So macht Arbeit Spaß So werden Sie ein guter Arbeitgeber

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Ein Spezial des Zeitverlags | NAME SONDERTHEMA | ANZEIGE1
„Laptop und Lederhose” – Bayerns Arbeitgeber im Wettbewerb um Fachkräfte
KULTURWANDEL
Vertrauen, Teamwork, Förderung:
Bayerische Unternehmen legen
Wert auf hohe Arbeitsplatzqualität.
So macht Arbeit Spaß
JAN RÜBEL
Bei dem regionalen Wettbewerb „Beste Arbeitgeber“
stellten sich große und kleine
Unternehmen in Bayern dem
Vergleich – die Gewinner
setzen auf selbstbestimmtes
Arbeiten, Wertschätzung und
Transparenz.
Es war ein Ritterschlag von ganz
oben. Bayern sei ein „europäisches Hightech-Mekka“, adelte
einmal Microsoft-Gründer Bill
Gates den Freistaat, die Region sei ein Zentrum der „New
Economy“. Tatsächlich erwirtschaftet das Bundesland mit
einem Bruttoinlandsprodukt
(BIP) von 488 Milliarden (Stand
2013) mehr als die meisten der
EU-Staaten. Die Arbeitslosigkeit
liegt derzeit bei 4,2 Prozent, bis
2018 hat sich die Staatsregierung
Vollbeschäftigung zum Ziel gesetzt. Doch wie sind die Arbeitsbedingungen für diejenigen, die
einen Job haben? Und was tun
die Arbeitgeber in Anbetracht
umkämpfter Personalmärkte,
um die Spitzenpositionen ihrer
Unternehmen zu erhalten?
Einen Einblick gab nun der
neue Wettbewerb „Bayerns Beste Arbeitgeber 2015“, den das
Beratungsinstitut „Great Place
to Work“, das Demographie
Netzwerk e. V. (ddn) und der
ZEIT-Verlag gemeinsam ausrichteten. Bundesweit läuft er
bereits seit 2004. Der Vergleich
zeigte, dass so manches der 116
Unternehmen, die am erstmals
regional realisierten Wettbewerb
teilgenommen haben, in seiner
Mitarbeiterpolitik längst neue
Wege beschreitet. So nennen Firmen wie das in der Kategorie „ab
1001 Mitarbeiter“ erstplatzierte Unternehmen Gore aus dem
bei München gelegenen Putzbrunn ihre Mitarbeiter „Associates“. Und das Management der
Münchener Software-Schmiede
MaibornWolff (erster Platz bei
„50-250 Mitarbeitern“) verspricht: „Unsere Arbeitsplätze
sind Lebensräume.“ Die Zeiten,
in denen Personalchefs meinten,
vor allem Druck wirke motivierend, scheinen vorbei zu sein.
Die Erfahrungen vieler Unternehmensgeschichten zeigen:
Wer für zufriedene Mitarbeiter
und eine attraktive Arbeitsplatzkultur sorgt, steigert seine Chancen auf unternehmerischen Erfolg. Fühlen Arbeitnehmer sich
wie Mitunternehmer und übernehmen sie Verantwortung, sind
sie motivierter und leisten mehr.
Zufriedenheit am Arbeitsplatz
schafft echten Mehrwert für ein
Unternehmen.
Bayern erlebte zwischen
den Jahren 2008 und 2013 eine
Mehr Ausbildungsplätze als Bewerber
Wachstumsrate des realen BIP
in Höhe von 8,5 Prozent. Um
ihre Position zu erhalten und
auszubauen, müssen sich die
Unternehmen als attraktive Arbeitgeber positionieren. „Die besondere Stärke der bayerischen
Wirtschaft bietet im Bundesvergleich vor allem überdurchschnittlich attraktive Beschäftigungsmöglichkeiten und ein
hohes Lohnniveau“, sagt Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw). „Die
Unternehmen zeigen zudem ein
großes Engagement, in Zeiten
des Fachkräftemangels Mitarbeiter an sich zu binden. Sie
bilden auf hohem Niveau und
oft über Bedarf aus und bieten
seit Langem mehr Ausbildungsstellen an, als es Bewerber gibt.“
Ein Global Player war Bayern nicht immer. Rasant ist die
Wirtschaftsentwicklung, die das
Land in den vergangenen Jahrzehnten durchlebt hat. Früher
stark agrarisch geprägt, profitierte Bayern von einer späten
Industrialisierung, durch die
man rasch moderne Strukturen schaffen konnte. Nach dem
Zweiten Weltkrieg begannen
viele Flüchtlinge und Vertriebene in Bayern ein neues Leben, darunter viele kompetente
Fachkräfte. Und durch die folgende deutsche Teilung zogen
die Werke vieler großer Firmen
aus Regionen Ostdeutschlands
nach Bayern, darunter Siemens,
Auto-Union und Loewe. Schließlich schaute das Land nach vorn:
Anstatt mit Privatisierungserlösen Haushaltslöcher zu stopfen,
investierte die Staatsregierung
diese in Hochtechnologie und
Bildung – Bayern gilt als wichtiger Wissensstandort.
Doch es herrscht im südlichen Bundesland nicht nur eitel Sonnenschein. Eine aktuelle
Studie der Unternehmensberater von McKinsey hat untersucht, wie gut Bayern für die Zukunft aufgestellt ist – also über
die reinen volkswirtschaftlichen
Kennzahlen hinaus. Mit Blick auf
andere Bundesländer und eine
weltweite Auswahl vergleichbarer Regionen steht Bayern nicht
so gut da, wenn es um Internetzugang und Einkommensverteilung geht, also dem Verhältnis
zwischen Arm und Reich. Auch
bei den Themen Bildungschancen und Gründerszene sehen
die Autoren „großen Nachholbedarf“. „Von der zunehmenden
Digitalisierung und Automatisierung werden 40 Prozent der Arbeitsplätze in Bayern betroffen
sein und damit bedroht, wenn
nicht reagiert wird“, sagt Johannes Elsner, Leiter des Münchner
McKinsey-Büros und Co-Autor
der Studie.
In diesem Umfeld grundsätzlicher Herausforderungen
ist die Frage nach Arbeitsplatzkultur und der Attraktivität von
Arbeitgebern kein weicher Faktor unter vielen, sondern von
fundamentaler Bedeutung.
„Unternehmen sind erfolgreich,
wenn alle gemeinsam an einem
Strang ziehen“, sagt Ilse Aigner,
bayerische Staatsministerin für
Wirtschaft. „Dafür ist ein gelebtes Miteinander am Arbeitsplatz
wichtig.“ Eine Aufgabe für die
Politik sieht die Ministerin in
der Schaffung ausreichender
Betreuungsangebote zur Vereinbarung von Familie und Beruf.
„Gleichzeitig sollten wir aber mit
neuen Vorschriften so sparsam
wie möglich umgehen.“
Wie „Bayerns Beste Arbeitgeber“ agieren, zeigt ein Vergleich mit durchschnittlichen
Arbeitgebern. Nicht nur finden
Mitarbeiter bei den nun ausgezeichneten Unternehmen eine
bessere Gesundheitsförderung
oder mehr Anerkennung guter
Teams statt straffe
Hierarchien
Quelle: Great Place to Work® Deutschland. Benchmark-Wettbewerb „Bayerns Beste Arbeitgeber 2015”.
Bewertungsbasis: Mitarbeiterbefragungen zur Qualität und Attraktivität der Arbeitsplatzkultur in den Unternehmen sowie
Managementbefragungen zur Personal- und Führungsarbeit. Gesamtteilnehmerfeld: 116 Unternehmen mit Sitz in Bayern
Arbeit vor. Sie zeigen besondere Leistungsbereitschaft und
sind eher bereit, Produkte und
Dienstleistungen sowie den
Arbeitgeber an sich weiterzuempfehlen. Sie begegnen in
ihren Jobs öfter ehrlichen und
ethischen Geschäftspraktiken
und kompetentem Führungsverhalten.
Wie sieht das praktisch aus?
„Als inhabergeführtes Unternehmen interessiert uns die
langfristige Entwicklung“, sagt
Volker Maiborn, Geschäftsführer des Münchener IT-Dienstleisters MaibornWolff. „Eine
Rendite haben wir zwar im
Hinterkopf – aber keine von 20
Prozent.“ So gebe es eine offene
Feedback-Kultur: „Management
und Mitarbeiter sind weniger an
Karriere an sich orientiert als an
Inhalten und an der persönlichen Weiterentwicklung. Ich
hätte gern noch mehr Feedback.“ MaibornWolff zeigt durch
diverse Personalmaßnahmen
Fürsorge und Struktur: Es gibt
viele freiwillige Freizeitangebote
vonseiten der Mitarbeiter, die
So werden Sie ein guter Arbeitgeber
ihrer Arbeit, die dann schnell
ausgebessert werden muss. Tipp:
Zehn Tipps für Chefs und
Honorieren Sie Leistung, damit
ihre Mitarbeiter sich wertgeein gutes Betriebsklima.
schätzt fühlen. Aber aufgepasst,
das Lob muss authentisch sein,
Gemeinsame Werte:
Wenn Mitarbeiter ähnliche Wer- sonst bewirkt es das Gegenteil.
te, Vorstellungen und Ziele haben, dann identifizieren sie sich Kein Pranger im Büro:
mehr mit dem Unternehmen, Nichts schadet der Stimmung so
für das sie arbeiten. Tipp: Lassen sehr, als wenn ein Mitarbeiter vor
Sie Ihre Mitarbeiter gemeinsam der gesamten Belegschaft herunüber Werte sprechen und frei- tergeputzt wird. Tipp: Stellen Sie
willig Statuten festlegen.
Kollegen nicht an den Pranger!
Fehler sollten in einem Vier-Augen-Gespräch geklärt werden,
Offenheit:
Mitarbeiter, die an einem Projekt nicht vor dem gesamten Team.
beteiligt sind, sollten rechtzeitig
eingebunden und über den ak- Fokus auf das Positive:
tuellen Stand informiert werden. Führungskräfte müssen ihre
Tipp: Dinge, die schlecht laufen, Mitarbeiter nicht nur mit ihren
sollten frühzeitig angesprochen Stärken, sondern auch mit ihwerden – und zwar nicht hinter ren Schwächen nehmen. Tipp:
vorgehaltener Hand, sondern Gestalten Sie das Aufgabenfeld
offen!
nach den Kompetenzen und
Neigungen eines Mitarbeiters,
so ist er motivierter und leisLob nicht vergessen:
Im Arbeitsalltag kommt die An- tungsfähiger.
erkennung für erbrachte Leistungen oft zu kurz, meist hören Gelebte Kommunikation:
Mitarbeiter vor allem Kritik an Eine gute interne Kommunikati-
Kommunikation im
Büro ist wichtig –
und nicht immer
muss es nur um
berufliche Themen
gehen.
LISA ROKAHR on schafft ein angenehmes und
produktives Betriebsklima. Im
Unternehmen müssen die Informationen gezielt die Mitarbeiter
erreichen. Tipp: Es darf nicht immer nur um die Arbeit gehen!
Klatsch und Tratsch am Schreibtisch sind damit nicht gemeint,
aber Gespräche unter Kollegen
beim Mittagessen fördern auch
das Betriebsklima.
verzichten Sie auf Ganztagsausflüge. Wie wäre es stattdessen mit
einer monatlichen gemeinsamen
Kaffeepause, in der sie sich kurz
und konstruktiv austauschen?
Netzwerke statt Hierarchien:
Es fördert die Kreativität aller,
wenn sie nicht nur in festgelegten Hierarchien arbeiten, sondern auch mal in anderen Teams
und Netzwerken zeigen können,
wo ihre Fähigkeiten liegen. Tipp:
Gemeinsame Aktivitäten:
Gemeinsame Erlebnisse verbes- Gleichberechtigung schafft mehr
sern die Atmosphäre im Kolle- Raum für Ideen!
gium – aber nicht immer. Tipp:
Wenn Sie den Eindruck haben, Vertrauen statt Kontrolle:
die Mitarbeiter empfinden sol- Ständige Kontrolle durch den
che Aktivitäten als Zeitfresser, Vorgesetzten führt zum Burn-
out, Vertrauen schafft Balance.
Tipp: Erkundigen Sie sich, inwieweit Ihre Mitarbeiter ausgelastet
sind, und vertrauen Sie ihnen,
das Maximum an Leistung zu
erbringen. Überforderung führt
nicht zu mehr Leistung.
Vorbild sein:
Als Chef sind Sie Vorbild für Ihre
Mitarbeiter, machen Sie sich das
bewusst. Wann haben Sie zuletzt
negativ über einen Mitarbeiter
geredet? Haben Sie im letzten
Meeting respektvoll von allen
Abteilungen gesprochen? Tipp:
Gehen Sie höflich und freundlich
mit Ihren Mitarbeitern um, so
setzen Sie Maßstäbe.
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gefördert werden. Die Leute von
MaibornWolff feiern gemeinsam
und organisieren auch mal einen
„Elternabend“, bei dem Eltern
und Partner einen Einblick in
die Arbeitswelt erhalten. „Der
Elternabend wurde in starkem
Maße angenommen“, sagt Volker Maiborn und lacht. „Und
ich konnte Kollegen zusehen,
wie sie in Erwartung ihrer Mutter endlich ihren Schreibtisch
aufräumten.“ Wichtiger als Angebote und Programme seien
jedoch Werte wie Fairness und
Wertschätzung. „Wir wollen alle
Mitarbeiter mit ihren Stärken
und Schwächen mitnehmen. Es
muss das Gefühl da sein, etwas
Sinnvolles zu tun.“
Ein Leitfaktor bei einem weiteren ausgezeichneten Unternehmen ist das gemeinschaftliche Denken – gut zu beobachten
bei Gore. Das Technologie-Unternehmen ist für die Entwicklung von Funktionsmaterialien
bekannt, die für Bekleidung,
Schuhe und Handschuhe verwendet werden („GoreTex") –
und für die Behandlung seiner
Mitarbeiter als Partner. „Teams
sind der Kern unseres Erfolges.
Von Anfang an setzt unser Unternehmen auf Teams und ihre
Kraft – und nicht auf Hierarchien“, sagt Karsta Goetze, verantwortlich für „Human Resources“
bei Gore. Dabei verzichte Gore
weitgehend auf Kontrollmechanismen. „Die Teams arbeiten eng
vernetzt und fachübergreifend
an mehreren Projekten gleichzeitig, um die Kreativität möglichst zu fördern. In dieser dichten Gitternetzstruktur, in der die
direkten Kommunikationswege
in alle Richtungen fließen, gilt
das Prinzip: Wer eine gute Idee
hat und Kollegen dafür gewinnt,
kann ein Projekt initiieren.“
Dieses Prinzip des Miteinanders funktioniert in jeder Firma
– nicht nur in Hightech-Laboren.
In Bayern erkennen das immer
mehr.
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Und was haben
Sie zu bieten?
LISA ROKAHR
Die Fragen stellen in Einstellungsgesprächen immer
öfter die Bewerber. Nicht nur
deswegen ist die Generation Y
für Arbeitgeber eine Herausforderung. Drei bayerische
Unternehmen, die zum „Great
Place to Work“ gewählt wurden,
haben sie angenommen.
Harald Sorg ist 64 Jahre alt – und
man könnte denken, er schüttele
den Kopf über diese jungen Leute, die in jeder freien Minute das
Smartphone aus der Tasche ziehen.
Doch wenn der Rewe-Personalleiter über die digital natives spricht,
klingt es eher nach Bewunderung.
„Sie sind schon in jungen Jahren
sehr technikaffin“, schwärmt er.
Engagiert sei diese Generation, gut
informiert und mit einer hohen
Allgemeinbildung ausgestattet.
„Sie brauchen zum Lernen kein
Papier und keine Tafel mehr. Sie
wollen unabhängig sein.“
Sorg ist Personalleiter der Rewe
Markt GmbH Zweigniederlassung
Süd. Jedes Jahr stellt er 350 Auszubildende ein. Ab diesem Sommer
bekommt jeder von ihnen – ob
Verkäufer, Metzger oder Bäcker –
einen Tablet-Computer. Statt wie
früher mit einem Stapel Unterlagen zu pauken, lösen die Azubis
heute in einer Lern-App ein Quiz
mit 350 Prüfungsfragen. Die Highscores werden in einer Bestenliste
gespeichert – wie in einem Computerspiel. „Um als Arbeitgeber
attraktiv zu bleiben, müssen wir
uns etwas einfallen lassen“, sagt
Sorg.
Seit 35 Jahren ist er Personalleiter. Die Zahl der Bewerbungsgespräche, die er geführt hat oder
in denen er dabeisaß, geht in die
Die Generation
Y ist digital
gut aufgestellt
und kann ein
Unternehmen
zum Beispiel beim
Auftritt im Netz
bereichern.
Hunderte. In den vergangenen Jahren habe sich dabei etwas Grundlegendes verändert: Die Fragen
stellen heute oft nicht mehr die
Personalchefs, sondern die Bewerber. Und das sei vor allem die eine
Frage: Was hat Ihr Unternehmen
zu bieten?
Die Generation Y, geboren zwischen 1980 und 1995, ist sich ihrer Macht bewusst. Sie kennt die
Demografie: Weniger junge Leute
auf dem Arbeitsmarkt bedeuten
mehr Möglichkeiten für jeden Einzelnen. Die Generation Y wurde
in unzähligen Studien und Artikeln beschrieben als unabhängig,
selbstbestimmt und fordernd. Der
Buchstabe Y wird im Englischen
wie das Fragewort why ausgespro-
Die Frage nach dem
Sinn der Arbeit
chen: Warum? Warum, fragen die
Umworbenen, sollten sie einen
Arbeitsvertrag unterschreiben?
Drei bayerische Unternehmen, die
von ihren Mitarbeitern zum „Great
Place to Work“ gewählt wurden,
haben darauf überzeugende Antworten gefunden. Ihre Beispiele
zeigen, dass es sich lohnt, auf die
Forderungen des selbstbewussten
Nachwuchses einzugehen.
Rewe Süd lässt sich die Ausrüstung seiner Azubis etwas kosten
– und profitiert im Gegenzug von
deren besonderen Fähigkeiten:
„Die sind früheren Generationen
in vielem weit voraus“, hat Personalleiter Sorg festgestellt. Durch all
die Chats, Communities und Social
Networks seien sie viel besser vernetzt, viel kommunikativer.
Was die Generation Y bewegt
wie keine vor ihr, ist die Frage
nach dem Sinn der Arbeit. „Geld
ist niemals die Quelle für Inspira-
tion und Erfüllung“, sagt Michael
Dumpert. Ein Satz, der nicht weiter bemerkenswert wäre – käme
er nicht von dem Prokuristen einer Bank. Dumpert ist Direktor
der Unternehmensentwicklung
der Sparda-Bank München. Die
Genossenschaftsbank zahlt ihren
Mitarbeitern keine Boni – und motiviert sie stattdessen mit einem
sinnvollen Unternehmensziel. Der
Jahresbericht des Geldinstituts beschränkt sich nicht auf Einlagen,
Ausgaben und Gewinne. In der
sogenannten Gemeinwohlbilanz
bewertet die Bank auch Faktoren
wie Menschenwürde, ökologische
Nachhaltigkeit und Transparenz.
„Unsere Investitionen müssen
mit unseren Werten vereinbar
sein“, erläutert Dumpert. Nahrungsmittelspekulationen seien
„Bei uns wird die
Work-Life-Balance
von der obersten
Ebene vorgelebt.“
tabu, auch wenn sie noch so profitabel sein mögen. Und in Staaten, in denen die Todesstrafe gilt,
investiere die Bank keinen Cent.
Eine ethische Bank – das trifft
den Nerv der Zeit. Während das
Ansehen und die Bewerberzahlen der Branche seit Jahren sinken,
stapeln sich bei der Sparda-Bank
München die Anschreiben junger
Menschen, die ihre Ausbildung bei
der „guten Bank“ machen wollen.
Für den Jahrgang 2015 werden es
25 Prozent mehr sein als im Jahr
zuvor: 420 Bewerbungen auf 15
Ausbildungsplätze.
Der Welt etwas Gutes zu tun:
Das ist das eine, was dem Arbeitnehmer Sinn stiftet. Das andere
ist, in der Aufgabe selbst Erfüllung
zu finden. Viele wollen ihre Arbeit
heute nicht mehr einfach verrich-
ten, sondern darin aufgehen. „Kein
Mensch möchte auf seine Funktion
reduziert werden“, erklärt Michael
Dumpert. Zu Bewerbern sage er
daher immer: „Wir wollen nicht,
dass Du Deine privaten Sorgen am
Eingang abgibst wie einen Mantel.
Wir wollen Dich als Ganzes.“
Bei sogenannten Stärken-Workshops werden von allen Mitgliedern eines Teams die Stärken jedes
Einzelnen aufgezählt. Oft komme
es dabei zu „Gänsehautmomenten“, erzählt er, mancher sei von
dem geballten Lob der Kollegen
geradezu überwältigt. Später
analysiert dann jeder für sich die
Aufgaben seines Arbeitsalltags:
Was sind Energiefresser? Was sind
Energiespender? Dabei zeige sich,
dass der eine Kraft aus einer Tätigkeit gewinnt, die den anderen aus-
laugt. „Wenn man das transparent
macht“, erläutert Dumpert, „kann
einer die Aufgaben des anderen
übernehmen. Dann fügen sich die
Abläufe im Team.“
Manch ein Mitarbeiter hat bei
diesen Seminaren auch schon herausgefunden, dass er seine Stärken
woanders besser ausleben kann.
Ein Mitarbeiter, erzählt der Banker, sei anschließend nach Afrika
gegangen, um dort ein soziales Projekt zu leiten. Das Unternehmen
habe ihn dabei unterstützt, genau
wie diejenigen, die beschlossen
hätten, künftig weniger zu arbeiten. „Teilzeit ist bei uns kein Karrierekiller“, stellt Dumpert klar.
Ein Vorstand arbeitet Teilzeit und
ist viel auf Reisen, ein anderer hat
gerade Elternzeit genommen. „Bei
uns wird die Work-Life-Balance von
der obersten Ebene vorgelebt.“
Väter in Elternzeit – auch in der
Maschinenfabrik Reinhausen (MR)
ist das mittlerweile der Normalfall.
„Das klassische Rollenmodell von
Mann und Frau ist bei uns längst
aufgebrochen“, erzählt Roan De
Bock, Leiter Personalprojekte
und Personalmarketing bei MR.
Frauen, die trotz Kindern Karriere
machen wollen, müssen morgens
nicht einmal einen Umweg fahren:
Die „Villa Kunterbunt“, die firmeneigene Krabbelstube, steht gleich
neben dem Regensburger Hauptsitz. Für ältere Kinder organisiert
der Betrieb ein dreiwöchiges Sommerferienprogramm mit Ausflügen
auf den Erlebnisbauernhof oder
ins Fußballcamp des SSV Jahn Regensburg.
Fachkräftemangel
kaum spürbar
Der größte Trumpf im Werben
um den Firmennachwuchs aber
ist etwas, das erstmal ziemlich altmodisch klingt: „Zuverlässigkeit“,
erklärt De Bock, „ist der Kern unseres Unternehmens.“ Um das zu
verstehen, müsse man das wichtigste Produkt von MR verstehen:
Laststufenschalter. Eingebaut in
große Transformatoren sorgen sie
dafür, dass es keinen Stromausfall
gibt, wenn in Regensburg morgens
Tausende von Kaffeemaschinen
angeknipst werden. Oder in Sao
Paulo. In Kapstadt. In Peking. Das
Unternehmen ist Weltmarktmarktführer. Über die Hälfte der elektrischen Energie, die auf der Erde
verbraucht wird, fließt durch seine
Produkte.
„Hätten wir eine hohe Fluktuation, könnten wir den Kundendienst und die Sicherheit unserer
Produkte gar nicht gewährleisten“,
sagt De Bock. „Mit jedem Mitarbeiter, der uns verlässt, verlieren wir
wertvolles Wissen.“ Die Mitarbeiter
der Maschinenfabrik Reinhausen
bleiben im Schnitt fast 13 Jahre. Die
Generation Y wechselt dagegen –
statistisch gesehen – alle drei Jahre
den Arbeitgeber.
„Vom Fachkräftemangel spüren
wir hier kaum etwas“, berichtet
der Leiter des Personalmarketings.
Und das, obwohl die Branche des
Unternehmens, Elektrotechnik
und Maschinenbau, besonders
betroffen ist. Die zuverlässige Maschinenfabrik – an den Universitäten und Technischen Hochschulen
in Regensburg und Umgebung
kennt sie jeder. Das Unternehmen
schickt Gastdozenten an die Uni
und präsentiert sich auf einem
Dutzend Hochschulmessen. Insgesamt 132 Studenten kamen im
vergangenen Jahr in den Betrieb,
um ein Praktikum zu machen oder
die Abschlussarbeit zu schreiben.
Trotz aller Sinnsuche, Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit scheinen viele Vertreter der
Generation Y noch immer nach
konservativen Werten zu streben.
Ein Beispiel dafür ist Roan De
Bock selbst. Mit seinen 33 Jahren
zählt der Leiter des MR-Personalmarketings ebenfalls zur Generation Y. Seit vier Jahren arbeitet
er im Unternehmen, also bereits
ein Jahr länger als der Schnitt seiner Altersgenossen. Und: De Bock
kann sich vorstellen, ein Leben
lang zu bleiben.
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3 | NAMEPLACE
Ein
Ein
Spezial
Spezial
des
des
Zeitverlags
Zeitverlags| GREAT
SONDERTHEMA
TO WORK | ANZEIGE
Neue Führungskultur
MATHIAS BECKER
Selbstbestimmtes Arbeiten
und mehr Transparenz –
Unternehmen müssen sich
wandeln, um für ihre Mitarbeiter attraktiv zu bleiben.
Wenn Elke Frank morgens zur Arbeit fährt, hat sie keine Ahnung,
wem sie im Münchener Firmensitz von Microsoft persönlich begegnen wird. „Wann und wo meine Mitarbeiter arbeiten, weiß ich
nicht – und es interessiert mich
auch nicht“, sagt die Personalleiterin und zieht die Schulter kurz
hoch, als wäre das keine große
Sache. Tatsächlich arbeitet sie
als Mitglied der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland
genau daran: flexibles Arbeiten
Arbeit im Zug, Zuhause oder im Büro
selbstverständlich werden zu
lassen, und das selbst dort, wo
es vielen Führungskräften heute
noch graue Haare wachsen lässt.
Frank hält das für eine der Herausforderungen der Zukunft.
Denn in vielen Unternehmen
der IT-Branche sieht das Arbeiten
heute so aus: Einer arbeitet von
Zuhause aus, eine im Zug auf
dem Weg zum Termin, einer im
Büro und eine beim Kunden – mit
den neuen technischen Möglichkeiten und flexiblen Ansprüchen
an Arbeitnehmer sind Führungskräfte mit ganz neuen Herausforderungen konfrontiert. „Mehr als
90 Prozent unserer Mitarbeiter
arbeiten flexibel“, sagt Frank. „Es
braucht daher gewisse Regeln,
um die Unternehmenskultur zu
festigen und zu fördern“. Denn
wenn sich Mitarbeiter nicht mehr
mit ihrem Unternehmen identifizierten, wirke sich das schnell
negativ auf ihre Motivation aus.
Viele Arbeitgeber treibt daher
derzeit die Frage um, wie Führungskräfte Mitarbeiter auch in
Zukunft bei der Stange halten
können.
Klassische Regelungen wie
feste Arbeitszeiten und -orte oder
strenge Hierarchien helfen häufig nicht weiter. Deshalb haben
Frank und ihre Kollegen all diese,
seit langer Zeit als unverrückbar
geltenden Regelungen infrage
gestellt und überprüft, was davon dem Unternehmen und der
Zufriedenheit der Mitarbeiter
nutzt. Alles andere wurde über
Bord geworfen. Neben der Vertrauensarbeitszeit wurde auch
der Vertrauensarbeitsort in die
Betriebsvereinbarung geschrieben. „Wer will, kann im Café arbeiten – oder ins Büro kommen“,
sagt Frank, denn Letzteres sei
manchen auch wichtig. Jeder soll
so arbeiten können, wie er oder
sie sich am wohlsten fühlt.
Aber wie kommen die Führungskräfte damit klar, dass sie
so wenig Kontrolle haben? „Der
Schlüssel sind klare Zielvereinbarungen“, sagt Frank. Alle drei
Monate müssen sich Mitarbeiter
und Chef zusammensetzen – und
zwar persönlich, nicht per Skype
oder Telefon. In zahlreichen Trainings- und Rollenspielen lernen
Führungskräfte bei Microsoft,
wie sie Erwartungshaltungen
klar formulieren. „Vertrauen ist
essenziell wichtig“, sagt Frank.
Dazu gehört auch, dass der Chef
Dinge sagt wie „Du musst nicht
immer erreichbar sein“ – und der
Mitarbeiter sich traut, das Telefon nach Feierabend tatsächlich
auszuschalten. „Wir müssen unseren Kollegen vermitteln, dass
wir nicht erwarten, dass sie
nachts und am Wochenende auf
unsere Mails antworten – selbst
wenn wir zu diesen Zeiten schreiben.“ Schließlich gehe es um den
Inhalt und nicht darum, wer am
schnellsten antworte.
Gerade bei der Frage, woran
man den Erfolg einer Führungskraft messen kann, gerät die Förderung der Mitarbeiter immer
mehr in den Fokus der Unternehmen. „Unser Fundament ist
eine mitarbeiter- und leistungsorientierte Unternehmenskultur“, sagt Magdalena Sáenz,
Leiterin Personalmarketing bei
der Hilti Deutschland AG in
Kaufering. Die Firma beliefert
die Bauindustrie weltweit mit
technologisch führenden Werkzeugen wie Bohr- oder Sägemaschinen. Sáenz Aussage klingt
erstmal widersprüchlich. Aber
Sáenz zeigt sich überzeugt, dass
zufriedene, geförderte Mitarbeiter ihr Bestes geben. Und dafür
seien die Führungskräfte mit verantwortlich: „Unsere Führungskräfte werden an zwei Dingen
gemessen: der Erreichung ihrer
Ziele sowie der Entwicklung ihrer
Der Arbeitsalltag
ist flexibler
geworden: Viele
Mitarbeiter
arbeiten nicht
länger nur im Büro,
sondern auch zu
Hause, unterwegs
im Zug oder direkt
beim Kunden.
Den Chef einfach
direkt ansprechen
Wechselnde Positionen
bringen Fortschritt
Mitarbeiter.“ Dabei geht es nicht
nur darum, Leute möglichst
schnell in die nächste Position zu
hieven. Wie sich die Mitarbeiter
in ihrer Position fühlen und wohin sie wollen, das klären sie bei
Hilti in regelmäßigen Entwicklungsgesprächen, die im Unternehmen ebenso wichtig sind wie
die üblichen Zielvereinbarungen.
Und dabei ist ein breiter Ansatz
gefragt: Für Sáenz ist es das beste
Zeichen, wenn jemand in einem
dieser Gespräche rückblickend
sagt: Ich bin gewachsen. „Das
heißt nicht automatisch, noch
einen Titel obendrauf“, sagt sie.
Vielmehr sei es wichtig, dass
auch in die Breite geschaut werde, dass jeder auch einmal eine
Unternehmen, das Software und
Speichersysteme zur Datenverwaltung anbietet. Dazu gehört
auch, dass Führungskräfte nicht
alleine entscheiden, nur weil sie
die höchste Position haben. „Mitarbeiter können Entscheidungen leichter nachvollziehen und
mittragen, wenn sie ihre Kompetenzen einbringen können.“ So
bezieht Schindler beispielsweise
alle Betroffenen von Anfang an
mit ein, wenn sich ein Arbeitsprozess im Unternehmen ändert,
und lässt sie diesen mitgestalten. „Das führt in der Regel zu
besseren Ergebnissen, weil man
alle Kompetenzen nutzt, die im
Team vorhanden sind.“ Zudem
andere Position oder Abteilung
kennenlernt jenseits seines Spezialgebiets. „Wir versuchen zukünftigen Führungskräften auch
Aufgaben zu übertragen, die
sie sich nicht unbedingt selbst
ausgesucht hätten“, sagt Sáenz.
„Sie kommen ins Schwitzen, aber
wenn sie das schaffen, sind sie
gewachsen.“ Den Kollegen werde
so nie langweilig, es stelle sich
kein Alltagstrott ein – „und es
veranlasst die Menschen dazu,
ihre beste Leistung zu bringen“.
Und weil es Mitarbeiter ihrem
Unternehmen in der Regel danken, wenn sie von Anfang an in
Entscheidungsprozesse einbezo-
gen werden, setzen immer mehr
Unternehmen auf „beispielhaftes Führen“: „Menschen folgen
einer Strategie dann, wenn sie
einen offenen und transparenten Umgang erleben“, sagt Dierk
Schindler, Geschäftsführer der
NetApp Deutschland GmbH in
Kirchheim bei München, einem
fühlen sich die Mitarbeiter wertgeschätzt.
Das erlebt auch Katerina
Cerveny, „Head of Talent Acquisition Central, Eastern & Emerging Markets“ bei Adobe, einem
irischen Software-Anbieter für
digitales Marketing, der seinen
deutschen Firmensitz in München hat: „Nur wenn jemand
weiß, wohin die Reise geht, kann
er Veränderungen unterstützen.“
Deshalb vertrete ihr Unternehmen eine Politik der offenen Türen: Wer eine Frage hat, ist eingeladen, den zuständigen Chef
einfach direkt anzusprechen.
Hierarchien sollen der Kommunikation oder guten Ideen nicht
im Weg stehen. Und so hätten
die Mitarbeiter inzwischen keine Hemmungen mehr: „Es ist
vollkommen natürlich, dass der
BA-Student den Geschäftsführer anspricht, wenn er eine Idee
hat.“ Das alles diene nicht nur
einer angenehmen Arbeitsatmosphäre und dem Gefühl des
Mitarbeiters, wertgeschätzt zu
werden, sondern schlicht dem
Erfolg. „Wir bauen so keinerlei
Kommunikationsprobleme auf,
die uns daran hindern, besser
zu werden.“
Aber woran erkennt man potenzielle Führungskräfte, die
mit dieser Offenheit zurechtkommen? Bei Adobe schwört
man auf einen hohen EQ: einen
Quotienten, der die emotionale
Intelligenz ausdrückt. „Ein hoher
EQ ist Dreh- und Angelpunkt“,
so Cerveny: Er befähige dazu,
konzentriert zuzuhören und gute
Bindungen aufzubauen – die zentralen Werkzeuge also, um ein
erfolgreiches Team aufzubauen
und zu führen. Darauf setze das
Unternehmen sowohl bei der
Auswahl der Bewerber als auch
bei der Schulung der Führungskräfte. Adobe bietet allen Mitarbeitern Seminare zum Thema EQ
an, und sie erhalten Tipps, wie sie
ihre Selbstreflektion oder ihre
Fähigkeit, gute Beziehungen zu
Mitarbeitern aufzubauen, noch
verbessern können.
Nicht zuletzt müssen sich
Führungskräfte in zunehmend
international aufgestellten Unternehmen mit ihren eigenen
Vorurteilen beschäftigen. Denn
diese sind ein natürliches „Bias“
der menschlichen Wahrnehmung, wie Cerveny sagt. Wir
fühlen uns wohl, wenn wir von
Menschen umgeben sind, die uns
ähnlich sind. In Bewerbungsverfahren, in denen das Unternehmen versucht, die besten Köpfe
zu rekrutieren, kann dieses Bias
teuer sein. Zu einigen Führungsseminaren sind Psychologen und
Gastredner führender Universitäten eingeladen, um die Kollegen für Bias und Bewertungsraster zu sensibilisieren. Wie
nebenbei wird dadurch auch die
Zusammenarbeit für alle Beteiligten angenehmer.
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„Es kann auch die Lederhose sein“
JAN RÜBEL
Arbeiten
bei den
Besten!
Diese Unternehmen aus Bayern haben ihre Qualität als Arbeitgeber in einer unabhängigen
Mitarbeiterbefragung auf den Prüfstand gestellt und wurden von Great Place to Work® bereits für
ihr besonderes Engagement bei der Gestaltung einer attraktiven Arbeitsplatzkultur ausgezeichnet.
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Andreas Schubert, Geschäftsführer von „Great Place to
Work“, über den Wettbewerb
„Bayerns Beste Arbeitgeber
2015“, gute Chefs und begeisterte Mitarbeiter.
Seit vielen Jahren gibt es den
bundesweiten Wettbewerb
„Deutschlands Beste Arbeitgeber“ – warum gehen Sie nun regional auch nach Bayern?
Andreas Schubert: Zum einen eröffnen wir mit dieser Initiative
auch kleineren und mittelständischen Unternehmen ab zehn Beschäftigten die Möglichkeit, sich
an der Befragung und der Chance
zur Auszeichnung zu beteiligen.
Zum anderen war der Verband
der bayerischen Wirtschaft an
uns herangetreten. Dessen Ziel
ist es, die Wettbewerbsfähigkeit Bayerns weiter nach vorne
zu bringen und Unternehmen
zu motivieren, sich in Zeiten
des Fachkräftemangels exzellent aufzustellen. An unserem
deutschlandweiten Wettbewerb
hatten sich auch schon immer
viele Unternehmen aus Bayern
beteiligt.
Weil Bayern als starker Wirtschaftsstandort gilt?
Ja, das verwundert nicht. Bayern
hat eine Spitzenposition, die es
zu verteidigen gilt. Neben den
vielen Global Playern, die hier
zu Hause sind, gibt es ein dichtes
Netz erfolgreicher kleiner und
mittelständischer Unternehmen
mit viel Innovationskraft. Firmen
haben einen effektiven Nutzen,
wenn sie ihren Mitarbeitern
attraktive Arbeitsbedingungen
bieten und eine begeisternde Zusammenarbeit pflegen. Mit motivierten Beschäftigten erreichen
sie ihre Ziele deutlich einfacher
und besser.
Wie sieht dieser Nutzen konkret
aus, wenn Mitarbeiter das Unter-
nehmen als guten und attraktiven Arbeitgeber beurteilen?
Der ergibt sich aus wirtschaftlicher Sicht. Solche Unternehmen
können qualifiziertes Personal
langfristig binden und haben signifikant höhere Bewerberquoten.
Auch zeichnen sie sich durch eine
höhere Umsatzrendite und eine
höhere Innovationsfähigkeit aus.
Es geht bei Arbeitgeberattraktivität nicht in erster Linie darum, auf
dem Personalmarkt erfolgreich zu
sein – sondern darum, die Unternehmen mit der bestehenden
Mannschaft zu stärken. Es gilt der
alte Wahlspruch: Wahre Schönheit
kommt von innen. Das heißt: Was
man als Arbeitgeber nach außen
verspricht, muss man von innen
heraus entwickeln und dazu die
eigenen Mitarbeiter überzeugen Wie steht Bayern bei der Arbeitsplatzkultur im Vergleich zu anund begeistern.
deren Ländern konkret da?
Bayern peilt gerade die Vollbe- Das Gesamtniveau Bayerns ist
schäftigung an. Warum sollte gut. Die Spitze ist in Bayern
sich das Bundesland besonders breiter als in anderen Bundesfür eine attraktive Arbeitsplatz- ländern. Zugleich gibt es aber
kultur interessieren?
auch noch viele Unternehmen,
Aus den bereits genannten Grün- die noch einen längeren Weg vor
den müssen Unternehmen an sich haben.
diesem Hochtechnologiestandort auch um die kompetentes- Es gibt ja den Slogan: „Laptop
ten Mitarbeiter werben. Da gibt und Lederhose“ – in Bayern gibt
es zum einen große Player, die man sich gern traditionell und
bereits über ihre Bekanntheit at- modern zugleich. Wirkt sich das
traktiv sind. Diese Stärke spielen auf die Frage der Arbeitsplatzsie aus. Der Mittelstand muss sich kultur aus?
demgegenüber behaupten und Eine hohe Arbeitgeberattraktiüberlegen, was im Bereich der Ar- vität muss nicht gleich Laptop
beitsplatzkultur noch zu optimie- bedeuten, es kann auch die Leren ist. Zugleich müssen sich auch derhose sein. Es gibt auch traditigroße Unternehmen zunehmend onell aufgestellte Firmen aus der
in ihrer Qualität und Attraktivität sogenannten „Old Economy“, die
ebenso hoch attraktiv sind. Und
als Arbeitgeber messen lassen.
natürlich verbinden viele bayeLegt man in Bayern mehr wert rische Unternehmen die Attrakauf eine zufriedene Jobkultur als tivität des Wirtschaftsstandorts
in anderen Ländern?
Bayern mit ihrer eigenen StärDas ist auch in anderen Bundes- ke. Da ist eine Menge gesundes
ländern ähnlich gelagert, aber in Selbstbewusstsein dabei. Und
Bayern gibt es eben viele exzel- dieses „Wirgefühl” hilft. Es kann
lente Unternehmen. Da ist der als Identifikationspunkt wirken,
Wettbewerb darum, Talente zu durch den die Menschen auch
gewinnen und vor allem auch zu im Unternehmen noch mehr
zusammenhalten.
binden, ein Dauerthema.
Andreas Schubert,
Geschäftsführer
bei „Great
Place to Work“,
sagt, Bayern
müsse seine
Spitzenposition
verteidigen:
„Mit attraktiven
Arbeitsplätzen
und motivierten
Beschäftigten
erreichen
bayerische Firmen
das besser.“
Was muss getan werden, damit
Bayern seine starke Stellung hält?
Ganz wichtig ist neben Fragen
der Infrastruktur und Wirtschaftspolitik die Fachkräftesicherung.
Wir erleben immer wieder Unternehmen, die gern wachsen
würden – aber nicht mehr die
dafür notwendigen Fachkräfte
finden. Und es spielt auch eine
Rolle, dass Bayern bei den Immobilienpreisen heiß läuft, das
erschwert die Ansiedelung von
neuen Mitarbeitern. Auch die
Zuwanderung und das Diversity
Management werden bedeutende
Faktoren. Letztlich also die Frage:
Wie stellt man sicher, dass sich
auch internationale Fachkräfte
auf den Weg nach Bayern machen
und gut integriert werden?
Inwiefern ist hier die Politik gefragt?
Unternehmen müssen ihre Wettbewerbsfähigkeit sichern, also
ihre Mitarbeiter weiterbilden
und fit halten. Die Politik hat da
unbedingt zu unterstützen und
attraktive Rahmenbedingungen
mitzugestalten. Dies gilt nicht zuletzt auch für ländliche und strukturschwache Gebiete, in denen
Unternehmen vor besonderen
Anforderungen stehen.
Nebenbei erwähnt: Auch die Stadt
München unterzieht sich einem
„Great Place to Work“-Prozess
und misst ihre Einrichtungen,
um als Landeshauptstadt selbst
ein guter und attraktiver Arbeitgeber zu sein.
Er muss eine ehrliche Bestandsaufnahme wollen und sich auch
offen möglicher Kritik stellen.
Ein guter Arbeitgeber hat ein Bewusstsein sowohl für den Auftrag
des Unternehmens als auch für
die Menschen, die ihn ausführen.
Er hat das Engagement, die fachliWas unterscheidet „Bayerns Beste che und persönliche Entwicklung
Arbeitgeber“ von durchschnittli- und auch die Gesundheit der Bechen Arbeitgebern?
schäftigten im Blick.
Sie werden von ihren Mitarbeitern in wichtigen Bereichen der Ist da die Grenze zur BevormunArbeitsplatzqualität wie zum dung nicht schnell überschritten?
Beispiel Führung, Vertrauens- Fürsorge ist ein wichtiges Merkkultur, berufliche Weiterbil- mal, aber nicht das alleinige. Im
dung, Wertschätzung oder Ge- Ganzen gilt es Beziehungen auf
sundheitsförderung signifikant Augenhöhe aufzubauen, glaubbesser beurteilt. Zudem zeigen würdig und authentisch zu hansich die Mitarbeiter engagierter deln und die Beteiligung und Mitund dem Unternehmen deutlich verantwortung der Mitarbeiter
stärker verbunden. Die besten zu stärken. Ohne diese können
Arbeitgeber haben verstanden, Unternehmen heute nicht mehr
dass die Menschen den Unter- wirklich erfolgreich sein. Mit Beschied machen. Sie entwickeln vormundung oder alten Obenüberdurchschnittliche Leistun- Unten-Schemata erreicht man
gen und Angebote im Bereich der eher das Gegenteil. Viele PotenziPersonal- und Führungsarbeit, ale und Talente bleiben so liegen
die ihre Mitarbeiter aktiv unter- oder Mitarbeiter wandern sogar
ab. Ein großartiger Arbeitgeber
stützen und fördern.
zu sein bedeutet, vertrauensvolle
Was kann man von den ausge- Arbeitsbeziehungen aufzubauen,
zeichneten Unternehmen lernen? die Mitarbeiter mitzunehmen,
Dass es sich lohnt, sich auf den sie zu fördern, zu fordern und zu
Weg zu machen. Die Arbeit an begeistern.
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einer attraktiven und begeisternden Arbeitsplatzkultur ist allerdings kein „Sprintprojekt“. Da
muss man über mehrere Jahre
dran arbeiten und bedarfsorientiert agieren.
Ein guter Arbeitgeber hat ein
Bewusstsein sowohl für den
Auftrag des Unternehmens
als auch für die Menschen,
die ihn ausführen. Er hat das
Engagement, die fachliche
und persönliche Entwicklung
und auch die Gesundheit der
Beschäftigten im Blick.
Was heißt das?
Sie befragen ihre Mitarbeiter. So
erfährt man, was gut läuft und
wo der Schuh drückt. Schritt für
Schritt stellt sich so ein Unternehmen besser auf. Dabei hilft auch
der Vergleich, das Benchmarking,
mit ausgezeichneten Unternehmen sowie das Lernen von deren
erfolgreicher Praxis.
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Wie sollte ein Arbeitgeber generell
ticken, wenn er die Arbeitsplatzkultur verbessern möchte?
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