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MA-Verlag
SPORT / BOXEN
Elektronische Zeitung Schattenblick
Mittwoch, 27. Mai 2015
Die Spur der Troika - das Kind im Brunnen ...
Fabio De Masi im Gespräch
Gewichtige Argumente für einen
Außenseiter - Daniel Geale erhebGriechenlands Verhängnis in der Falle Eurozone
lich schwerer als Miguel Cotto
(SB) ­ Wenn Miguel Cotto den
Interview am 7. Mai 2015 in Hamburg­Eidelstedt
WBC-Titel im Mittelgewicht am 6.
Juni in Brooklyn gegen Daniel Geale verteidigt, wird er bis zu 7 kg (SB) ­ Daß der Dokumentarfilm
leichter als der Herausforderer in den "Macht ohne Kontrolle - Die Troika"
in Anwesenheit des Journalisten HaRing steigen ... (S. 11)
rald Schumann [1] und Fabio De
Masis, EU-Parlamentarier der Linkspartei, im Bürgerhaus in HamburgSCHACH - SPHINX
Eidelstedt gezeigt und unter reger
Beteiligung des Publikums diskutiert
Unzeitige Anstrengung
wurde, hatte seinen Grund. Wie De
(SB) ­ Abraham Lincoln hatte die Weis- Masi berichtete, habe er den Film in
heit, "nur wer bereit ist, seinem Freund Brüssel gesehen und den Autor dort
auch dann für einen Rat zu danken, wenn kennengelernt. Weil aber die wesentsich dieser als falsch erwies, hat einen lichen Fragen, wie sie in der Dokuguten Charakter", ins Gedächtnis der mentation aufgeworfen werden, auf
Welt eingeschrieben. Auf so manchem hoher Ebene der Europafraktion
Rat folgte nämlich bittere Rache. Das überhaupt nicht erörtert würden, haFabio De Masi
Zauberwort heißt allerdings Vertrauen, be man beschlossen, nach Eidelstedt
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2015
by
Schattenblick
und wer einen Rat gibt, ohne dafür gera- an die Basis zu gehen, wo der Film
dezustehen, nun, der hat die Konsequen- andernfalls vielleicht nicht hinge- ten Eingang, wirst in einer schicken
zen für seine Worte nicht minder zu kommen wäre.
schwarzen Limousine herumkutübernehmen wie der besagte Freund, der
schiert, und alle klopfen dir den
daraufhört. Ob Artur Schopenhauer, leb- Fabio De Masi schilderte aufschluß- ganzen Tag auf die Schulter und sate er noch, mit Ressentiments rechnen reich die Mechanismen parlamenta- gen, du bist furchtbar wichtig." Man
müßte, für seinen Rat: "Der Muskel wird rischer Vereinnahmung in der "Par- halte sich schnell für eine große
durch starken Gebrauch gestärkt; der allelwelt von Brüssel", denen er sich Nummer und genieße es, wenn man
Nerv hingegen dadurch geschwächt. Al- inzwischen ein Jahr lang ausgesetzt einflußreichen Wirtschaftskapitänen
so übe man seine Muskeln durch jede hat. Man lebe von Montag bis Don- beim Empfang mit Lachshäppchen
angemessene Anstrengung, hüte hinge- nerstag in einer Art Blase, hetze von die Hand schütteln dürfe. Das gelte
gen die Nerven vor jeder; also die Augen Termin zu Termin, sitze in Aus- auch für Linke, die ja keine bessevor zu hellem, besonders reflektiertem schüssen und wälze Dokumente, ren Menschen seien, sondern sich
Lichte, vor jeder Anstrengung in der komme kaum noch unter Wähler. nicht selten nach dieser AnerkenDämmerung wie auch vor anhaltendem Wenngleich es natürlich auch Abge- nung sehnten.
Betrachten zu kleiner Gegenstände; eben ordnete gebe, die schlichtweg korso die Ohren vor zu starkem Geräusch; rupt und gekauft seien, laufe die we- Das EU-Parlament habe zwar mit
vorzüglich aber das Gehirn vor gezwun- sentliche Einbindung in das admini- großer Mehrheit einen Bericht zur
gener, zu anhaltender oder unzeitiger strative System doch zumeist subti- Troika verabschiedet, in dem diese
ler: "Du kommst da an vor diesem als illegal bezeichnet wird. Es findet
Anstrengung."
Glaspalast, da hast du einen separa- sich jedoch keine Mehrheit, die VerFortsetzung Seite 12
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antwortlichen zur Rechenschaft zu
ziehen und beispielsweise vor den
Europäischen Gerichtshof zu gehen. Wie Harald Schumann halte er
es damit, beharrlich die einfachen
Fragen zu stellen, um den Wald
trotz der vielen Bäume im Blick zu
behalten. Er habe im Parlament die
Erfahrung gemacht, daß es gerade
solche Fragen sind, die Nervosität
auslösen. Deshalb habe er sich vorgenommen, der nervigste Abgeordnete im Parlament zu werden, permanent schriftliche Fragen an die
Kommission zu stellen, streitbar die
kontroverse Diskussion mit anderen
Politikern wie auch Journalisten zu
suchen und nicht aufzuhören zu fragen.
In diesem Sinne sei es ihm um so
mehr ein persönliches Anliegen, die
Solidarität mit der griechischen Bevölkerung den Menschen hier in Eidelstedt und anderswo nahezubringen. Er halte es für einen guten Ansatz, an das Eigeninteresse zu appellieren. Zum einen komme der
Sozialabbau irgendwann auch hierher, zum andern wurde das Geld
nicht der griechischen Krankenschwester oder dem irischen Rentner gegeben, sondern den deutschen
und französischen Banken. Man
müsse eine sehr einfache Geschichte erzählen: Wenn ihr dieses Land
kaputtmacht, werden wir nie einen
Euro dieses Geldes wiedersehen. Es
gelte diese Botschaft weiterzutragen, vielleicht beim Nachbarn oder
Bekannten zu klingeln und zu fragen, ob er den Film schon gesehen
hat. All die Menschen, die zu Hause sitzen und denken, das mache alles keinen Sinn mehr, seien die
Mehrheit, die etwas bewegen könne, wenn sie es nur erkennen würden.
Nach der Veranstaltung beantwortete Fabio De Masi dem Schattenblick einige Fragen zur Struktur der
EU, dem Schuldenschnitt für Griechenland und einem möglichen
Austritt oder Ausschluß des Landes
aus der Eurozone.
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Der Euro ist bald Geschichte ...
Foto: © 2015 by Schattenblick
Schattenblick (SB): Die Troika wird
im Film als eine Institution ausgewiesen, die ohne jede parlamentarische Kontrolle und außerhalb der
EU-Verträge agiert. Handelt es sich
bei ihr um einen Webfehler der EU
oder müßte man umgekehrt argumentieren, daß deren Struktur solche
Entwicklungen wie die Troika geradezu begünstigt?
Fabio De Masi (FDM): Die Troika
ist in der Tat eine Struktur außerhalb
der EU-Verträge. Es gibt viele Gründe, die Architektur der EU selbst
oder der EU-Verträge zu kritisieren,
die im Interesse von Banken und
Konzernen gestrickt sind. Die Eurokrise konnte nur deswegen zum Ausbruch kommen, weil jahrelang eine
verfehlte Politik in Europa verfolgt
wurde. Vieles davon ist in den Verträgen festgelegt. Beispielsweise
kann man den Kapitalverkehr in einer solchen Krise nicht kontrollieren.
Erst in einer Notsituation, als es bereits zu spät war, pumpte die Europäische Zentralbank Milliarden in
die Banken, finanzierte aber nicht die
Staaten. Wir haben also die Banken
gerettet, wodurch die Staatsverschuldung gestiegen ist. Die Banken haben billiges Geld von der EZB bewww.schattenblick.de
kommen, und die Staaten mußten
wiederum zu den Banken gehen und
sich zu hohen Zinsen bei ihnen Geld
leihen. An diesem System läßt sich
ablesen, daß es für die Interessen der
Finanzindustrie maßgeschneidert ist.
Die Troika hat jedoch völlig außerhalb der Verträge agiert, weil sie vor
dem letzten Rest an Kontrolle des
Parlaments Angst hatte. Sie ist also
per se eine antidemokratische Institution, und das zeigt, wie sehr die
Mächtigen fürchten, daß diese Politik aufWiderstand trifft. Sie wissen,
daß sie im Kern eine kriminelle Politik machen.
SB: Im Jahr 2010 wurde ein Schuldenschnitt für Griechenland diskutiert, dann jedoch abgelehnt. Dabei
wäre ein teilweiser Schuldenerlaß
eine Möglichkeit gewesen, die griechische Wirtschaft zu retten und dadurch zugleich den ökonomischen
Interessen der Gläubiger zu entsprechen. Worauf ist es zurückzuführen,
daß sich in dieser Frage eine andere
Fraktion durchgesetzt hat?
FDM: Ich glaube, daß die politischen
Eliten keine Strategie verfolgen, die
im Interesse der Volkswirtschaft wäre. Das haben wir in Griechenland
gesehen, wo sie phänomenal gescheitert sind und die Wirtschaft um
25 Prozent eingebrochen ist. Das erMi, 27. Mai 2015
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klärte Ziel der Politik war, die öffentliche Verschuldung zu senken, doch
die Schulden sind explodiert, anstatt
geringer zu werden. Den Betreibern
dieser Politik müssen deren fatale
Folgen klar sein, doch gibt es eben
auch Profiteure dieser erzwungenen
Sparmaßnahmen. Beispielsweise
hoffen die Konzerne, daß die Löhne
und Renten gesenkt werden, so daß
sie von den niedrigeren Arbeitskosten profitieren und günstiger exportieren können, während die Mehrzahl der kleinen und mittelständischen Unternehmen in Griechenland
kaputt gegangen ist.
Der Schuldenschnitt wäre eine Maßnahme gewesen, um Griechenland
eine Erholung zu ermöglichen, die
auch im Interesse der deutschen
Steuerzahlerinnen und Steuerzahler
gewesen wäre, damit sie nicht mit
Krediten die deutschen und französischen Banken herauskaufen müssen. Gerettet wurde nicht die griechische Krankenschwester, vielmehr
hat Griechenland mit diesen Krediten die Forderungen der Banken bezahlt. Daß sich der Schuldenschnitt
nicht durchgesetzt hat, ist auch auf
die Interessen der deutschen und
französischen Banken zurückzuführen, die diese Schulden nicht abschreiben wollten. Man hat den Banken Zeit gekauft, ihren Müll bei den
Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern
abzuladen, bei denen nun die Forderungen an Griechenland liegen.
Sollte es jetzt zu einem Schuldenschnitt kommen, träfe dieser natürlich auch die Steuerzahlerinnen und
Steuerzahler. Und genau damit argumentiert derzeit die Bundesregierung, die im Kern diejenige war, die
das Steuergeld verbrannt hat. Bisher
ist es noch nicht verloren, denn es
sind ja nur Kredite und Bürgschaften, wobei Deutschland sogar an den
Zinsen verdient. Kommt aber irgendwann der Schuldenschnitt, zieht er
die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in Mitleidenschaft. Und er
wird kommen, denn wer Kredite aufnimmt, um alte Schulden zu bedieMi, 27. Mai 2015
nen, der ist technisch pleite. Das und die wird natürlich nicht die Bankann jeder Angestellte einer Kreis- ken treffen, sondern die Bundesbürsparkasse erklären.
ger. Man muß aber auch hinzufügen,
daß sich Deutschland im Kern mit
Deswegen ist es wichtig, daß der dieser Politik zu einem sicheren HaSchuldenschnitt von zwei Maßnah- fen in der Krise entwickelt und sehr
men begleitet wird. Erstens von ei- niedrige Zinsen hat, zu denen sich
ner Vermögensabgabe für Millio- der Finanzminister Geld leihen kann.
näre, da allein das Vermögen der eu- Viele junge Menschen haben Grieropäischen Millionäre mit 17 Billio- chenland auch in Richtung Deutschnen Euro die Staatsverschuldung al- land verlassen und arbeiten hier zu
ler 28 EU-Staaten übertrifft. Und niedrigen Löhnen.
zweitens muß die Europäische Zentralbank endlich bereit sein, das vie- Es gibt natürlich Profiteure der Krile billige Geld nicht weiter besin- se, doch gilt das nicht für die große
nungslos in Banken und Finanz- Mehrheit der Bevölkerung in
märkte zu pumpen. Diese dürfen da- Deutschland. Im Gegenteil, denn sie
mit nicht länger spekulieren, sondern profitiert nicht davon, wenn beimüssen direkt öffentliche Investitio- spielsweise Jugendliche aus den Krinen in Griechenland finanzieren. senländern zu Hungerlöhnen schufSchuldenschnitt hin oder her, Grie- ten müssen, und sie profitiert auch
chenland wird nur mit öffentlichen nicht davon, wenn sich Herr SchäuInvestitionen auf die Beine kommen. ble zu günstigeren Konditionen Geld
Wenn man Reformen in Griechen- leihen kann, da die Bundesregierung
land wünscht, also desolate Struktu- mit diesem Geld ja nichts Sinnvolles
ren verändern möchte, dann muß macht. Es ist völlig verrückt, bei eiman eben investieren. Man kann sich nem derart niedrigen Zinsniveau
nie aus einer Krise heraussparen. Es nicht zu investieren. Jede Currywurde ja auch nicht gespart, es wur- wurstbude würde pleite gehen, wenn
de kaputtgekürzt, und im Ergebnis sie bei niedrigen Zinsen nicht invesind die Schulden gestiegen.
stiert. Dessen ungeachtet verfolgt die
Bundesregierung einen Ansatz, der
SB: Sie haben darauf hingewiesen, gegen die Interessen der großen
daß Deutschland oder die Bundes- Mehrheit der Bevölkerung in
bürgerinnen und -bürger entgegen Deutschland gerichtet ist.
der herrschenden Ideologie bislang
noch gar keine Verluste erlitten ha- SB: Die Europäische Union ist seit
ben. Würden Sie sagen, daß die Be- ihren Anfängen ein Projekt führenhauptung, wir Deutschen alimentier- der Nationalstaaten und Kapitalfrakten die Griechen, vorerst reine Pro- tionen, welche die unterschiedliche
paganda ist?
Produktivkraftentwicklung in den
beteiligten Ländern zu ihrem Vorteil
FDM: Die Bundesbürger haben bis- zu nutzen trachten. Haben Staaten
her nur die Banken alimentiert, denn wie Griechenland, die von vornhervon den 240 Milliarden Euro für ein schwächer sind, überhaupt eine
Griechenland sind etwa 200 Milliar- Chance in dieser Konstruktion, auf
den Euro direkt als Tilgung wieder in Dauer eine Position zu erreichen, in
den Finanzsektor geflossen. Bisher der die Menschen mit einem akzepsind das Kredite, für die wiederum tablen Einkommen und in Würde ledie griechische Bevölkerung Zinsen ben können?
zahlt, an denen der deutsche Staatshaushalt verdient. Aber wenn Grie- FDM: Ich will zwei Dinge dazu sachenland diese Kredite irgendwann gen. Der Beitritt Griechenlands zur
nicht mehr bedienen kann, und das Eurozone war ein Fehler. Das ist einwird sehr bald der Fall sein, dann deutig, weil Deutschland mit der Powird es zur Abschreibung kommen, litik des Lohndumpings immer mehr
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dem nur eine Minderheit profitiert,
während die Mehrheit Schaden
nimmt, und das darauf baut, daß es
einerseits mächtige Nationalstaaten
gibt und andererseits schwache, die
an den Rand gedrängt werden, irgendwann politisch scheitern muß.
Keine Demokratie überlebt es, wenn
jeder zweite Jugendliche in den besten Lebensjahren über einen langen
Zeitraum ohne Job ist, und insofern
glaube ich, wird der Euro bald Geschichte sein, sofern wir diese KräfEs ist andererseits jedoch sehr teverhältnisse nicht ändern.
schwierig, einfach aus der Eurozone
auszusteigen. Ich tabuisiere diese SB: Phasenweise wurden in der
Frage nicht, wie das im übrigen auch deutschen Politik Stimmen laut, die
für einen Nobelpreisträger wie Stieg- darauf drängten, die Griechen aus
litz und andere gilt. Ein Ausstieg wä- der Eurozone zu werfen, da man sie
re jedoch mit Sicherheit kein leich- ohnehin nicht mehr brauche. Nach
ter Weg. Da dann die neue griechi- einigem Hin und Her hat sich
sche Währung stark abwerten müß- schließlich die Marschrichtung der
te, käme es angesichts der umfang- Kanzlerin durchgesetzt, den Eureichen Importe von Öl, Lebensmit- roraum unbedingt zusammenzuhalteln und zahlreichen anderen Gütern, ten. Worin sehen Sie die Gründe für
die Griechenland dringend benötigt, die Umsetzung dieser Linie?
zu einer hohen Inflation. Allerdings
ist ja auch die gegenwärtige Situati- FDM: Es gab meines Erachtens zwei
on schon unerträglich, denn im Prin- Gründe. Zum einen ging tatsächlich
zip ist die Versorgung mit Energie die Angst um, daß man die Risiken
und Nahrungsmitteln rationiert. nicht beherrschen könnte. Damals
Wollte Griechenland diesen Weg ge- hat die EZB noch nicht einmal die
hen und die Eurozone verlassen, hin- Staatsanleihen der Krisenländer gege der Erfolg ganz entscheidend von kauft. Hätte ein Land die Eurozone
Kapitalverkehrskontrollen ab. Die verlassen müssen, wäre das ein klagriechische Zentralbank müßte zu- res Signal an die Märkte gewesen,
nächst die Abwertung zulassen, dann daß diese Einheitswährung keinen
aber auch über Kredite die Wirt- dauerhaften Bestand hat. Wäre ein
schaft aufbauen. Bei einer so kleinen Ausscheiden einzelner Länder mögVolkswirtschaft wie der Griechen- lich gewesen, hätten Spekulationen
lands bedürfte es einer Kooperation gegen andere mit vermutlich veranderer Zentralbanken. So müßte hängnisvollen Konsequenzen eingeinsbesondere die Rest-EZB dazu bei- setzt. Das wollte die Kanzlerin vertragen, die Wechselkurse zu stützen, meiden. Man hätte das vielleicht bedamit die griechische Währung nicht herrschen können, wenn die Euroins Bodenlose fällt. Dazu würde die päische Zentralbank interveniert und
Rest-EZB jedoch nicht bereit sein. im Kern die Schulden der anderen
Länder garantiert hätte. Denn die
Aus diesem Grund erhebe ich nicht EZB hat ja ein Monopol und kann
leichtfertig die Forderung, Griechen- den Euro aus dem Nichts heraus
land solle einfach aus dem Euro aus- schaffen. Theoretisch kann ein Land
scheiden. Ich glaube aber, daß die mit einer eigenen Zentralbank gar
Eurozone bei Fortsetzung ihrer bis- nicht pleite gehen, da es gewissermalang betriebenen Politik ohnehin ßen Euros drucken kann, auch wenn
scheitern wird. Denn es ist völlig die in der Realität nicht gedruckt
klar, daß ein politisches Projekt, von werden. Das hat natürlich bestimmWaren ins Ausland verkauft als von
dort eingekauft hat. Aufgrund dieser
deutschen Politik der Exportüberschüsse mußten sich die schwächeren Länder zwangsläufig verschulden. Angesichts der Macht- und
Kräfteverhältnisse in Europa war
klar, daß Deutschland die Währungsunion durch eine Politik der Billiglöhne dazu nutzen wird, die anderen Mitgliedstaaten gegen die Wand
zu konkurrieren.
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te Grenzen, irgendwann wertet die
Währung ab. Aber da das auch andere Zentralbanken gemacht haben und
es insbesondere für die Federal Reserve in den USA kein Problem gewesen ist, wäre dieses Verfahren
prinzipiell auch in der Eurozone
denkbar. Dieser Rahmen existierte
jedoch zum damaligen Zeitpunkt
noch nicht, zumal es gerade die Bundesregierung war, die es ablehnte,
die EZB auf diese Weise aktiv werden zu lassen.
Hinzu kamen außenpolitische Gründe. Merkel ist eine Transatlantikerin,
und gerade die USA haben aus geopolitischen Erwägungen kein Interesse daran, das NATO-Mitglied
Griechenland ausscheren zu lassen.
Es gibt im übrigen auch überhaupt
keine rechtliche Regelung für einen
Ausstieg aus der Eurozone, der
schlichtweg nicht vorgesehen ist.
Man kann Griechenland also gar
nicht einfach hinauswerfen. Was
man aber machen kann, und das versucht die EZB, ist den Hahn abzudrehen und die Liquidität des griechischen Bankensystems abzuwürgen, indem man sich beispielsweise
weigert, weiterhin bestimmte Papiere bei der Europäischen Zentralbank
als Sicherheiten zu parken. Das sind
sozusagen Maßnahmen, wie man
Griechenland vom Euro abschneidet,
ohne das Land aus der Eurozone zu
entlassen. Es gibt unterschiedliche
Auffassungen, wie beherrschbar diese Risiken sind. Mittlerweile mehren
sich erneut Stimmen, die einen
Rauswurf Griechenlands ins Gespräch bringen.
Für mich als Linken gilt aber ein
ganz anderer Punkt: Sollten sie das
tun, dann vor allem deshalb, weil die
neue griechische Regierung angetreten ist, um zu beweisen, daß die Politik von Lohn- und Rentenkürzungen wie auch Privatisierungen zu
Ramschpreisen gescheitert ist und es
Alternativen dazu gibt. Das wollen
die europäischen Institutionen auf
keinen Fall zulassen. Hätte Syriza
Erfolg, würden auch die Portugiesen,
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die Iren und andere sagen: Warum
lassen wir uns diesen Mist noch länger bieten! Wenn ein Land, das die
Mächtigen herausfordert, aus der
Eurozone hinausgeworfen wird, ist
das ein Signal an alle anderen: Macht
das ja nicht! Deswegen wird diese
Politik innerhalb der Eurozone fortgesetzt, und dann wird der Euro früher oder später auch in den anderen
Ländern scheitern.
SB: Herr De Masi, vielen Dank für
das Gespräch.
Anmerkung:
[1] Siehe dazu:
INTERVIEW/033: Die Spur der
Troika - Zum Beispiel Geld ...
Harald Schumann im Gespräch (SB)
http://www.schattenblick.de/infopool/europool/report/euri0033.html
Foto: © 2015 by Schattenblick
http://www.schattenblick.de/infopool/europool/report/euri0034.html
POLITIK / BILDUNG / INTERNATIONAL
Pakistan: Stift statt Bettelstab - Schulprojekt hilft Straßenkindern
IPS­Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS­Tagesdienst vom 22. Mai 2015
von Zofeen Ebrahim
KARACHI (IPS) ­ Der zwölfjährige Khalil Ahmed hat sich
mächtig verändert. Abgesehen davon, dass er gewachsen
ist, steckt er in einer sauberen und frisch gebügelten Schuluniform, an den Füßen trägt er Schuhe. Seine Haare sind
gekämmt und gegelt, die Fingernägel geschnitten.
Niemand aus Gambat, einem kleinen Nest 500 Kilometer von der pakistanischen Hafenstadt Karachi entfernt, würde in dem Jungen das dürre, zerlumpte und
verschmutzte Kerlchen erkennen, dass er vor vier Jahren war, als er an der Hand der Großmutter Almosen
von Passanten erbettelte.
In Pakistan tragen hunderttausende Kinder mit ein paar
Rupien zum kargen Lebensunterhalt ihrer Eltern bei
Bild: © Zofeen Ebrahim/IPS
Mi, 27. Mai 2015
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Doch diese Zeiten sind vorbei, und
inzwischen besucht er die vierte
Klasse der Schule des Behram-Rustomji-Campus in Pipri. Das kleine
Dorf liegt 45 Kilometer von Sukkur
entfernt, der drittgrößten Stadt der
Provinz Sindh. Seinen Lehrern zufolge gehört Ahmed zu den Besten
seiner Klasse aus 13 Mädchen und
sieben Jungen. In Pipri schlagen sich
mehr als 95 Prozent der 1.000 Haushalte mit Betteln durch.
über IPS. Solange die Regierung ihrer Verpflichtung, die Voraussetzungen für den Schulbesuch zu schaffen,
nicht nachkomme, würden "selbst
die begabtesten Kinder ihr volles
Entwicklungspotenzial nicht ausschöpfen können". Seiner Meinung
gravierenden Einkommensunterschiede, die der Entwicklung Pakistans im Wege stehen. So wird es dem
Land aller Voraussicht nach nicht gelingen, die Millenniumsentwicklungsziele zur Armutsbekämpfung
bis zum Ende des Jahres zu erreichen.
Die internationale Hilfsorganisation
'Oxfam' hat in einem jüngsten Bericht auf die in Pakistan vorherrschende 'Bildungsapartheid' hingewiesen. Demnach gehen 82 Prozent
der reichsten aber nur 50 Prozent der
ärmsten pakistanischen Kinder in die
Schule. Die Folgen sind gravierend.
So hat Pakistan die regionalen Fortschritte bei der Umsetzung der UNInitiative 'Bildung für alle' (EFA) getrübt.
Hoher Anteil an
Kinderanalphabeten
Aus einer diesjährigen Untersuchung
des Weltkinderhilfswerks UNICEF
geht hervor, dass mehr als 40 Prozent
aller Kinder weltweit, die nicht die
Schule besuchen, in Südasien leben,
davon die Hälfte in Pakistan. Experten würdigen zwar die Bemühungen
unabhängiger zivilgesellschaftlicher
Organisationen, die traurige Realität
zu ändern, sehen aber ohne ein weitreichendes staatliches Engagement
keine Chancen, spürbar Abhilfe zu
schaffen.
Nach Aussagen von Mosharraf Zaidi, dem Leiter der Alif-Ailaan-Bildungskampagne, "haben die heroischen Anstrengungen der privaten
Organisationen tatsächlich bemerkenswerte Erfolgsgeschichten hervorgebracht [...], doch sind sie angesichts des immensen Bildungsbedarfs
nur Tropfen auf dem heißen Stein."
nach wird es höchste Zeit, das Bildungssystem umzukrempeln.
Pervez Hoodbhoy, ein prominenter
Bildungsexperte, geht einen Schritt
weiter. Er stimmt zwar darin überein,
dass der Abschluss der zehnten Klasse Kindern bessere Chancen im Leben garantiert. Doch seiner Meinung
nach ist die Grundschulbildung nur
ein Schritt auf dem langen Weg, die
Kluft zwischen Reich und Arm zu
verringern. Wie er erläutert, hängt
ein halbwegs erträgliches Leben von
verschiedenen Faktoren ab. Dazu
zählt er auch familiären Wohlstand
und beste Verbindungen zu einflussreichen Gruppen und Personen.
Die Schule, die Ahmed besucht, wird
von der 1995 gegründeten Nichtregierungsorganisation 'The Citizens
Foundation' (TCF) geleitet. Heute
betreibt die TCF landesweit 1.060
solcher Bildungseinrichtungen, die
überwiegend Kinder aus marginalisierten Gemeinschaften aufnehmen.
Millionen Kinder in Pakistan
brechen die Schule vor Abschluss der
Grundschule ab
Bild: © Zofeen Ebrahim/IPS
Wie aus dem nationalen Revisionsbericht zu den Fortschritten bei der
Initiative 'Bildung für alle' hervorgeht, den die UNESCO veröffentlicht hat, gehen etwa 6,7 Millionen
Kinder nicht zur Schule, zu 62 Prozent sind Mädchen betroffen. Von
den rund 21,4 Millionen Kinder im
schulfähigen Alter, die die Grundschule besuchen, werden es nur 66
Prozent bis zum Abschluss der fünften Klasse schaffen. 33,2 Prozent
werden schon vor dem Ende der ersten Klasse das Handtuch werfen.
In der Armutsfalle
Am schlimmsten ist die Lage der
Straßenkinder. Die Gesellschaft zum
Schutz der Rechte des Kindes
(SPARC) schätzt die Zahl der Mädchen und Jungen, die auf Pakistans
22
Prozent
der
180
Millionen
PakiStraßen leben und arbeiten, auf 1,5
Der Staat lasse seine Kinder auch
staner
sind
arm.
Hinzu
kommen
die
Millionen. Nur die wenigsten von
weiterhin im Stich, erklärt er gegenSeite 6
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Mi, 27. Mai 2015
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ihnen werden jemals ein Klassenzimmer betreten. Die meisten sind zu
einem Leben in Armut verurteilt.
Schon jetzt müssen 22 Millionen Pakistaner mit weniger als 1,25 USDollar pro Tag zurechtkommen, wie
die Weltbank berichtet.
Experten sind sich einig, dass Kinder
aus armen Familien aufgrund der
Abwesenheit eines anständigen Bildungswesens nur äußerst geringe
Chancen haben, die sozioökonomische Leiter hochzuklettern. Arme Eltern, die ihren Nachwuchs an den
TCF-Schulen unterrichten lassen,
dürfen die Höhe der dort ohnehin
niedrigen Schulgebühren selbst bestimmen. "Unsere monatliche Mindestgebühr liegt bei zehn Rupien
(umgerechnet 0,09 US-Dollar). Mit
dem symbolischen Betrag wollen
wir lediglich sicherstellen, dass Eltern den Wert von Schulbildung zu
schätzen wissen", meint Ayesha
Khatib von TCF. Die Obergrenze
liegt bei durchschnittlich 30 Rupien
(0,29 Dollar).
ge schickten zunächst ausschließlich Bewusstsein ('Idara-e-Taleem-o-Aaihre Söhne, von denen viele nach der gahi' oder ITA) und Koordinatorin
Schule weiter betteln gingen."
des Südasiatischen Zentrums für Bildungsentwicklung, profitieren Eltern
Heute sind 235 der 350 Schüler ehe- und Kinder gleichermaßen von der
malige Straßenkinder. "Die Bedeu- TCF-Initiative. "Jeden Tag kommen
tung von Bildung ist endlich in den die Kinder mit neuen Ideen nach
Köpfen angekommen", sagt sie. Kei- Hause", sagt sie. "Sie lernen rechnen
nes der Kinder geht inzwischen mehr und können dadurch ihre Eltern bei
betteln. Sie helfen ihren Eltern, in- der Buchhaltung unterstützen."
dem sie nach dem Unterricht einige
Stunden lang in Geschäften aushel- Ahmed hat besondere ehrgeizigere
fen. Ahmed hat eine Zeitlang für ein Pläne für seine Eltern. "Ich möchte
Mobiltelefonunternehmen gearbei- schnell groß werden", sagt er zu IPS.
tet. Seit er weiß, wie man Telefone "Und dann werde ich dafür sorgen, dass
repariert, will er Computeringenieur auch sie nicht mehr betteln müssen."
werden.
(Ende/IPS/kb/22.05.2015)
Eine weitere gute Nachricht ist, dass
sich die sozialen Barrieren zwischen
den besser und weniger gut gestellten TCF-Schülern auflösen. Wo sich
einst Kinder aus privilegierten Familien geweigert hatten, neben Kindern
aus ärmeren Verhältnissen zu sitzen,
hat sich das Verhältnis nach Aussagen von Phulpoto deutlich entspannt.
Link:
http://www.ipsnews.net/2015/05/pakistans-streets-kids-drop-thebegging-bowl-opt-for-pencils-instead/
© IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 22. Mai 2015
Auch wenn für arme Familien jede Auch Eltern profitieren
http://www.schattenblick.de/
Rupie zählt, ihre Kinder bekommen
infopool/politik/bildung/
sehr viel zurück, wie Ahmed betont. Laut Baela Raza Jamil, Programmpbi00056.html
"Betteln zu müssen, fand ich leiterin am Zentrum für Bildung und
schrecklich. Es hat mir weh getan,
wenn man mir hässliche Dinge zugerufen hat", sagt der der Junge über
sein altes Leben. Heute nutzt er den
Großteil seiner Zeit zum Lernen.
POLITIK / MEINUNGEN / STANDPUNKT
Seine Mutter ist für ihn 'eingesprungen', das heißt, sie geht jetzt mit dem
Vater betteln. Dazu meint Rabail AbMeinung: UN-Friedensmissionen eine Chance geben
bas Phulpoto, die 25-jährige Schulleiterin, dass 85 Prozent ihrer SchüIPS­Inter Press Service Deutschland GmbH
ler aus Familien kämen, die vom
IPS­Tagesdienst vom 22. Mai 2015
Betteln lebten. Dieser Umstand erklärt auch den Widerstand vieler Eltern, ihre Kinder zur Schule zu
von Jean­Marie Guéhenno*
schicken. Denn das bedeutet geringere Almosen.
NEW YORK (IPS) ­ Als 1991 der Salvador die Einschätzung realiKalte Krieg zu Ende ging, war die stisch erscheinen.
"Ich habe vor drei Jahren damit be- Hoffnung groß, dass der UN-Sichergonnen, mich in der Gemeinde zu heitsrat nun entscheidende Schritte Der Optimismus wurde jedoch durch
engagieren", berichtet Phulpoto. zur Befriedung der Welt unterneh- die darauffolgenden Tragödien in
"Erst gab es Widerstand, doch nach men könnte. Anfangs ließen erfolg- Ex-Jugoslawien, in Somalia und Ruacht Monaten fortgesetzter Gesprä- reiche Blauhelmeinsätze in Kambo- anda empfindlich getrübt. UN-Blauche hatte ich die Eltern soweit. Eini- dscha, Namibia, Mosambik und El helme wurden zu Zaungästen
Mi, 27. Mai 2015
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schrecklicher Gräuel. Die Zahl der
Friedenseinsätze ging zurück, und
Ende der 1990er Jahre hatte sich die
Sichtweise durchgesetzt, dass derartige Missionen der Vergangenheit
angehören und Regionalorganisationen übernehmen sollten.
Doch diese Expertenmeinung stellte sich als falsch heraus, und im Jahr
1999 wurden UN-Missionen in
schneller Abfolge in den Kosovo,
nach Osttimor und in die Demokratische Republik Kongo (DRC) entsandt.
Im Hinblick auf die Legitimität und
auch die Fähigkeit, möglichst
schnell Truppen zusammenzuziehen, verdeutlichten die Einsätze,
dass die UN im Vergleich zu anderen Organisationen noch immer im
Vorteil waren. Ungeklärt blieb, ob
all das ausreichen würde, um die
Fortsetzung der Friedensmissionen
zu rechtfertigen.
Zu diesem Zeitpunkt, im Jahr 2000,
wurde ich UN-Untergeneralsekretär
für Friedensmissionen. In den darauffolgenden acht Jahren sollte ich
erfahren, dass Wiederbelebung und
Wiederaufbau der friedenserhaltenden Operationen die verwaltungstechnischen und militärischen Herausforderungen sprengen.
Die derzeitige Friedenssicherung ist
ein politisches Unterfangen, dessen
Erfolg von der Unterstützung der
mächtigsten Staaten, von einem für
die Konfliktparteien machbaren
Verfahren und einem wohlüberlegten und begrenzten Einsatz von Gewalt abhängt.
Diese Überlegungen rückten im Zusammenhang mit der US-geführten
Invasion des Iraks 2003 in den Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit. Der UN-Sicherheitsrat war
gespalten und die Weltorganisation
von Skandalen heimgesucht, während die Haltung der US-Regierung
gegenüber den Vereinten Nationen
bestenfalls als gleichgültig bezeichSeite 8
net werden konnte. Daran hat sich Was also ist zu tun?
bis zum heutigen Zeitpunkt, mit
107.000 Friedenswächtern in 16 Zunächst einmal gilt es anzuerkennen, dass Stärke wirklich wichtig ist
Einsatzgebieten, nichts geändert.
und über eine unverzichtbare politiUm eine Wiederholung der kata- sche Hebelkraft verfügt. Dies bedeustrophalen Entwicklungen der tet: Die UN-Operationskapazitäten
1990er Jahre zu verhindern, wurde müssen gestärkt werden. Ein 8,47
im Jahr 2000 ein Expertenteam un- Milliarden US-Dollar großes Budget
ter Leitung von Lakhdar Brahimi, mag riesig erscheinen, doch Tatsache
eines ehemaligen algerischen Au- ist, dass die Welt vergleichsweise
ßenministers, mit der Ausarbeitung wenig für die Friedenseinsätze ausvon Empfehlungen betraut. Diese gibt. Der Betrag ist nur ein Bruchteil
konzentrierten sich im Wesentli- dessen, was die USA und die NATO
chen darauf, die Friedenseinsätze in Afghanistan ausgegeben haben.
zu stärken und zu professionalisieren und sie dort, wo es keinen Frie- Die UN-Operationen unter das
den zu erhalten gibt, zu unterlassen. Kommando von Organisationen wie
15 Jahre später wird die UN-Frie- der NATO zu stellen, ist eine wenig
denssicherung zwar professioneller realistische Zukunftsstrategie. Sie
umgesetzt, doch befindet sie sich wäre zu kostspielig und ist auch seit
nach wie vor in einer prekären La- den Erfahrungen im Irak und in Afghanistan nicht empfehlenswert. Bei
ge.
der Friedenssicherung steht und fällt
Die Anforderungen an die Friedens- alles mit der Umsetzung. Wenn die
sicherung sind viel zu schnell zu UN in der Kommandokette außen
viele geworden, und die UN sind vor gelassen werden, verlieren sie
der operativen Rolle offensichtlich schnell die Kontrolle über die politinicht gewachsen. Hinzu kommt, sche Strategie.
dass die meisten Friedensmissionen
an Orten im Einsatz sind, wo die Es gibt keine Alternative zu einer diKriege abgeflaut aber nicht beendet rekten operativen Rolle der Vereinten Nationen, will die Friedenssichesind.
rung ihren Ruf der Unparteilichkeit
Die UN sind an einem neuen Wen- nicht einbüßen. Wohl aber bedarf es
depunkt angelangt. Soll die Welt ih- besonderer Kapazitäten im Sinne der
re Investitionen [in Friedensmissio- Effektivität.
nen] verdoppeln oder soll sie, um
sich nicht der Gefahr größerer Ver- Westliche Militärs, die seit Ende der
luste auszusetzen, Kürzungen vor- 1990er Jahre die UN-Friedensmissionen gemieden haben, müssen sich
nehmen?
wieder starker in der UN-FriedenssiDie Realität sieht so aus, dass die cherung engagieren: entweder als
UN nicht einfach kürzen und weg- Blauhelme oder durch Ad-hoc-Argehen können: Im Südsudan haben rangements, die eine schnelle Einsich mehr als 100.000 Menschen in satztruppe oder eine Bereitstellung
UN-Einrichtungen in Sicherheit ge- anderer für die Einsätze wichtiger
bracht. Würden die UN-Truppen Mittel erlauben.
abziehen, wäre das Leben dieser
Menschen in Gefahr. In der DRC Zweitens muss eine Rückkehr zur
wiederum ist die Regierung nach Diplomatie erfolgen. Es ist unrealiwie vor geschwächt. Bei einem ab- stisch zu erwarten, dass eine UNrupten Rückzug der UN-Blauhelme Mission oder eine andere Einsatzwäre die Gefahr groß, dass das Land truppe Frieden erzwingen kann. Das
wieder ins Chaos zurückfallen wür- haben die Erfahrungen im Irak und
in Afghanistan gelehrt. Sich beim
de.
www.schattenblick.de
Mi, 27. Mai 2015
Elektronische Zeitung Schattenblick
Schutz von Zivilsten ausschließlich
auf Militäroperationen zu verlassen,
kann wiederum, wie das Beispiel
Kongo zeigt, nach hinten losgehen.
Eine umfassende Definition des Terrorismusbegriffs, die die UN in den
sogenannten 'Krieg gegen den Terror'
einbeziehen würde, würde die Vereinten Nationen in ihrem politischen
Handlungsspielraum einschränken.
Der wichtigste Beitrag, den die UN
für die Friedenssicherung leisten
können, ist nicht der Kampf, sondern
die Unterstützung inklusiver politischer Prozesse.
Die Friedenssicherungsrhetorik ist
der Realität voraus, und wir sollten
sie nicht überstrapazieren. Es ist eine enorme Verantwortung, in das Leben anderer einzugreifen. Zwischen
einer unverantwortlichen Gleichgültigkeit und einem leichtsinnigen Aktivismus liegt nur ein schmaler Grat.
nen, wurden Friedensoperationen als
Gelegenheiten zum Wiederaufbau
der betroffenen Länder beworben.
Als Außenstehende sollten wir bescheidener sein.
* Jean-Marie Guéhenno, ehemaliger UN-Untergeneralsekretär für
Friedensmissionen (2000-2008),
ist Vorsitzender und Geschäftsführer des Friedensforschungsinstituts 'International Crisis Group'.
Er ist zudem Autor des in diesem
Monat erschienenen Buches 'The
Fog of Peace: Memoir of International Peacekeeping in the 21st
Century'.
Es sollte unser Ziel sein, zu einer
echten Internationalen Gemeinschaft
zusammenzuwachsen. Doch das
wird nur funktionieren, wenn wir die
nicht perfekten Länder, die Teil des
gemeinsamen Gebäudes werden sollen, unterstützen. Viele fallen schneller in sich zusammen, als Strukturen Link:
geschaffen werden, doch wird sich http://www.ipsnews.net/2015/05/
ohne sie keine internationale Ord- the-u-n-at-70-the-past-and-futureof-u-n-peacekeeping/
nung herstellen lassen.
Für einen Staatenbund wie die UN © IPS-Inter Press Service Deutschist dies eine existenzielle Herausfor- land GmbH
derung. Für die Menschen, die ohne
ihr Dafürkönnen Opfer solcher ver- Quelle:
fehlten Staaten wurden, geht es um IPS-Tagesdienst vom 22. Mai 2015
Leben und Tod. Auch wenn das Rihttp://www.schattenblick.de/
siko zu versagen immer vorhanden
infopool/politik/meinung/
ist, sollte Enthaltsamkeit nie das Mitpmsp0461.html
Um die nationale Unterstützung für tel der Wahl sein.
Auslandsinterventionen zu gewin- (Ende/IPS/kb/22.05.2015)
UMWELT / INTERNATIONALES / WIRTSCHAFT
Klimawandel: Weitermachen wie bisher für manche Unternehmen inakzeptabel
IPS­Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS­Tagesdienst vom 21. Mai 2015
von A.D. McKenzie
PARIS (IPS) ­ Wenn es um den Kli-
mawandel geht, ist Handeln angesagt. Diese Meinung vertrat Eldar
Saetre, Geschäftsführer des norwegischen Multis 'Statoil', auf dem
'Business & Climate-Gipfel' in Paris.
Führende Vertreter internationaler
Industrieunternehmen hatten sich in
der französischen Hauptstadt getroffen, in der in einem halben Jahr der
nächste Weltklimagipfel (COP21)
eröffnet wird.
Mi, 27. Mai 2015
Unter dem Motto 'Zusammenarbeiten, um eine bessere Wirtschaft aufzubauen' diskutierten in Paris etwa
2.000 Manager der weltgrößten Einzelhandels- und Energiekonzerne.
Darunter waren Firmen, die von unabhängigen Organisationen als die
schlimmsten Umweltsünder gebrandmarkt werden. Zum Abschluss
des Treffens am 21. Mai befürworteten die Teilnehmer die Verabschiedung eines globalen Klimaabkomwww.schattenblick.de
mens, das das Ziel verfolgt, die Nettoemissionen "auf null" zu bringen.
Unternehmen müssten sich verändern, nicht nur aus ökologischen
Gründen, sondern auch, um ihr eigenes Überleben zu sichern, war auf
der Pariser Konferenz häufig zu hören. Maßnahmen gegen den Klimawandel seien aus unternehmerischer
Sicht sinnvoll, doch ließen entsprechende Lösungen zu lange auf sich
Seite 9
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warten, erklärten Vertreter der Vereinigung 'Entreprises Pour l'Environnement' (Unternehmen für die Umwelt) mit etwa 40 Mitgliedern und
der französischen Sektion des 'Global Compact' der Vereinten Nationen,
die die Veranstaltung ausgerichtet
hatten. Sie kündigten an, die Führungsrolle beim "globalen Übergang
zu einer kohlenstoffarmen, klimaresistenten Wirtschaft" zu übernehmen.
Wie Saetre erläuterte, strebt sein Unternehmen eine kohlenstoffarme Ölund Gasproduktion an. So wende
man sich bereits den erneuerbaren
Energien in Form von OffshoreWindkraft zu. Doch zunächst seien
fossile Brennstoffe neben den unterschiedlichen alternativen Energieträgern unverzichtbar.
Bezugnehmend auf die verbreitete
Skepsis, was die Ernsthaftigkeit der
Konzerne angeht, ihre CO2-Emissionen zu verringern, forderten die
Firmenchefs die Unterstützung von
Regierungen und Verbrauchern.
Mike Barry, Leiter der Abteilung für
nachhaltige Unternehmensführung bei
der Kaufhauskette 'Marks & Spencer'
erklärte gegenüber IPS, dass ein globales Engagement notwendig sei, um
den Industriesektor zu umweltfreundlicheren Firmenmaßnahmen zu bewegen. "Kollektives Handeln kann wirkliche Veränderungen mit sich bringen", sagte er. "Wir glauben, dass der
Klimawandel real ist und signifikante
Auswirkungen auf unsere künftigen
Geschäfte haben wird."
"Schulter an Schulter mit den
Regierungen"
Marks & Spencer und andere Unternehmen, die im Netzwerk 'Consumer
Goods Forum' organisiert seien,
wollten "Schulter an Schulter mit
den Regierungen" zusammenstehen
und ihre Hilfe anbieten, so Barry.
Doch erweisen sich die Bemühungen
der Staatengemeinschaft, einen KonSeite 10
sens im Kampf gegen den Klimawandel herzustellen, als schwierig.
So räumte der französische Staatschef François Hollande bei der Eröffnung der Unternehmerkonferenz
ein, dass eine Einigung auf dem
Weltklimagipfel an ein Wunder
grenzen würde. "Wir brauchen einen
Konsens, doch ist es schon nicht einfach, ihn auf nationaler Ebene zu erreichen. In Anbetracht von 196 Staaten müsste ein Wunder geschehen."
tärin der UN-Klimarahmenkonvention, warnte auf dem Treffen in Paris
vor einer Dämonisierung der Unternehmen. "Wir alle hinterlassen einen
CO2-Fußabdruck", erklärte sie. "Hier
geht es aber nicht um Konfrontation,
sondern um Zusammenarbeit."
Kleine Inselstaaten machen Druck
auf Klimasünder
Auf der Veranstaltung wurde auch
die Anfälligkeit von Inselstaaten für
die Folgen der Klimaveränderungen
angesprochen. Tony Brown, Außenminister der Marshall-Inseln, erklärte, dass es im ureigenen Interesse der
Inselstaaten im Pazifik und in anderen Regionen liege, weiterhin Druck
auf die Verursacher von CO2-EmisDemonstranten, die sich außerhalb sionen auszuüben. Schließlich stehe
des Tagungsortes, dem Sitz der UN- das Überleben der Einwohner dieser
Kultur- und Wissenschaftsorganisa- Länder auf dem Spiel.
tion UNESCO, versammelt hatten,
erhoben jedoch massive Kritik gegen Angel Gurría, Generalsekretär der
die Großindustrie. "Diese Multis und Organisation für Wirtschaftliche Zudie Banken, die sie finanzieren, sind sammenarbeit und Entwicklung
direkte Verursacher des Klimawan- (OECD), meinte dazu, dass sich für
dels", heißt es in einer Erklärung die gefährdeten Staaten nicht die Framehrerer Organisationen, darunter ge stelle, wie die Umwelt für kom'Les Amis de la Terre' und 'J.E.D.I for mende Generationen zu erhalten sei,
Climate'.
sondern wie lange es noch dauere, bis
sie im Meer versänken. Die CO2Es sei widersinnig, Produzenten fos- Emissionen müssten noch stärker besiler Brennstoffe an den Beratungen grenzt werden als bisher verlangt,
zu beteiligen, weil dadurch der Bock forderte er. Bis zur zweiten Hälfte des
zum Gärtner gemacht werde, erklär- Jahrhunderts müssten die Länder
ten die Aktivisten. "Kann sich irgend- weltweit den Weg zu einem Nulljemand etwa nur eine Sekunde lang Emissions-Ziel eingeschlagen haben.
vorstellen, dass sich die Tabakindu- (Ende/IPS/ck/21.05.2015)
strie an Strategien gegen das Rauchen
beteiligt, die auf die Einstellung der Link:
Zigarettenproduktion abzielen?"
http://www.ipsnews.net/2015/05/
climate-change-some-companiesWollten Hollande und seine Minister reject-business-as-usual/
die Ernsthaftigkeit ihres Engagements für die Umwelt unter Beweis © IPS-Inter Press Service Deutschstellen, sollten sie klarstellen, dass land GmbH
"Klima kein Geschäft ist". In einer
gemeinsamen Erklärung der Grup- Quelle:
pen war zu lesen, dass "der Kampf IPS-Tagesdienst vom 21. Mai 2015
gegen den Klimawandel nicht Aufgabe der Erdölmultis ist. Die nämlich
http://www.schattenblick.de/
gehören zu unserer Vergangenheit."
infopool/umwelt/internat/
Christiana Figueres, Exekutivsekreuiwi0069.html
Hollande und andere Regierungsvertreter halten die Einbeziehung von
Unternehmen in die Planungen für
essentiell. Frankreich dürfte mit seinen großen Erdöl- und Energieunternehmen diesbezüglich eine wichtige
Rolle spielen.
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Mi, 27. Mai 2015
Elektronische Zeitung Schattenblick
SPORT / BOXEN / MELDUNG
Gewichtige Argumente für einen Außenseiter
Daniel Geale erheblich schwerer als Miguel Cotto
(SB) ­ Wenn Miguel Cotto den WBC-
Titel im Mittelgewicht am 6. Juni in
Brooklyn gegen Daniel Geale verteidigt, wird er bis zu 7 kg leichter als
der Herausforderer in den Ring steigen. Wie Geales Promoter Gary Shaw
schätzt, werde der Australier nach
dem Rehydrieren etwa 78 kg wiegen,
die deutlich über der von Cotto geforderten Gewichtsgrenze von 71,2 kg
beim offiziellen Wiegen liegen. Dieser Unterschied hinsichtlich der körperlichen Voraussetzungen könnte die
boxerischen Vorteile mehr oder minder wettmachen, derentwegen der Puertoricaner bislang als Favorit in diesem Kampf gehandelt wurde.
den maximal 72,5 kg des Mittelgewichts liegt, rief weitere Kritik auf
den Plan. Überdies wählte er für seine erste Titelverteidigung mit Daniel
Geale einen Gegner aus, der im vergangenen Jahr von Gennadi Golowkin
in nur drei Runden geschlagen auf die
Bretter geschickt worden war.
Gary Shaw macht dem Außenseiter
mit den Worten Mut, Cotto habe dennoch eine schlechte Wahl getroffen.
Neben dem beträchtlichen Gewichtsvorteil könne Geale eine Beweglichkeit ins Feld führen, die dem Weltmeister zu schaffen machen dürfte. Er
rechne mit einem ähnlich schweren
Kampf wie jenem gegen Austin Trout,
Cotto, für den 39 Siege und vier Nie- den der Puertoricaner kaum zu fassen
derlagen zu Buche stehen, hatte den bekam. [1]
Titel im Juni 2014 gewonnen, als er
Sergio Martinez in New York das Miguel Cotto und sein Trainer FredNachsehen gab. Der 40 Jahre alte Ar- die Roach hatten vor einem Jahr Gengentinier war damals nach zwei Ope- nadi Golowkin die kalte Schulter gerationen am rechten Knie und einer zeigt und statt dessen Martinez ausgelangen Verletzungspause in den Ring sucht, der einen guten Namen mitzurückgekehrt, wo ihn das nach wie brachte, aber körperlich nicht mehr
vor nicht ausreichend funktionsfähige der alte war. Dieses Kalkül ging auf,
Gelenk in seinen Bewegungsmöglich- worauf man offenbar in Daniel Geale
keiten gravierend einschränkte. Mar- eine weitere leichte Beute sah, bevor
tinez hat seither keinen Kampfmehr es im Herbst zu einem hochdotierten
bestritten und wird seine Karriere Kampf gegen Saul "Canelo" Alvarez
wohl in wenigen Tagen auch offiziell kommen soll. Allerdings ist Golowkin
für beendet erklären.
nicht nur Superchampion der WBA
und Weltmeister der kleinen IBO,
Wenngleich der Puertoricaner eine sondern auch Pflichtherausforderer
gute Leistung bot, waren diese Um- Cottos beim Verband WBC, so daß
stände seines Aufstiegs zum Weltmei- der Kasache schon eine Abfindung erster wenig geeignet, in ihm einen wür- halten müßte, um vorübergehend auf
digen Nachfolger des vormals führen- sein Vorrecht zu verzichten. Cotto
den Akteurs im Mittelgewicht zu se- wird keinesfalls gegen ihn antreten, da
hen. Statt alle Zweifel mit Titelvertei- er Gefahr liefe, vorzeitig auf dem Bodigungen gegen hochklassige Heraus- den zu landen wie sämtliche Gegner
forderer aus der Welt zu schaffen, leg- des Kasachen in den letzten sechs Jahte Cotto eine überlange Pause ein, ren.
während der er vergeblich auf ein Duell mit Floyd Mayweather spekulier- Daniel Geale könnte dem Puertoricate. Daß er nun als Champion eine Ge- ner einen unverhofften Strich durch
wichtsgrenze vereinbart hat, die unter die Rechnung machen und ihm den
Mi, 27. Mai 2015
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Gürtel abnehmen. Dessen ungeachtet
wird es wohl unter allen Umständen
zum Kampf gegen "Canelo" Alvarez
kommen. Wie dessen Promoter Oscar
de la Hoya versichert, setze er sich
auch dann mit allen ihm zu Gebote
stehenden Mitteln dafür ein, dieses
Duell aufden Weg zu bringen, sollte
einer der beiden Kontrahenten zuvor
einen Kampfverlieren. Da sich Saul
Alvarez gegen James Kirkland durchgesetzt hat, der sich als Gegner nach
Maß für den Mexikaner erwies, ist
nun Miguel Cotto an der Reihe, die
vermeintliche Zwischenetappe anstandslos zu passieren. Stolpert er
über den Australier, würde das wohl
die Buchungen im Bezahlfernsehen
beeinträchtigen. Andererseits verfügen Cotto mit seinen puertoricanischen Anhängern in New York und
"Canelo" Alvarez mit der hispanischen Fangemeinde über derart viel
Rückhalt beim zahlenden Publikum,
daß sich ihr Kräftemessen selbst dann
noch recht gut vermarkten ließe, hätten beide zuvor den kürzeren gezogen.
Für Gennadi Golowkin, den erwiesenermaßen besten Boxer des Mittelgewichts, verlöre der WBC-Titel seinen
Reiz, käme Daniel Geale in dessen
Besitz. Da der Kasache den Australier
schon einmal überzeugend besiegt
hat, wäre eine Revanche nicht sonderlich attraktiv. Behält Miguel Cotto den
Gürtel, wird er Golowkin trotzdem
weiter aus dem Weg gehen. Gleiches
gilt für Saul Alvarez, sollte es im
Herbst zu einem Kampf gegen den
Puertoricaner kommen und er den Titel gewinnen. Oscar de la Hoya hat
bereits angekündigt, daß man zwei
Jahre verstreichen lassen wolle, bevor
Golowkin ein Thema werde. Da diesen alle namhaften Gegner seiner Gewichtsklasse meiden, böte sich ein
Ausflug ins Supermittelgewicht an,
wo Carl Froch mangels Alternativen
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Elektronische Zeitung Schattenblick
darüber nachdenkt, sich vor großer
Kulisse in einer englischen Arena mit
dem Kasachen zu messen. Da der Brite in jüngerer Zeit jedoch geradezu der
Gegenentwurf eines Boxers ist, der
Nägel mit Köpfen macht, ist auch diese Option bislang kaum mehr als bloße Spekulation.
Anmerkung:
[1] http://www.boxingnews24.com/2015/05/cotto-could-be-outweighed-by-15lbs-by-geale-onjune-6th/#more-193683
http://www.schattenblick.de/
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sbxm1716.html
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nach bestem Wissen erstellt. Bei der
Wiedergabe und Verarbeitung der publizierten Informationen können jedoch Fehler nie mit hundertprozentiger Sicherheit ausgeschlossen werden.
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Was fängt ein Schachspieler mit einem
solchen Rat an? Die Figuren sind
klein, die Gedanken unverwandt auf
ein Ziel gerichtet, die Nerven wollen
explodieren, in den Ohren rauscht das
Blut und auch das Licht im Saal
schwankt zwichen grell und dämmerig. Wie gut, daß Schopenhauer beim
Philosophieren geblieben war und sich
nicht als Schachspieler zu bewähren
suchte. So mancher Fuß hätte ihm
wohl das Schienbein grün und blau
blessiert. Zu sehr hatte auch die ungarische Großmeisterin Judit Polgar in
ihrer Partie gegen den holländischen
Heißsporn Joel Lautier auf einen Sieg
hingedrängt, als sie mit 1.g2-g4 das
Grenze der Verträglichkeit überschritt.
Maßhalten wäre angesagt gewesen.
Wie konnte der Holländer im heutigen
Rätsel der Sphinx den Übermut der
Ungarin strafen, Wanderer?
J. Polgar Lautier
Monaco
1995
Auflösung
letztes
Sphinx­Rätsel:
Wer die Gebote solider Verteidigung
so mißachtet, wie es Meister Burn getan hatte, der braucht sich hinterher
nicht zu beklagen, daß sein König im
Sturm gefangen- und mattgesetzt
wird. Der amerikanische Meister
Marshall - schon der Name zeugt von
martialer Wut - ließ sich die Gelegenheit jedenfalls nicht entgehen, um mit
1.Ld3xg6! f7xg6 2.Dc2xg6+ Lf6-g7
3.Sf3-g5 Dd8-f6 4.Th1-h8+! Kg8xh8
5.Dg6-h7# seinen Ruf als gefährlicher Angriffsspieler zu festigen.
http://www.schattenblick.de/infopool/schach/schach/sph05486.html
__I n h a l t__________Ausgabe 1475 / Mittwoch, den 27. Mai 2015__
1 EUROPOOL - REPORT:
Die Spur der Troika - das Kind im Brunnen ... Fabio De Masi im Gespräch
1 SCHACH-SPHINX: Unzeitige Anstrengung
5 POLITIK - BILDUNG:
Pakistan - Stift statt Bettelstab, Schulprojekt hilft Straßenkindern (IPS)
7 POLITIK - MEINUNGEN: UN-Friedensmissionen eine Chance geben (IPS)
9 UMWELT - INTERNATIONALES: Klimawandel Weitermachen wie bisher für manche Unternehmen inakzeptabel (IPS)
11 SPORT - BOXEN: Gewichtige Argumente für einen Außenseiter
12 DIENSTE - WETTER: Und morgen, den 27. Mai 2015
DIENSTE / WETTER / AUSSICHTEN
Und morgen, den 27. Mai 2015
+++ Vorhersage für den 27.05.2015 bis zum 28.05.2015 +++
Himmel überwiegend grau,
jedoch meistens knochentrocken,
auch Jean-Luc wird da nicht schlau,
er sieht nur das Wetter bocken.
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