Hilda-Gymnasium Koblenz Wie können Eltern das Lernen ihrer Kinder unterstützen? Vortrag für die Eltern der neuen Fünftklässler am 23. Mai 2012 Margret Sprengart Lehrerin am Hilda-Gymnasium Fachleiterin für Pädagogik am Studienseminar Koblenz Prof. Largo Arzt an der Universität Zürich vergleicht Adoptivkinder mit deren Geschwistern „Es bringt für die Entfaltung der Persönlichkeit des Kindes mehr, dessen Stärken zu fördern, als mit dem erzwungenen Ausbügeln von Schwächen Selbstvertrauen zu untergraben.“ Adoptiveltern • haben keine Erwartungen • freuen sich über alles, was gelingt • fördern durch Angebote • verbringen viel Zeit miteinander • reden viel miteinander • einigen sich zu Regeln und Ritualen • ermutigen das Kind behutsam Lernerfolg! Was trägt dazu bei und was mindert ihn? 1. Was entscheidet über den Lernerfolg? Persönlichkeitsmerkmale Familie Intelligenz Lernverhalten Lernerfolg Wirksame Persönlichkeitsmerkmale ist offen für Neues, wissbegierig stellt viele Fragen, ist konzentriert denkt in Strukturen, ordnet zu ordentlich-vollständig geführte Hefte verkraftet Enttäuschungen, hält durch übt regelmäßig unabhängig von Test Kooperation von Schule + Zuhause Schule Zuhause ist zuständig fürs Verstehen ist zuständig fürs Üben 2. Ein gutes Gedächtnis! • Interesse - eine notwendige Voraussetzung • dauerhaftes Abspeichern - im Tiefschlaf • häufiges Erinnern - unabdingbar ! „Schulwissen" Verstehen + Behalten + Zugreifen Verstehen Erinnern Behalten - Abspeichern • Das Gehirn hat mehrere Filter hintereinander geschaltet, um zu vermeiden, „zugemüllt“ zu werden: - Kurzzeitgedächtnis 3 - 4 Min - mittelfristiges Gedächtnis 20 Min - Langzeitgedächtnis 3 Tage - Jahre Lernen erfordert also viel Zeit und häufigen Kontakt: Wissbegier Erinnern von „Schulwissen" • ist an andere Strukturen gebunden als das Einspeichern (gilt für das semantische und das episodische Gedächtnis) • muss also stattfinden, um den Zugriff auf die Gedächtnisinhalte zu ermöglichen • ist ein eigenständiger Lernprozess Nichtlernen – Vergessen - Stress • Bei Gebrauch werden neuronale Kontakte vermehrt und intensiviert, bei Nichtgebrauch eingeschmolzen. Man kann also nicht Nichtlernen; das Gehirn verändert sich zu jeder Zeit. • Damit verändert sich auch die eingespeicherte Information. • Auch das Vergessen ist ein Lernprozess. • Dauerstress und Angst lassen Hirnstrukturen schrumpfen, die dem Abspeichern dienen. Nichtlernen – Vergessen - Stress • Nichtlernen: Es wurde nichts abgespeichert. • Löschen : Die Inhalte im Kurzzeitgedächtnis wurden im Schlaf nicht abgespeichert oder Inhalte im Langzeitgedächtnis wurden zu selten benutzt und daher eingeschmolzen. • Vergessen : Es wurde gelernt, dass etwas, das vorher gelernt wurde, nicht richtig ist. • Verdrängen: Man lernt, sich an etwas möglichst nicht zu erinnern. Dauerstress und Angst lassen Hirnstrukturen schrumpfen, die dem Abspeichern dienen. Kooperation von Schule und Elternhaus Lehrer/innen Verstehen Üben/Wiederholen Eltern achten auf … Hausaufgaben ohne Stress! Die Schule hilft zu verstehen + Hausaufgaben helfen, Neues zu behalten + Eltern helfen, die Hausaufgaben zu erledigen Zur Klarstellung Hausaufgaben sind nicht etwa nur ein herkömmlicher Bestandteil von Schule, sie sind unverzichtbar. Gründe • Die Gedächtnisinhalte, die in der Schule gelernt werden, nehmen beim Einspeichern/Behalten einen anderen Weg als beim Abrufen/Erinnern. • „Der Weg raus“ muss ebenso gebahnt, d.h. geübt werden, wie der Weg in das Gehirn hinein. „Spätfolgen“ von Hausaufgaben „Schüler, die ihre Hausaufgaben regelmäßig und sorgsam erledigen, werden strukturierter, ordentlicher und fleißiger“. laut Angaben des Bildungsforschers Ulrich Trautwein, 2005 Lautes Sprechen Wird ein neuer Begriff laut ausgesprochen, dann behält man ihn 7-fach besser als wenn man ihn nur liest. Gedächtnissysteme Autobiografisches Wissenssystem Gedächtnis Sprache zuständig für Schulwissen Ist unabdingbar an Sprache gebunden Der Weg raus ist ein anderer als rein Prozedurales Gedächtnis Priming S. d. Wiss. 9/96, S. 54 Wissenssystem Weltkenntnisse Schulwissen Sprache Zusammenhänge Eltern – „Hilfslehrer der Nation“ 95 % der Eltern glauben lt. FOCUS (1/2005) nicht, ihren Kindern helfen zu können • „Zeitinseln“ anbieten, wo die Kinder fragen können: 10-15 Minuten • ab und an sich die Hausaufgaben zeigen lassen (=/= Kontrolle) Bei anhaltenden Schwierigkeiten Nachhilfe • in Absprache mit dem jeweiligen Lehrer • und wenn das Kind zustimmt Wirksamkeit von Hausaufgaben • Hausaufgaben sind üblicherweise umso wirksamer, je eigenständiger ein Schüler diese erledigt. • Die fortwährende Einmischung von Eltern ist kontraproduktiv. • „Hilfe“ vermittelt das Gefühl unfähig zu sein. Selbstunsicherheit als Grund, Hausaufgaben nicht zu erledigen • SuS werden lieber „für mangelnden Fleiß, Unordnung, Vergesslichkeit (und) Unkonzentriertheit“ gerügt, • als dass man ihnen bescheinigt, nicht klug genug, nicht gescheit und überfordert zu sein. lt. Brigitte Zinke in Praxis Schule 5-10 (2005), S. 49, Dipl. Psychologin Die Angst zu enttäuschen • Kinder lernen für ihre Eltern, diese möchten sie nicht enttäuschen. • Lieber gibt man sich faul, als dass sich bestätigt, dass man „dumm“ sei. Ermutigen statt Druck und Kontrolle Ermutigen • den Blick auf die Ressourcen richten - Fähigkeiten - Fertigkeiten - Interessensgebiete - Engagement - Leistungsstärken • um Vorschläge bitten, keine Rat-Schläge • ins familiäre Umfeld einbinden (Pflichten) • die soziale Einbindung fördern Regeln für Hausaufgaben • HA immer zur gleichen Zeit • immer am gleichen Platz • ohne Informationsmüll (Musik, TV …) • laut sprechend bei mündlichen HA und • eigenständig erledigen („Zeitinseln“) • Erledigtes im HA-Heft gelb markieren • Jeden Tag die Tasche aus- und einpacken Wie läuft ein Lernprozess ab? Sichern Festigen Erarbeiten Durcharbeiten Wiederholen Einstieg Verstehen Behalten Einschleifen Neugier wecken in Worte fassen Anwenden Üben • Lautes Sprechen: ein fremder Begriff - laut ausgesprochen - wird sieben Mal besser behalten als beim Lesen • mit Erfahrungen aus dem Alltag verknüpfen • Informationsmüll vermeiden! • „Für alles gibt es eine Zeit!“ • Anspannung und Entspannung! Schlafen 9 ½ bis 11 Stunden jeden Tag Nur in den Tiefschlafphase gelangt das Gelernte ins Langzeitgedächtnis. Die erste von fünf Tiefschlafphase ist besonders wichtig für Vokabeln, Mathe … TV und PC-Spiele • trainieren das Gehirn, möglichst schnell zu vergessen • „Action“ löscht Gelerntes eine Stunde nach den Hausaufgaben eine Stunde vor dem Einschlafen Miteinander reden Kommentare Ratschläge Alternativen 1. Gesagtes in Teilen wiederholen (doppeln) „- Du bist also nicht drangekommen.“ „Du sagst, die ist doof.“ 2. Gefühle benennen (spiegeln) „Da bist Du aber erleichtert, oder?“ Das Selbstvertrauen stärken 1. Positiv denken! 2. Ängste ernst nehmen + umbewerten 3. Entspannen! 4. Hürden stufenweise überwinden 5. Durchhalten! Überblick 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Eine gute Arbeitshaltung! Ein gutes Gedächtnis! Regeln für häusliches Arbeiten Eigenständigkeit Üben Lesen und Computerspiele/Fernsehen Schlafen Miteinander reden Zuversicht statt Schulangst
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