Immo-GAUwegen Nationalbank?

Date: 29.03.2015
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Immo-GAU wegen Nationalbank?
Der Berner Wirtschaftsprofessor Donato
Scognamiglio kritisiert die Geldpolitik der SNB
Die Negativzinsen haben einen
Run auf Renditeliegenschaften
ausgelöst. Versicherer und
Pensionskassen kaufen um
jeden Preis, denn sie wissen
nicht, wohin mit dem Geld.
die Preise innert Wochen um rund die wieder angelegt werden mussten.
10 Prozent angestiegen.
«Am Tag nach dem Kurssprung hatten
Mehrfamilienhäuser hätten noch wir sofort eine zusätzliche Milliarde auf
vor kurzem eine Nettorendite von 4 Pro- dem Konto», erzählt Wenk.
zent geliefert, sagt Bleisch. «Jetzt sind es
Dieses Geld drängt nicht selten auf
noch 3,5 Prozent.» Liegenschaften an den Immobilienmarkt. W&P-Experte
Toplagen würden sogar zu Renditen von Bleisch nennt ein aktuelles Beispiel aus
VON MICHAEL HEIM UND BEAT SCHMID
unter 2,5 Prozent gehandelt. «Da befin- der Innerschweiz mit einem Preis von
])onato Scognamiglio spricht den wir uns im anaeroben Bereich», sagt gegen 100 Millionen Franken. «Da kaufte
Klartext. Der Berner Wirt- IAZI-Chef Scognamiglio. «Wer das kauft, eine Pensionskasse, mit der niemand geschaftsprofessor und Chef geht enorme Risiken ein.»
rechnet hat.» Der Anlagechef war bereit,
Auch
Immobiliengesellschaften einen Preis zu bezahlen, der weit über
des
Beratungsunternehmens IAZI kritisiert die und Fonds haben sich verteuert. Der dem von W&P geschätzten lag. AufGeldpolitik der Nationalbank (SNB). Die SLX-Index für kotierte Immobiliengesell- grund der grossen Nachfrage kämen
Negativzinsen seien ein gefährliches schaften hat seit dem 15. Januar um derzeit auch Objekte auf den Markt, um
Mittel aus dem «Gruselkabinett». Wegen 12 Prozent zugelegt. Fonds würden mitt- die professionelle Anleger wie Lebensdes Zinsschritts der Nationalbank werde lerweile zu einem Preis gehandelt, der versicherer lange einen Bogen gemacht
bei den Anlage-Immobilien der Super- 30 Prozent über dem Bilanzwert der entGAU vorbereitet. «Die SNB hat immer haltenen Immobilien liege, schrieb die hätten. «Gut möglich, dass wir ein Revival der B-Liegenschaften erleben wervor einer Blase am Immobilienmarkt ge- Credit Suisse unlängst in einer Studie.
den», sagt Bleisch.
warnt», sagt er. «Nun schafft sie die bes-
ten Voraussetzungen, dass wir bei den KÄUFER SIND PENSIONSKASSEN und Anlageobjekten in ein solches Szenario vor allem - Lebensversicherer. Sie stehen
reinlaufen.» Scognamiglio ist nicht ir- unter dem Druck, das Geld ihrer Versigendwer. Seine Firma analysiert seit Jah- cherten anlegen zu müssen. Erst recht,
ren den Immobilienmarkt und berät In- seitdem das Bankkonto Strafzins kostet.
«Die probieren mit allen Mitteln, Cash
vestoren mit Milliardenvermögen.
Nervös machen Scognamiglio die loszuwerden», sagt Bleisch. Oft würden
jüngsten Veränderungen auf dem Markt im Vorsorgemarkt nicht mehr die Imfür Rendite-Liegenschaften; Mehrfamili- mobilienexperten die Preise bestimmen,
enhäuser und gewerbliche Bauten. Dort sondern die Anlagechefs. «Für Immobikam es zu abrupten Preissprüngen, lien werden sehr tiefe Renditen akzepnachdem die SNB Mitte Januar einen tiert, denn die Alternative sind NullrenFranken-Strafzins von 0,75 Prozent ein- diten am Geldmarkt.»
geführt hatte. «In diesem Markt wurden
Auch Martin Wenk ist so ein Anlageschon vorher hohe Preise bezahlt, aber chef, er arbeitet für den Versicherer Bäjetzt geht es richtig los», sagt auch loise. «Wir haben jeden Tag grosse BeweAndreas Bleisch von Wüest & Partner gungen, weil wir die Negativzinsen um(W &P), einem weiteren namhaften Bera- gehen müssen», sagt er. Der Zinsschritt
tungsunternehmen. «Bei Wohneigen- war für viele Profianleger doppelt
tum waren die Preise schon länger stark schlimm. Weil sich gleichzeitig der Frangestiegen, jetzt gilt das zunehmend ken aufwertete, flossen grosse Bargeldauch für Renditeobjekte.» Offenbar sind beträge aus Absicherungsgeschäften zu,
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«Das Zinsniveau treibt die Preise
von Renditeliegenschaften in die Höhe»,
sagt auch Roger Hennig, Leiter Immobilien Schweiz beim Vermögensverwalter
Schroders. Anleger seien bereit, auch
Renditen von unter 3 Prozent für erstklassige Immobilien in Kauf zu nehmen.
«Immobilien sind inzwischen eine der
wenigen Anlageklassen im Schweizer
Franken, wo man überhaupt noch positive Renditen erzielen kann.»
offenbar
auch von dieser Nachfrage profitieren.
Gemäss Insidern will diese in der Nähe
des Centrals eine grössere Geschäftsimmobilie aus den 80er-Jahren für 90 Millionen Franken verkaufen. Man geht daIN ZÜRICH WILL DIE SWISSCOM
von aus, dass die Rendite bei diesem
Preis ebenfalls unter 3 Prozent betragen
wird. Auch deutlich unter 3 Prozent soll
das von der Swatch-Group erworbene
Griederhaus an der Zürcher Bahnhof-
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strasse einbringen. W&P-Berater Bleisch
spricht bei solchen Immobilien von
«Trophyliegenschaften».
Wirtschaftsprofessor Sconamiglio
warnt: Die heutige Situation bärge Abwertungsrisiken von rund 10 Prozent.
«Ich sah Firmen, die Immobilien mit
Renditen bei 3 Prozent kauften und
noch im gleichen Jahr zweistellige Millionenabschreiber vornehmen mussten.»
Die Käufer seien sich dieser Risiken bewusst, sagt er, aber sie sähen keine Alternativen. «Das ist wie auf der (Titanic>. Die
Musik spielt, und alle tanzen weiter.»
Kritiker der Nationalbank: Donato Scognamiglio.
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