Glimpses 2/2015 - Schoch & Partner

02/2015
Entwickeln Sie oder tauschen Sie aus?
Vor kurzem führte ich ein Gespräch mit einem NetzwerkPartner, der sich mit Personalsuche beschäftigte: „Ich
profitiere von der Ungeduld der Manager und dem Druck
der Märkte, die Erfolge mit der Brechstange herbeizuführen. Da bleibt keine Zeit Menschen zu entwickeln. Das
überlässt man gerne anderen und kauft Führungskräfte
„fertig entwickelt“ ein. Das ist zwar etwas teurer als früher, aber die Mehrausgaben sind ja durch den Wegfall
von Personalentwicklungskosten kompensiert.“
Was ist, wenn sich der Erfolg trotzdem nicht einstellt und
sich das Personal-Karussell immer schneller dreht, gerade
so wie beim Hamburger Sportverein (HSV) in der laufenden Saison?
Diese Entwicklung zur „Nicht-Entwicklung“ steht im krassen Widerspruch zu den gebetsmühlenhaften wiederholten Feigenblatt-Beteuerungen der Führungsgremien, der
Mitarbeiter sei das wichtigste Kapital des Unternehmens
oder stehe im Mittelpunkt. Die Wirklichkeit sieht aber oft
anders aus: Es geht ohne Entwicklung und wenn es nicht
mehr reicht, wechseln wir aus.
Durch die „McDonaldisierung“ der Wirtschaft, bestellen erhalten, ist eine Ungeduld entstanden, die kaum mehr
Zeit und Raum für Entwicklung lässt. Sie steht im Widerspruch zur persönlichen Lerngeschichte (niemand lernt
alles schnell) und blendet beobachtbare Wirklichkeiten
aus. Es gibt keinen Soforterfolg. Erfolg beruht immer auf
aussergewöhnlicher Leistung und Disziplin.
Der Verzicht auf Mitarbeiter-Entwicklung (Führungskräfte
sind auch Mitarbeitende) ist auch ein Verzicht auf eine
einzigartige Unternehmenskultur und einzigartige strategische Erfolgspositionen. Das sind zwei Erfolgsfaktoren,
über die globaler Konsens besteht.
StrategieTransfer
Wenn Unternehmen Wachstumsschmerzen haben
Schnell wachsende Unternehmen werden früher oder
später mit Fragen der Struktur und Kultur konfrontiert. Ein
Dienstleistungsunternehmen, für welches Schoch&Partner
ein längeres Mandat hatte, ist in vier Jahren von einer
Handvoll Mitarbeitenden auf 350 angewachsen. Die Geschäftsleitung hat frühzeitig erkannt, dass die Struktur und
das „Führen auf Zuruf“ schnell an Grenzen stossen. Die
überwiegend jungen Mitarbeitenden verfügten über keine
oder nur ganz beschränkte Führungserfahrungen. Für die
GL waren die folgenden Themen die wichtigsten Herausforderungen:
• Sich ständig verändernde Teamzusammensetzung und
Projektzugehörigkeit
• Grosse Führungsspannen von bis zu 35 Mitarbeitenden
• Keine implementierten Führungsinstrumente und wenige Kennziffern zur Unterstützung der Führungskräfte
• Wenig ausgebildetes Führungspersonal und extrem
kurze Einarbeitungszeit für neue Mitarbeitende
• Grosser Marktdruck und sich schnell verändernde
Marktanforderung in Bezug auf Volumen/Flexibilität,
Kosten und Qualität
Der Auftrag an Schoch&Partner war es, die jungen Führungskräfte in ihrer Aufgabe zu begleiten und aktiv zu
führen. Das Ergebnis aus Sicht der Geschäftsleitung lautete wie folgt:
Was hat die Zusammenarbeit mit Schoch&Partner dem
Unternehmen gebracht?
„Ohne Sie als Coach hätten wir das Wachstum und die
Gestaltung der Unternehmenskultur über so viele Jahre
nie so erfolgreich bewältigt, weder zeitmässig und auf
dieser Qualitätsbasis, noch bezüglich einheitlicher Führungskultur, Werte etc. bis hin zu erfolgreichen
Coachings einzelner Führungskräfte.“
Was sind für Sie die wichtigsten Ergebnisse?
„Im Vergleich mit Mitbewerbern bin ich immer noch
der Meinung, dass wir grundsätzlich in der Führungsstruktur, Organisation, Vertrieb, Qualität etc. eine hohe Professionalität und eine gute Basis als Führungsteam erreicht haben. Darauf bin ich stolz.“
Was nehmen Sie für sich persönlich mit?
„Im Nachhinein hätte ich mir noch etwas mehr Input
bezüglich Grenzen/Überforderungen von Führungskräften und Mitarbeitenden sowie bezüglich Grenzen
der Struktur gewünscht, da ich mittendrin im Geschehen bin und leider nicht, wie ein externer Berater, dieselbe Vogelperspektive einnehmen kann. Ich würde
mich viel mehr aus dem Vertrieb/Führung/Tagesge-
schäft rausnehmen, die Aufgaben der Bereichs- und
Teamleiter begrenzen und ein starkes Kennzahlensystem/Controlling frühzeitig installieren.“
lungs- resp. Handlungsfelder? Dieser kleine Fragenkatalog
gibt erste Hinweise auf Handlungsbedarf. Ein Nein als
Antwort ist dafür ein klarer Fingerzeig.
Dazu noch eine Anmerkung von mir: Es ist ein sehr
schwieriger Spagat Führungskräfte zu coachen und Sparring-Partner der Geschäftsleitung zu sein. In meinem Verständnis kann der Berater die eine oder die andere Rolle
übernehmen. Es ist bei der Auftragsübernahme nicht
immer klar, wie sich Rollen entwickeln. Die Sparring-Rolle
entsteht oft durch vertrauensvolle Zusammenarbeit und
kommt quasi „durch die Hintertür“. Eine regelmässige
Feedback- und Erwartungsklärungs-Runde zwischen den
verschiedenen Akteuren ist dafür sehr hilfreich.
• Gibt es eine klar definierte Unternehmensstrategie?
• Lassen sich daraus die Schlüsselherausforderungen für
die Führungskräfte ableiten?
• Sind diese Herausforderungen mit der im Unternehmen vorhandenen Führungskompetenz lösbar?
• Gibt es im Unternehmen Orte, Bereiche oder Abteilungen, wo diese strategischen Herausforderungen und
den damit verbundenen Kompetenzbedarf schon Realität sind und die Menschen darauf vorbereitet werden?
• Wäre es möglich im Unternehmen Bedingungen zu
schaffen, die diesen Kompetenzerwerb ermöglichen?
• Gibt es ausserhalb des Unternehmens dafür Möglichkeiten?
• Existiert ein transparentes Entwicklungsprogramm, das
diesen Herausforderungen Rechnung trägt?
• Berichten die Verantwortlichen für dieses Programm in
regelmässigen Abständen einem „Steering Committee“?
Leadership
Im 6. Teil der Serie „Talent und Potenzial“ liegt der inhaltliche Schwerpunkt auf der „raison d’être“ von Führung
und den damit verknüpften Implikationen für die Entwicklungsverantwortlichen.
Strategieumsetzung für Führungskräfte
Gibt es in Ihrem Unternehmen eine klar definierte Unternehmensstrategie? Wenn nicht, bleibt unklar, was Führungskräfte tun müssen. Eine Kernaufgabe von Führung in
Organisationen ist die Umsetzung der Unternehmensstrategie. Dazu gehört es, künftige Entwicklungen zu antizipieren und das Unternehmen auf diese Zukunft und die
damit verbunden Herausforderungen vorzubereiten. Selbst
wenn das Geschäftsumfeld weitgehend unvorhersehbar
ist und damit eine aussagekräftige, verlässliche Strategieausrichtung unmöglich erscheint, gehört wenigsten eine
Strategie, wie mit dieser Unsicherheit umgegangen werden soll, zu den wichtigsten Herausforderungen der Verantwortlichen. Führung impliziert, Ziele zu definieren und
zu erreichen, Orientierung zu geben und Mitarbeitende
auf künftige Herausforderungen vorzubereiten. Sinn und
Zweck von Führungskräfte-Entwicklung ist es, auch die
Führungskräfte auf diese Herausforderungen vorzubereiten. Eine brauchbare Strategie ist also Voraussetzung für
gute Führung, ansonsten diese lediglich auf die Tätigkeiten des Kontrollierens, des Verwaltens, des Anweisens,
des Abwickelns und Erledigens reduziert wird. Eine formulierte Strategie ist noch lange keine umgesetzte, und darin
scheint eine zentrale Herausforderung der Führung zu
liegen. Noch schwieriger wird dies bei der Ausgestaltung
einer strategieorientierten Führungskräfte-Entwicklung
(FKE) oder noch weiter gefasst einer Personalentwicklung
(PE). Was sind die tragenden Säulen der Strategie und
welche Lern- resp. Entwicklungsfelder lassen sich daraus
ableiten? Wo sind die Angebote, welche die spezifischen
Bedarfe abdecken? Die Hype-Themen, die in regelmässigen Wellen die Szene fluten, sind es nicht. Erfolgreiche
Entwicklungspolitik machen die Firmen, die eine eigenständige auf die strategischen Bedarfe abgestimmte FKE
betreiben, jenseits der Beliebigkeit und Austauschbarkeit
des Mainstreams. Im nächsten Glimpses werde ich ein
paar Ideen dazu formulieren.
Wie übersetzt man Unternehmensstrategie in Entwick-
In eigener Sache
Aus „Schoch&Partner GmbH StrategieTransfer“ ist „Roland
Schoch StrategieTransfer“ geworden. Mit der Entscheidung meines Sohnes Alexander, sich beruflich noch mehr
auf strategisches Marketing und auf das Branding zu fokussieren, ist die Gelegenheit gekommen, das Unternehmen wieder in seine ursprüngliche Form einer Einzelgesellschaft zurückzuführen.
Kontakt
Vielen Dank, wenn Sie diese Email an Vorgesetzte, Führungskräfte, Kollegen/innen, Mitarbeiter/innen und an all
jene Personen weiterleiten, die GLIMPSES interessieren
könnte. Frühere Ausgaben von GLIMPSES finden Sie auf
meiner Website www.rolandschoch.ch unter „Downloads“. Falls Sie GLIMPSES nicht mehr erhalten möchten,
mailen Sie mir: [email protected].