsen ben können? zahlt, an denen der deutsche Staatshaushalt verdient. Aber wenn Grie- FDM: Ich will zwei Dinge dazu sachenland diese Kredite irgendwann gen. Der Beitritt Griechenlands zur nicht mehr bedienen kann, und das Eurozone war ein Fehler. Das ist einwird sehr bald der Fall sein, dann deutig, weil Deutschland mit der Powird es zur Abschreibung kommen, litik des Lohndumpings immer mehr www.schattenblick.de Seite 3 Elektronische Zeitung Schattenblick dem nur eine Minderheit profitiert, während die Mehrheit Schaden nimmt, und das darauf baut, daß es einerseits mächtige Nationalstaaten gibt und andererseits schwache, die an den Rand gedrängt werden, irgendwann politisch scheitern muß. Keine Demokratie überlebt es, wenn jeder zweite Jugendliche in den besten Lebensjahren über einen langen Zeitraum ohne Job ist, und insofern glaube ich, wird der Euro bald Geschichte sein, sofern wir diese KräfEs ist andererseits jedoch sehr teverhältnisse nicht ändern. schwierig, einfach aus der Eurozone auszusteigen. Ich tabuisiere diese SB: Phasenweise wurden in der Frage nicht, wie das im übrigen auch deutschen Politik Stimmen laut, die für einen Nobelpreisträger wie Stieg- darauf drängten, die Griechen aus litz und andere gilt. Ein Ausstieg wä- der Eurozone zu werfen, da man sie re jedoch mit Sicherheit kein leich- ohnehin nicht mehr brauche. Nach ter Weg. Da dann die neue griechi- einigem Hin und Her hat sich sche Währung stark abwerten müß- schließlich die Marschrichtung der te, käme es angesichts der umfang- Kanzlerin durchgesetzt, den Eureichen Importe von Öl, Lebensmit- roraum unbedingt zusammenzuhalteln und zahlreichen anderen Gütern, ten. Worin sehen Sie die Gründe für die Griechenland dringend benötigt, die Umsetzung dieser Linie? zu einer hohen Inflation. Allerdings ist ja auch die gegenwärtige Situati- FDM: Es gab meines Erachtens zwei on schon unerträglich, denn im Prin- Gründe. Zum einen ging tatsächlich zip ist die Versorgung mit Energie die Angst um, daß man die Risiken und Nahrungsmitteln rationiert. nicht beherrschen könnte. Damals Wollte Griechenland diesen Weg ge- hat die EZB noch nicht einmal die hen und die Eurozone verlassen, hin- Staatsanleihen der Krisenländer gege der Erfolg ganz entscheidend von kauft. Hätte ein Land die Eurozone Kapitalverkehrskontrollen ab. Die verlassen müssen, wäre das ein klagriechische Zentralbank müßte zu- res Signal an die Märkte gewesen, nächst die Abwertung zulassen, dann daß diese Einheitswährung keinen aber auch über Kredite die Wirt- dauerhaften Bestand hat. Wäre ein schaft aufbauen. Bei einer so kleinen Ausscheiden einzelner Länder mögVolkswirtschaft wie der Griechen- lich gewesen, hätten Spekulationen lands bedürfte es einer Kooperation gegen andere mit vermutlich veranderer Zentralbanken. So müßte hängnisvollen Konsequenzen eingeinsbesondere die Rest-EZB dazu bei- setzt. Das wollte die Kanzlerin vertragen, die Wechselkurse zu stützen, meiden. Man hätte das vielleicht bedamit die griechische Währung nicht herrschen können, wenn die Euroins Bodenlose fällt. Dazu würde die päische Zentralbank interveniert und Rest-EZB jedoch nicht bereit sein. im Kern die Schulden der anderen Länder garantiert hätte. Denn die Aus diesem Grund erhebe ich nicht EZB hat ja ein Monopol und kann leichtfertig die Forderung, Griechen- den Euro aus dem Nichts heraus land solle einfach aus dem Euro aus- schaffen. Theoretisch kann ein Land scheiden. Ich glaube aber, daß die mit einer eigenen Zentralbank gar Eurozone bei Fortsetzung ihrer bis- nicht pleite gehen, da es gewissermalang betriebenen Politik ohnehin ßen Euros drucken kann, auch wenn scheitern wird. Denn es ist völlig die in der Realität nicht gedruckt klar, daß ein politisches Projekt, von werden. Das hat natürlich bestimmWaren ins Ausland verkauft als von dort eingekauft hat. Aufgrund dieser deutschen Politik der Exportüberschüsse mußten sich die schwächeren Länder zwangsläufig verschulden. Angesichts der Macht- und Kräfteverhältnisse in Europa war klar, daß Deutschland die Währungsunion durch eine Politik der Billiglöhne dazu nutzen wird, die anderen Mitgliedstaaten gegen die Wand zu konkurrieren. Seite 4 www.schattenblick.de te Grenzen, irgendwann wertet die Währung ab. Aber da das auch andere Zentralbanken gemacht haben und es insbesondere für die Federal Reserve in den USA kein Problem gewesen ist, wäre dieses Verfahren prinzipiell auch in der Eurozone denkbar. Dieser Rahmen existierte jedoch zum damaligen Zeitpunkt noch nicht, zumal es gerade die Bundesregierung war, die es ablehnte, die EZB auf diese Weise aktiv werden zu lassen. Hinzu kamen außenpolitische Gründe. Merkel ist eine Transatlantikerin, und gerade die USA haben aus geopolitischen Erwägungen kein Interesse daran, das NATO-Mitglied Griechenland ausscheren zu lassen. Es gibt im übrigen auch überhaupt keine rechtliche Regelung für einen Ausstieg aus der Eurozone, der schlichtweg nicht vorgesehen ist. Man kann Griechenland also gar nicht einfach hinauswerfen. Was man aber machen kann, und das versucht die EZB, ist den Hahn abzudrehen und die Liquidität des griechischen Bankensystems abzuwürgen, indem man sich beispielsweise weigert, weiterhin bestimmte Papiere bei der Europäischen Zentralbank als Sicherheiten zu parken. Das sind sozusagen Maßnahmen, wie man Griechenland vom Euro abschneidet, ohne das Land aus der Eurozone zu entlassen. Es gibt unterschiedliche Auffassungen, wie beherrschbar diese Risiken sind. Mittlerweile mehren sich erneut Stimmen, die einen Rauswurf Griechenlands ins Gespräch bringen. Für mich als Linken gilt aber ein ganz anderer Punkt: Sollten sie das tun, dann vor allem deshalb, weil die neue griechische Regierung angetreten ist, um zu beweisen, daß die Politik von Lohn- und Rentenkürzungen wie auch Privatisierungen zu Ramschpreisen gescheitert ist und es Alternativen dazu gibt. Das wollen die europäischen Institutionen auf keinen Fall zulassen. Hätte Syriza Erfolg, würden auch die Portugiesen, Mi, 27. Mai 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick die Iren und andere sagen: Warum lassen wir uns diesen Mist noch länger bieten! Wenn ein Land, das die Mächtigen herausfordert, aus der Eurozone hinausgeworfen wird, ist das ein Signal an alle anderen: Macht das ja nicht! Deswegen wird diese Politik innerhalb der Eurozone fortgesetzt, und dann wird der Euro früher oder später auch in den anderen Ländern scheitern. SB: Herr De Masi, vielen Dank für das Gespräch. Anmerkung: [1] Siehe dazu: INTERVIEW/033: Die Spur der Troika - Zum Beispiel Geld ... Harald Schumann im Gespräch (SB) http://www.schattenblick.de/infopool/europool/report/euri0033.html Foto: © 2015 by Schattenblick http://www.schattenblick.de/infopool/europool/report/euri0034.html POLITIK / BILDUNG / INTERNATIONAL Pakistan: Stift statt Bettelstab - Schulprojekt hilft Straßenkindern IPSInter Press Service Deutschland GmbH IPSTagesdienst vom 22. Mai 2015 von Zofeen Ebrahim KARACHI (IPS) Der zwölfjährige Khalil Ahmed hat sich mächtig verändert. Abgesehen davon, dass er gewachsen ist, steckt er in einer sauberen und frisch gebügelten Schuluniform, an den Füßen trägt er Schuhe. Seine Haare sind gekämmt und gegelt, die Fingernägel geschnitten. Niemand aus Gambat, einem kleinen Nest 500 Kilometer von der pakistanischen Hafenstadt Karachi entfernt, würde in dem Jungen das dürre, zerlumpte und verschmutzte Kerlchen erkennen, dass er vor vier Jahren war, als er an der Hand der Großmutter Almosen von Passanten erbettelte. In Pakistan tragen hunderttausende Kinder mit ein paar Rupien zum kargen Lebensunterhalt ihrer Eltern bei Bild: © Zofeen Ebrahim/IPS Mi, 27. Mai 2015 www.schattenblick.de Seite 5 Elektronische Zeitung Schattenblick Doch diese Zeiten sind vorbei, und inzwischen besucht er die vierte Klasse der Schule des Behram-Rustomji-Campus in Pipri. Das kleine Dorf liegt 45 Kilometer von Sukkur entfernt, der drittgrößten Stadt der Provinz Sindh. Seinen Lehrern zufolge gehört Ahmed zu den Besten seiner Klasse aus 13 Mädchen und sieben Jungen. In Pipri schlagen sich mehr als 95 Prozent der 1.000 Haushalte mit Betteln durch. über IPS. Solange die Regierung ihrer Verpflichtung, die Voraussetzungen für den Schulbesuch zu schaffen, nicht nachkomme, würden "selbst die begabtesten Kinder ihr volles Entwicklungspotenzial nicht ausschöpfen können". Seiner Meinung gravierenden Einkommensunterschiede, die der Entwicklung Pakistans im Wege stehen. So wird es dem Land aller Voraussicht nach nicht gelingen, die Millenniumsentwicklungsziele zur Armutsbekämpfung bis zum Ende des Jahres zu erreichen. Die internationale Hilfsorganisation 'Oxfam' hat in einem jüngsten Bericht auf die in Pakistan vorherrschende 'Bildungsapartheid' hingewiesen. Demnach gehen 82 Prozent der reichsten aber nur 50 Prozent der ärmsten pakistanischen Kinder in die Schule. Die Folgen sind gravierend. So hat Pakistan die regionalen Fortschritte bei der Umsetzung der UNInitiative 'Bildung für alle' (EFA) getrübt. Hoher Anteil an Kinderanalphabeten Aus einer diesjährigen Untersuchung des Weltkinderhilfswerks UNICEF geht hervor, dass mehr als 40 Prozent aller Kinder weltweit, die nicht die Schule besuchen, in Südasien leben, davon die Hälfte in Pakistan. Experten würdigen zwar die Bemühungen unabhängiger zivilgesellschaftlicher Organisationen, die traurige Realität zu ändern, sehen aber ohne ein weitreichendes staatliches Engagement keine Chancen, spürbar Abhilfe zu schaffen. Nach Aussagen von Mosharraf Zaidi, dem Leiter der Alif-Ailaan-Bildungskampagne, "haben die heroischen Anstrengungen der privaten Organisationen tatsächlich bemerkenswerte Erfolgsgeschichten hervorgebracht [...], doch sind sie angesichts des immensen Bildungsbedarfs nur Tropfen auf dem heißen Stein." nach wird es höchste Zeit, das Bildungssystem umzukrempeln. Pervez Hoodbhoy, ein prominenter Bildungsexperte, geht einen Schritt weiter. Er stimmt zwar darin überein, dass der Abschluss der zehnten Klasse Kindern bessere Chancen im Leben garantiert. Doch seiner Meinung nach ist die Grundschulbildung nur ein Schritt auf dem langen Weg, die Kluft zwischen Reich und Arm zu verringern. Wie er erläutert, hängt ein halbwegs erträgliches Leben von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählt er auch familiären Wohlstand und beste Verbindungen zu einflussreichen Gruppen und Personen. Die Schule, die Ahmed besucht, wird von der 1995 gegründeten Nichtregierungsorganisation 'The Citizens Foundation' (TCF) geleitet. Heute betreibt die TCF landesweit 1.060 solcher Bildungseinrichtungen, die überwiegend Kinder aus marginalisierten Gemeinschaften aufnehmen. Millionen Kinder in Pakistan brechen die Schule vor Abschluss der Grundschule ab Bild: © Zofeen Ebrahim/IPS Wie aus dem nationalen Revisionsbericht zu den Fortschritten bei der Initiative 'Bildung für alle' hervorgeht, den die UNESCO veröffentlicht hat, gehen etwa 6,7 Millionen Kinder nicht zur Schule, zu 62 Prozent sind Mädchen betroffen. Von den rund 21,4 Millionen Kinder im schulfähigen Alter, die die Grundschule besuchen, werden es nur 66 Prozent bis zum Abschluss der fünften Klasse schaffen. 33,2 Prozent werden schon vor dem Ende der ersten Klasse das Handtuch werfen. In der Armutsfalle Am schlimmsten ist die Lage der Straßenkinder. Die Gesellschaft zum Schutz der Rechte des Kindes (SPARC) schätzt die Zahl der Mädchen und Jungen, die auf Pakistans 22 Prozent der 180 Millionen PakiStraßen leben und arbeiten, auf 1,5 Der Staat lasse seine Kinder auch staner sind arm. Hinzu kommen die Millionen. Nur die wenigsten von weiterhin im Stich, erklärt er gegenSeite 6 www.schattenblick.de Mi, 27. Mai 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick ihnen werden jemals ein Klassenzimmer betreten. Die meisten sind zu einem Leben in Armut verurteilt. Schon jetzt müssen 22 Millionen Pakistaner mit weniger als 1,25 USDollar pro Tag zurechtkommen, wie die Weltbank berichtet. Experten sind sich einig, dass Kinder aus armen Familien aufgrund der Abwesenheit eines anständigen Bildungswesens nur äußerst geringe Chancen haben, die sozioökonomische Leiter hochzuklettern. Arme Eltern, die ihren Nachwuchs an den TCF-Schulen unterrichten lassen, dürfen die Höhe der dort ohnehin niedrigen Schulgebühren selbst bestimmen. "Unsere monatliche Mindestgebühr liegt bei zehn Rupien (umgerechnet 0,09 US-Dollar). Mit dem symbolischen Betrag wollen wir lediglich sicherstellen, dass Eltern den Wert von Schulbildung zu schätzen wissen", meint Ayesha Khatib von TCF. Die Obergrenze liegt bei durchschnittlich 30 Rupien (0,29 Dollar). ge schickten zunächst ausschließlich Bewusstsein ('Idara-e-Taleem-o-Aaihre Söhne, von denen viele nach der gahi' oder ITA) und Koordinatorin Schule weiter betteln gingen." des Südasiatischen Zentrums für Bildungsentwicklung, profitieren Eltern Heute sind 235 der 350 Schüler ehe- und Kinder gleichermaßen von der malige Straßenkinder. "Die Bedeu- TCF-Initiative. "Jeden Tag kommen tung von Bildung ist endlich in den die Kinder mit neuen Ideen nach Köpfen angekommen", sagt sie. Kei- Hause", sagt sie. "Sie lernen rechnen nes der Kinder geht inzwischen mehr und können dadurch ihre Eltern bei betteln. Sie helfen ihren Eltern, in- der Buchhaltung unterstützen." dem sie nach dem Unterricht einige Stunden lang in Geschäften aushel- Ahmed hat besondere ehrgeizigere fen. Ahmed hat eine Zeitlang für ein Pläne für seine Eltern. "Ich möchte Mobiltelefonunternehmen gearbei- schnell groß werden", sagt er zu IPS. tet. Seit er weiß, wie man Telefone "Und dann werde ich dafür sorgen, dass repariert, will er Computeringenieur auch sie nicht mehr betteln müssen." werden. (Ende/IPS/kb/22.05.2015) Eine weitere gute Nachricht ist, dass sich die sozialen Barrieren zwischen den besser und weniger gut gestellten TCF-Schülern auflösen. Wo sich einst Kinder aus privilegierten Familien geweigert hatten, neben Kindern aus ärmeren Verhältnissen zu sitzen, hat sich das Verhältnis nach Aussagen von Phulpoto deutlich entspannt. Link: http://www.ipsnews.net/2015/05/pakistans-streets-kids-drop-thebegging-bowl-opt-for-pencils-instead/ © IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH Quelle: IPS-Tagesdienst vom 22. Mai 2015 Auch wenn für arme Familien jede Auch Eltern profitieren http://www.schattenblick.de/ Rupie zählt, ihre Kinder bekommen infopool/politik/bildung/ sehr viel zurück, wie Ahmed betont. Laut Baela Raza Jamil, Programmpbi00056.html "Betteln zu müssen, fand ich leiterin am Zentrum für Bildung und schrecklich. Es hat mir weh getan, wenn man mir hässliche Dinge zugerufen hat", sagt der der Junge über sein altes Leben. Heute nutzt er den Großteil seiner Zeit zum Lernen. POLITIK / MEINUNGEN / STANDPUNKT Seine Mutter ist für ihn 'eingesprungen', das heißt, sie geht jetzt mit dem Vater betteln. Dazu meint Rabail AbMeinung: UN-Friedensmissionen eine Chance geben bas Phulpoto, die 25-jährige Schulleiterin, dass 85 Prozent ihrer SchüIPSInter Press Service Deutschland GmbH ler aus Familien kämen, die vom IPSTagesdienst vom 22. Mai 2015 Betteln lebten. Dieser Umstand erklärt auch den Widerstand vieler Eltern, ihre Kinder zur Schule zu von JeanMarie Guéhenno* schicken. Denn das bedeutet geringere Almosen. NEW YORK (IPS) Als 1991 der Salvador die Einschätzung realiKalte Krieg zu Ende ging, war die stisch erscheinen. "Ich habe vor drei Jahren damit be- Hoffnung groß, dass der UN-Sichergonnen, mich in der Gemeinde zu heitsrat nun entscheidende Schritte Der Optimismus wurde jedoch durch engagieren", berichtet Phulpoto. zur Befriedung der Welt unterneh- die darauffolgenden Tragödien in "Erst gab es Widerstand, doch nach men könnte. Anfangs ließen erfolg- Ex-Jugoslawien, in Somalia und Ruacht Monaten fortgesetzter Gesprä- reiche Blauhelmeinsätze in Kambo- anda empfindlich getrübt. UN-Blauche hatte ich die Eltern soweit. Eini- dscha, Namibia, Mosambik und El helme wurden zu Zaungästen Mi, 27. Mai 2015 www.schattenblick.de Seite 7 Elektronische Zeitung Schattenblick schrecklicher Gräuel. Die Zahl der Friedenseinsätze ging zurück, und Ende der 1990er Jahre hatte sich die Sichtweise durchgesetzt, dass derartige Missionen der Vergangenheit angehören und Regionalorganisationen übernehmen sollten. Doch diese Expertenmeinung stellte sich als falsch heraus, und im Jahr 1999 wurden UN-Missionen in schneller Abfolge in den Kosovo, nach Osttimor und in die Demokratische Republik Kongo (DRC) entsandt. Im Hinblick auf die Legitimität und auch die Fähigkeit, möglichst schnell Truppen zusammenzuziehen, verdeutlichten die Einsätze, dass die UN im Vergleich zu anderen Organisationen noch immer im Vorteil waren. Ungeklärt blieb, ob all das ausreichen würde, um die Fortsetzung der Friedensmissionen zu rechtfertigen. Zu diesem Zeitpunkt, im Jahr 2000, wurde ich UN-Untergeneralsekretär für Friedensmissionen. In den darauffolgenden acht Jahren sollte ich erfahren, dass Wiederbelebung und Wiederaufbau der friedenserhaltenden Operationen die verwaltungstechnischen und militärischen Herausforderungen sprengen. Die derzeitige Friedenssicherung ist ein politisches Unterfangen, dessen Erfolg von der Unterstützung der mächtigsten Staaten, von einem für die Konfliktparteien machbaren Verfahren und einem wohlüberlegten und begrenzten Einsatz von Gewalt abhängt. Diese Überlegungen rückten im Zusammenhang mit der US-geführten Invasion des Iraks 2003 in den Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit. Der UN-Sicherheitsrat war gespalten und die Weltorganisation von Skandalen heimgesucht, während die Haltung der US-Regierung gegenüber den Vereinten Nationen bestenfalls als gleichgültig bezeichSeite 8 net werden konnte. Daran hat sich Was also ist zu tun? bis zum heutigen Zeitpunkt, mit 107.000 Friedenswächtern in 16 Zunächst einmal gilt es anzuerkennen, dass Stärke wirklich wichtig ist Einsatzgebieten, nichts geändert. und über eine unverzichtbare politiUm eine Wiederholung der kata- sche Hebelkraft verfügt. Dies bedeustrophalen Entwicklungen der tet: Die UN-Operationskapazitäten 1990er Jahre zu verhindern, wurde müssen gestärkt werden. Ein 8,47 im Jahr 2000 ein Expertenteam un- Milliarden US-Dollar großes Budget ter Leitung von Lakhdar Brahimi, mag riesig erscheinen, doch Tatsache eines ehemaligen algerischen Au- ist, dass die Welt vergleichsweise ßenministers, mit der Ausarbeitung wenig für die Friedenseinsätze ausvon Empfehlungen betraut. Diese gibt. Der Betrag ist nur ein Bruchteil konzentrierten sich im Wesentli- dessen, was die USA und die NATO chen darauf, die Friedenseinsätze in Afghanistan ausgegeben haben. zu stärken und zu professionalisieren und sie dort, wo es keinen Frie- Die UN-Operationen unter das den zu erhalten gibt, zu unterlassen. Kommando von Organisationen wie 15 Jahre später wird die UN-Frie- der NATO zu stellen, ist eine wenig denssicherung zwar professioneller realistische Zukunftsstrategie. Sie umgesetzt, doch befindet sie sich wäre zu kostspielig und ist auch seit nach wie vor in einer prekären La- den Erfahrungen im Irak und in Afghanistan nicht empfehlenswert. Bei ge. der Friedenssicherung steht und fällt Die Anforderungen an die Friedens- alles mit der Umsetzung. Wenn die sicherung sind viel zu schnell zu UN in der Kommandokette außen viele geworden, und die UN sind vor gelassen werden, verlieren sie der operativen Rolle offensichtlich schnell die Kontrolle über die politinicht gewachsen. Hinzu kommt, sche Strategie. dass die meisten Friedensmissionen an Orten im Einsatz sind, wo die Es gibt keine Alternative zu einer diKriege abgeflaut aber nicht beendet rekten operativen Rolle der Vereinten Nationen, will die Friedenssichesind. rung ihren Ruf der Unparteilichkeit Die UN sind an einem neuen Wen- nicht einbüßen. Wohl aber bedarf es depunkt angelangt. Soll die Welt ih- besonderer Kapazitäten im Sinne der re Investitionen [in Friedensmissio- Effektivität. nen] verdoppeln oder soll sie, um sich nicht der Gefahr größerer Ver- Westliche Militärs, die seit Ende der luste auszusetzen, Kürzungen vor- 1990er Jahre die UN-Friedensmissionen gemieden haben, müssen sich nehmen? wieder starker in der UN-FriedenssiDie Realität sieht so aus, dass die cherung engagieren: entweder als UN nicht einfach kürzen und weg- Blauhelme oder durch Ad-hoc-Argehen können: Im Südsudan haben rangements, die eine schnelle Einsich mehr als 100.000 Menschen in satztruppe oder eine Bereitstellung UN-Einrichtungen in Sicherheit ge- anderer für die Einsätze wichtiger bracht. Würden die UN-Truppen Mittel erlauben. abziehen, wäre das Leben dieser Menschen in Gefahr. In der DRC Zweitens muss eine Rückkehr zur wiederum ist die Regierung nach Diplomatie erfolgen. Es ist unrealiwie vor geschwächt. Bei einem ab- stisch zu erwarten, dass eine UNrupten Rückzug der UN-Blauhelme Mission oder eine andere Einsatzwäre die Gefahr groß, dass das Land truppe Frieden erzwingen kann. Das wieder ins Chaos zurückfallen wür- haben die Erfahrungen im Irak und in Afghanistan gelehrt. Sich beim de. www.schattenblick.de Mi, 27. Mai 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick Schutz von Zivilsten ausschließlich auf Militäroperationen zu verlassen, kann wiederum, wie das Beispiel Kongo zeigt, nach hinten losgehen. Eine umfassende Definition des Terrorismusbegriffs, die die UN in den sogenannten 'Krieg gegen den Terror' einbeziehen würde, würde die Vereinten Nationen in ihrem politischen Handlungsspielraum einschränken. Der wichtigste Beitrag, den die UN für die Friedenssicherung leisten können, ist nicht der Kampf, sondern die Unterstützung inklusiver politischer Prozesse. Die Friedenssicherungsrhetorik ist der Realität voraus, und wir sollten sie nicht überstrapazieren. Es ist eine enorme Verantwortung, in das Leben anderer einzugreifen. Zwischen einer unverantwortlichen Gleichgültigkeit und einem leichtsinnigen Aktivismus liegt nur ein schmaler Grat. nen, wurden Friedensoperationen als Gelegenheiten zum Wiederaufbau der betroffenen Länder beworben. Als Außenstehende sollten wir bescheidener sein. * Jean-Marie Guéhenno, ehemaliger UN-Untergeneralsekretär für Friedensmissionen (2000-2008), ist Vorsitzender und Geschäftsführer des Friedensforschungsinstituts 'International Crisis Group'. Er ist zudem Autor des in diesem Monat erschienenen Buches 'The Fog of Peace: Memoir of International Peacekeeping in the 21st Century'. Es sollte unser Ziel sein, zu einer echten Internationalen Gemeinschaft zusammenzuwachsen. Doch das wird nur funktionieren, wenn wir die nicht perfekten Länder, die Teil des gemeinsamen Gebäudes werden sollen, unterstützen. Viele fallen schneller in sich zusammen, als Strukturen Link: geschaffen werden, doch wird sich http://www.ipsnews.net/2015/05/ ohne sie keine internationale Ord- the-u-n-at-70-the-past-and-futureof-u-n-peacekeeping/ nung herstellen lassen. Für einen Staatenbund wie die UN © IPS-Inter Press Service Deutschist dies eine existenzielle Herausfor- land GmbH derung. Für die Menschen, die ohne ihr Dafürkönnen Opfer solcher ver- Quelle: fehlten Staaten wurden, geht es um IPS-Tagesdienst vom 22. Mai 2015 Leben und Tod. Auch wenn das Rihttp://www.schattenblick.de/ siko zu versagen immer vorhanden infopool/politik/meinung/ ist, sollte Enthaltsamkeit nie das Mitpmsp0461.html Um die nationale Unterstützung für tel der Wahl sein. Auslandsinterventionen zu gewin- (Ende/IPS/kb/22.05.2015) UMWELT / INTERNATIONALES / WIRTSCHAFT Klimawandel: Weitermachen wie bisher für manche Unternehmen inakzeptabel IPSInter Press Service Deutschland GmbH IPSTagesdienst vom 21. Mai 2015 von A.D. McKenzie PARIS (IPS) Wenn es um den Kli- mawandel geht, ist Handeln angesagt. Diese Meinung vertrat Eldar Saetre, Geschäftsführer des norwegischen Multis 'Statoil', auf dem 'Business & Climate-Gipfel' in Paris. Führende Vertreter internationaler Industrieunternehmen hatten sich in der französischen Hauptstadt getroffen, in der in einem halben Jahr der nächste Weltklimagipfel (COP21) eröffnet wird. Mi, 27. Mai 2015 Unter dem Motto 'Zusammenarbeiten, um eine bessere Wirtschaft aufzubauen' diskutierten in Paris etwa 2.000 Manager der weltgrößten Einzelhandels- und Energiekonzerne. Darunter waren Firmen, die von unabhängigen Organisationen als die schlimmsten Umweltsünder gebrandmarkt werden. Zum Abschluss des Treffens am 21. Mai befürworteten die Teilnehmer die Verabschiedung eines globalen Klimaabkomwww.schattenblick.de mens, das das Ziel verfolgt, die Nettoemissionen "auf null" zu bringen. Unternehmen müssten sich verändern, nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern auch, um ihr eigenes Überleben zu sichern, war auf der Pariser Konferenz häufig zu hören. Maßnahmen gegen den Klimawandel seien aus unternehmerischer Sicht sinnvoll, doch ließen entsprechende Lösungen zu lange auf sich Seite 9 Elektronische Zeitung Schattenblick warten, erklärten Vertreter der Vereinigung 'Entreprises Pour l'Environnement' (Unternehmen für die Umwelt) mit etwa 40 Mitgliedern und der französischen Sektion des 'Global Compact' der Vereinten Nationen, die die Veranstaltung ausgerichtet hatten. Sie kündigten an, die Führungsrolle beim "globalen Übergang zu einer kohlenstoffarmen, klimaresistenten Wirtschaft" zu übernehmen. Wie Saetre erläuterte, strebt sein Unternehmen eine kohlenstoffarme Ölund Gasproduktion an. So wende man sich bereits den erneuerbaren Energien in Form von OffshoreWindkraft zu. Doch zunächst seien fossile Brennstoffe neben den unterschiedlichen alternativen Energieträgern unverzichtbar. Bezugnehmend auf die verbreitete Skepsis, was die Ernsthaftigkeit der Konzerne angeht, ihre CO2-Emissionen zu verringern, forderten die Firmenchefs die Unterstützung von Regierungen und Verbrauchern. Mike Barry, Leiter der Abteilung für nachhaltige Unternehmensführung bei der Kaufhauskette 'Marks & Spencer' erklärte gegenüber IPS, dass ein globales Engagement notwendig sei, um den Industriesektor zu umweltfreundlicheren Firmenmaßnahmen zu bewegen. "Kollektives Handeln kann wirkliche Veränderungen mit sich bringen", sagte er. "Wir glauben, dass der Klimawandel real ist und signifikante Auswirkungen auf unsere künftigen Geschäfte haben wird." "Schulter an Schulter mit den Regierungen" Marks & Spencer und andere Unternehmen, die im Netzwerk 'Consumer Goods Forum' organisiert seien, wollten "Schulter an Schulter mit den Regierungen" zusammenstehen und ihre Hilfe anbieten, so Barry. Doch erweisen sich die Bemühungen der Staatengemeinschaft, einen KonSeite 10 sens im Kampf gegen den Klimawandel herzustellen, als schwierig. So räumte der französische Staatschef François Hollande bei der Eröffnung der Unternehmerkonferenz ein, dass eine Einigung auf dem Weltklimagipfel an ein Wunder grenzen würde. "Wir brauchen einen Konsens, doch ist es schon nicht einfach, ihn auf nationaler Ebene zu erreichen. In Anbetracht von 196 Staaten müsste ein Wunder geschehen." tärin der UN-Klimarahmenkonvention, warnte auf dem Treffen in Paris vor einer Dämonisierung der Unternehmen. "Wir alle hinterlassen einen CO2-Fußabdruck", erklärte sie. "Hier geht es aber nicht um Konfrontation, sondern um Zusammenarbeit." Kleine Inselstaaten machen Druck auf Klimasünder Auf der Veranstaltung wurde auch die Anfälligkeit von Inselstaaten für die Folgen der Klimaveränderungen angesprochen. Tony Brown, Außenminister der Marshall-Inseln, erklärte, dass es im ureigenen Interesse der Inselstaaten im Pazifik und in anderen Regionen liege, weiterhin Druck auf die Verursacher von CO2-EmisDemonstranten, die sich außerhalb sionen auszuüben. Schließlich stehe des Tagungsortes, dem Sitz der UN- das Überleben der Einwohner dieser Kultur- und Wissenschaftsorganisa- Länder auf dem Spiel. tion UNESCO, versammelt hatten, erhoben jedoch massive Kritik gegen Angel Gurría, Generalsekretär der die Großindustrie. "Diese Multis und Organisation für Wirtschaftliche Zudie Banken, die sie finanzieren, sind sammenarbeit und Entwicklung direkte Verursacher des Klimawan- (OECD), meinte dazu, dass sich für dels", heißt es in einer Erklärung die gefährdeten Staaten nicht die Framehrerer Organisationen, darunter ge stelle, wie die Umwelt für kom'Les Amis de la Terre' und 'J.E.D.I for mende Generationen zu erhalten sei, Climate'. sondern wie lange es noch dauere, bis sie im Meer versänken. Die CO2Es sei widersinnig, Produzenten fos- Emissionen müssten noch stärker besiler Brennstoffe an den Beratungen grenzt werden als bisher verlangt, zu beteiligen, weil dadurch der Bock forderte er. Bis zur zweiten Hälfte des zum Gärtner gemacht werde, erklär- Jahrhunderts müssten die Länder ten die Aktivisten. "Kann sich irgend- weltweit den Weg zu einem Nulljemand etwa nur eine Sekunde lang Emissions-Ziel eingeschlagen haben. vorstellen, dass sich die Tabakindu- (Ende/IPS/ck/21.05.2015) strie an Strategien gegen das Rauchen beteiligt, die auf die Einstellung der Link: Zigarettenproduktion abzielen?" http://www.ipsnews.net/2015/05/ climate-change-some-companiesWollten Hollande und seine Minister reject-business-as-usual/ die Ernsthaftigkeit ihres Engagements für die Umwelt unter Beweis © IPS-Inter Press Service Deutschstellen, sollten sie klarstellen, dass land GmbH "Klima kein Geschäft ist". In einer gemeinsamen Erklärung der Grup- Quelle: pen war zu lesen, dass "der Kampf IPS-Tagesdienst vom 21. Mai 2015 gegen den Klimawandel nicht Aufgabe der Erdölmultis ist. Die nämlich http://www.schattenblick.de/ gehören zu unserer Vergangenheit." infopool/umwelt/internat/ Christiana Figueres, Exekutivsekreuiwi0069.html Hollande und andere Regierungsvertreter halten die Einbeziehung von Unternehmen in die Planungen für essentiell. Frankreich dürfte mit seinen großen Erdöl- und Energieunternehmen diesbezüglich eine wichtige Rolle spielen. www.schattenblick.de Mi, 27. Mai 2015 Elektronische Zeitung Schattenblick SPORT / BOXEN / MELDUNG Gewichtige Argumente für einen Außenseiter Daniel Geale erheblich schwerer als Miguel Cotto (SB) Wenn Miguel Cotto den WBC- Titel im Mittelgewicht am 6. Juni in Brooklyn gegen Daniel Geale verteidigt, wird er bis zu 7 kg leichter als der Herausforderer in den Ring steigen. Wie Geales Promoter Gary Shaw schätzt, werde der Australier nach dem Rehydrieren etwa 78 kg wiegen, die deutlich über der von Cotto geforderten Gewichtsgrenze von 71,2 kg beim offiziellen Wiegen liegen. Dieser Unterschied hinsichtlich der körperlichen Voraussetzungen könnte die boxerischen Vorteile mehr oder minder wettmachen, derentwegen der Puertoricaner bislang als Favorit in diesem Kampf gehandelt wurde. den maximal 72,5 kg des Mittelgewichts liegt, rief weitere Kritik auf den Plan. Überdies wählte er für seine erste Titelverteidigung mit Daniel Geale einen Gegner aus, der im vergangenen Jahr von Gennadi Golowkin in nur drei Runden geschlagen auf die Bretter geschickt worden war. Gary Shaw macht dem Außenseiter mit den Worten Mut, Cotto habe dennoch eine schlechte Wahl getroffen. Neben dem beträchtlichen Gewichtsvorteil könne Geale eine Beweglichkeit ins Feld führen, die dem Weltmeister zu schaffen machen dürfte. Er rechne mit einem ähnlich schweren Kampf wie jenem gegen Austin Trout, Cotto, für den 39 Siege und vier Nie- den der Puertoricaner kaum zu fassen derlagen zu Buche stehen, hatte den bekam. [1] Titel im Juni 2014 gewonnen, als er Sergio Martinez in New York das Miguel Cotto und sein Trainer FredNachsehen gab. Der 40 Jahre alte Ar- die Roach hatten vor einem Jahr Gengentinier war damals nach zwei Ope- nadi Golowkin die kalte Schulter gerationen am rechten Knie und einer zeigt und statt dessen Martinez ausgelangen Verletzungspause in den Ring sucht, der einen guten Namen mitzurückgekehrt, wo ihn das nach wie brachte, aber körperlich nicht mehr vor nicht ausreichend funktionsfähige der alte war. Dieses Kalkül ging auf, Gelenk in seinen Bewegungsmöglich- worauf man offenbar in Daniel Geale keiten gravierend einschränkte. Mar- eine weitere leichte Beute sah, bevor tinez hat seither keinen Kampfmehr es im Herbst zu einem hochdotierten bestritten und wird seine Karriere Kampf gegen Saul "Canelo" Alvarez wohl in wenigen Tagen auch offiziell kommen soll. Allerdings ist Golowkin für beendet erklären. nicht nur Superchampion der WBA und Weltmeister der kleinen IBO, Wenngleich der Puertoricaner eine sondern auch Pflichtherausforderer gute Leistung bot, waren diese Um- Cottos beim Verband WBC, so daß stände seines Aufstiegs zum Weltmei- der Kasache schon eine Abfindung erster wenig geeignet, in ihm einen wür- halten müßte, um vorübergehend auf digen Nachfolger des vormals führen- sein Vorrecht zu verzichten. Cotto den Akteurs im Mittelgewicht zu se- wird keinesfalls gegen ihn antreten, da hen. Statt alle Zweifel mit Titelvertei- er Gefahr liefe, vorzeitig auf dem Bodigungen gegen hochklassige Heraus- den zu landen wie sämtliche Gegner forderer aus der Welt zu schaffen, leg- des Kasachen in den letzten sechs Jahte Cotto eine überlange Pause ein, ren. während der er vergeblich auf ein Duell mit Floyd Mayweather spekulier- Daniel Geale könnte dem Puertoricate. Daß er nun als Champion eine Ge- ner einen unverhofften Strich durch wichtsgrenze vereinbart hat, die unter die Rechnung machen und ihm den Mi, 27. Mai 2015 www.schattenblick.de Gürtel abnehmen. Dessen ungeachtet wird es wohl unter allen Umständen zum Kampf gegen "Canelo" Alvarez kommen. Wie dessen Promoter Oscar de la Hoya versichert, setze er sich auch dann mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln dafür ein, dieses Duell aufden Weg zu bringen, sollte einer der beiden Kontrahenten zuvor einen Kampfverlieren. Da sich Saul Alvarez gegen James Kirkland durchgesetzt hat, der sich als Gegner nach Maß für den Mexikaner erwies, ist nun Miguel Cotto an der Reihe, die vermeintliche Zwischenetappe anstandslos zu passieren. Stolpert er über den Australier, würde das wohl die Buchungen im Bezahlfernsehen beeinträchtigen. Andererseits verfügen Cotto mit seinen puertoricanischen Anhängern in New York und "Canelo" Alvarez mit der hispanischen Fangemeinde über derart viel Rückhalt beim zahlenden Publikum, daß sich ihr Kräftemessen selbst dann noch recht gut vermarkten ließe, hätten beide zuvor den kürzeren gezogen. Für Gennadi Golowkin, den erwiesenermaßen besten Boxer des Mittelgewichts, verlöre der WBC-Titel seinen Reiz, käme Daniel Geale in dessen Besitz. Da der Kasache den Australier schon einmal überzeugend besiegt hat, wäre eine Revanche nicht sonderlich attraktiv. Behält Miguel Cotto den Gürtel, wird er Golowkin trotzdem weiter aus dem Weg gehen. Gleiches gilt für Saul Alvarez, sollte es im Herbst zu einem Kampf gegen den Puertoricaner kommen und er den Titel gewinnen. Oscar de la Hoya hat bereits angekündigt, daß man zwei Jahre verstreichen lassen wolle, bevor Golowkin ein Thema werde. Da diesen alle namhaften Gegner seiner Gewichtsklasse meiden, böte sich ein Ausflug ins Supermittelgewicht an, wo Carl Froch mangels Alternativen Seite 11 Elektronische Zeitung Schattenblick darüber nachdenkt, sich vor großer Kulisse in einer englischen Arena mit dem Kasachen zu messen. Da der Brite in jüngerer Zeit jedoch geradezu der Gegenentwurf eines Boxers ist, der Nägel mit Köpfen macht, ist auch diese Option bislang kaum mehr als bloße Spekulation. Anmerkung: [1] http://www.boxingnews24.com/2015/05/cotto-could-be-outweighed-by-15lbs-by-geale-onjune-6th/#more-193683 http://www.schattenblick.de/ infopool/sport/boxen/ sbxm1716.html IMPRESSUM Elektronische Zeitung Schattenblick Diensteanbieter: MA-Verlag Helmut Barthel, e.K. 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Wenn nicht ausdrücklich anders vermerkt, liegen die Urheberrechte für Bild und Text bei: Helmut Barthel Haftung: Die Inhalte dieses Newsletters wurden sorgfältig geprüft und nach bestem Wissen erstellt. Bei der Wiedergabe und Verarbeitung der publizierten Informationen können jedoch Fehler nie mit hundertprozentiger Sicherheit ausgeschlossen werden. Seite 12 Was fängt ein Schachspieler mit einem solchen Rat an? Die Figuren sind klein, die Gedanken unverwandt auf ein Ziel gerichtet, die Nerven wollen explodieren, in den Ohren rauscht das Blut und auch das Licht im Saal schwankt zwichen grell und dämmerig. Wie gut, daß Schopenhauer beim Philosophieren geblieben war und sich nicht als Schachspieler zu bewähren suchte. So mancher Fuß hätte ihm wohl das Schienbein grün und blau blessiert. Zu sehr hatte auch die ungarische Großmeisterin Judit Polgar in ihrer Partie gegen den holländischen Heißsporn Joel Lautier auf einen Sieg hingedrängt, als sie mit 1.g2-g4 das Grenze der Verträglichkeit überschritt. Maßhalten wäre angesagt gewesen. Wie konnte der Holländer im heutigen Rätsel der Sphinx den Übermut der Ungarin strafen, Wanderer? J. Polgar Lautier Monaco 1995 Auflösung letztes SphinxRätsel: Wer die Gebote solider Verteidigung so mißachtet, wie es Meister Burn getan hatte, der braucht sich hinterher nicht zu beklagen, daß sein König im Sturm gefangen- und mattgesetzt wird. Der amerikanische Meister Marshall - schon der Name zeugt von martialer Wut - ließ sich die Gelegenheit jedenfalls nicht entgehen, um mit 1.Ld3xg6! f7xg6 2.Dc2xg6+ Lf6-g7 3.Sf3-g5 Dd8-f6 4.Th1-h8+! Kg8xh8 5.Dg6-h7# seinen Ruf als gefährlicher Angriffsspieler zu festigen. http://www.schattenblick.de/infopool/schach/schach/sph05486.html __I n h a l t__________Ausgabe 1475 / Mittwoch, den 27. Mai 2015__ 1 EUROPOOL - REPORT: Die Spur der Troika - das Kind im Brunnen ... Fabio De Masi im Gespräch 1 SCHACH-SPHINX: Unzeitige Anstrengung 5 POLITIK - BILDUNG: Pakistan - Stift statt Bettelstab, Schulprojekt hilft Straßenkindern (IPS) 7 POLITIK - MEINUNGEN: UN-Friedensmissionen eine Chance geben (IPS) 9 UMWELT - INTERNATIONALES: Klimawandel Weitermachen wie bisher für manche Unternehmen inakzeptabel (IPS) 11 SPORT - BOXEN: Gewichtige Argumente für einen Außenseiter 12 DIENSTE - WETTER: Und morgen, den 27. Mai 2015 DIENSTE / WETTER / AUSSICHTEN Und morgen, den 27. Mai 2015 +++ Vorhersage für den 27.05.2015 bis zum 28.05.2015 +++ Himmel überwiegend grau, jedoch meistens knochentrocken, auch Jean-Luc wird da nicht schlau, er sieht nur das Wetter bocken. © 2015 by Schattenblick www.schattenblick.de Mi, 27. Mai 2015
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